Betreff
Erste Konzeptvorschläge "JeKi" und "JeKiSti"
Vorlage
125/10
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt – aufsetzend auf den Beschlüssen des Schulausschusses vom 26. November 2008 und vom 11. Februar 2009 – die Ausführungen zu den Konzepten „JeKi“ und  „JeKiSti“  zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

Am 11. Februar 2009 hat der Schulausschuss die Verwaltung beauftragt, „ein Konzept für die Ausweitung und Verbesserung der Musik- und Kunstangebote für das Schuljahr 2010/11 zu erstellen und die Kosten zu ermitteln“.

 

Die Einführung der offenen Ganztagsschule hat die bisherige Struktur der außerschulischen Musikerziehung erheblich verändert. Der Umgang mit Musik, sei es das Singen, Tanzen oder das Spielen eines Instruments, fördert die Kinder in ihrer musikalischen, emotionalen und sozialen Entwicklung. Die Kinder bekommen so einen Zugang zur vielfältigen Welt der Musik und damit zu kulturellem Erleben. Musik schafft Gemeinsamkeiten und Gemeinschaft. Unser Ziel ist, jedem Grundschulkind die Möglichkeit des aktiven Musizierens zu bieten, unabhängig von Bildung, Kultur oder sozialem Stand.

 

Am 26. November 2008 hat der Schulausschuss folgenden Beschluss gefasst:

„Der Schulausschuss stimmt dem Dreijahresprogramm zum quantitativen Ausbau für die offenen Ganztagsgrundschulen in Rheine zu. Er nimmt den Zwischenbericht zur Qualitätsoffensive zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, Entscheidungsvorschläge für den Schulausschuss vorzubereiten.“

 

 

Derzeitiger Stand in Rheine:

 

Momentan ist die Musikschule Rheine an neun Grundschulen mit einem Musikprogramm im offenen Ganztag vertreten.

 

Die Angebote sind unterschiedlich:

  • Grundausbildung ohne Blockflöte
  • Rhythmik, Tanz, Bewegung
  • Singen im Chor
  • Spielkreis
  • Instrumentalunterricht Blockflöte
  • Trommeln, Bodypercussion
  • Instrumentenbau

 

Um die Zusammenarbeit zu intensivieren, bietet die Musikschule Rheine zusätzlich Fortbildungen für Lehrkräfte und ErzieherInnen an.

·         „Musik in der Grundschule“: Kinderstimme, Instrumentenkunde, Rhythmik, Musik hören, Liedbegleitung.

·         „Gitarre für Lehrkräfte und ErzieherInnen“: Einfache Liedbegleitung

·         „Blockflöte für Lehrkräfte und ErzieherInnen“

 

Alle drei Angebote sind auf reges Interesse gestoßen und werden regelmäßig durchgeführt.

 

Die 3-Jahresplan-Qualitätsoffensive für den offenen Ganztag sieht vor, für alle zwölf Ganztagsgrundschulen ein wöchentliches Musikschulangebot von vier Musikstunden, jeweils zur Hälfte von TVöD-Lehrkräften und Honorarlehrkräften unterrichtet, anzubieten.

Das bedeutet rechnerisch, dass 12 Schulen mit jeweils 4 Stunden, also 48 Unterrichtsstunden zuzüglich 12 „Koordinationsstunden“ (Organisation, Stundeneinteilung, Ansprechpartner an den Schulen) nötig sind.

Derzeit ist die Musikschule mit 17 Stunden, verteilt auf die unterschiedlichen Angebote,  im offenen Ganztag vertreten. Um die Offensive weiter voranzubringen, war beabsichtigt, die im Fachbereich 1 eingesparten Stellenanteile des Jahres 2009 in einem Umfang von 0,5 Stellen in diesem Bereich umzuschichten. Dadurch sollte der Ausbau der Musikschulangebote von derzeit 17 auf 32 Stunden erhöht werden.

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 19. Januar 2010 ist der Teilstellenplan 2010 des Fachbereichs 1 mit einem Umfang von 115,75 Stellen beschlossen worden. Im Vergleich zu 2009 stellt dies eine Reduzierung von 0,50 Stellen dar. Deshalb stehen für das zuvor beschriebene Vorhaben weder die notwendigen Stellenanteile noch die erforderlichen Personalkosten im Haushalt 2010 zur Verfügung, so dass eine Umsetzung leider nicht möglich ist.

 

Mit den derzeitigen Angeboten im OGS-Bereich kommt die Musikschule den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder sehr entgegen. Somit sind wir auf einem guten Weg, erreichen jedoch nur etwa ein Viertel aller Grundschulkinder. Das Ziel, jedem Kind die Möglichkeit des aktiven Musizierens zu ermöglichen, ist ausschließlich über den offenen Ganztag nicht zu erreichen. Die Ausweitung des Angebots in den Vormittagsbereich würde allen Kindern den Zugang zu den musikalischen Angeboten ermöglichen.

 

 

Zwei Konzeptvorschläge für die Ausweitung auf den Vormittag:

JeKi und JeKiSti

 

In den letzten Jahren wurden die verschiedensten Modelle, wie z.B. JeKi (Jedem Kind ein Instrument), JeKiSti (Jedem Kind seine Stimme, Neuss) oder JEKISS (Jedem Kind seine Stimme, Münster) auf den Weg gebracht und werden in den unterschiedlichsten Formen umgesetzt.

 

Dabei lassen sich zwei grundsätzliche konzeptionelle Unterschiede herausstellen:

 

Musik mit der Stimme (JeKiSti / JEKISS) – Musik mit einem Instrument  (JeKi)

 

Egal, für welches Konzept man sich entscheidet, Ziel aller Modelle ist es, jedem Kind den Zugang zur Musik zu ermöglichen, ob nun über den Umgang mit einem Instrument oder die eigene Stimme. In Zeiten leerer Kassen muss nach einem Ansatz gesucht werden, der bezahlbar ist und gleichzeitig Nachhaltigkeit gewährleistet.

 

 

Beispiel „JEKISS“ / „JeKiSti“(Jedem Kind seine Stimme, Münster / Neuss)

 

Singen ist die ursprünglichste Art, Musik zu machen – das ist der Kerngedanke von „Jedem Kind seine Stimme“. Die Stimme bietet wunderbare Möglichkeiten, Kinder in ihrer musikalischen, emotionalen und sozialen Entwicklung zu fördern.  

 

  • Singen ist ein natürliches Ausdrucksmittel eines Kindes
  • Singen ist für jedes Kind zugänglich, unabhängig von Bildung, Herkunft und sozialem Hintergrund
  • Singen fördert die Sprachkompetenz und damit die Integration und den kulturellen Dialog
  • Singende Kinder entwickeln ein Gefühl für Form und Rhythmus, sie lernen, sich auf der Bühne zu präsentieren
  • Singen ist kreatives und künstlerisches Ausdrucksmittel
  • Singen bietet den direkten Zugang zur gesamten Musikkultur und bedeutet kulturelle Bildung
  • Singen bietet die problemlose Verknüpfung mit anderen Schulfächern
  • Singen ist die praxisorientierte Ergänzung zum allgemeinen Musikunterricht
  • Singen fördert die soziale Kompetenz

 

Es gibt die unterschiedlichsten Modelle mit dem Ansatz „Kind und Stimme“. Im Folgenden wird ein Modellvorschlag vorgestellt, der einige Module der verschiedenen Konzepte miteinander verbindet und auf die Grundschulen der Stadt Rheine überträgt.

 

 

Ein Modellvorschlag: „Musikschule in Rheiner Grundschulen“

 

1. Unterrichtsjahr:

Elementare Grundausbildung, Rhythmik und Bewegung

Schwerpunkt Singen, Sprecherziehung, Stimmbildung

 

Unterricht: Einmal wöchentlich 45 Minuten

Zusätzlich: Einmal wöchentlich 45 Minuten Chor (nicht bindend)

 

2. Unterrichtsjahr:

Elementare Grundausbildung, Rhythmik und Bewegung,

zusätzlich Instrumenteninformation

Schwerpunkt Singen, Sprecherziehung, Stimmbildung

 

Unterricht: Einmal wöchentlich 45 Minuten

Zusätzlich: Einmal wöchentlich 45 Minuten Chor (nicht bindend)

 

3. / 4. Unterrichtsjahr:

Wahlweise Instrumentalunterricht oder Chor

Der Instrumentalunterricht findet nach Möglichkeit an der Grundschule statt, falls nicht möglich, in der Musikschule.

 

Unterricht: Einmal wöchentlich 45 Minuten

Die InstrumentalschülerInnen können zusätzlich am Chor teilnehmen

 

Auf der Grundlage der Einschulungszahlen 2010 an den Rheiner Grundschulen ergibt sich folgende Berechnung:

 

Einschulungskinder Sommer 2010

 683

Prozentsatz der Kinder, die in das Projekt eingebunden werden sollen

100 %

Gruppengröße im 1. Unterrichtsjahr

 22

Gruppengröße im 2. Unterrichtsjahr

 22

Hinzu kommt ein Schulchor, bei großen Schulen zwei Chöre, die von allen Kindern der 1. – 4. Klasse besucht werden können

16 - 20

Nach 4 Jahren, d.h. einem kompletten Durchgang würden für die Durchführung des Projekts vollbeschäftigte Lehrkräfte (30 Unterrichtsstunden) benötigt:

ca. 2,5

 

 

Beispiel: „Jedem Kind ein Instrument“ in Rheine („JeKi“)

 

Einschulungskinder Sommer 2010

 683

Prozentsatz der Kinder, die in das JeKi-Projekt eingebunden werden sollen

100 %

Gruppengröße im 1. Unterrichtsjahr

 22

Gruppengröße im 2. Unterrichtsjahr

 4

Gruppengröße im 3. Unterrichtsjahr

 4

Gruppengröße im 4. Unterrichtsjahr

 3

Nach 4 Jahren, d.h. einem kompletten Durchgang mit JeKi würden für die Durchführung des JeKi-Projekts vollbeschäftigte Lehrkräfte (30 Unterrichtsstunden) benötigt:

 5

Die Zahlen wurden errechnet auf Grundlage des Jeki-Rechners, Musikschule Steinfurt (Greving)

 

Das dargestellte Beispiel bedeutet, dass 5 Stellen zur Umsetzung eines JeKi-Projekts eingerichtet werden müssten.

Hinzu kommen die Anschaffungskosten für Instrumente, die zu 50% von der Stiftung getragen würden, wenn Rheine Modellregion wäre.

Bisher ist JeKi auf das Ruhrgebiet begrenzt und Rheine ist nicht Modellkommune. Die gesamten Kosten z.B. für die Anschaffung der Instrumente wären zum derzeitigen Zeitpunkt komplett durch die Kommune selbst zu tragen.

 

Solange Rheine nicht Modellkommune ist, kann nicht daran gedacht werden, JeKi in den Rheiner Grundschulen umzusetzen.

 

JeKiSti bietet eine optimale Voraussetzung, jedem Kind den Zugang zur Musik zu eröffnen, da es ohne „Hilfsmittel“ auskommt. Die Stimme genügt, um miteinander zu agieren, zu kommunizieren und sich selbst musikalisch zu erfahren.  Wie oben beschrieben, wären zur Umsetzung von JeKiSti 2,5 zusätzliche Stellen nötig, die aufgrund der momentanen Finanzlage und dem noch bestehenden Einstellungsstopp nicht realisierbar sind.