Betreff
Dreijahresprogramm für die offenen Ganztagsgrundschulen in Rheine
Vorlage
455/08
Aktenzeichen
II-I-40-ree
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss stimmt dem Dreijahresprogramm zum quantitativen Ausbau für die offenen Ganztagsgrundschulen in Rheine zu. Er nimmt den Zwischenbericht zur Qualitätsoffensive zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung Entscheidungsvorschläge für den Schulausschuss vorzubereiten.


Begründung:

 

Ausgangslage

Die Initiative der Landesregierung zum Ausbau der Grundschulen zu offenen Ganztagsgrundschulen besteht seit 2003. Sie reflektiert geänderte und erweiterte Ansprüche in Verbindung von Bildung, Erziehung und Betreuung und ist gegenüber dem Programm „acht bis eins“ als qualitative Neuorientierung zu sehen. Das Ganztagskonzept stellt einen umfassenden Ansatz dar, der über die Garantie verlässlicher Zeiten deutlich hinausgeht. Angestrebt ist die offene Ganztagsgrundschule als Ort des Lernens, der Förderung und des Spielens, wobei in der Verbindung der verschiedenen Aspekte der entscheidende Unterschied zum reinen Betreuungsmodell zu sehen ist.

 

 

Derzeitiger Ausbaustand in Rheine

In der Stadt Rheine erfolgte in den letzten Jahren ein offensiver Ausbau des offenen Ganztagsangebotes. Im Schuljahr 2008/09 werden 12 von 15 Grundschulen mit 23 Gruppen als offene Ganztagsschulen geführt. In den drei restlichen Schulen wird eine erweiterte Betreuung bis 13:30 Uhr angeboten. Die Angebote werden überwiegend in Trägerschaft des Jugend- und Familiendienstes geführt, daneben in Trägerschaft eines Elternvereins sowie von zwei Sportvereinen (TV Jahn und TV Mesum).

 

Grundsätzlich handelt es sich bei allen Angeboten um jahrgangsübergreifende Gruppen mit Schülern unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Klassen. Eine flächendeckende Versorgung ist insgesamt gewährleistet.

 

Mit dem offenen Ganztagsangebot werden – bezogen auf die Schulen mit entsprechendem Angebot - im aktuellen Schuljahr 2008/09 insgesamt 23,9 % der Schüler erreicht.

 

Mit diesem Angebot wurde der Beschluss des Rates vom 03.06.2003 umgesetzt, der Folgendes beschlossen hatte:

 

Der Rat der Stadt erklärt seine Absicht, bis spätestens 31. Juli 2007 Grundschulen nach Bedarf zu offenen Ganztagsgrundschulen auszubauen.

 

Zur weiteren Konkretion fasste der Schulausschuss in seiner Sitzung vom 10.09.08 den Beschluss, zur Qualitätssicherung einen Dreijahresplan zu erarbeiten. Diesem Auftrag wird hiermit Rechnung getragen.

 

Erfahrungen und Probleme

Kernkomponenten und Handlungsfelder der offenen Ganztagsschule sind: Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, teilweise verbunden mit Angeboten zu individuellen Förderung, teilweise zielgruppenspezifische Bildungs- und Förderangebote, Sport-, Musik- und andere Kulturangebote, Freizeitgestaltung.

 

Die Personalausstattung beträgt bis zu 25 Kindern eine Erzieherin mit mindestens 25 Betreuungsstunden pro Woche, zusätzlich Honorarkräfte in Abhängigkeit von der Anzahl der Kinder.

 

Das quantitative Angebot stellt sich – mit Blick auf die Elternnachfrage – aus der Sicht der Schulleiter mehrheitlich gut dar.

 

Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund sind sowohl im Bereich der offenen Ganztagsangebote wie auch in den Angeboten zur erweiterten Betreuung durchweg überrepräsentiert. Der hohe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund verweist auf die Notwendigkeit gezielter Förderangebote sowie auf das Erfordernis interkultureller Arbeitsansätze.

 

 

Status quo und Planungsperspektive (quantitativ)

An den 12 offenen Ganztagsgrundschulen stehen im Schuljahr 2008/09 insgesamt 23 Gruppen à 25 Plätze = 575 Plätze zur Verfügung. Dabei ging die Verwaltung bisher von folgenden OGS-Zahlen aus:

 

2009/10:      540 Schüler/innen

2010/11:      560 Schüler/innen

2011/12:      560 Schüler/innen

 

Im Vergleich zum Schuljahr 2007/08 ist seit Beginn des Schuljahrs 2008/09 die Zahl der OGS-Schüler von 506 auf 603 sprunghaft gestiegen.

 

Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung hat die Verwaltung ihre Prognose zur zukünftigen Entwicklung der OGS überarbeitet und geht vom folgenden Dreijahresplan aus:


 

Dreijahresplan für die offenen Ganztagsgrundschulen

Schule
                  Schuljahr

Ist 2008/09

2009/10

2010/11

2011/12

Anetteschule

79

80

80

80

Bodelschwinghschule

42

 

50 

50

50

Edith-Stein-Schule

 60

60 

60

60

Franziskusschule Mesum

 50

50

50

50

Gertrudenschule

28

30 

30

30

Johannesschule Eschendorf

52

55

55

55

Johannesschule Mesum

33

35 

35

35

Ludgerusschule Schotthock

72

75

75

75

Marienschule Hauenhorst

 22

 25

25

25

Michaelschule

 75

75

75

75

Paul-Gerhardt-Schule

 51

50

50

50

Südeschschule

39

50 

 50

50

Gesamt

603

635

635

635

 

Die Zahl der Grundschüler insgesamt wird vom Schuljahr 2008/09 bis 2011/12 um 15,2  % von 3.076 auf 2.609 abnehmen.

Sofern das Land bei den lfd. Kosten Überhänge an Plätzen für Schülerinnen und Schüler weiterhin im bisherigen Umfang (820 € jährlich) mit fördert, sollen nach Vorstellung der Verwaltung in den Schuljahren 2009/10, 2010/11 und 2011/12 maximal 60 Kinder zusätzlich, also insgesamt 635 Kinder, aufgenommen werden. Die räumlichen Kapazitäten an den jeweiligen Schulen reichen aus, um die Überhänge auch in den kommenden drei Schuljahren aufzunehmen. Die weitere Entwicklung ist zu beobachten und zu gegebener Zeit wieder aufzurufen.

 

 


Finanzielle Auswirkungen

 

Neue Ansätze:

 

HH-Jahr

Schüler/innen

Aufwendungen

Landeszuwendungen

städtischer Anteil

 

bis-her

neu

Diffe-renz

bisher

neu

Diffe-renz

bisher

neu

Diffe-renz

bisher

neu

Diffe-renz

 

 

 

 

EURO

EURO

EURO

EURO

EURO

EURO

EURO

EURO

EURO

2008

540

603

63

913140

913140

0

493850

493850

0

419290

419290

0

2009

540

635

95

944540

1145790

201250

510250

604550

94300

434290

541240

106950

2010

560

635

75

975940

1142190

166250

526650

604550

77900

449290

537640

88350

2011

560

635

75

1007340

1138590

131250

543050

604550

61500

464290

534040

69750

2012

560

635

75

1007340

1138590

131250

543050

604550

61500

464290

534040

69750

 

Der Eckdatenbeschluss des Haupt- und Finanzausschusses vom 14. Oktober 2008 zum Haushaltsplan 2009 berücksichtigt diese Veränderungen bereits. Sie sind damit Gegenstand des Haushaltsplanentwurfes 2009, der in der kommenden Ratssitzung eingebracht wird.

 

Zwischenbericht zur Qualitätsoffensive

 

1. Ergebnisse der schriftlichen Abfrage

 

Die 12 offenen Ganztagsschulen wurden mit Schreiben vom 09.10.08 zu folgenden Themenkreisen befragt:

 

  • Mittagessen in der offenen Ganztagsgrundschule
  • Hausaufgabenbetreuung
  • Sport, Musik und andere Kulturangebote
  • Allgemeine Fragen zur OGS (Sind nachmittags Lehrer in der OGS? Wieviel Zeit bleibt den Kindern nachmittags für freie Bewegungsspiele?

 

Im Juni und Oktober 2008 hat die Schulverwaltung bei den OGS-Grundschulen Umfragen gestartet, um Optimierungsbedarf qualitativer Art festzustellen. War die Prämisse der vergangenen Jahre vor allem der quantitative Ausbau der OGS, so geht es bis 2011 schwerpunktartig um den qualitativen Ausbau. Gerade im Bereich Kultur/Musik wird noch Optimierungsbedarf gesehen.

 

Mittagessen

Es ist weiterhin erklärtes Ziel, dass alle OGS-Kinder am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen. Durch das finanzielle Programm der Landerregierung „Kein Kind ohne Mahlzeit“ ist es gelungen, dass 93,4 Prozent aller Kinder im offenen Ganztag das angebotene  Mittagessen einnehmen. 6,6 Prozent verpflegt sich mit eigenem Essen.

 

Hausaufgabenbetreuung

In der Hausaufgabenbetreuung arbeiten Lehrer, Erzieherinnen, erwachsene Betreuungskräfte und Schüler.

Wünschenswert ist zwischen diesem Kreis und den Lehrkräften, die nur vormittags in der Schule unterrichten, ein kontinuierlicher Austausch darüber, ob Hausaufgaben für einige Kinder zu schwierig und im Umfang angemessen sind.

 

Sportangebote

Die Nachfrage nach Sportangeboten ist in den zwölf offenen Ganztagsgrundschulen sehr groß. Diese sollen mit bis zu vier Wochenstunden gefördert werden. Insgesamt ist zu konstatieren, dass sowohl das Sportangebot als auch die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen ausgesprochen effektiv und effizient erfolgt.

 

Kulturangebote

Das Interesse für Kultur soll im offenen Ganztag noch mehr geweckt werden. Im Rahmen der Kulturförderung des Kultursekretariats Gütersloh sollen mehr Kulturprojekte in den offenen Ganztagsschulen realisiert werden. Dieses Programm fördert die Arbeit von OGS-Schulen mit Kulturinstitutionen, wie z. B. VHS, Museum, Archiv, Musikschule, Stadttheater, Bibliothek etc.

 

Neben der Förderung durch das Kultursekretariat werden in den offenen Ganztagsschulen durch das Landesprogramm „Kultur und Schule“ weitere kulturelle Projekte unterstützt. Das Landesprogramm „Kultur und Schule“ fördert die Arbeit mit Künstlern in den Schulen.

Durch dieses Förderprojekt konnten im Schuljahr 2007/08 zwei und im Schuljahr 2008/09 vier Projekte durchgeführt bzw. gestartet werden. Allerdings wurden auch Projekte aus finanziellen Gründen abgewiesen. Hier wird die Verwaltung einen Vorschlag zum künftigen Vorgehen erarbeiten.

 

Musikangebote

Ergänzend zum Musikunterricht am Vormittag wird hauptsächlich durch Lehrer der städtischen Musikschule Elementarunterricht im offenen Ganztag gegeben. Die Lehrkräfte müssen für den Gruppenunterricht in der OGS besonders geschult werden. Aufgrund der hohen Anforderungen ist es sinnvoll, nur hauptamtliche Kräfte in der OGS einzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte das Stundenkontingent von einigen teilzeitbeschäftigten städtischen Musiklehrern soweit aufgestockt werden, dass an jeder der 12 offenen Ganztagsgrundschulen in Rheine wöchentlich vier Stunden Musik angeboten werden können. Weiter ist geplant, den Musikunterricht an der OGS schwerpunktartig mit festen Lehrkräften durchzuführen.

 

2. Ergebnisse der Diskussion im Qualitätszirkel OGS am 13. November 2008

 

Qualitätsstandard

Es soll zur abgestimmten konzeptionellen Weiterentwicklung und zur Sicherung des Qualitätsstandards weiterhin regelmäßig ein Erfahrungsaustausch mit den Schulen, der Schulverwaltung, dem Schulamt für den Kreis Steinfurt, den Trägern der Ganztagsangebote und Vertretern des Jugendamtes / der Erziehungshilfe im seit langem etablierten Qualitätszirkel „Offene Ganztagsgrundschule“ stattfinden.

 

Am 13.11.08 hat eine weitere Sitzung des Qualitätszirkels OGS stattgefunden, an der alle Schulleiterinnen und Schulleiter der offenen Ganztagsschulen teilgenommen haben. Folgende Themen wurden intensiv diskutiert:

 

Hausaufgabenbetreuung

Die Qualität der Hausaufgabenbetreuung im Rahmen der Angebote der OGS durch Lehrer bzw. geschultes „Hausaufgabenbetreuungspersonal“ ist für Eltern von herausgehobener Bedeutung. Deshalb soll geprüft werden, ob die Träger der Hausaufgabenbetreuung (Caritas-Verband, jfd, TV Mesum) die bisher durch die Stadt Rheine refinanzierte Hausaufgabenbetreuung auf Honorarbasis umstellen können auf eine Hausaufgabenbetreuung auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung (400-Euro-Basis). Hierdurch wird eine größere personelle Kontinuität erreicht. Außerdem wird gerade von den Schulen, die viele Kinder aus bildungsfernen Schichten in der OGS haben bemängelt, dass die Gruppen zu groß sind. Weiter wurde die Notwendigkeit der Rückkopplung der Hausaufgabenbetreuer in das Kollegium angesprochen. Durch fehlende Vor- und Nachbetreuungszeiten und häufig wechselndes Personal leide zudem die Qualität. Die freien Träger werden mitteilen, welche Kosten ihnen hierfür entstehen.

 

Mittagessen und Küchenhilfen

Für Kinder aus Familien, die trotz Förderung große Probleme haben, das Geld für das Mittagessen aufzubringen wurde über einen „Mittagessenfonds“ nachgedacht. Wie dieser finanziell gespeist wird, dazu wird die Verwaltung einen Vorschlag erarbeiten. Ebenso wurde von den Schulleiterinnen und Schulleiter angeregt, über eine Geschwisterermäßigung nachzudenken.

 

Optimierungsbedarf wurde in den Diskussionen des Qualitätszirkels OGS am Personaleinsatz gesehen. Durch eine zu starke Einbindung der Erzieherinnen in der Ausgabe des Mittagsessens und anderen vergleichbaren Tätigkeiten kommt mitunter die eigentliche pädagogische Betreuungsaufgabe zu kurz. Die Schulleiterinnen und Schulleiter regten an, mittels einer Aufstockung der Stunden für Küchenhilfen dazu beizutragen, dass sich die Erzieherinnen intensiver ihren Kernaufgaben widmen können.

 

Musikangebote

Mit dieser Thematik soll sich ein Arbeitskreis unter Federführung der musikpädagogischen Fachleitung der Musikschule der Stadt Rheine befassen. Im Rahmen dieser Qualitätsoffensive soll erreicht werden, dass – neben der Teilnahme der Lehrkräfte an entsprechenden Fortbildungen – schwerpunktartig hauptamtliche Musikschullehrkräfte in der OGS eingesetzt werden.

 

Aufstockung der Stunden für Erzieherinnen

Es wird angeregt, ab 2011 den  Personalschlüssel - bisher bei einer Gruppe unter 25 Kindern eine Erzieherin mit mindestens 25 Betreuungsstunden pro Woche, zusätzlich Honorarkräfte in Abhängigkeit von der Anzahl der Kinder – zu verbessern.

 

Ergebnis der Diskussion im Qualitätszirkel

Mit erster Priorität wird von allen Schulleitungen die Verbesserung der Hausaufgabenbetreuung gewünscht. An der zweiten Stelle steht die Verbesserung der Angebotsstruktur im Bereich Musikprojekte (vor allem hauptamtliches Personal) und der Wunsch nach mehr Kunstangeboten. Platz drei nimmt die Personaldiskussion ein, die ab 2011 verbessert werden sollte.