Betreff
Bericht über das Kompetenzzentrum für die sonderpädagogische Förderung in Rheine (KsF-Rheine)
Vorlage
055/10
Aktenzeichen
II-FB 1
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Schulausschuss und der Jugendhilfeausschuss nehmen den Bericht zum Kompetenzzentrum für die sonderpädagogische Förderung zustimmend zur Kenntnis.


Begründung:

 

 

1.           Chronik

Ende 2007 hat das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen das Pilotprojekt „Kompetenzzentrum für die sonderpädagogische Förderung“ ins Leben gerufen. Es nimmt dabei Bezug auf das neue Schulgesetz, das bereits im Juni 2008 in § 20 Abs. 5 erstmals die Möglichkeit zur Einrichtung von Kompetenzzentren für die sonderpädagogische Förderung einräumt. Darin heißt es u.a.: „Der Schulträger kann Förderschulen zu Kompetenzzentren für die sonderpädagogische Förderung ausbauen. Sie dienen der schulischen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf und Angeboten zur Diagnose, Beratung und ortsnahen präventiven Förderung“.

Die Stadt Rheine hat sich als Schulträger im November 2007 einstimmig dazu entschieden, dass seitens der Stadt Rheine die Grüterschule – Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen – am Wettbewerb um einen Platz im Pilotprojekt teilnehmen wird. Als Partner konnte die Peter-Pan-Schule des Kreises Steinfurt gewonnen werden. Mit dem Schuljahr 2008/2009 hat die Stadt Rheine die Zusage für das Kompetenzzentrum im Rahmen eines dreijährigen Modellprojekts erhalten. Landesweit wurde lediglich 20 Schulen diese Möglichkeit eingeräumt.

 

 

2.           Inhaltliche Ausgangslage

Aus schulfachlicher Sicht hat sich in den vergangenen Jahren die Ausgangslage für die sonderpädagogische Förderung deutlich verändert:

-                    Zunahme der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf

-                    Sonderschulbesuchsquote in Nordrhein-Westfalen höher als in den übrigen Bundesländern

-                    Fachliche, wissenschaftliche Weiterentwicklung der Sonderpädagogik

 

Dem Landesgesetzgeber geht es vor allem um Gesamtsysteme der sonderpädagogischen Förderung und deren flexible Einsatzmöglichkeiten zum Wohle der Schüler. Des Weiteren existiert seit einiger Zeit eine Diskussion um die Zukunft der Förderpädagogik, die sich ganz besonders aus Erfahrungen aus dem Ausland speist und in einer aktuellen Diskussion zum Thema Inklusion – d.h. die Integration bzw. gemeinsame Unterrichtung von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf – ihren vorläufigen Höhepunkt findet.

Die Schwerpunkte sonderpädagogischer Arbeit (nicht nur) in Förderschulen sind seit jeher die individuelle Förderung, geleitet durch eine eingangs- und prozessbegleitende Diagnostik, die Beratung, die Unterstützung und Hilfe von Förderschülern beim Übergang von der Schule in ihre berufliche Ausbildung sowie gegebenenfalls ihre besondere Begleitung bei der Rückführung in die Regelschule. Über die Vermittlung sachlicher Fachinhalte hinaus werden deshalb insbesondere die Wahrnehmung, die Motorik, die Kognition, das Arbeits- und Sozialverhalten sowie Selbstbehauptung und Konfliktfähigkeit geschult. In einem Kompetenzzentrum werden diese Arbeitsschwerpunkte um den Aspekt der Prävention ergänzt und die bestehenden (schulischen und außerschulischen) Strukturen zu einem verlässlichen, nachhaltigen und interdisziplinären Netzwerk ausgebaut. Gerade dafür sind Förderschulen prädestiniert, da sie ihrem schulischen Auftrag und den besonderen individuellen Ausgangslagen ihrer Schüler ohne die auf die Öffnung von Schule ausgerichteten Kooperationen nicht gerecht werden würden.

 

 

3.           Schulisches Netzwerk

Das schulische Netzwerk besteht derzeit neben der Grüter- und der Peter-Pan-Schule aus 15 Grundschulen (zwei Grundschulen mit gemeinsamem Unterricht), drei Hauptschulen (eine Hauptschule mit gemeinsamem Unterricht), der Christophorus-Schule (Förderschule Geistige Entwicklung des Caritasverbandes Rheine e.V.) und der Heinrich-Hoffmann-Schule (Schule für Kranke der Stadt Rheine). Dieses Netzwerk umfasst mehr als 4.100 Schüler (Stand 8/09).

 

 

4.           Organisation

Die Leitung des KsF liegt bei Marco Hildmann (Leiter) und Manfred Kleve (stellvertretende Leitung). Anfallende Sekretariatsaufgaben werden über die Grüterschule abgewickelt.

Des Weiteren wurde eine Steuerungsgruppe gebildet, die sich aus den folgenden Funktionen zusammensetzt:

-                    2 KsF-Leiter

-                    3 Schulaufsichtsbeamte (FS/HS/GS)

-                    2 Vertreter Schulträger (Stadt Rheine/ Kreis Steinfurt)

-                    1 Vertreterin Grundschule

-                    1 Vertreter Hauptschule (GU)

-                    1 Vertreterin Schulpsychologische Beratungsstelle

-                    1 Vertreter Jugendamt Stadt Rheine

 

Das Beratungsteam setzt sich wie folgt zusammen

-                    6 Lehrerinnen/Lehrer der Grüterschule (Schwerpunkt Lernen)

-                    3 Lehrerinnen/Lehrer der Peter-Pan-Schule (Schwerpunkt Sprache)

-                    4 Lehrerinnen/Lehrer der Peter-Pan-Schule (Schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung)

-                    1 Mitarbeiterin der schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Steinfurt

 

 

5.           Aufgaben und Handlungsfelder

Sonderpädagogische Förderung ist darum bemüht, für jeden Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (und in einem Kompetenzzentrum darüber hinaus für alle von sonderpädagogischem Förderbedarf bedrohten Kinder) ein individualisiertes, zeitlich und inhaltlich auf die personellen Möglichkeiten sowie auf die Jahrgangsstufe und die Ziele des sonderpädagogischen Förderplans abgestimmtes systematisches Lernen sicherzustellen. Dies bedeutet eine passgenaue individualisierte und förderplanorientierte Bildung und Erziehung, die auf einer passgenauen Verbindung von prozessbegleitender Diagnostik und Intervention sowie einer Kooperation in einem interdisziplinären Netzwerk beruht. In den Handlungsfeldern Prävention, Beratung, spezifische sonderpädagogische Förderung (Unterricht und Erziehung), Integration und Kooperation stellen sich damit für das KSF-Rheine die Aufgaben:

-                    Unterricht und Erziehung in den Netzwerk-Stammschulen. Damit wird die wohnortnahe Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit den genannten Förderschwerpunkten fortgesetzt und weiterhin sichergestellt.

-                    Unterricht(-begleitung) in den allgemeinen Schulen im Rahmen des Gemeinsamen Unterrichts. Damit übernimmt das KSF-Rheine die Verantwortung für die inhaltliche und organisatorische Gestaltung der integrativen Lerngruppen und aller damit verbundenen Fragestellungen im Stadtgebiet von Rheine, insbesondere in den Kooperationsschulen.

-                    Interdisziplinäre Diagnostik, Förderplanung und Förderbegleitung auf Anfrage vom Elementarbereich (z.B. Frühförder- oder Kindertageseinrichtung) bis zum Übergang von der Schule in den Beruf.

-                    (Präventive) Beratung von Lehrkräften, Erziehern, Eltern, etc. in allen Fragen von (sonderpädagogischer) Förderung. Damit werden frühzeitig alle Möglichkeiten sonderpädagogischer Intervention und Unterstützung im Gesamtsystem der sonderpädagogischen Förderung angesprochen und allgemein die Akzeptanz für eine sonderpädagogische Förderung, insbesondere auch in den Förderschulen, erhöht.

-                    Verbesserung und Stärkung von Rückschulungsmöglichkeiten in die Regelsysteme: Damit wird einer sich im Förderprozess ergebenden Entwicklung der Schüler Rechnung getragen und das Postulat auf Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilnahme am Bildungssystem eingelöst.

-                    Organisation und Durchführung von Informations- und Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte, Erzieher, Eltern, etc. Damit wird einem steigenden Informations- und Beratungsbedarf Rechnung getragen und die bereits in loser Folge durchgeführten Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen verschiedener Organisationen durch das KSF-Rheine konzentriert.

 

 

6.           Aktivitäten

Das KsF hat in den eineinhalb Jahren seines Bestehens erste Fortbildungsveranstaltungen koordiniert und zur Teilnahme ermutigt:

-                    „Teilleistungsstörungen“ (Schulpsych. Beratungsstelle) für das Beratungsteam und Multiplikator/innen der Netzwerkschulen am 05.11.2008

-                    „Emotionale und soziale Entwicklung“ (Universität Dortmund) für Gesamtkollegien Grüterschule / Peter-Pan-Schule am 27.05.2009

-                    „Beratung“ (Supervisorin Bezirksregierung Münster) für Beratungsteam

 

Weitere Aktivitäten des KsF sind

-                    Mitarbeit im Regionalen Bildungsnetzwerk

o   Mitgliedschaft Bildungskonferenz (Vertretung Förderschulen)

o   Mitgliedschaft Lenkungskreis (Vertretung Sek. I-Schulen)

o   Mitarbeit in diversen Arbeitskreisen

-                    Sitzungen/Konferenzen/Tagungen

o   Teilnahme an diversen Veranstaltungen zur Berichterstattung und allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit des KsF (beispielsweise „An die Arbeit … fertig? Los!“ des Verbandes Gemeinsam leben – Gemeinsam lernen, Münster)

 

7.           Projektplanung / Ausblick

-                    1. Halbjahr 2008/2009:

o   Präzisierung der Rahmenbedingungen und Anpassung der
Konzeption

o   Projektplanung und Festlegung der Arbeitsschwerpunkte

o   Entwicklung der Handlungsleitlinie „Beratung“

-                    2. Halbjahr 2008/2009:

o   Umsetzung und Fortschreibung der Beratung

o   Entwicklung der Handlungsleitlinie „Prävention“

o   Zwischenevaluation am Ende des 1. Projektjahres

o   1. Dokumentationsbericht

-                    1. Halbjahr 2009/2010:

o   Umsetzung und Fortschreibung der HL „Prävention“

o   Aufbau eines außerschulischen Netzwerks

-                    2. Halbjahr 2009/2010

o   Zusammenarbeit im außerschulischen Netzwerk

o   Entwicklung der Handlungsleitlinie „Unterricht“

o   Zwischenevaluation am Ende des 2. Projektjahres

o   2. Dokumentationsbericht

-                    1. Halbjahr 2010/2011:

o   Umsetzung und Fortschreibung der HL „Unterricht“

o   Vorbereitung Abschlussevaluation und -dokumentation

-                    2. Halbjahr 2010/2011

o   Abschlussevaluation und -dokumentation des Modellversuchs

o   Abschlussbericht

o   Absprachen zur Fortsetzung in der Modellregion Rheine