Betreff
Onleihe - ein neues Angebot der Stadtbibliothek Rheine
Vorlage
218/10
Aktenzeichen
FB 1-wig
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zum neuen Angebot der Stadtbibliothek Rheine zur Kenntnis.


Begründung:

 

Die Medienwelt wandelt sich. Die publizistisch begleitete Einführung des iPad der Firma Apple, eines Readers (zu deutsch eines Lesegerätes) für elektronische Schriften, hat das in den letzten Monaten wieder deutlich vor Augen geführt. (z. B. Schirach, Ferdinand von: Die Kunst des Weglassens. Warum das iPad die Zukunft des Lesens ist. Der Spiegel 15/2010, S. 118 -119).

 

 

Bibliotheken haben den Auftrag, Informationen für ihre jeweiligen Zielgruppen bereitzustellen und zu vermitteln. Wie die Informationen gespeichert sind, spielt dabei heute eine untergeordnete Rolle. Bibliotheken haben daher immer ein wachsames Auge auf technische Entwicklungen. Seit Ende 2008 wird verstärkt Literatur in elektronischer Form auf den Markt gebracht, die über das Internet heruntergeladen werden kann. Das betraf zunächst vor allem wissenschaftliche Literatur, denn wissenschaftliche Erkenntnisse sollen schnell erscheinen, die Nachfrage ist aber begrenzt. Hier bot sich die elektronische Form als schnell und preisgünstig an. Viele wissenschaftliche Beiträge werden heute nur noch elektronisch veröffentlicht. Inzwischen hat sich die Angebotspalette stark erweitert. Ratgeber, Schülerhilfen und auch Bestseller für ein breites Publikum erscheinen häufig zeitgleich in gedruckter und in elektronischer Form. Kaufen kann der Kunde beides. Von jedem PC aus, aber auch von speziellen Geräten wie  E-Readern, können diese Bücher heruntergeladen und gelesen werden.

 

Doch elektronische Bücher können nicht nur gekauft werden, es ist auch möglich, sie auszuleihen. Dafür ist besonderes technisches Equipment nötig, die Handhabung für den Kunden ist dann aber ganz einfach. Eine Tochtergesellschaft der Einkaufszentrale für Bibliotheken bietet für Öffentliche Bibliotheken den technischen Support an und übernimmt auf einem zentralen Server die Verwaltung der elektronischen Medien verschiedener Bibliotheken oder Bibliotheksverbünden (s. www.onleihe.de).

 

Inzwischen nutzen 132 deutsche, österreichische und Schweizer Bibliotheken diesen Service und stellen damit ihren Nutzern die neuen Medien zur Verfügung. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft bietet zum Beispiel die Stadtbibliothek Nordhorn diesen Service zusammen mit anderen Bibliotheken in Niedersachsen an (s. www.NBib24.de ).

 

Im Münsterland haben sich zehn Kommunen zusammengefunden, die gemeinsam für ihre Nutzer ebenfalls die Ausleihe elektronischer Medien ermöglichen werden (im Kulturausschuss berichtet am 13.08.2009, Vorlage 352/09 und am 10.03.2010, Vorlage 078/10). Es sind die Öffentlichen Bibliotheken der Kleinstädte Ahaus, Coesfeld, Dülmen, Emsdetten, Greven, Ibbenbüren, Steinfurt; der Mittelstädte Bocholt und Rheine und der Großstadt Münster. Diese Bibliotheken haben schon Erfahrungen damit gesammelt, gemeinsam innovative Projekte zu realisieren. Bereits seit 2004 wird eine gemeinsame Katalogabfrage und der Zugang zu Datenbanken über das Hochschulbibliothekszentrum in Köln realisiert (s. www.muensterland-bibliotheken.de).

 

Gemeinsam haben die zehn Bibliotheken einen Antrag auf Landesförderung für die Einrichtung der neuen Dienstleistung gestellt. Der Bewilligungsbescheid für diese Maßnahme liegt seit Ende März vor, so dass nun mit der konkreten Umsetzung begonnen wird.

 

Die Stadtbücherei Münster hat die Federführung für dieses Projekt übernommen. Damit entlastet sie die kleineren Bibliotheken ganz erheblich. Eine Lenkungsgruppe, der Frau Rasche, Leiterin der Stadtbücherei Münster, Frau zu Klampen, Leiterin der Stadtbücherei Ahaus, und Frau Wigger, Leiterin der Stadtbibliothek Rheine, angehören, begleitet die Umsetzung. Eine Arbeitsgruppe Marketing und eine Arbeitsgruppe Bestandsaufbau kümmern sich um die inhaltlichen Fragen. Der EDV-Fachmann der Stadtbücherei Münster klärt technische Probleme. Die rechtliche Prüfung der Verträge übernimmt die Stadt Dülmen, Fragen des Datenschutzes werden von der Stadt Münster geprüft.

 

Inhaltlich wird sich das Angebot ganz besonders an zwei Zielgruppen wenden. Zum einen wird Schulrelevantes angeboten werden, das es Schülern erlaubt, auch kurz vor einer Klausur unabhängig von Zeit und Ort wichtige Informationen abrufen zu können. Gerade die junge Generation nutzt in einem Maße den Computer für die Informationsbeschaffung, die Älteren kaum vorstellbar ist. Damit aber auch geprüfte Informationen erhältlich sind, ist ein Angebot der Stadtbibliothek von besonderer Bedeutung.

Eine weitere Zielgruppe sind Erwachsene, die ebenfalls gesicherte Informationen zum Beispiel für Reise, Beruf oder Hobby suchen. Die Zeitunabhängigkeit des Angebotes spielt hier eine besondere Rolle. Echte Leser kommen auch auf ihre Kosten. Bestseller kann man heute bequem auf eReadern lesen. Das ist für Menschen, die viel auf Reisen sind, eine wirkliche Erleichterung – auch wenn manch ein Papierleser sich das noch nicht vorzustellen vermag. Auch Zeitschriften werden im E-Format angeboten, die Ausleihe ist hier gewöhnlich auf ein bis zwei Stunden begrenzt.

 

Die beteiligten Bibliotheken bauen einen gemeinsamen Pool von e-books auf. Das bedeutet, dass in allen Städten das gleiche Angebot vorhanden ist. Ist ein Medium aber entliehen, so steht es keinem anderen zur Verfügung. Vorbestellungen sind – wie in Bibliotheken üblich – möglich. Die Ausleihfrist von e-books endet automatisch, um eine Rückgabe braucht sich bei diesen Medien niemand zu kümmern.

 

Das Land fördert die Investitionskosten für dieses Projekt (Gesamtkosten 65.000 €) mit 60%.

 

Der Zeitplan sieht vor, dass Anfang August die neue Dienstleistung freigegeben werden kann. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird dann noch einmal ganz besonders auf die neuen Dienstleistungen für Schüler hingewiesen werden.

 

Die Zusammenarbeit von vielen Beteiligten macht es möglich, auch im ländlichen Bereich eine moderne Dienstleistung anzubieten die die Kapazität einzelner überfordert hätte.