Betreff
Kulturarbeit im demografischen Wandel
Vorlage
285/11
Aktenzeichen
II-1-dy
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur ehrenamtlichen Kulturarbeit für und mit Seniorinnen und Senioren zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung im Sinne dieser Ausführungen weiter zu arbeiten und laufend über die Umsetzung der Projekte zu berichten.


Begründung:

 

Einführung:

Die Stadt Rheine hat am 18. März 2010 im Zusammenarbeit mit dem Institut für Bildung und Kultur, Remscheid (IBK) eine Fachtagung zum Thema „Kultur im demografischen Wandel“ im Kloster Bentlage durchgeführt. Die Auswirkungen des demografischen Wandels in der Gesellschaft berühren alle Lebensbereiche und damit auch die Kultur. Mehr freie Zeit verbunden mit einem längeren und gesünderen Alter geben den Menschen mehr Möglichkeiten, im Anschluss an das Arbeitsleben kulturell und künstlerisch aktiv zu werden. Darüber hinaus äußern Menschen, die nicht mehr mobil sind oder sich aus biografischen Gründen nie an Kultur beteiligt haben, den Wunsch nach Teilhabe an der Kultur. Dies stellt auch die Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden vor neue Herausforderungen. Von dieser Tagung ist neben einer Dokumentation eine umfangreiche Publikation entstanden, die das Thema in wissenschaftlicher Methode behandelt und ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem IBK herausgegeben wurde.

 

Um den Wünschen, Ansprüchen, Erkenntnissen und Forderungen, die sich aus dieser Tagung ergeben gerecht zu werden, hat die Verwaltung auf mehreren Ebenen Handlungsansätze entwickelt, die am Ende in ein gemeinsames Konzept zur Weiterentwicklung der Kulturarbeit unter besonderer Berücksichtigung des demografischen Wandels führen sollen.

 

Die Teilhabe an Kunst und Kultur ist ein Schlüssel zur Lebensqualität und ermöglicht die Partizipation am öffentlichen Leben. Viele ältere Menschen entfalten ihre Potenziale durch die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur insbesondere dann, wenn die beruflichen und familiären Verpflichtungen nicht mehr im Vordergrund stehen. Mit anderen oder für sich allein werden sie kreativ und erweitern ihre persönlichen Horizonte. Kunst und Kultur bieten deshalb viele Möglichkeiten der aktiven Teilhabe an der Gesellschaft.

 

Professionalisierung der Kulturarbeit mit Älteren

Wichtig ist es, dass auch von Seiten der Kulturanbieter eine Professionalisierung in der Kulturarbeit mit älteren Menschen erfolgt, um qualitativ hochwertige Kulturangebote für Ältere zu schaffen oder bestehende Angebote auf ihre Tauglichkeit für Ältere zu überprüfen und ggf. anzupassen. Hierzu wird vom IBK, in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster, unterstützt vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW erstmalig eine berufsbegleitende und zertifizierte Weiterbildung unter dem Titel Kulturarbeit mit Älteren – Kulturgeragogik angeboten. Hier erhalten Fachkräfte ein fundiertes Rüstzeug um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. An dieser Weiterbildung nimmt eine Mitarbeiterin der Stadt Rheine teil.

 

Ehrenamt in der Kultur

Darüber hinaus soll auch die Koordination des Ehrenamtes für und mit Älteren unterstützt und gefördert werden. Das alte „Ehrenamt“ wandelt sich. Viele Menschen wollen sich heute projektbezogen, in einem verlässlichen, verbindlichen Rahmen und zeitlich begrenzt engagieren. Immer weniger Menschen sind bereit, über einen langen Zeitraum die Ämter der „klassischen“ Vereinsarbeit zu übernehmen. Persönliche Ansprache und menschlicher Kontakt sowie ein kontinuierliches Angebot mit einem festen Ansprechpartner sind wichtige Faktoren um Engagierte zu gewinnen und zu binden.

 

Es geht um Aufgaben für Menschen und nicht um Menschen für Aufgaben.

 

Insgesamt ist festzustellen, dass der Kulturbereich sich stärker für die Arbeit mit Freiwilligen professionalisieren sollte, um Potenziale des bürgerschaftlichen Engagements besser nutzen zu können.

 

Der Kulturbereich sollte sich für freiwilliges Engagement stärker öffnen und stärker mit schon bestehenden und funktionierenden Freiwilligen-Netzwerken im Sozialbereich zusammenarbeiten. Es müssen Ressourcen und Angebote geschaffen werden, um Hauptamtler für das Freiwilligenmanagement, neue Beteiligungsformen, Konfliktmanagement und Anerkennungskultur zu qualifizieren. Auch Freiwillige bedürfen der Qualifizierung, um möglichst selbstständig tätig werden zu können und ihre Fähigkeiten optimal einbringen zu können.

 

Kulturbegleiter

Einstiegsprojekt wird der Kulturbegleiter sein. Angesprochen werden Menschen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten, die Spaß an der Kultur haben und selber mobil sind. Durch ihre kostenlose Begleitung sollen ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen wieder aktiv am kulturellen Leben teilhaben. Möglichst viele Kulturanbieter in Rheine sollen unter einen Hut gebracht werden und das Projekt durch freien Eintritt für die Kulturbegleiter unterstützen. Die Vermittlung der ehrenamtlichen Kulturbegleiter soll über eine Seniorenbegegnungsstätte erfolgen und somit ebenfalls von Senioren betreut werden. Erste Gespräche zur Umsetzung haben unter Beteiligung der Seniorenbeauftragten der Stadt Rheine mit Vertretern des Basilika-Forums stattgefunden. Auch die Stabsstelle Ehrenamt ist eingebunden in dieses Projekt. So soll eine Anlaufstelle entstehen, in der in enger Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen der Stadt Rheine die Koordination der Mobilen Kulturbegleiter erfolgt und außerdem die Möglichkeit geschaffen wird, dass sich aktive, kulturinteressierte Menschen mit wenig Aufwand zusätzlich ehrenamtlich einbringen. Damit werden Menschen, die alleine nicht mehr mobil sind oder sich alleine nicht an kulturelle Angebote heranwagen aus der Isolation geführt, indem ihnen kulturell interessierte Gesprächspartner und Begleiter geboten werden.

 

Darüber hinaus ist eine Vernetzung mit ähnlichen Projekten in anderen Regionen angestrebt. Erste Gespräche hierzu wurden z.B. mit dem MoKu-Projekt des Diakonischen Werk Grafschaft Bentheim geführt, das unter dem Stichwort Mobile Kultur bereits seit 2010 ein ähnliches Konzept für Ältere und Menschen mit körperlichen Handicaps anbietet.