Beschlussvorschlag:
Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum KOMM-IN Antrag 2010/2011 „Bildungslotsen schaffen Zukunftschancen“ zustimmend zur Kenntnis.
Begründung:
In der Nachfolge des KOMM-IN
Projekts 2008/2009 hat die Verwaltung einen neuen Antrag im Rahmen des
NRW-Förderprogramms gestellt, der die Ergebnisse der Schlussdokumentation
2008/2009 aufgreift und die Entwicklung verbesserter kommunaler Strategien zur
Förderung von Kindern und Jugendlichen aus sogenannten geschlossenen Milieus
hinsichtlich ihrer Schul- und Berufsausbildung zum Inhalt hat.
Für das Projekt wurden
Gesamtkosten in Höhe von 56.100,00 Euro veranschlagt. Die beantragte Förderung
beläuft sich auf 44.880,00 Euro. Für die Stadt bedeutet das die Übernahme eines
Eigenanteils von 11.220,00 Euro (= 20 %
Auszug aus dem KOMM-IN Antrag
2010/2011:
Titel:
Bildungslotsen schaffen Zukunftschancen
Ausgangslage
„Bildungslotsen“ als
Sammelbegriff für Paten, Mentoren oder
Sprach- und Kulturmittler können einen wichtigen Beitrag zum
Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen leisten. Aufgrund ihrer
verlässlichen und trotzdem flexiblen Beziehung zu einzelnen Kindern, aber auch
zu deren Elternhäusern und schulischer Umgebung, können sie die pädagogische
Verantwortung von Elternhaus und Schule sehr gut positiv beeinflussen und
ergänzen.
Erfolgreiche Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte berichten immer wieder davon, dass es besonders in ihrer
Schulzeit einzelne Menschen gab, die sie gefördert und unterstützt haben weil
diese Personen an sie geglaubt haben, für sie da waren oder sie in besonderer
Weise gefordert und gefördert haben.
In Rheine gibt es
verschiedenste (Ehrenamts-
• Deutscher Kinderschutzbund („Jobpaten“
• Wohlfahrtsverbände (CV: „Dolmetscher der Kulturen“, „Balu
und Du“, „Schüler coachen Schüler“, „FitZu“
• Berufskolleg Rheine („InBewegung“
• Fachstelle
Häufig sind die Initiativen
aus Projekten oder aus der Initiative einzelner Protagonisten hervorgegangen.
Sie richten ihre Arbeit auf bestimmte Schulformen oder bestimmte
Bevölkerungsgruppen wie Zuwanderer oder Schulverweigerer aus. Die in den
verschiedenen Initiativen gesammelten Erfahrungen werden allerdings bisher
nicht ausgewertet und für weitere Initiativen und Gruppen nutzbar gemacht. Auch
eine inhaltliche Abstimmung und Koordination von Initiativen im Bereich Paten
oder Bildungslotsen erfolgte bisher kaum. Es gibt kein strategisches Konzept in
der Stadt Rheine, welches eine systematische, zielgerichtete Unterstützung und
Ausweitung des vorhandenen Potenzials an „Bildungslotsen“ in den Blick nimmt.
Ob und wo etwas geschieht ist bisher eher dem Zufall beziehungswiese dem
Engagement einzelner Akteure überlassen.
Gerade wenn sich die
Erkenntnis immer mehr durchsetzt, dass kein Kind mit seinen Bildungspotenzialen
verloren gehen darf, ist ein zielorientiertes mit Elternhaus und Schule
abgestimmtes strategisches Vorgehen von enormer Bedeutung. Dadurch kann auch
verhindert werden, dass Bildungslotsen „nur“ als Lückenbüßer für unzureichende
Rahmenbedingungen in Elternhaus und Schule betrachtet werden.
Es kann vermutet werden, dass „Bildungslotsen“ mit
Projektkonzeption
a. Gewinnung eines Überblicks über den
Umfang und die Qualität von
(Ehrenamts-
b. Analyse der Erfolgsbedingungen für
eine nachhaltige Förderung von
„Lotsenprojekten“ aus der Sicht der
Schulen und der Ehrenamtsinitiativen
c. Entwicklung von konzeptionellen
Grundlagen (Leitziele, Inhalte,
Wirkungsindikatoren,
Fördervoraussetzungen, Steuerungsverfahren
eine langfristige Förderung und
Koordination der ehrenamtlichen Arbeit von
Bildungslotsen
d. Aufbau eines Koordinations- und
Vernetzungssystems für Initiativen, die
Projekte zur Gewinnung und
Unterstützung von Bildungslots/innen,
Pat/innen oder Mentor/innen
initiiert haben und durchführen.
e. Vermittlung der Botschaft an Eltern
mit Zuwanderungsgeschichte, dass es
von vielen hauptamtlichen und
ehrenamtlichen Akteuren ein großes Interes-
se an der Verbesserung der
Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen
gibt und dass sie als Eltern
eingeladen sind, sich einzubringen und mitzuwirken.
f. Sensibilisierung der relevanten
Akteure aus Politik, Verwaltung, MSO,
Integrationsrat, freien Trägern
etc. für die Chancen und Grenzen der Öffnung
der
Schulen durch ein kultursensibles Engagement zur Förderung der Bildung und Erziehung
g. Übertragung von Erfahrungen aus der
Migrantenförderung auf alle bedürf-
tigen Schüler(innen
Phasen
des Projektes und Arbeitsmethoden
1.
Einrichtung einer Projektgruppe zur Steuerung des KOMM-IN Prozesses be-
stehend aus Fachstelle
verwaltungsamt. Die Projektgruppe hat die
Aufgabe, den Gesamtprozess zu
steuern. Dieses beinhaltet beispielsweise:
a. Festlegung der Kriterien, welche
Initiativen bzw. Aktivitäten als Lotsen- oder
Patenprojekte definiert werden
b. Abstimmung des Projekt- und
Untersuchungsdesigns
c. Auswahl der zu befragenden Personen
d. Begleitung der Werkstattphase und
Zwischenauswertung der Projekt-
erkenntnisse
e. Vorbereitung der Erprobungsphase und der
Aktion zur Öffentlichkeitsarbeit
f. Vorbereitung der Abschlussveranstaltung
2.
Durchführung einer Analyse der Ehrenamtsinitiativen im Bereich Bildung und Er-
ziehung in Bezug auf Inhalte, Ziele,
Akteure mit und ohne
Erfolgsbedingungen und Umfang der
Aktivitäten in der Form von 10 aktivieren-
den Einzelinterviews (hauptamtliche
Ansprechpartner der Initiativen und Schul-
leiter/innen
jeweiligen Ehrenamtsinitiativen durch ein
externes Institut.
3.
Aufbereitung und Reflexion der Interviewergebnisse im Rahmen eines
Workshops mit den befragten Hauptamtlichen
4.
Entwicklung der konzeptionellen Grundlagen für ein Förderkonzept durch ein
externes Institut
5.
Workshops zur inhaltlichen Abstimmung der konzeptionellen Grundlagen mit
a. hauptamtlichen Akteuren (1 Workshop
b. interessierten Ehrenamtlichen (1
Workshop
c. drei unterschiedlichen
Migrantenorganisationen t (3 Workshops
Die Workshops mit den
Migrantenselbstorganisationen dienen dazu, Rückmel-
dungen zu erhalten,
• wie die Idee des Einsatzes von
Bildungslotsen oder Paten auf MigrantInnen mit
wenig Sprachkenntnissen wirken
• welche Bilder und Erwartungen die
beteiligten MigrantInnen mit dem ehren-
amtlichem Engagment aufgrund ihrer
Erfahrungen (aus dem Herkunftsland
verbinden
• welches Verständnis die MigrantInnen in
Bezug auf eigenes ehrenamtliches En-
gagement haben
• was die Initiator/innen noch machen
können, damit ihre Aktivitäten dem An-
spruch der kultursensiblen Ausrichtung entsprechen
Eine methodische Besonderheit bei diesen
Workshops ist, dass die Zielgruppe
mit Unterstützung von Sprach- und
KulturmittlerInnen, die die jeweilige Mutter-
sprache beherrschen, die vorgestellten
Ideen in ihrer Muttersprache reflektieren
können. Damit scheidet Sprache als Kommunikationshindernis
aus und die Ziel-
gruppe kann sich im vertrauten Umfeld
(Räume der Vereine, Kursräume etc.
untereinander austauschen und ein
realistisches Feedback geben
6.
Durchführung der Werkstattphase zur Erprobung und Evaluation der konzeptio-
nellen Grundlagen an zwei
Grundschulstandorten (In der Werkstattphase soll im
Sinne der Aktionsforschung der gesamte
Kernprozess von der Kontaktaufnahme
mit den Schulen, der Akquise der
Ehrenamtlichen, der Art des Aufbaus der Be-
gleitung der Ehrenamtlichen durchgeführt,
dokumentiert und bewertet werden.
Darüber hinaus soll auch der Zeitumfang und
die Art und Weise der Begleitung
des Prozesses durch die hauptamtlichen
Akteure erfasst und ausgewertet
werden. Die Erkenntnisse aus der
Werkstattphase sollen in zwei Workshops
durch ein externes Institut evaluiert und
als Grundlage in ein nachhaltiges För-
derkonzept eingearbeitet werden.
7.
Workshop zur Vorbereitung einer öffentlichkeitswirksamen Aktion um die Grund-
idee zu präsentieren und zur Akquise von
weiteren Ehrenamtlichen beizutragen.
8.
Durchführung der öffentlichkeitswirksamen Aktion
9.
Die Erkenntnisse aus dem Prozess werden in der Form eines Leitfadens durch
ein externes Institut aufbereitet. Der
Leitfaden soll den Praktiker/innen bei der
Initiierung von Lotsen- oder Patenprojekten
als Orientierungsrahmen dienen und
notwendiges Handwerkszeug zur Verfügung
stellen. Er soll zum Beispiel die Er-
folgsfaktoren aus der Sicht der Schulen und
der Ehrenamtsinitiativen, eine Vor-
lage für einen Kooperationsvereinbarung mit
den Schulen, methodische Hinweise
zum Erfahrungsaustausch und zur Qualifizierung, Materialien zur
Öffentlichkeits-
arbeit, ein Akquisekonzept, Hinweise zum
Umgang mit Aufwandsentschädi-
gungen etc. enthalten. Gemeinsam mit dem
Förderkonzept ist der Leitfaden die
Grundlage für eine Entscheidungsvorlage für
die Politik, um eine langfristig ange-
legte strategische Ausrichtung der
Förderung von Bildungslotsen zu erreichen.
10.
In einer Abschlussveranstaltung soll der Leitfaden präsentiert und mit den
Ehrenamtlichen, Schulleiter/innen,
Verbandsvertretern, MSO, Integrationsrat,
Verwaltung und Politik diskutiert werden.
11.
Einbringung des Förderkonzeptes in die politischen Gremien zur Abstimmung
einer
langfristigen strategischen Ausrichtung der Förderung von Bildungslotsen.
Produkte und Meilensteine
a
1. Durch die Auswertung der
Interviewergebnisse liegt der Projektgruppe ein
guter Überblick über Inhalte, Ziele,
Anzahl der Akteure mit und ohne Migra-
tionshintergrund, Erfolgsbedingungen
und Umfang der Aktivitäten im Bereich
der Bildungslotsen vor.
2. Es liegen konzeptionelle Grundlagen für
ein Förderkonzept zur Gewinnung
und Unterstützung von Bildungslotsen
vor.
3. Eine öffentlichkeitswirksame Aktion
wurde geplant und durchgeführt.
b
1. Grund- und Kennzahlen sowie qualitative
Aussagen zum Umfang der Aktivi-
täten im Bereich der Bildungslotsen
liegen vor und bilden die Ausgangsbasis
für ein regelmäßiges Monitoring der
weiteren Entwicklung in dem Handlungs-
feld.
2. Es gibt ein mit den beteiligten
Akteuren (Schulen, Migrantenorganisationen,
Verbänden sowie Verwaltung
eines praxisorientierten Leitfadens.
3. In zwei Schulen wurde der Einsatz von
Bildungslotsen implementiert, erprobt
und ausgewertet. Beide Schulen können
die Bildungslotsen in Verbindung mit
den Eltern langfristig als
Unterstützung ihrer pädagogischen Arbeit nutzen.
Den Schulleiter/innen ist ihre Rolle
als Ansprechpartner/in vertraut.
4. Durch eine öffentlichkeitswirksame
Maßnahme und durch die Abschussveran-
staltung wurden viele
Schlüsselpersonen und interessierte Bürger/innen auf
die Thematik aufmerksam gemacht.
5. Die Politik erhält eine konkrete
Entscheidungsvorlage mit der sie die lang-
fristige strategische Ausrichtung der
Unterstützung und Förderung von Bil-
dungslotsen
beschließen und die notwendigen Mittel bereitstellen kann.
Nachhaltigkeit des Projekts
Das Gesamtprojekt ist in die
langfristig angelegte Konzept- und Kommunikationsstruktur zur
Das Projektziel ist so konzipiert und ausgerichtet, dass die
oben beschriebenen Produkte und Projektergebnisse als Teilelemente in das in
Rheine erarbeitete System der Integrationsarbeit einfließen können und im
Rahmen der gesamten strategischen Steuerung wichtige zukünftige Instrumente
sind.
Indikatoren der
Zielerreichung
1
2
3
4
Risiken der
Zielerreichung
Unterschiedliche Verbände
und Protagonisten haben in den letzten Jahren Initiativen zur Verbesserung der
Bildungschancen von Kindern entwickelt. Jede Initiative hat eigene inhaltliche
Schwerpunkte und ein eigenes Selbstverständnis entwickelt. Es ist nicht immer
leicht gerade auch konkurrierende Verbände zusammenzuführen. Eigene
Profilierungswünsche einzelner Akteure könnte den Prozess erschweren.
Aufgrund veränderter
Bedarfslagen (weniger Zuzug von Flüchtlingen und Aussiedlern
Schulen unterliegen einem permanenten Veränderungsdruck,
dieses kann unter Umständen dazu führen, dass Lehrer/innen erst einmal in
Abwehrhaltung gehen. Alle diese Risikofaktoren sind bekannt. Die
Verantworltichen gehen davon aus, dass der Projektansatz allen Beteiligten
signalisiert, dass ein auf eine konzeptionelle Grundlage gestellter
Handlungsansatz große Vorteile für jeden Einzelnen bringt und letztlich der
Verbesserung der Integrations- und Zukunftschancen der Kinder- und Jugendlichen
dient.
Gesamteinschätzung der
Wirkung des Projekts für die Kommune
Die angestrebten konzeptionellen Grundlagen und
Erprobungsansätze können dazu beitragen, dass die Chancen der sozialen
Integration von Kindern mit und ohne