Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen der Fachstelle Migration zur Umsetzung des Migrations- und Integrationskonzepts zustimmend zur Kenntnis.
Begründung:
1. Überblick
Seit dem letzten
Bericht der Fachstelle Migration vor dem Sozialausschuss im Dezember 2008
wurden wieder neue Flüchtlinge in Rheine aufgenommen. 16 Menschen stellten
Folgeanträge, ca. 20 Asylbewerber kamen zum ersten Mal nach Deutschland.
Die Flüchtlinge
wurden nach Möglichkeit (d. h. wenn die erforderlichen Plätze dort zur
Verfügung standen) in der Unterkunft Dutumer Straße untergebracht. Sie konnten
so von der Betreuung durch das in der Unterkunft vorhandene Stadtteilbüro
profitieren, in dem neben allgemeiner Beratung auch Deutschkurse (u. a. ein
„Willkommenssprachkurs“ mit ständiger Zugangsmöglichkeit) angeboten werden.
Im gesamten
Stadtgebiet betreut die Fachstelle Migration derzeit ca. 275 Flüchtlinge in 60
städtischen Wohnungen und 1 letzten Sammelunterkunft als Notreserve.
Durch die
„Altfallregelung“ ist Bewegung in die Unterbringungssituation gekommen. Eine
Reihe von ehemaligen Flüchtlingen hat den Sprung in die Selbständigkeit geschafft
und wohnt nun in privaten Mietverhältnissen. Zwar nutzen sie auch weiterhin die
offene Beratung der Fachstelle in den vier Stadtteilbüros intensiv, müssen aber
z. B. auf den Service der städtischen Hausmeister und eine regelmäßig
aufsuchende sozialarbeiterische Unterstützung verzichten.
Andererseits ist
festzustellen, dass die in den Unterkünften Verbliebenen einen sehr hohen
Betreuungsbedarf haben. Besonders in Folge körperlicher und geistiger Erkrankungen,
Ehescheidungen mit der Folge vieler alleinerziehender Mütter und Väter,
geringer schulischer Erfolge einiger Jugendlicher usw. ist intensive pädagogische
Intervention erforderlich. Die Familien, bei denen auch früher schon häufig Krisenintervention
notwendig wurde, sind in den städtischen Unterkünften geblieben.
Als Beispiel sei angeführt: Von
den 36 Neuaufnahmen im Jahre 2009 waren 5 alleinerziehend, 3 ernsthaft
körperlich und 3 psychisch erkrankt. Von den „Altfällen“ leiden 6 an einem
Krebsleiden, 5 sind in psychiatrischer Behandlung, 1 Klient beging in einer
Depression Selbstmord, 5 Kinder bzw. junge Erwachsene sind schwer körper-
und/oder geistig behindert. 3 Personen sind alkoholkrank mit entsprechenden
Auswirkungen auf die ganze Familie usw.
ð
Nahezu
jede in den Unterkünften verbliebene Familie ist eine Problemfamilie.
Als Spätaussiedler
kamen nur noch zwei alleinstehende Personen.
Sie wurden von ihren
bereits hier lebenden Familien empfangen und direkt in privaten
Mietverhältnissen untergebracht. Die Erstberatung und –begleitung erfolgte
durch die jeweiligen Stadtteilbüros der Fachstelle Migration in Wohnungsnähe.
2. Zu einzelnen
Punkten des Prioritätenkatalogs des Migrations- und Integrationskonzepts
Das Migrations- und Integrationskonzept von
2007 schließt mit einem 12-Punkte Prioritätenkatalog, der in besonderer Weise
die Arbeit der Fachstelle Migration, des Netzwerks Migration und aller mit
Migration und Integration befassten Institutionen bestimmt.
2.1 Beheimatung
Im
12-Punkte-Prioritätenkatalog ist die Verstärkung der Stadtteilarbeit
unter Punkt 1 genannt. Die Fachstelle Migration ist mit vier Standorten in
Stadtteilen präsent. Neben den Büros in der Kulturetage (Betretung der
Unterkünfte in der Innenstadt, Türkenberatung, offene Beratung,
Projektmanagement, Geschäftsführung für Integrationsrat, Migrationsbeauftragten
und Netzwerk, Querschnittsaufgaben usw.) konnte auch das Beratungs- und
Betreuungsangebot an den drei weiteren Standorten Dutumer Straße 136,
Catenhorner Straße 12 und Humboldtstraße 123 weiter ausgebaut werden. Auf den
neu eingerichteten Internetseiten der Stadt Rheine zu „Migration &
Integration“ (www.rheine.de/staticsite/staticsite.php?menuid=1037&topmenu=673&keepmenu=inactive) ist eine aktuelle Übersicht aller Angebote
der Stadtteilbüros, aber auch aller weiteren Integrationshilfen der
einschlägigen Institutionen wie Migrationsbeauftragter, Caritas-Migrationsdienst,
Familienzentren, Integrationsrat und der Sprachoffensive zu finden.
Im Stadtteilbüro Dutumer Straße
werden z. B. verschiedene Deutschkurse im Rahmen der Sprachoffensive angeboten.
Einer der Kurse ist so konzipiert, dass auch im laufenden Kurs die Aufnahme
neuer TeilnehmerInnen möglich ist. Dazu musste ein neues Curriculum erstellt
werden, bei dem die einzelnen Unterrichtsinhalte nicht aufeinander aufbauend
sind. Da die Unterkunft Dutumer Straße vornehmlich der Unterbringung von neuen
Flüchtlingen dient, wird hier jedem neu Ankommenden die Möglichkeit geboten,
direkt ab Zuweisungsdatum einen „Willkommenssprachkurs“ zu besuchen. Dadurch
wird ihm einerseits ein Mittel der sprachlichen Chancenwahrung geboten,
andererseits aber auch die Erwartung der Stadt Rheine bzgl. einer sprachlichen
Integration klargestellt. Aus dem Willkommenssprachkurs werden die
TeilnehmerInnen dann in einen üblichen Sprachkurs der Sprachoffensive oder
einen Integrationskurs vermittelt, sobald ein solcher neu beginnt.
Die Stadtteilbüros
dienen nicht nur als Anlaufstellen für die derzeitigen und ehemaligen
BewohnerInnen der städtischen Unterkünfte, sondern für alle Zuwanderer im
jeweiligen Stadtteil. Diese werden in der Regel durch die Gruppenagebote (Sprachkurse,
Frauengruppen, Hausaufgabenhilfen, Kindergruppen usw.) auf das Beratungsangebot
aufmerksam oder von Institutionen (Arbeitsamt, Schulen, Familienzentren,
Kirchengemeinden, Wohnungsvereine usw.) vermittelt. Dieser „offene“ Kreis von
Nutzern der Angebote der Stadtteilbüros macht mittlerweile ca. 50 % aus. Und
auch Einheimische nutzen die Stadtteilbüros als Anlaufstelle für Fragen und Anregungen.
Die Stadtteilbüros
nehmen aber auch eine beratende und aktive Aufgabe in vielen der genannten
Institutionen wahr. Als Beispiel seien hier Unterrichtseinheiten zu Themen wie
Abbau von Vorurteilen und „Interkulturelle Stadt Rheine“ in Haupt- und
Förderschulen und die Kooperation mit derzeit vier Familienzentren und weiteren
Kindergärten genannt.
Im Familienzentrum
Antoniuskindergarten nimmt die Fachstelle Migration eine zentrale Rolle im
Projekt Beheimatung ein: Organisiert und begleitet wurden Besuche in der
Stadtbibliothek, im Kloster Bentlage, in der VHS, im Falkenhof, in Kirchen und
Moscheen und eine „alternative Stadtrundfahrt“. Diese Exkursionen zu wichtigen
Punkten der Stadtgeschichte und der städtischen sozialen Infrastruktur führten
zu einer emotionalen Hinwendung der Zuwanderer zur Stadt Rheine und stärkten so
Heimatgefühl und Identifikation der Neubürger zu ihrem neuen Lebensort.
Viel ehrenamtliche
Arbeit wurde geleistet (vgl. Punkt 2 Prioritätenliste). Der Integrationsrat hat seine erste
Sitzungsperiode hinter sich gebracht Die Zusammensetzung aus 10 gewählten
Migrantenvertretern und 5 Ratsmitgliedern hat sich bewährt. Mehrere
Resolutionen des Integrationsrates wurden einstimmig vom Rat verabschiedet.
Es ist auch ein
besonderes Kennzeichen Rheines, dass heute in allen im Rat vertretenen Parteien
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die Geschicke der Stadt Rheine mitgestalten
und bestimmen.
Am 7. Februar
kommenden Jahres wird ein neuer Integrationsrat gewählt.
Die Zuwanderervereine schöpften in
diesem Jahr die städtischen Mittel zur Förderung der Integrationsarbeit (ca.
7.000 €) fast vollständig aus. Das Publikum der Feste der einzelnen Nationen
wird dabei immer internationaler. Die Kinderprogramme der verschiedenen
interkulturellen Veranstaltungen nahmen am Projekt „Kinderkulturpass“ teil.
Im Zusammenhang mit
ehrenamtlichem Engagement ist auch die Initiative
für Bleiberecht (vgl. Punkt 3
Prioritätenliste) zu nennen. Die Arbeitsgruppe zum Bleiberecht von Flüchtlingen
mit langjährigem Aufenthalt, die sich unter dem Dach des Stadtjugendrings (sjr)
trifft, macht deutlich, dass die Forderung nach einem großzügigen Bleiberecht
weiter bestehen bleiben muss. In der Arbeitsgruppe engagieren sich Einheimische
in engem Schulterschluss mit Zugewanderten. Der sjr ist als Mitglied dem
„Netzwerk Migration“ beigetreten.
2.2 Erziehung und
Bildung
„Bildung ist der
Schlüssel zur Integration“ hieß es im Forum zur Bildungsdiskussion beim Rheiner
Integationssymposium in der Stadthalle im Rahmen des KOMM-IN Projekts
2008/09 (vgl. Schlussdokumentation KOMM-IN).
Aber auch der „Arbeitskreis Bildung und Migration“
des Netzwerks stellt sich die Frage nach der Bildungsförderung von SchülerInnen
mit Zuwanderungsgeschichte. Zwei Schwerpunktthemen wurden hier im letzten Jahr
angegangen: Die Förderung mehrsprachig aufwachsender Kinder (Seminar mit Frau
Dr. Betz, Stadthalle) und die Stärkung der interkulturellen Kompetenz bei der
Elternarbeit in Kindergärten und Schulen (Seminar mit Frau Dr. Bertels,
Kulturetage) (vgl. Punkt 5 Prioritätenliste).
Das Netzwerk
Migration nahm in seiner Jahressitzung 2009 den Vorschlag der Ausbildung und
des Einsatzes von „Bildungslotsen“ positiv auf. Ein neues
KOMM-IN-Projekt, nicht nur für Zuwanderer, könnte die Möglichkeiten des
Einsatzes solcher Lotsen erarbeiten. Aus den Erfahrungen der bereits
bestehenden Projekte und Initiativen „Kulturdolmetscher“ und „FitZu“
(Caritasmigrationsdiesnte), „Joblotsen“ (MGH und Euregio-Gesamtschule), „Schulpaten“
(Fachstelle Migration) und einer ganzen Reihe von Hausaufgabenhilfegruppen
müssen Bildungslotsen sowohl eine individuelle Begleitung von SchülerInnen von
der Primarerziehung bis zur Berufsausbildung abdecken, als auch die
interkulturelle Kompetenz der Bildungseinrichtungen gezielt stärken (vgl. Punkt
5 Prioritätenliste). Zurzeit wird mit möglichen Projektpartner aus dem Bereich
Schule gesprochen. Es besteht bereits jetzt Interesse an einer Ausweitung des
Projekts auf weitere Standorte/Schulen im Kreis Steinfurt.
Mittlerweile gehen
fast 100 % aller Zuwandererkinder regelmäßig zur Schule. Die bereits erwähnten Hausaufgabehilfegruppen und die ehrenamtlichen Schulpaten
spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige stützende Rolle.
In Zusammenarbeit mit der Stabsstelle für
Bürgerengagement hat die Fachstelle Migration der Stadt Rheine ca. 20 Personen
vermitteln können, die ehrenamtlich einzelne Schüler und Schülerinnen mit
Zuwanderungsgeschichte, ihre Familien und Lerngruppen kurz oder langfristig in
Bildungs- und Ausbildungsfragen unterstützen.
Diese Ehrenamtlichen haben eine Patenschaft für ein Kind übernommen, dessen
Eltern nicht in der Lage sind, ihm in schulischen Fragen zu helfen. Zumeist
wohnen die Schulpaten in der unmittelbaren Nachbarschaft zu ihren Schützlingen.
Die Paten treffen sich ein- bis zweimal wöchentlich mit den Kinder zu Hause,
helfen den Eltern auch bei Kontakten zur Schule und beantworten Fragen zum
Schulsystem oder tauschen sich über ganz alltägliche Erziehungsfragen aus. Oft
begleiten sie besonders den Übergang der Kinder von einer Schulform zur nächst
höheren. Den Familien Mut zu machen, sich Bildung zuzutrauen, dies steht oft im
Vordergrund der Arbeit der Schulpaten.
In vielen Gesprächen mit den Ehrenamtlichen und den Familien zeigte
sich, dass die Arbeit für beide Seiten eine große Bereicherung darstellt. Viele
ganz intensive nachbarschaftliche Kontakte sind so entstanden.
In regelmäßigen Abständen treffen sich die Schulpaten zum Erfahrungsaustausch
unter fachlicher Anleitung der Pädagogen der Fachstelle Migration.
Hausaufgabenhilfen werden
angeboten im Türkischen Kulturverein, im Centro S. Antonio und in den
Stadtteilbüros Catenhorner Straße und Humboldtstraße. Sie erreicht fast 100
SchülerInnen verschiedener Schulformen, die meisten haben
Migrationshintergrund. Gleichzeitig stellen diese Gruppen auch einen der
wenigen außerhäuslichen Anlaufpunkt z. B. für jüngere Kinder und Mädchen dar.
Falls familiäre Probleme auftauchen, haben die Kinder hier neben der
schulischen Hilfe auch eine Kontaktmöglichkeit in persönlichen Fragen. Die
Hausaufgabenhilfe wird daher auch von Jugendamt der Stadt Rheine finanziell
unterstützt.
Über 20
Die Sprachoffensive ist in eine
zweite Runde eingetreten. Es hat sich erwiesen, dass das Konzept der
weitgehenden Differenzierung neue Nutzerkreise angesprochen hat.
Aktuell finden elf
parallele Kurse in einer Bandbreite von Willkommenssprachkurs über
Alphabetisierung und Grundkurs bis zum Fortgeschrittenenkurs statt. Ein ehrenamtlich
geleiteter Kurs beschäftigt sich mit Poesie und Literatur.
Hauptnutzer der
Kurse sind vor allem Frauen, denen durch die örtliche und zeitliche
Differenzierung sowie das Angebot der Kinderbetreuung der Besuch eines Kurses
erleichtert wurde (vgl. Punkt 6 Prioritätenkatalog). Aber auch Schulen und
Ausbildungsinitiativen nutzen die Möglichkeit, um z. B. SchülerInnen auf den
Berufsalltag und seine besonderen sprachlichen Herausforderungen vorzubereiten
(siehe Internet rheine.de).
Eine erste
Auswertung ergab den Wunsch nach einer weiteren Flexibilisierung der
Anfangszeiten der einzelnen Kurse (losgelöst von Ferienrhythmus), um lange Wartezeiten
zwischen den einzelnen Kursen zu vermeiden und eine Erhöhung de Unterrichtsstunden
der einzelnen Kurse.
2.3 Interreligiöser Dialog
Besonders die Moschee an der Münsterstraße ist aktiv in Öffentlichkeitsarbeit und Abbau von Vorurteilen gegen den Islam. Vermittelt von der Fachstelle Migration besuchen fast wöchentlich die unterschiedlichsten Gruppen die Moschee. Im Ramadan lud die Moschee die Bevölkerung zum Fastenbrechen ein. Auch die Moschee an der Elter Straße lud zu einem Tag der offenen Tür ein.
Durch das Vorstellen der islamischen Geistlichen bei der Bürgermeisterin und weiteren zuständigen Stellen im Rathaus wurde einer Diskriminierung der Moscheen entgegengewirkt. Der so deutlich gemachte Hinweis auf ihrer Ansprechbarkeit in islamischen Religionsangelegenheiten ebnete den Weg, sie z. B. auch zu Schulveranstaltungen und christlichen Pfarrfesten einzuladen.
2.4
Interkulturelle Öffnung von Verwaltungen und Institutionen
Der Prozess einer
Interkulturellen Öffnung (vgl. Punkt 9 Prioritätenkatalog) ist zum einen
dadurch gekennzeichnet, dass alle Gruppen der Gesellschaft, also auch die der
Zuwanderer, in der Belegschaft einer Institution vertreten sind. Dass dieses in
der Stadtverwaltung aber auch in der Politik Rheines immer mehr zur Normalität
wird, zeigt das Integrationsmonitoring in der Schlussdokumentation des KOMM-IN
Projektes (vgl. dort S. 64 ff).
Ende 2008 hatten von ca. 600 Beschäftigten bei der Stadt Rheine 22 eine
Migrationsgeschichte. Mitte 2007 (Erhebung des Migrationskonzepts) waren es nur
18. Der Anteil der Migranten innerhalb der Rathausbelegschaft ist also
steigend. Und auch die Zahl der Kandidaten mit Migrationshintergrund bei der
diesjährigen Kommunalwahl war höher als bei der letzten Wahl.
Überhaupt hat das
KOMM-IN Projekt die Interkulturelle Öffnung der Institutionen quasi als
Nebeneffekt voran gebracht, indem es in vielen Institutionen die Frage nach der
Partizipation von Zuwanderern stellte und so ein Bewusstsein für deren Belange
und Qualitäten schuf.
Im Rahmen der
Datenerhebung für das Monitoring wurden auch mit dem Personalservice und der
Mitarbeitervertretung der Stadtverwaltung die Möglichkeiten einer gezielten
Ansprache von Zuwanderern für eine Verwaltungslaufbahn sowie ihrer besonderen
Qualifikation, z. B. Sprachkenntnisse, erörtert. Darüber hinaus referierte die
Fachstelle Migration auch zum Thema Interkulturelle Öffnung in einer
sozial-pflegerischen Ausbildungsstätte und vor Vertretern des Stadtjugendrings.
Es kann festgestellt werden, dass Interkulturelle Öffnung auf ein immer
breiteres Interesse stößt.
Zum anderen ist
interkulturelle Kompetenz Kennzeichen Interkultureller Öffnung. Besonders im
Netzwerk Migration gab es hier eine gute Diskussion z. B. über „Bildungslotsen“
als Mittler interkultureller Kompetenz in Schulen und Kitas und über den
speziellen Umgang mit Zuwandererfamilien im Rahmen von Bildungsarbeit. Auch
wurden Vorträge und Seminare über die Feiertage der Zuwanderer und das Wesen
des simultanen Spracherwerbs von Zuwandererkindern durchgeführt.
Der Prozess der
Interkulturellen Öffnung und der Erwerb interkultureller Kompetenz muss aber
alle Bereiche einer Institution durchdringen. Bisher wurde hauptsächlich auf
der Ebene der „Fachleute“ damit begonnen, die Grundlagen hierfür zu schaffen.
In den nächsten Schritten muss es an eine „von oben“ organisierte Umsetzung für
alle Bereiche des Rathauses gehen.
2.5 Jugendliche
Zuwanderer
Nach dem Abriss des
Hauses Lingener Straße 47, in dem der Treff für jugendliche Spätaussiedler
„Raduga“ untergebracht war, ist dieser in die Jugendbegegnungsstätte
„Underground“ des kath. Jugendwerkes umgezogen, wo er bislang nicht genutzte
Kapazitäten für eigene Öffnungszeiten nutzen kann.
Der Caritasverband
als Träger des Projekts berichtet, dass die neuen Kooperationspartner Raduga
und Underground mittlerweile sehr gut zueinander gefunden haben. Die
Kooperative hat für ihre hervorragende Zusammenarbeit in diesem Jahr den
Integrationspreis bekommen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass man der
„Teilhabe der jungen Spätaussiedler(innen) an den allgemeinen Angeboten der
offenen Jugendarbeit“ (vgl. Punkt 10 Prioritätenkatalog) ein gutes Stück näher
gekommen ist.
Das KOMM-IN Projekt
befasste sich eingehend mit der Lage der zugewanderten Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Die Zukunftskonferenz erforschte die Frage, an welchen Eckpunkten
sich ein zukunftsweisendes gesamtstädtisches Jugendkonzept in Bezug auf
Zuwandererjugendliche zu orientieren hat.
Die
Schlussdokumentation führt dazu aus: „Nicht eine nach Nationalitäten differenzierte
Jugendarbeit muss gefördert werden, sondern eine milieuimmanente Bildungsmöglichkeit
der zugewanderten Jugendlichen. … Es bedarf also … eines ausgewogenen Mixes von
von den Zuwanderern selbst organisierten Angeboten und von allgemein
zugänglichen, auf die Jugendlichen zugeschnittene Bildungs-, Begegnungs- und
Freizeitangeboten.“ Es geht also nicht um weitere Nationalitätentreffs sondern um
eine Öffnung der bestehenden durch interkulturelle Kompetenz. Für spezielle
Interessen- und Neigungsgruppen, z. B. russische oder tamilische Musikgruppen,
Folkloregruppen, Herkunftssprachenunterricht usw. muss aber ausreichender Raum
zur Verfügung stehen.
Investiert werden
muss in neue Bildungsangebote, damit geschlossene Milieus sich öffnen können.
Bei der
Neukonzeption der Jugendarbeit in der Stadt Rheine werden die Ergebnisse des
KOMM-IN Projekts Berücksichtigung finden.
2.6 Monitoring
Mit dem KOMM-IN
Projekt wurde der Punkt 12 des Prioritätenkatalogs umgesetzt. Die
Handlungsfelder des Monitorings wurden in enger Anlehnung an die Vorschläge des
Migrationskonzepts ausgewählt.
Durch die Mitarbeit
des Rheiner Gesundheitsamts konnten zudem viele Gesundheitsaspekte neu
hinzugefügt werden. Eine Aufnahme dieses Themas legten auch die Ergebnisse des
Integrationssymposiums nahe.
Die Ergebnisse
können in der Schlussdokumentation nachgelesen werden. Sie werden nun in
regelmäßigen Abständen erhoben, miteinander verglichen und durch die mit
Integration befassten Institutionen ausgewertet und gedeutet.