Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Â
Der Kulturausschuss/Jugendhilfeausschuss
nimmt den Sachstandsbericht zur jugendkulturellen Bildung zur Kenntnis.
Begründung:
Â
Im Jahr 2007 wurde
die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche als eigener Aufgabenbereich
in der Stadt Rheine etabliert. Seitdem wird dieser Bereich - entsprechend den
kulturpolitischen Leitlinien und dem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept
2020 - nachhaltig gestärkt und gefördert.
Eine
Arbeitsgemeinschaft von 17 Mitwirkenden aus der Stadtverwaltung und von freien
Trägern erstellte im gleichen Jahr ein „Kommunales Gesamtkonzept für kulturelle
Bildung“, mit dem sich die Stadt Rheine am gleichnamigen Wettbewerb des Landes
Nordrhein-Westfalen beteiligt hat.
Zur großen Freude
aller Beteiligten wurde die Bewerbung der Stadt Rheine im Oktober von der
nordrhein-westfälischen Landesregierung mit einem Preis in Höhe von 20.000 €
ausgezeichnet.
Das Konzept
beschreibt die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche als eine gesamtstädtische
Aufgabe von hoher Priorität.
Ziel ist es,
langfristig alle Kultureinrichtungen so weiterzuentwickeln, dass sie dauerhaft
ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot für die Kinder und Jugendlichen
anbieten, das deren aktive Teilhabe an Kultur in den Mittelpunkt stellt.
Ein Kerngedanke ist
dabei die Vernetzung sowie die verbesserte Kooperation der Institutionen, die
sich in der Stadt Rheine für die kulturelle Bildung von Kindern und
Jugendlichen engagieren.
Zu diesem Zweck
wurde die Lenkungsgruppe kulturelle Bildung eingerichtet, in der der
Kulturservice, Kultureinrichtungen, das Jugendamt, der Fachdienst Migration und
– projektabhängig – weitere Partner vertreten sind. Den Vorsitz hat der Fachbereichsleiter
Bildung, Kultur und Sport, die Geschäftsführung übernimmt eine Mitarbeiterin
der Städtischen Museen.
Bei den Städtischen
Museen wurde gleichzeitig die Kontakt- und Koordinierungsstelle für den
Aufgabenbereich kulturelle Bildung eingerichtet.
In konkreten
Maßnahmen ist seit 2008 die Umsetzung des städtischen Gesamtkonzepts für
kulturelle Bildung erfolgt.
Stadtkonferenz 2008
Einen Auftakt nach
Maß bot die erste Stadtkonferenz für kulturelle Bildung im April 2008. Die hohe
Zahl von 96 Tagungsteilnehmern, die engagierte Diskussion unter dem Motto: „Wir
wollen Kultur für alle Kinder ermöglichen“ und das besondere Kulturprogramm,
das ausschließlich von Grundschulkindern aus Rheine gestaltet wurde, machte die
Veranstaltung zu einem Erfolg.
Kinder-Kulturpass Rheine:
Projektstart und Weiterführung
Ein halbes Jahr nach
der Stadtkonferenz war es so weit: über 750 Zweitklässler in Rheine – ein
gesamter Jahrgang von Schülerinnen und Schülern - bekamen ihren
„Kinder-Kulturpass“ und erlebten als Projektstart in der Stadthalle Rheine
gemeinsam eine Theateraufführung auf großer Bühne.
Mit dem
Kinder-Kulturpass ist in Rheine vor drei Jahren ein Förderprojekt zur kulturellen
Bildung gestartet, das in seiner Größenordnung ungewöhnlich ist und das über
die Stadt hinaus viel Resonanz erfahren hat.
An 19 Orten in
unserer Stadt erhalten die Kinder Sammelmarken für alle nachhaltigen
Kulturkontakte, wobei diese Marken sowohl im Klassenverband als auch in der
Freizeit erworben werden können. Bemerkenswert ist, dass sich alle 15 Grundschulen
in Rheine sowie zwei Förderschulen von Anfang an an dem Projekt beteiligt haben.
Besonders gut angekommen ist bei Lehrern und Kindern das Layout des Passes, der
zugleich wertvoll und kindgerecht gestaltet ist und mit dem eigens geschaffenen
Maskottchen, dem Rheiner Kulturgespenst „Reni“, identitätsstiftend wirkt.
Im Rahmen dieses
Projekts wurde die Bekanntmachung der kulturellen Angebote für Kinder in Rheine
wesentlich verbessert. Eine neue
Internetpräsentation mit einem Veranstaltungskalender für den Kinder-Kulturpass
und mit Informationen zu allen Projektdetails wurde auf der Website der Stadt
Rheine eingerichtet. Zusätzlich wird jedes Jahr eine Lehrer-Informationsveranstaltung
durchgeführt.
Projektleiterin und
Ansprechpartnerin für die Kultureinrichtungen, die Lehrer, Eltern und Schüler
ist eine Mitarbeiterin der städtischen Museen.
Das Projekt
Kinder-Kulturpass ist auf Dauer angelegt.
Im Jahr 2009
startete der zweite Jahrgang von Schülerinnen und Schülern, 2010 ein weiter
Jahrgang. Um die laufenden Kosten für eine Fortführung bestreiten zu können und
die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche längerfristig in einem
funktionierenden Netzwerk aufbauen zu können, wurde 2009 ein eigenes Budget für
kulturelle Bildung eingerichtet.
Im Oktober 2011 wird
der vierte Jahrgang von Zweitklässlern mit den Kulturpässen ausgestattet und
die Teilnehmer werden – ebenso wie ihre Vorgänger - beginnen, mit viel Spaß und
Sammeleifer die Kultureinrichtungen in unserer Stadt zu entdecken. Insgesamt
sind dann über 2.800 Kinder Teilnehmer am Projekt.
Jugendkultur und kulturelle Bildung für
Jugendliche
Ab 2010 wurde der
Aufgabenbereich der Lenkungsgruppe für kulturelle Bildung erweitert. Nun wurde
zusätzlich der Fokus auf den Bereich „Jugendliche und Kultur“ gesetzt, geleitet
von der Fragestellung: Wie können noch mehr Jugendliche in unserer Stadt
kulturell aktiv werden und wie können wir ihre kulturelle Teilhabe in der Stadt
und in der Gesellschaft fördern?
Stadtkonferenz 2010
Dem Thema „Jugendliche
und Kultur“ war die zweite Stadtkonferenz für kulturelle Bildung im April 2010
gewidmet. Ziel der Konferenz war es, mit den Jugendlichen zu sprechen, statt
über sie zu sprechen. Ihre Interessen und Wünsche wurden daher in den
Mittelpunkt gerückt. In den Arbeitsgruppen auf der Konferenz und bei einer umfangreichen
Postkartenaktion im Vorfeld konnte ein aktuelles Meinungsbild mit vielen
kreativen Vorschlägen der Jugendlichen erstellt werden. Bereits wenige Monate
später wurden die ersten Projekte umgesetzt, u. a. im Rahmen des NRW-Förderprogramms „Ab in die
Mitte“. Darüber hinaus gingen aus der Konferenz wichtige Anregungen für die
Anbieter jugendkultureller Angebote hervor.
Von der
Staatskanzlei des Landes NRW war zum zweiten Mal Frau Eva Krings als Referentin
auf der Stadtkonferenz anwesend. Vor einem Teilnehmerkreis von mehr als hundert
Jugendlichen und Erwachsenen zeigte sie sich vom Engagement der Stadt Rheine
für die kulturelle Bildung beeindruckt und ermunterte dazu, die kulturelle
Bildung vor Ort weiter zu stärken.
Landeswettbewerb 2010
Vierzehn Mitwirkende
aus dem Fachbereich 1, dem Fachbereich 2 sowie dem Jugend- und Familiendienst
e. V. haben im Sommer 2010 eine neue Bewerbung beim Landeswettbewerb „Kommunale
Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung“ eingereicht. Diese Gemeinschaftsaktion
erfuhr eine sehr positive Bestätigung. Zum zweiten Mal wurde die Stadt Rheine
in Düsseldorf für ihr umfangreiches und auf Kontinuität angelegtes Engagement
für die kulturelle Bildung mit einem Preis ausgezeichnet.
Projektförderung 2011
Das Preisgeld in
Höhe von 10.000 € ermöglichte es, im Jahr 2011 eine sehr gezielte Projektförderung
vorzunehmen. Ein Teil wurde dazu verwendet, auch dem dritten Jahrgang des
Projekts Kinder-Kulturpass den Besuch einer professionellen Theateraufführung
in der Stadthalle Rheine zu ermöglichen.
Gleichzeitig konnten
über die Förderung von drei Projekten weitere Maßnahmen für Jugendliche
umgesetzt werden, und zwar in genau den Bereichen, die viele Jugendliche selbst
als ihre besondere Interessen formuliert haben: Konzerte und Festivals in der
eigenen Stadt zu erleben, Auftrittmöglichkeiten und Wettbewerbe für junge,
lokale Bands zu erhalten und unter professioneller Anleitung selbst Theater zu
spielen.
Schülerbandwettbewerb der städtischen Musikschule
In den vergangenen
Jahren hat die Musikschule interne Band-Wettbewerbe ausgerichtet. Mit Unterstützung durch die Projektförderung war es möglich,
dieses erfolgreiche Konzept auch für Kinder und Jugendliche außerhalb der
Musikschule zu öffnen.
Bands und
Musikgruppen aller Art finden sich sowohl an fast allen allgemeinbildenden
Schulen, als auch auf privater Ebene. Häufig fehlt den Jugendlichen jedoch eine
Möglichkeit, sich zu präsentieren und mit anderen Gruppen zu messen. Die Musikschule
als kompetente Partnerin bot am 21.07.2011 im Tholi das passende Podium.
Insgesamt traten
sechs Bands mit jeweils 15 Minuten Spielzeit auf. Im Vorfeld wurde von
Musikschullehrkräften des Rock-Pop-Bereichs ein Kriterienkatalog erstellt, nach
dem die Bands bewertet wurden. Die Jury bestand aus drei Lehrkräften der Musikschule
und einem Jugendlichen aus dem Publikum. Neben den musikalischen
Bewertungspunkten wie Spieltechnik, Zusammenspiel und Bühnendarstellung wurden
Bonuspunkte für Eigenkompositionen, eine gute Gestaltung und ein niedriges
Durchschnittsalter vergeben.
Um die Bands
nachhaltig zu unterstützen, gab es für die ersten drei Platzierungen
Geldpreise, die den Bands eine verbesserte Ausstattung ihres Equipements ermöglicht.
Zusätzlich durfte der erste Gewinner auf dem Trosse-Kult Open Air spielen.
Der Bandwettbewerb
wurde live mitgeschnitten, so dass jede Band eine Dokumentation ihres Auftritts
erhielt, die zukünftig als Demo-Material für den weiteren musikalischen
Werdegang dienen kann. Im Herbst 2011 würdigt die Musikschule die Leistungen
der Siegerbands mit einem eigenen Konzert (mündlicher Bericht zu dem Projekt
erfolgt in der Sitzung).
Trosse-Kult Open Air
Unterstützung erhielt
das Trosse-Kult Open Air Festival in Mesum. Diese seit langem etablierte
Veranstaltung konnte dadurch ihr Programm noch attraktiver gestalten. Zudem
wurde erstmals ein Bus-Shuttle eingerichtet, der es Jugendlichen aus Rheine
ermöglichte, das Festival sicher und problemlos zu erreichen und den Nachhauseweg
ebenso zu gestalten. Neun Bands, mehr als 900 Besucher und eine großartige
Festivalstimmung sind die kurze Bilanz des Mesumer Festivals (mündlicher Bericht
zu dem Projekt erfolgt in der Sitzung).
Unsichtbares Theater
Seit Sommer 2010
wird beim Jugend- und Familiendienst das Projekt „Das unsichtbare Theater“
durchgeführt, das mit Aktionen im öffentlichen Raum in Rheine, Lingen und
Hamburg auch in den Medien viel Beachtung fand. Eine Gruppe von Jugendlichen
arbeitet unter Leitung einer Theaterpädagogin und einer Deeskalationstrainerin.
Mit Hilfe der Theaterpädagogik, unter anderem nach den Methoden von Augusto
Boal, werden die vielfältigen alltäglichen Herausforderungen der Jugendlichen
in einem geschützten Rahmen thematisiert und bearbeitet.
Die Finanzierung war
nur für ein halbes Jahr gesichert (Mittel der Jugendförderung des Landes NRW).
Die Jugendlichen selbst wünschten sich jedoch eine Fortsetzung im Jahr 2011.
Die Fortführung der bestehenden, sehr motivierten Theatergruppe wurde durch
unsere Förderung für ein weiteres halbes Jahr ermöglicht. Daraufhin ist es dem
JFD im Anschluss gelungen, für das zweite Halbjahr 2011 wieder Landesfördermittel
einzuwerben. Insgesamt wird also eine Kontinuität über anderthalb Jahre erreicht, die den Jugendlichen sehr zugute
kommt und zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung beiträgt (mündlicher Bericht zu
dem Projekt erfolgt in der Sitzung).
Â
Nix los in Rheine? – Terminkalender für
Jugendliche
„Nix los in Rheine?“
– so wurde ein Terminkalender für Jugendliche betitelt, den die Lenkungsgruppe
kulturelle Bildung im Sommer 2011 herausgegeben hat. Im handlichen
Kartenformat (6,7 x 10,5 cm) wurden zehn
größere, öffentliche Veranstaltungen für Jugendliche in Rheine in den Monaten
Juni und Juli angekündigt. Ziel war, auf das vielfältige Angebot für
Jugendliche in den Sommermonaten aufmerksam zu machen, Information und
Kommunikation zu verbessern. Der Kalender wurde in Schulen, Jugendzentren und
bei Veranstaltungen verteilt.