Betreff
Fachstelle Migration, 12-Punkte Prioritätenkatalog, Sprachoffensive, Umsetzungsschritte KOMM-IN Projekt
Vorlage
553/09
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen der Fachstelle Migration zur Umsetzung des Migrations- und Integrationskonzepts zustimmend zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

1. Überblick

Seit dem letzten Bericht der Fachstelle Migration vor dem Sozialausschuss im Dezember 2008 wurden wieder neue Flüchtlinge in Rheine aufgenommen. 16 Menschen stellten Folgeanträge, ca. 20 Asylbewerber kamen zum ersten Mal nach Deutschland.

                                                                                                             

Die Flüchtlinge wurden nach Möglichkeit (d. h. wenn die erforderlichen Plätze dort zur Verfügung standen) in der Unterkunft Dutumer Straße untergebracht. Sie konnten so von der Betreuung durch das in der Unterkunft vorhandene Stadtteilbüro profitieren, in dem neben allgemeiner Beratung auch Deutschkurse (u. a. ein „Willkommenssprachkurs“ mit ständiger Zugangsmöglichkeit) angeboten werden.

 

Im gesamten Stadtgebiet betreut die Fachstelle Migration derzeit ca. 275 Flüchtlinge in 60 städtischen Wohnungen und 1 letzten Sammelunterkunft als Notreserve.

 

Durch die „Altfallregelung“ ist Bewegung in die Unterbringungssituation gekommen. Eine Reihe von ehemaligen Flüchtlingen hat den Sprung in die Selbständigkeit geschafft und wohnt nun in privaten Mietverhältnissen. Zwar nutzen sie auch weiterhin die offene Beratung der Fachstelle in den vier Stadtteilbüros intensiv, müssen aber z. B. auf den Service der städtischen Hausmeister und eine regelmäßig aufsuchende sozialarbeiterische Unterstützung verzichten.

 

Andererseits ist festzustellen, dass die in den Unterkünften Verbliebenen einen sehr hohen Betreuungsbedarf haben. Besonders in Folge körperlicher und geistiger Erkrankungen, Ehescheidungen mit der Folge vieler alleinerziehender Mütter und Väter, geringer schulischer Erfolge einiger Jugendlicher usw. ist intensive pädagogische Intervention erforderlich. Die Familien, bei denen auch früher schon häufig Krisenintervention notwendig wurde, sind in den städtischen Unterkünften geblieben.

                                                                                          

Als Beispiel sei angeführt: Von den 36 Neuaufnahmen im Jahre 2009 waren 5 alleinerziehend, 3 ernsthaft körperlich und 3 psychisch erkrankt. Von den „Altfällen“ leiden 6 an einem Krebsleiden, 5 sind in psychiatrischer Behandlung, 1 Klient beging in einer Depression Selbstmord, 5 Kinder bzw. junge Erwachsene sind schwer körper- und/oder geistig behindert. 3 Personen sind alkoholkrank mit entsprechenden Auswirkungen auf die ganze Familie usw.

 

ð  Nahezu jede in den Unterkünften verbliebene Familie ist eine Problemfamilie.

 

Als Spätaussiedler kamen nur noch zwei alleinstehende Personen.

Sie wurden von ihren bereits hier lebenden Familien empfangen und direkt in privaten Mietverhältnissen untergebracht. Die Erstberatung und –begleitung erfolgte durch die jeweiligen Stadtteilbüros der Fachstelle Migration in Wohnungsnähe.

 

 

 

2. Zu einzelnen Punkten des Prioritätenkatalogs des Migrations- und Integrationskonzepts

 

Das Migrations- und Integrationskonzept von 2007 schließt mit einem 12-Punkte Prioritätenkatalog, der in besonderer Weise die Arbeit der Fachstelle Migration, des Netzwerks Migration und aller mit Migration und Integration befassten Institutionen bestimmt.

 

2.1 Beheimatung

Im 12-Punkte-Prioritätenkatalog ist die Verstärkung der Stadtteilarbeit unter Punkt 1 genannt. Die Fachstelle Migration ist mit vier Standorten in Stadtteilen präsent. Neben den Büros in der Kulturetage (Betretung der Unterkünfte in der Innenstadt, Türkenberatung, offene Beratung, Projektmanagement, Geschäftsführung für Integrationsrat, Migrationsbeauftragten und Netzwerk, Querschnittsaufgaben usw.) konnte auch das Beratungs- und Betreuungsangebot an den drei weiteren Standorten Dutumer Straße 136, Catenhorner Straße 12 und Humboldtstraße 123 weiter ausgebaut werden. Auf den neu eingerichteten Internetseiten der Stadt Rheine zu „Migration & Integration“ (www.rheine.de/staticsite/staticsite.php?menuid=1037&topmenu=673&keepmenu=inactive)  ist eine aktuelle Übersicht aller Angebote der Stadtteilbüros, aber auch aller weiteren Integrationshilfen der einschlägigen Institutionen wie Migrationsbeauftragter, Caritas-Migrationsdienst, Familienzentren, Integrationsrat und der Sprachoffensive zu finden.

 

Im Stadtteilbüro Dutumer Straße werden z. B. verschiedene Deutschkurse im Rahmen der Sprachoffensive angeboten. Einer der Kurse ist so konzipiert, dass auch im laufenden Kurs die Aufnahme neuer TeilnehmerInnen möglich ist. Dazu musste ein neues Curriculum erstellt werden, bei dem die einzelnen Unterrichtsinhalte nicht aufeinander aufbauend sind. Da die Unterkunft Dutumer Straße vornehmlich der Unterbringung von neuen Flüchtlingen dient, wird hier jedem neu Ankommenden die Möglichkeit geboten, direkt ab Zuweisungsdatum einen „Willkommenssprachkurs“ zu besuchen. Dadurch wird ihm einerseits ein Mittel der sprachlichen Chancenwahrung geboten, andererseits aber auch die Erwartung der Stadt Rheine bzgl. einer sprachlichen Integration klargestellt. Aus dem Willkommenssprachkurs werden die TeilnehmerInnen dann in einen üblichen Sprachkurs der Sprachoffensive oder einen Integrationskurs vermittelt, sobald ein solcher neu beginnt.

 

Die Stadtteilbüros dienen nicht nur als Anlaufstellen für die derzeitigen und ehemaligen BewohnerInnen der städtischen Unterkünfte, sondern für alle Zuwanderer im jeweiligen Stadtteil. Diese werden in der Regel durch die Gruppenagebote (Sprachkurse, Frauengruppen, Hausaufgabenhilfen, Kindergruppen usw.) auf das Beratungsangebot aufmerksam oder von Institutionen (Arbeitsamt, Schulen, Familienzentren, Kirchengemeinden, Wohnungsvereine usw.) vermittelt. Dieser „offene“ Kreis von Nutzern der Angebote der Stadtteilbüros macht mittlerweile ca. 50 % aus. Und auch Einheimische nutzen die Stadtteilbüros als Anlaufstelle für Fragen und Anregungen.

 

Die Stadtteilbüros nehmen aber auch eine beratende und aktive Aufgabe in vielen der genannten Institutionen wahr. Als Beispiel seien hier Unterrichtseinheiten zu Themen wie Abbau von Vorurteilen und „Interkulturelle Stadt Rheine“ in Haupt- und Förderschulen und die Kooperation mit derzeit vier Familienzentren und weiteren Kindergärten genannt.

 

Im Familienzentrum Antoniuskindergarten nimmt die Fachstelle Migration eine zentrale Rolle im Projekt Beheimatung ein: Organisiert und begleitet wurden Besuche in der Stadtbibliothek, im Kloster Bentlage, in der VHS, im Falkenhof, in Kirchen und Moscheen und eine „alternative Stadtrundfahrt“. Diese Exkursionen zu wichtigen Punkten der Stadtgeschichte und der städtischen sozialen Infrastruktur führten zu einer emotionalen Hinwendung der Zuwanderer zur Stadt Rheine und stärkten so Heimatgefühl und Identifikation der Neubürger zu ihrem neuen Lebensort.

 

 

Viel ehrenamtliche Arbeit wurde geleistet (vgl. Punkt 2 Prioritätenliste). Der Integrationsrat hat seine erste Sitzungsperiode hinter sich gebracht Die Zusammensetzung aus 10 gewählten Migrantenvertretern und 5 Ratsmitgliedern hat sich bewährt. Mehrere Resolutionen des Integrationsrates wurden einstimmig vom Rat verabschiedet.

Es ist auch ein besonderes Kennzeichen Rheines, dass heute in allen im Rat vertretenen Parteien Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die Geschicke der Stadt Rheine mitgestalten und bestimmen.

 

Am 7. Februar kommenden Jahres wird ein neuer Integrationsrat gewählt.

 

Die Zuwanderervereine schöpften in diesem Jahr die städtischen Mittel zur Förderung der Integrationsarbeit (ca. 7.000 €) fast vollständig aus. Das Publikum der Feste der einzelnen Nationen wird dabei immer internationaler. Die Kinderprogramme der verschiedenen interkulturellen Veranstaltungen nahmen am Projekt „Kinderkulturpass“ teil.

 

Im Zusammenhang mit ehrenamtlichem Engagement ist auch die Initiative für Bleiberecht (vgl. Punkt 3 Prioritätenliste) zu nennen. Die Arbeitsgruppe zum Bleiberecht von Flüchtlingen mit langjährigem Aufenthalt, die sich unter dem Dach des Stadtjugendrings (sjr) trifft, macht deutlich, dass die Forderung nach einem großzügigen Bleiberecht weiter bestehen bleiben muss. In der Arbeitsgruppe engagieren sich Einheimische in engem Schulterschluss mit Zugewanderten. Der sjr ist als Mitglied dem „Netzwerk Migration“ beigetreten.

 

 

2.2 Erziehung und Bildung

„Bildung ist der Schlüssel zur Integration“ hieß es im Forum zur Bildungsdiskussion beim Rheiner Integationssymposium in der Stadthalle im Rahmen des KOMM-IN Projekts 2008/09 (vgl. Schlussdokumentation KOMM-IN).

 

Aber auch der Arbeitskreis Bildung und Migration des Netzwerks stellt sich die Frage nach der Bildungsförderung von SchülerInnen mit Zuwanderungsgeschichte. Zwei Schwerpunktthemen wurden hier im letzten Jahr angegangen: Die Förderung mehrsprachig aufwachsender Kinder (Seminar mit Frau Dr. Betz, Stadthalle) und die Stärkung der interkulturellen Kompetenz bei der Elternarbeit in Kindergärten und Schulen (Seminar mit Frau Dr. Bertels, Kulturetage) (vgl. Punkt 5 Prioritätenliste).

 

Das Netzwerk Migration nahm in seiner Jahressitzung 2009 den Vorschlag der Ausbildung und des Einsatzes von Bildungslotsen positiv auf. Ein neues KOMM-IN-Projekt, nicht nur für Zuwanderer, könnte die Möglichkeiten des Einsatzes solcher Lotsen erarbeiten. Aus den Erfahrungen der bereits bestehenden Projekte und Initiativen „Kulturdolmetscher“ und „FitZu“ (Caritasmigrationsdiesnte), „Joblotsen“ (MGH und Euregio-Gesamtschule), „Schulpaten“ (Fachstelle Migration) und einer ganzen Reihe von Hausaufgabenhilfegruppen müssen Bildungslotsen sowohl eine individuelle Begleitung von SchülerInnen von der Primarerziehung bis zur Berufsausbildung abdecken, als auch die interkulturelle Kompetenz der Bildungseinrichtungen gezielt stärken (vgl. Punkt 5 Prioritätenliste). Zurzeit wird mit möglichen Projektpartner aus dem Bereich Schule gesprochen. Es besteht bereits jetzt Interesse an einer Ausweitung des Projekts auf weitere Standorte/Schulen im Kreis Steinfurt.

 

Mittlerweile gehen fast 100 % aller Zuwandererkinder regelmäßig zur Schule. Die bereits erwähnten Hausaufgabehilfegruppen und die ehrenamtlichen Schulpaten spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige stützende Rolle.

 

In Zusammenarbeit mit der Stabsstelle für Bürgerengagement hat die Fachstelle Migration der Stadt Rheine ca. 20 Personen vermitteln können, die ehrenamtlich einzelne Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte, ihre Familien und Lerngruppen kurz oder langfristig in Bildungs- und Ausbildungsfragen unterstützen.

 

Diese Ehrenamtlichen haben eine Patenschaft für ein Kind übernommen, dessen Eltern nicht in der Lage sind, ihm in schulischen Fragen zu helfen. Zumeist wohnen die Schulpaten in der unmittelbaren Nachbarschaft zu ihren Schützlingen. Die Paten treffen sich ein- bis zweimal wöchentlich mit den Kinder zu Hause, helfen den Eltern auch bei Kontakten zur Schule und beantworten Fragen zum Schulsystem oder tauschen sich über ganz alltägliche Erziehungsfragen aus. Oft begleiten sie besonders den Übergang der Kinder von einer Schulform zur nächst höheren. Den Familien Mut zu machen, sich Bildung zuzutrauen, dies steht oft im Vordergrund der Arbeit der Schulpaten.

 

In vielen Gesprächen mit den Ehrenamtlichen und den Familien zeigte sich, dass die Arbeit für beide Seiten eine große Bereicherung darstellt. Viele ganz intensive nachbarschaftliche Kontakte sind so entstanden.

 

In regelmäßigen Abständen treffen sich die Schulpaten zum Erfahrungsaustausch unter fachlicher Anleitung der Pädagogen der Fachstelle Migration.

 

 

Hausaufgabenhilfen werden angeboten im Türkischen Kulturverein, im Centro S. Antonio und in den Stadtteilbüros Catenhorner Straße und Humboldtstraße. Sie erreicht fast 100 SchülerInnen verschiedener Schulformen, die meisten haben Migrationshintergrund. Gleichzeitig stellen diese Gruppen auch einen der wenigen außerhäuslichen Anlaufpunkt z. B. für jüngere Kinder und Mädchen dar. Falls familiäre Probleme auftauchen, haben die Kinder hier neben der schulischen Hilfe auch eine Kontaktmöglichkeit in persönlichen Fragen. Die Hausaufgabenhilfe wird daher auch von Jugendamt der Stadt Rheine finanziell unterstützt.

Über 20

 

 

Die Sprachoffensive ist in eine zweite Runde eingetreten. Es hat sich erwiesen, dass das Konzept der weitgehenden Differenzierung neue Nutzerkreise angesprochen hat.

 

Aktuell finden elf parallele Kurse in einer Bandbreite von Willkommenssprachkurs über Alphabetisierung und Grundkurs bis zum Fortgeschrittenenkurs statt. Ein ehrenamtlich geleiteter Kurs beschäftigt sich mit Poesie und Literatur.

 

Hauptnutzer der Kurse sind vor allem Frauen, denen durch die örtliche und zeitliche Differenzierung sowie das Angebot der Kinderbetreuung der Besuch eines Kurses erleichtert wurde (vgl. Punkt 6 Prioritätenkatalog). Aber auch Schulen und Ausbildungsinitiativen nutzen die Möglichkeit, um z. B. SchülerInnen auf den Berufsalltag und seine besonderen sprachlichen Herausforderungen vorzubereiten (siehe Internet rheine.de).

 

Eine erste Auswertung ergab den Wunsch nach einer weiteren Flexibilisierung der Anfangszeiten der einzelnen Kurse (losgelöst von Ferienrhythmus), um lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Kursen zu vermeiden und eine Erhöhung de Unterrichtsstunden der einzelnen Kurse.

 

 

2.3 Interreligiöser Dialog

Besonders die Moschee an der Münsterstraße ist aktiv in Öffentlichkeitsarbeit und Abbau von Vorurteilen gegen den Islam. Vermittelt von der Fachstelle Migration besuchen fast wöchentlich die unterschiedlichsten Gruppen die Moschee. Im Ramadan lud die Moschee die Bevölkerung zum Fastenbrechen ein. Auch die Moschee an der Elter Straße lud zu einem Tag der offenen Tür ein.

 

Durch das Vorstellen der islamischen Geistlichen bei der Bürgermeisterin und weiteren zuständigen Stellen im Rathaus wurde einer Diskriminierung der Moscheen entgegengewirkt. Der so deutlich gemachte Hinweis auf ihrer Ansprechbarkeit in islamischen Religionsangelegenheiten ebnete den Weg, sie z. B. auch zu Schulveranstaltungen und christlichen Pfarrfesten einzuladen.

 

 

2.4 Interkulturelle Öffnung von Verwaltungen und Institutionen

Der Prozess einer Interkulturellen Öffnung (vgl. Punkt 9 Prioritätenkatalog) ist zum einen dadurch gekennzeichnet, dass alle Gruppen der Gesellschaft, also auch die der Zuwanderer, in der Belegschaft einer Institution vertreten sind. Dass dieses in der Stadtverwaltung aber auch in der Politik Rheines immer mehr zur Normalität wird, zeigt das Integrationsmonitoring in der Schlussdokumentation des KOMM-IN Projektes (vgl. dort S. 64 ff).

 

Ende 2008 hatten von ca. 600 Beschäftigten bei der Stadt Rheine 22 eine Migrationsgeschichte. Mitte 2007 (Erhebung des Migrationskonzepts) waren es nur 18. Der Anteil der Migranten innerhalb der Rathausbelegschaft ist also steigend. Und auch die Zahl der Kandidaten mit Migrationshintergrund bei der diesjährigen Kommunalwahl war höher als bei der letzten Wahl.

 

Überhaupt hat das KOMM-IN Projekt die Interkulturelle Öffnung der Institutionen quasi als Nebeneffekt voran gebracht, indem es in vielen Institutionen die Frage nach der Partizipation von Zuwanderern stellte und so ein Bewusstsein für deren Belange und Qualitäten schuf.

 

Im Rahmen der Datenerhebung für das Monitoring wurden auch mit dem Personalservice und der Mitarbeitervertretung der Stadtverwaltung die Möglichkeiten einer gezielten Ansprache von Zuwanderern für eine Verwaltungslaufbahn sowie ihrer besonderen Qualifikation, z. B. Sprachkenntnisse, erörtert. Darüber hinaus referierte die Fachstelle Migration auch zum Thema Interkulturelle Öffnung in einer sozial-pflegerischen Ausbildungsstätte und vor Vertretern des Stadtjugendrings. Es kann festgestellt werden, dass Interkulturelle Öffnung auf ein immer breiteres Interesse stößt.

 

Zum anderen ist interkulturelle Kompetenz Kennzeichen Interkultureller Öffnung. Besonders im Netzwerk Migration gab es hier eine gute Diskussion z. B. über „Bildungslotsen“ als Mittler interkultureller Kompetenz in Schulen und Kitas und über den speziellen Umgang mit Zuwandererfamilien im Rahmen von Bildungsarbeit. Auch wurden Vorträge und Seminare über die Feiertage der Zuwanderer und das Wesen des simultanen Spracherwerbs von Zuwandererkindern durchgeführt.

 

Der Prozess der Interkulturellen Öffnung und der Erwerb interkultureller Kompetenz muss aber alle Bereiche einer Institution durchdringen. Bisher wurde hauptsächlich auf der Ebene der „Fachleute“ damit begonnen, die Grundlagen hierfür zu schaffen. In den nächsten Schritten muss es an eine „von oben“ organisierte Umsetzung für alle Bereiche des Rathauses gehen.

 

 

2.5 Jugendliche Zuwanderer

Nach dem Abriss des Hauses Lingener Straße 47, in dem der Treff für jugendliche Spätaussiedler „Raduga“ untergebracht war, ist dieser in die Jugendbegegnungsstätte „Underground“ des kath. Jugendwerkes umgezogen, wo er bislang nicht genutzte Kapazitäten für eigene Öffnungszeiten nutzen kann.

 

Der Caritasverband als Träger des Projekts berichtet, dass die neuen Kooperationspartner Raduga und Underground mittlerweile sehr gut zueinander gefunden haben. Die Kooperative hat für ihre hervorragende Zusammenarbeit in diesem Jahr den Integrationspreis bekommen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass man der „Teilhabe der jungen Spätaussiedler(innen) an den allgemeinen Angeboten der offenen Jugendarbeit“ (vgl. Punkt 10 Prioritätenkatalog) ein gutes Stück näher gekommen ist.

 

Das KOMM-IN Projekt befasste sich eingehend mit der Lage der zugewanderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Zukunftskonferenz erforschte die Frage, an welchen Eckpunkten sich ein zukunftsweisendes gesamtstädtisches Jugendkonzept in Bezug auf Zuwandererjugendliche zu orientieren hat.

 

Die Schlussdokumentation führt dazu aus: „Nicht eine nach Nationalitäten differenzierte Jugendarbeit muss gefördert werden, sondern eine milieuimmanente Bildungsmöglichkeit der zugewanderten Jugendlichen. … Es bedarf also … eines ausgewogenen Mixes von von den Zuwanderern selbst organisierten Angeboten und von allgemein zugänglichen, auf die Jugendlichen zugeschnittene Bildungs-, Begegnungs- und Freizeitangeboten.“ Es geht also nicht um weitere Nationalitätentreffs sondern um eine Öffnung der bestehenden durch interkulturelle Kompetenz. Für spezielle Interessen- und Neigungsgruppen, z. B. russische oder tamilische Musikgruppen, Folkloregruppen, Herkunftssprachenunterricht usw. muss aber ausreichender Raum zur Verfügung stehen.

 

Investiert werden muss in neue Bildungsangebote, damit geschlossene Milieus sich öffnen können.

 

Bei der Neukonzeption der Jugendarbeit in der Stadt Rheine werden die Ergebnisse des KOMM-IN Projekts Berücksichtigung finden.

 

 

2.6 Monitoring

Mit dem KOMM-IN Projekt wurde der Punkt 12 des Prioritätenkatalogs umgesetzt. Die Handlungsfelder des Monitorings wurden in enger Anlehnung an die Vorschläge des Migrationskonzepts ausgewählt.

 

Durch die Mitarbeit des Rheiner Gesundheitsamts konnten zudem viele Gesundheitsaspekte neu hinzugefügt werden. Eine Aufnahme dieses Themas legten auch die Ergebnisse des Integrationssymposiums nahe.

 

Die Ergebnisse können in der Schlussdokumentation nachgelesen werden. Sie werden nun in regelmäßigen Abständen erhoben, miteinander verglichen und durch die mit Integration befassten Institutionen ausgewertet und gedeutet.