Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zu den Ergebnissen des bundesweiten Leitungsvergleiches der Bibliotheken (BIX) und insbesondere die erzielten Ergebnisse der Stadtbibliothek Rheine für das Jahr 2007 zur Kenntnis.

Begründung:

Der Deutsche Bibliotheksverband hat die aktuellen Zahlen zur Leistungsmessung im BIX-Bibliotheksindex im Juli 2007 veröffentlicht.

Insgesamt messen sich mehr als 250 Hochschul- und Stadtbibliotheken in acht Größen- oder Fachklassen als Informationsvermittler, Bildungspartner und Orte des gesellschaftlichen Lebens. Das BIX-Ranking enthält 17 Kennzahlen zum Dienstleistungsangebot der Bibliothek und ihrer Ausstattung durch den Träger, zum Erfolg bei ihren Kundinnen und Kunden sowie zum optimalen Einsatz der Ressourcen.

Seit 1999 nimmt die Stadtbibliothek Rheine an diesem jährlichen Bibliotheksranking teil. Das Berichtsjahr 2007 ist für Rheine allerdings ein besonderes Jahr, ist doch die Stadtbücherei vom Sträterschen Haus direkt an der Ems in die Innenstadt umgezogen. Damit haben sich viele Parameter im Laufe des Jahres verschoben. Trotz der Erkenntnis, dass der Standortwechsel zu erklärungsbedürftigen Ergebnissen führen wird, hat sich die Stadtbibliothek am BIX beteiligt.

Von 41 teilnehmenden Bibliotheken in Gemeinden mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern hat die Stadtbibliothek Rheine den 26. Platz erreicht. Im Vorjahr hatte die Stadtbücherei nur den 37. Platz bei 42 Teilnehmern belegt, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr ist also schon zu sehen. Dennoch befindet sich unsere Bibliothek noch im Mittelfeld.

Erstmals hat Rheine in einer Kategorie einen Spitzenplatz erreicht und zwar in der neuen Kategorie „Entwicklung“. Hierfür wurde der Stadtbibliothek vom Deutschen Bibliotheksverband eine „Qualitätsplakette“ verliehen. Diese gute Position hat mit den Investitionen zu tun, die für die neue Bibliothek getätigt wurden und die sehr positiv gewertet worden sind. Aber auch die Erneuerungsquote des Medienbestandes, die für die Wertung in dieser Kategorie wichtig ist, kann sich in Rheine sehen lassen.

In der Kategorie „Auftragserfüllung“ konnte die Stadtbibliothek 2007 dagegen gar nicht punkten, sie erreichte nur den 39. Platz. Die Größe des Bestandes, Personalausstattung, Publikumsfläche, Veranstaltungen sind die wichtigsten Größen, die hier gewertet werden. Veranstaltungen konnten im zweiten Halbjahr wegen des Umzugs nicht mehr durchgeführt werden, sodass dieser Wert extrem niedrig ausfällt. Der Medienbestand wurde zur Vorbereitung des Umzugs von allem Ballast befreit. Daher sind auch hier die Werte niedriger als sonst. Nach dem Umzug, der ja eine deutliche Verbesserung der Raumsituation gebracht hat, erreicht Rheine mit 18,7 qm Publikumsfläche je 1.000 Einwohner dennoch nur den 33. Platz auf der Liste – da bieten Bibliotheken in gleichgroßen Städten häufig mehr Raum.

Ganz schlecht schneidet die Stadtbibliothek bei der Frage nach „Mitarbeitern je 1.000 Einwohnern“ ab, Rheine belegt hier den letzten Platz mit nur 0,10 Stellen je 1.000 Einwohner. Keine Bibliothek, die sich im oberen Feld des Ranking befindet hat weniger als 0,20 Stellen je 1.000 Einwohner, der höchste Wert liegt bei 0,39 Stellen je 1.000 Einwohner.

In der Kategorie „Kundenorientierung“ werden die Dienstleistungen gewürdigt mit der Frage nach der Anzahl der Besucher, den Öffnungsstunden, der Anzahl der entliehen Medien. In dieser Kategorie konnte die Stadtbibliothek Rheine keinen vorderen Platz erwarten. Da die Bibliothek drei Wochen geschlossen war, fehlen hier Öffnungsstunden. Die Schließzeit hat zudem zu geringeren Ausleihen geführt. Hier wurde Platz 36 erreicht.

In der Kategorie „Wirtschaftlichkeit“ liegt die Stadtbibliothek im Mittelfeld auf dem  28. Platz. Da auch die Wirtschaftlichkeit in Relation zur Nutzung gesehen wird, ist dieser Wert für 2007 nur bedingt aussagefähig.

Insgesamt ist das Ergebnis für die Stadtbibliothek Rheine für 2007 erfreulich. Trotz Umzug, trotz gewandelter Parameter hat sie ihren Platz im Ranking verbessern können.

Wirklich gespannt können wir auf die Ergebnisse für das Jahr 2008 sein. Zwar wird sich der erste Platz in der Kategorie „Wirtschaftlichkeit“ nicht halten lassen, da die große Investition für die Neueinrichtung ja nicht mehr zu Buche schlägt, dafür ist in anderen Kategorien mit Steigerungen zu rechnen.

In der Kategorie „Kundenorientierung“ ist mit einer deutlich besseren Plazierung zu rechnen. So gibt es im ersten Halbjahr 2008 eine 83%ige! Steigerung der Besucherzahlen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum und eine 25%ige Steigerung der Ausleihen. Die Öffnungszeiten sind ab dem 1. September 2008 erweitert worden, so dass insgesamt mehr Öffnungsstunden in die Wertung aufgenommen werden.

Eine deutliche Verbesserung zeichnet sich auch in der Kategorie „Auftragserfüllung“ ab. Die Stadtbibliothek setzt als Ort der Literatur einen deutlichen inhaltlichen Akzent, im Jahr 2008 nicht nur für Rheine sondern für die Region. So hat im Rahmen des Münsterlandfestivals pART4 der berühmte litauische Dichter und Schriftsteller Tomas Venclova in der Stadtbibliothek gelesen. Tomas Venclova begeisterte über dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer mit seiner Lyrik und und seiner stimmungsvollen Lautmalerei. Das Rheiner Duo ReciTour hat am 29. Oktober 2008 die Lesereihe „Verbrannte und verfehmte Dichter“ mit einer Lesung von Nelly Sachs begonnen.

Neben den herausragenden literarischen Einzelveranstaltungen bietet die Stadtbibliothek eine Vielzahl an regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen. Die  Klassenführungen werden im neuen Haus in  erheblichem Umfang angenommen, die neuen Vorlesereihen „Sternstunde“ und „Sternstündchen“ für Kinder, die von Ehrenamtlichen durchgeführt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit. Darüber hinaus bereichert weiterhin der Sommerleseclub das Angebot, auch die Kindermatinee ist zu nennen,  die seit Jahren in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in der Stadtbibliothek durchgeführt wird  und zur kulturellen Bildung der Kinder beiträgt. Die Stadtbibliothek beteiligt sich auch am Kinderkulturpass, so dass alle Kinder der Klassen zwei, die die Veranstaltungen der Bibliothek besuchen oder Medien entleihen, Aufkleber für ihren Pass erhalten.

Die Erfahrung andere Bibliotheken, dass erst im zweiten Jahr nach dem Umzug ein deutlicher Aufstieg im Ranking zu erkennen ist, wird sich wohl auch in Rheine bewahrheiten.

Die Spitzenposition im BIX in der Größenklasse der Gemeinden zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern nimmt übrigens die Stadtbibliothek Ludwigsburg ein, gefolgt von den Bibliotheken Göppingen und Herten.

Der Bibliotheksindex wurde 1999 erstmalig von der Bertelsmann Stiftung mit dem Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) durchgeführt und erscheint seither jährlich. 2005 übernahmen der dbv und das Hochschulbibliothekszentrum NRW (hbz) den BIX im Rahmen des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken (KNB), dem Netzwerk für überregionale Bibliotheksaufgaben. Unterstützt wird der BIX von der Bertelsmann Stiftung, infas Institut für Sozialforschung und der Zeitschrift B.I.T.-Online. Alle Teilnehmer und Ergebnisse des BIX 2008 finden Sie unter: www.bix-bibliotheksindex.de.

Anlagen:

Anlage 1:     Übersicht BIX-Ergebnisse

Anlage 2:     Zertifikat „Entwicklung“