Betreff
Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche - Sachstandsbericht (Projekt 1305-6)
Vorlage
363/11
Aktenzeichen
II-1-museen
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss/Jugendhilfeausschuss nimmt den Sachstandsbericht zur jugendkulturellen Bildung zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

Im Jahr 2007 wurde die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche als eigener Aufgabenbereich in der Stadt Rheine etabliert. Seitdem wird dieser Bereich - entsprechend den kulturpolitischen Leitlinien und dem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept 2020 - nachhaltig gestärkt und gefördert.

 

Eine Arbeitsgemeinschaft von 17 Mitwirkenden aus der Stadtverwaltung und von freien Trägern erstellte im gleichen Jahr ein „Kommunales Gesamtkonzept für kulturelle Bildung“, mit dem sich die Stadt Rheine am gleichnamigen Wettbewerb des Landes Nordrhein-Westfalen beteiligt hat.

 

Zur großen Freude aller Beteiligten wurde die Bewerbung der Stadt Rheine im Oktober von der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit einem Preis in Höhe von 20.000 € ausgezeichnet.

 

Das Konzept beschreibt die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche als eine gesamtstädtische Aufgabe von hoher Priorität.

 

Ziel ist es, langfristig alle Kultureinrichtungen so weiterzuentwickeln, dass sie dauerhaft ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot für die Kinder und Jugendlichen anbieten, das deren aktive Teilhabe an Kultur in den Mittelpunkt stellt.

 

Ein Kerngedanke ist dabei die Vernetzung sowie die verbesserte Kooperation der Institutionen, die sich in der Stadt Rheine für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen engagieren.

 

Zu diesem Zweck wurde die Lenkungsgruppe kulturelle Bildung eingerichtet, in der der Kulturservice, Kultureinrichtungen, das Jugendamt, der Fachdienst Migration und – projektabhängig – weitere Partner vertreten sind. Den Vorsitz hat der Fachbereichsleiter Bildung, Kultur und Sport, die Geschäftsführung übernimmt eine Mitarbeiterin der Städtischen Museen.

 

Bei den Städtischen Museen wurde gleichzeitig die Kontakt- und Koordinierungsstelle für den Aufgabenbereich kulturelle Bildung eingerichtet.

 

In konkreten Maßnahmen ist seit 2008 die Umsetzung des städtischen Gesamtkonzepts für kulturelle Bildung erfolgt.

 

 

Stadtkonferenz 2008

 

Einen Auftakt nach Maß bot die erste Stadtkonferenz für kulturelle Bildung im April 2008. Die hohe Zahl von 96 Tagungsteilnehmern, die engagierte Diskussion unter dem Motto: „Wir wollen Kultur für alle Kinder ermöglichen“ und das besondere Kulturprogramm, das ausschließlich von Grundschulkindern aus Rheine gestaltet wurde, machte die Veranstaltung zu einem Erfolg.

 

 

Kinder-Kulturpass Rheine: Projektstart und Weiterführung

 

Ein halbes Jahr nach der Stadtkonferenz war es so weit: über 750 Zweitklässler in Rheine – ein gesamter Jahrgang von Schülerinnen und Schülern - bekamen ihren „Kinder-Kulturpass“ und erlebten als Projektstart in der Stadthalle Rheine gemeinsam eine Theateraufführung auf großer Bühne.

 

Mit dem Kinder-Kulturpass ist in Rheine vor drei Jahren ein Förderprojekt zur kulturellen Bildung gestartet, das in seiner Größenordnung ungewöhnlich ist und das über die Stadt hinaus viel Resonanz erfahren hat.

 

An 19 Orten in unserer Stadt erhalten die Kinder Sammelmarken für alle nachhaltigen Kulturkontakte, wobei diese Marken sowohl im Klassenverband als auch in der Freizeit erworben werden können. Bemerkenswert ist, dass sich alle 15 Grundschulen in Rheine sowie zwei Förderschulen von Anfang an an dem Projekt beteiligt haben. Besonders gut angekommen ist bei Lehrern und Kindern das Layout des Passes, der zugleich wertvoll und kindgerecht gestaltet ist und mit dem eigens geschaffenen Maskottchen, dem Rheiner Kulturgespenst „Reni“, identitätsstiftend wirkt.

 

Im Rahmen dieses Projekts wurde die Bekanntmachung der kulturellen Angebote für Kinder in Rheine wesentlich verbessert.  Eine neue Internetpräsentation mit einem Veranstaltungskalender für den Kinder-Kulturpass und mit Informationen zu allen Projektdetails wurde auf der Website der Stadt Rheine eingerichtet. Zusätzlich wird jedes Jahr eine Lehrer-Informationsveranstaltung durchgeführt.

 

Projektleiterin und Ansprechpartnerin für die Kultureinrichtungen, die Lehrer, Eltern und Schüler ist eine Mitarbeiterin der städtischen Museen.

 

Das Projekt Kinder-Kulturpass ist auf Dauer angelegt.

Im Jahr 2009 startete der zweite Jahrgang von Schülerinnen und Schülern, 2010 ein weiter Jahrgang. Um die laufenden Kosten für eine Fortführung bestreiten zu können und die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche längerfristig in einem funktionierenden Netzwerk aufbauen zu können, wurde 2009 ein eigenes Budget für kulturelle Bildung eingerichtet.

Im Oktober 2011 wird der vierte Jahrgang von Zweitklässlern mit den Kulturpässen ausgestattet und die Teilnehmer werden – ebenso wie ihre Vorgänger - beginnen, mit viel Spaß und Sammeleifer die Kultureinrichtungen in unserer Stadt zu entdecken. Insgesamt sind dann über 2.800 Kinder Teilnehmer am Projekt.

 

 

Jugendkultur und kulturelle Bildung für Jugendliche

 

Ab 2010 wurde der Aufgabenbereich der Lenkungsgruppe für kulturelle Bildung erweitert. Nun wurde zusätzlich der Fokus auf den Bereich „Jugendliche und Kultur“ gesetzt, geleitet von der Fragestellung: Wie können noch mehr Jugendliche in unserer Stadt kulturell aktiv werden und wie können wir ihre kulturelle Teilhabe in der Stadt und in der Gesellschaft fördern?

 

Stadtkonferenz 2010

 

Dem Thema „Jugendliche und Kultur“ war die zweite Stadtkonferenz für kulturelle Bildung im April 2010 gewidmet. Ziel der Konferenz war es, mit den Jugendlichen zu sprechen, statt über sie zu sprechen. Ihre Interessen und Wünsche wurden daher in den Mittelpunkt gerückt. In den Arbeitsgruppen auf der Konferenz und bei einer umfangreichen Postkartenaktion im Vorfeld konnte ein aktuelles Meinungsbild mit vielen kreativen Vorschlägen der Jugendlichen erstellt werden. Bereits wenige Monate später wurden die ersten Projekte umgesetzt, u. a.  im Rahmen des NRW-Förderprogramms „Ab in die Mitte“. Darüber hinaus gingen aus der Konferenz wichtige Anregungen für die Anbieter jugendkultureller Angebote hervor.

 

Von der Staatskanzlei des Landes NRW war zum zweiten Mal Frau Eva Krings als Referentin auf der Stadtkonferenz anwesend. Vor einem Teilnehmerkreis von mehr als hundert Jugendlichen und Erwachsenen zeigte sie sich vom Engagement der Stadt Rheine für die kulturelle Bildung beeindruckt und ermunterte dazu, die kulturelle Bildung vor Ort weiter zu stärken.

 

 

Landeswettbewerb 2010

 

Vierzehn Mitwirkende aus dem Fachbereich 1, dem Fachbereich 2 sowie dem Jugend- und Familiendienst e. V. haben im Sommer 2010 eine neue Bewerbung beim Landeswettbewerb „Kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung“ eingereicht. Diese Gemeinschaftsaktion erfuhr eine sehr positive Bestätigung. Zum zweiten Mal wurde die Stadt Rheine in Düsseldorf für ihr umfangreiches und auf Kontinuität angelegtes Engagement für die kulturelle Bildung mit einem Preis ausgezeichnet.

 

 

Projektförderung 2011

 

Das Preisgeld in Höhe von 10.000 € ermöglichte es, im Jahr 2011 eine sehr gezielte Projektförderung vorzunehmen. Ein Teil wurde dazu verwendet, auch dem dritten Jahrgang des Projekts Kinder-Kulturpass den Besuch einer professionellen Theateraufführung in der Stadthalle Rheine zu ermöglichen.

Gleichzeitig konnten über die Förderung von drei Projekten weitere Maßnahmen für Jugendliche umgesetzt werden, und zwar in genau den Bereichen, die viele Jugendliche selbst als ihre besondere Interessen formuliert haben: Konzerte und Festivals in der eigenen Stadt zu erleben, Auftrittmöglichkeiten und Wettbewerbe für junge, lokale Bands zu erhalten und unter professioneller Anleitung selbst Theater zu spielen.

 

 

Schülerbandwettbewerb der städtischen Musikschule

 

In den vergangenen Jahren hat die Musikschule interne Band-Wettbewerbe ausgerichtet. Mit Unterstützung  durch die Projektförderung war es möglich, dieses erfolgreiche Konzept auch für Kinder und Jugendliche außerhalb der Musikschule zu öffnen.

Bands und Musikgruppen aller Art finden sich sowohl an fast allen allgemeinbildenden Schulen, als auch auf privater Ebene. Häufig fehlt den Jugendlichen jedoch eine Möglichkeit, sich zu präsentieren und mit anderen Gruppen zu messen. Die Musikschule als kompetente Partnerin bot am 21.07.2011 im Tholi das passende Podium.

 

Insgesamt traten sechs Bands mit jeweils 15 Minuten Spielzeit auf. Im Vorfeld wurde von Musikschullehrkräften des Rock-Pop-Bereichs ein Kriterienkatalog erstellt, nach dem die Bands bewertet wurden. Die Jury bestand aus drei Lehrkräften der Musikschule und einem Jugendlichen aus dem Publikum. Neben den musikalischen Bewertungspunkten wie Spieltechnik, Zusammenspiel und Bühnendarstellung wurden Bonuspunkte für Eigenkompositionen, eine gute Gestaltung und ein niedriges Durchschnittsalter vergeben.

 

Um die Bands nachhaltig zu unterstützen, gab es für die ersten drei Platzierungen Geldpreise, die den Bands eine verbesserte Ausstattung ihres Equipements ermöglicht. Zusätzlich durfte der erste Gewinner auf dem Trosse-Kult Open Air spielen.

 

Der Bandwettbewerb wurde live mitgeschnitten, so dass jede Band eine Dokumentation ihres Auftritts erhielt, die zukünftig als Demo-Material für den weiteren musikalischen Werdegang dienen kann. Im Herbst 2011 würdigt die Musikschule die Leistungen der Siegerbands mit einem eigenen Konzert (mündlicher Bericht zu dem Projekt erfolgt in der Sitzung).

 

 

Trosse-Kult Open Air

 

Unterstützung erhielt das Trosse-Kult Open Air Festival in Mesum. Diese seit langem etablierte Veranstaltung konnte dadurch ihr Programm noch attraktiver gestalten. Zudem wurde erstmals ein Bus-Shuttle eingerichtet, der es Jugendlichen aus Rheine ermöglichte, das Festival sicher und problemlos zu erreichen und den Nachhauseweg ebenso zu gestalten. Neun Bands, mehr als 900 Besucher und eine großartige Festivalstimmung sind die kurze Bilanz des Mesumer Festivals (mündlicher Bericht zu dem Projekt erfolgt in der Sitzung).

 

 

Unsichtbares Theater

 

Seit Sommer 2010 wird beim Jugend- und Familiendienst das Projekt „Das unsichtbare Theater“ durchgeführt, das mit Aktionen im öffentlichen Raum in Rheine, Lingen und Hamburg auch in den Medien viel Beachtung fand. Eine Gruppe von Jugendlichen arbeitet unter Leitung einer Theaterpädagogin und einer Deeskalationstrainerin. Mit Hilfe der Theaterpädagogik, unter anderem nach den Methoden von Augusto Boal, werden die vielfältigen alltäglichen Herausforderungen der Jugendlichen in einem geschützten Rahmen thematisiert und bearbeitet.

 

Die Finanzierung war nur für ein halbes Jahr gesichert (Mittel der Jugendförderung des Landes NRW). Die Jugendlichen selbst wünschten sich jedoch eine Fortsetzung im Jahr 2011. Die Fortführung der bestehenden, sehr motivierten Theatergruppe wurde durch unsere Förderung für ein weiteres halbes Jahr ermöglicht. Daraufhin ist es dem JFD im Anschluss gelungen, für das zweite Halbjahr 2011 wieder Landesfördermittel einzuwerben. Insgesamt wird also eine Kontinuität über anderthalb Jahre  erreicht, die den Jugendlichen sehr zugute kommt und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung beiträgt (mündlicher Bericht zu dem Projekt erfolgt in der Sitzung).

 

 

Nix los in Rheine? – Terminkalender für Jugendliche

 

„Nix los in Rheine?“ – so wurde ein Terminkalender für Jugendliche betitelt, den die Lenkungsgruppe kulturelle Bildung im Sommer 2011 herausgegeben hat. Im handlichen Kartenformat  (6,7 x 10,5 cm) wurden zehn größere, öffentliche Veranstaltungen für Jugendliche in Rheine in den Monaten Juni und Juli angekündigt. Ziel war, auf das vielfältige Angebot für Jugendliche in den Sommermonaten aufmerksam zu machen, Information und Kommunikation zu verbessern. Der Kalender wurde in Schulen, Jugendzentren und bei Veranstaltungen verteilt.