Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der
Jugendhilfeausschuss/Sozialauschuss nimmt die Ausführungen zum Familienbericht
zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, auf Grundlage der aufgezeigten
Erkenntnisse eine konkrete Maßnahmenplanung zu entwickeln und den Ausschüssen
zur Beratung, Priorisierung und Beschlussfassung vorzulegen.
Begründung:
Im April 2008
wurde der erste Familienbericht für die Stadt Rheine vorgelegt.
Er trifft eine
Vielzahl von Aussagen zu der Situation von Familien mit Kindern in Rheine und
zu deren Befindlichkeiten.
Der
Familienbericht wurde an die politischen Mandatsträger, an die
Stadtteilbeiräte, an den Integrationsrat, Familienbeirat, Seniorenbeirat und
Behindertenbeirat, sowie an die Fachbereiche der Verwaltung verteilt.
Die Ergebnisse des
Familienberichtes finden inzwischen Berücksichtigung in anderen Projekten, hier
ist unter anderem zu nennen das LAG 21 Projekt Dorenkamp 2020.
Natürlich haben
die Ergebnisse bei internen Planungen des Fachbereiches 2, wie der KITA-Bedarfsplanung,
der Spielleitplanung, im kommunalen Kinder- und Jugendförderplan der Stadt
Rheine sowie bei der Spielflächenplanung Eingang gefunden.
Die Ergebnisse
werden in Folge stark komprimiert zusammengefasst:
Lebenssituationen
von Familien und Kindern in einer umfassenden sozialräumlichen Perspektive
·
Die Bevölkerungsstrukturen in den einzelnen
Rheinenser Stadtteilen sind unterschiedlich.
·
Es gibt „ältere“ Stadtteile wie Dutum/Dorenkamp und
deutlich „jüngere“ Stadtteile wie Innenstadt.
·
Der Ausländeranteil reicht bei einem stadtweit
niedrigen Niveau von 5,4 % von 1,7% in Mesum bis zu 13,3% in der Innenstadt.
·
Familien mit Migrationshintergrund leben
insbesondere in den Stadtteilen Schotthock/Altenrheine, Dutum/Dorenkamp und
Innenstadt.
·
Die höchsten Anteile kinderreicher Familien finden
sich in Elte, Mesum und Eschendorf-Süd/Gellendorf
Lebensformen, Lebenslagen von Familien
·
In Rheine gibt es bezüglich der wirtschaftlichen
Lebens und Einkommenssituation sowohl zwischen den Familien als auch zwischen
den Stadtteilen deutliche Unterschiede.
·
Etwas mehr als ein Viertel der Familien verfügt
über ein Einkommen von unter 2.000 € im Monat.
Zweifünftel verfügen über ein Einkommen zwischen 2.000 € und 3.000 €,
ein weiteres Fünftel hat zwischen 3.000 € und 4.000 €,
10% erfreuen sich eines Einkommens über 4.000 €.
·
Die Höhe der Einkommen stellt sich in den
unterschiedlichen Stadtteilen unterschiedlich dar.
Familienarmut
und Lebenslagen armer Familien in Rheine
- Unter den
Familien in der Stadt Rheine sind 71 % nicht arme Familien,
14 % leben in armutsnahen Einkommensverhältnissen und
15 % müssen als arm eingestuft werden. - Von
Einkommensarmut betroffen sind insbesondere Alleinerziehende und kinderreiche
Familien.
- Das
Armutsrisiko für Familien mit Migrationshintergrund ist deutlich höher als
für Familien ohne Migrationsgeschichte.
- Armut und
Reichtum ist im hohen Maße bildungsabhängig.
- Im Vergleich
mit dem Landesdurchschnitt sind Familien in Rheine unterdurchschnittlich
von Einkommensarmut betroffen.
Alltagsprobleme
und Unterstützungsbedarfe
Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
institutionelle Kinderbetreuung
- In Rheine herrscht eine deutlich
geschlechtsspezifisch und traditionell geprägte Arbeitsteilung im Haushalt
zwischen Müttern und Vätern.
- Dem bestehenden Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz
für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren kann mit dem bereitgestellten
Angebot in den Rheinenser Tageseinrichtungen voll entsprochen werden.
- Für Kinder unter drei Jahren und für
Ganztagesbetreuungen bestehen noch weitere Bedarfe.
Verbesserung von Bildungschancen
- die
Bildungsbeteiligung der Kinder an weiterführenden Schulen hängt sehr stark
vom Einkommen und der beruflichen Qualifikation der Familien ab.
- Auch Schüler/innen
aus Haushalten mit Migrationshintergrund sind seltener an Gymnasien und
häufiger an Hauptschulen zu finden als Schüler/innen ohne
Migrationshintergrund.
- Diese
Unterschiede sind jedoch geringer als in den anderen Projektkommunen.
Wohnsituation und Ausgestaltung des Wohnumfeldes
- Die
Wohnungszufriedenheit ist in Rheine – auch im Vergleich mit den anderen
Projektkommunen – sehr hoch. Stadtweit sind lediglich drei Prozent der Familien
mit ihrer Wohnung unzufrieden.
- Mit ihrem
Wohnumfeld sind 74% der Familien in Rheine zufrieden bzw. sehr zufrieden.
- Die
Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld ist stark davon abhängig, in welchem
Stadtteil die Familien leben.
Die
meisten zufriedenen Familien leben in den Stadtteilen
- Schleupe/Wadelheim
- Wietesch/Bentlage
- Hauenhorst/Catenhorn
Die
meisten unzufriedenen Familien leben in den Stadtteilen
- Innenstadt
- Eschendorf
Süd/Gellendorf
- Eschendorf-Nord/Rodde
- Schotthock/Altenrheine
Kindgerechte
Ausgestaltung des Wohnumfeldes
In Bezug auf das
Wohnumfeld ist für Familien mit Kindern vor allem eine kindgerechte
Ausgestaltung wichtig. Dazu zählen beispielsweise:
–
Grünflächen
–
Spielplätze
–
Ausreichend
Freizeitangebote
–
Treffpunkte
für Kinder und vor allem für ältere Jugendliche
–
Weniger
Verkehr
Bekanntheitsgrad der Angebote
für Familien, Koordination der Hilfen
- Ein gutes
Drittel aller Familien empfindet die Informationssituation über
familienrelevante Angebote positiv, demgegenüber fühlt sich eine ebenso
große Anzahl nicht ausreichend über die Angebote der Stadt informiert.
- An mehreren
Stellen im Bericht wird deutlich, dass es ein Informationsdefizit über
vorhandene Dienste und Einrichtungen gibt.
- Offensichtlich
bestehen auch Schwierigkeiten darin, die vorhandenen Hilfen, gerade bei
der Kindertagesbetreuung, zu koordinieren.
Auf
Grund dieser Ergebnisse sind zukünftig folgende Themen anzugehen:
- Bekämpfung von Familienarmut
- Verbesserung der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf
- Verbesserung der Bildungschancen für
Kinder
- Familienfreundliche Ausgestaltung des
Wohnumfeldes
- Niedrigschwellige Beratungsangebote für
Familien (Familienbüro)
Bekämpfung von Familienarmut
Für die kommunale
Familienpolitik sind die Möglichkeiten dem strukturellen Armutsrisiko, dem
Familien in Deutschland unterliegen, entgegenzuwirken und Familienarmut zu
vermeiden, eher begrenzt. Hier geht es besonders um die Bearbeitung von
sozialen Folgen dieser Entwicklungen. Sehr häufig geht Armut mit einem
niedrigen Bildungsstand einher und hier ergeben sich auch
Handlungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene.
Anzustreben ist daher eine:
·
intensivierte
Beratung von Familien in armutsnahen und bildungsfernen Milieus
·
Verbesserung
des Bildungsniveaus und der Bildungszugänge
Verbesserung
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Diese Aufgabe ist bereits vor der Erstellung
des Familienberichtes in Angriff genommen worden. Die Anzahl der Plätze in
Kindertagesstätten für Kinder unter drei Jahren ist in den letzten Jahren
ständig weiter ausgebaut worden. Auch für die Zukunft liegen bereits
entsprechende Ausbauplanungen vor.
Neben dem rein quantitativen Ausbau der
Plätze ist hinsichtlich der Forderung nach der Verbesserung der Bildungschancen
vor allem auf die Qualität der Betreuungsangebote zu achten. Für die sogenannte
„Randzeitenbetreuung“ sind neue Konzepte zu entwickeln.
Flächendeckend
werden inzwischen Betreuungsangebote an den Grundschulen der Stadt Rheine
angeboten, an den weiterführenden Schulen befinden sich die Betreuungsangebote
im Aufbau.
Neben
der Fortsetzung des Aufbaus der Betreuungsangebote an den Schulen sind, ebenso
wie bei der Betreuung für Kinder im nichtschulpflichtigen Alter Konzepte zu
entwickeln, wie die „Randzeitenbetreuung“ weiter auszubauen ist.
Verbesserung der Bildungschancen für Kinder
Wie bereits oben
ausgeführt, ist Bildung der entscheidenste Faktor für die Bekämpfung von
persönlicher Armut. Auch Integration ist im hohen Maße bildungsabhängig.
So wird zukünftig
die gezielte Förderung des
gleichberechtigten Zugangs zu höheren Schulabschlüssen von nichtdeutschen
Kindern und Kindern aus sozial benachteiligten Haushalten eine hohe Bedeutung
beizumessen sein.
Gefordert ist eine stärkere Förderung von
Kindern aus benachteiligten Familien im vorschulischen und schulischen Bereich,
die aber die Eltern und die spezifischen Lebenskontexte der Kinder mit
einbeziehen muss.
Hierzu wird auf das Migrations- und
Integrationskonzept[1]
der Stadt Rheine verwiesen.
Ausgestaltung
des Wohnumfeldes
Mit der aktiven Teilnahme und Einbeziehung
des Fachbereiches 2 in das LAG 21 Projekt Dorenkamp 2020 ist ein wichtiger
Schritt zur Umsetzung der sich aus dem Familienbericht ergebenen Ziele und
Maßnahmen
- Verbesserung der
Aufenthaltsmöglichkeiten insbesondere für ältere Kinder und Jugendliche
und
- Verbesserung der Freizeitangebote und
Einrichtungen für Kinder und Jugendliche
getan.
Dieses Projekt ist als Pilotprojekt zur
Prüfung der Umsetzung auf die Gesamtstadt anzusehen.
In dem für dieses Projekt durch die
Verwaltung erarbeitete Ziel- und Maßnahmenprogramm[2], welches in nächster
Zeit den Ratsgremien vorgelegt werden wird, sind unter anderem Ziele und
Maßnahmen wie folgt benannt:
Qualifizierung
des Wohnraumangebots: Anpassung an sich ändernde Lebensumstände,
Lebensphasen, Wohnkarrieren und Zielgruppen Entwicklung eines demographischen Wohnangebots:
Zielgruppenspezifische und Zielgruppengemischte Wohnraumangebote schaffen alte Wohnungen (kompakt/mehrgeschossig) beibehalten
für Zielgruppe "junge Familien Generationsüberschreitende Wohnformen entwickeln
(Mehrgenerationenhäuser, AltenWGs, günstiges Wohnen für Junge gegen Pflege
/Unterstützung für Alte...) soziale
Integration durch Qualifizierung des Wohnumfelds Vernetzung Sozialplanung -
Bauleitplanung |
Integration, soziale
Interaktionen, generationsübergreifende Kommunikation und Stadtteilkultur
fördern multifunktionale Nutzung,
Erweiterung und Vernetzung vorhandener Flächen, Einrichtungen und Netzwerke Schaffung neuer
multifunktionaler Angebote und Einbindung in das vorhandene Angebot im
Stadtteil Förderung kultureller und
demographischer Toleranz und Abbau von Ängsten Qualifizierung der öffentlichen Räume im Dorenkamp: Grün- und Freiflächen,
Spielflächen kontra Verkehrsflächen und ruhender Verkehr? Erstellung eines Spielleitplanes
(Maßnahmenplan) zu den Handlungsfeldern Freiräume, Spielräume und Sport- und Bewegungsflächen Schaffung neuer Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsbereiche
im Stadtteil Integration der Ergebnisse in die
Rahmenplanung Entwicklung
und Sicherung von Frei- und Begegnungsflächen Qualifizierung des Wohnumfeldes Grün- und Freiflächen werden zu
Begegnungsräumen entwickelt, auf denen sportliche, soziale und kulturelle Nutzungen
vereint werden Einrichtung eines neuen Stadtteilparks Ausrichtung der Angebote im Wohnumfeld auf verschiedene
Zielgruppen Umgestaltung der Straßenräume zur Schaffung
von mehr Aufenthaltsqualität Schaffung von Räumen für Bewegung Qualifizierung der ökologischen Funktion
bestehender und neuer Freiflächen Grünflächen zwischen Dorenkamp und
Waldhügel vernetzen |
Nachhaltige
Verkehrsentwicklung: Anpassung der Verkehrsstrukturen an die Anforderungen
des Wohnstandorts Dorenkamp Weiterentwicklung des Verkehrskonzeptes für den Dorenkamp Überprüfung des Verkehrssystems für die
Einrichtung |
Niedrigschwellige
Beratungsangebote für Familien (Familienbüro)
- Verbesserung der Beratung über
bestehende Betreuungs- und Hilfsangebote.
- Koordination der Hilfen.
- Bildungsberatung in und für sozial
benachteiligten Haushalte unter besonderer Berücksichtigung deren
Lebenskontexte.
Aus den Ergebnissen des Familienberichtes
lassen sich folgende Handlungserfordernisse bzw. Maßnahmen ableiten:
- Weiterer Ausbau von Plätzen in
Kindertagesstätten für unter dreijährige Kinder.
- Anpassung des Raumprogrammes in
Kindertagesstätten.
- Förderangebote in den Familienzentren
installieren
-
Elternschule
-
Sprachförderungen
-
Integrationsmaßnahmen
- Weiterer Ausbau der Tagespflege.
- Erstellung einer Konzeption für die
„Randzeitenbetreuung“ sowohl für nicht schulpflichtige Kinder als auch für
schulpflichtige. Flexible Öffnungszeiten der Einrichtungen.
- Weitere Ausbau der offenen Jugendarbeit.
- Weiterer Ausbau von Angeboten für Jugendliche.
- Einrichtung eines „Familienbüros“
-
Niedrigschwellige
Beratung für Familien
-
Koordination
von Tagesbetreuungsangeboten
[1] Quelle: http://www.rheine.de/pics/medien/1_1224584680/migrationskonzept.pdf, S. 40 ff
[2] Weitere Informationen und Unterlagen unter www.rheine.de; Bauen, Wohnen und Umwelt Stadtentwicklung; Rahmen und Strukturplanung