Betreff
Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche - Ausblick und Perspektiven
Vorlage
364/11
Aktenzeichen
II-1-museen
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss/Jugendhilfeausschuss stimmt den Planungen zur jugendkulturellen Bildung zu.

 


Begründung:

 

Kulturelle Bildung ist ein wichtiger Baustein in einem ganzheitlichen Bildungskonzept. Im Folgenden werden die Planungen der Verwaltung dargelegt, die Koordination der kulturellen Bildung in den kommenden Jahren fortzusetzen.

 

Folgende prinzipielle Ãœberlegungen liegen der Planung zugrunde:

 

Wir bilden Kinder und Jugendliche für eine Zukunft aus, die wir nicht kennen.

 

In zunehmender Geschwindigkeit verändern sich die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen. Die Kinder und Jugendlichen werden zur Bewältigung ihrer zukünftigen Aufgaben Fähigkeiten und Kenntnisse brauchen, die wir heute nicht einmal exakt benennen können.

 

Ein ganzheitliches Bildungskonzept ist daher erforderlich. Dazu gehört die schulische Bildung, die selbstverständlich über die Vermittlung fachlicher Inhalte hinausgeht, dazu gehören die kulturelle Bildung an den außerschulischen Lernorten und die sportliche Bildung.

 

Die Weiterentwicklung und Umsetzung dieses ganzheitlichen Bildungskonzepts, das in Rheine seit Jahren verfolgt wird, ist eine langfristige Aufgabe, auch in Zeiten knapper Kassen.

 

Diese Zukunftsaufgabe kann dann erfolgreich bewältigt werden, wenn sich freie und städtische Träger, private und öffentliche Einrichtungen, professionelle und ehrenamtliche Anbieter, schulische und außerschulische Aktivitäten sinnvoll ergänzen. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten soll daher vertieft und ausgebaut werden.

 

Beispielhaft geschieht dies in zweijährigem Turnus mit der Stadtkonferenz für kulturelle Bildung.

 

In der ersten Jugendkulturkonferenz im April 2010 wurden in verschiedenen Workshops Kritik, Ideen, Wünsche und Vorschläge von Jugendlichen zum kulturellen Angebot in der Stadt Rheine vorgetragen und dokumentiert.

Dabei zeigte sich tendenziell, dass vor allem im Feld der Konsumangebote (Konzerte und Events) der größte Fehlbedarf in Rheine gesehen wird. Wenig Bedeutung wurde dem traditionellen „Erwachsenenangebot“ beigemessen. Dies ist nicht überraschend, wenn man den Stellenwert der Jugendkultur aus der Sicht der Zielgruppe betrachtet:   

Im Unterschied zur Kinderkultur, in der überwiegend die Eltern über die Auswahl der kulturellen Angebote ihrer Kinder entscheiden haben kulturelle Aktivitäten für Jugendliche eine wichtige Bedeutung im Sozialisierungsprozess:

„Als Jugendkultur werden die kulturellen Aktivitäten und Stile von Jugendlichen innerhalb einer gemeinsamen Kulturszene bezeichnet. Der Kern einer Jugendkultur ist die Etablierung einer eigenen Subkultur innerhalb einer bestehenden Kultur der Erwachsenen, da diese den Heranwachsenden keine sie befriedigenden Ausdrucksmöglichkeiten für ihr als neu empfundenes Lebensgefühl anbietet. Eine Jugendsubkultur im weitesten Sinne gibt es in jeder neuen Generation, aber nicht jedes Mal wird die Gesamtkultur stilistisch stark von ihr beeinflusst. Auf Grund der Komplexität der Vorgänge innerhalb einer Jugendbewegung und ihrer Interaktion mit bestehenden gesellschaftlichen, politischen aber auch ästhetischen Elementen der Erwachsenenkultur, werden die Bedeutung und der Einfluss der Jugendkultur auf eine Gesellschaft oft kontrovers diskutiert.

Die Inhalte einer Jugendkultur stehen meistens dem Mainstream der Erwachsenenwelt oder konkret ihrer Elterngeneration und auch angepasster Peers entgegen oder ironisiert diese.“ (Zitiert aus Wikipedia)

Auch ist das Spektrum der Aktivitäten, die zur Jugendkultur gehören weiter als traditionelle Vorstellungen von Kultur: so gehören zum Beispiel auch Skater zur jugendkulturellen Szene.

Damit wird deutlich, dass es nicht primäres Ziel ist, Jugendliche mit geeigneten Mitteln an die „Erwachsenenkultur“ heran zu führen, sondern insbesondere ihnen die notwendige Unterstützung zu geben, ihre eigenen kulturellen Vorstellungen in einem durchaus konträr zur „Erwachsenenkultur“ stehenden Diskurs zu fördern.

 

Angebote und Aktionen aus dem Bereich Jugend, Familie und Soziales sind:

 

Im Veranstaltungsbereich:

 

Als Ergebnis der Jugendkulturkonferenz:

 

  • Hip-Hop-Contest im Rahmen der Aktion „Ab in die Mitte“
  • Regelmäßige Disco-Veranstaltungen für Teenys in der Diskothek Roxy
  • 2 Jugendveranstaltungen während der Straßenparty 2011

 

Im Rahmen der Unterstützung der Jugendarbeit:

 

  • Unterstützung Open-Air St. Marien
  • Unterstützung Trosse-Kult
  • Skate-Contest auf der Skate-Anlage beim TV-Jahn

 

Im Infrastrukturellen Bereich:

 

  • Bereitstellung der Proberäume für Bands im Keller der Elisabethschule
  • Bereitstellung der legalen Sprayer-Flächen im Bereich der Ludgerusbrücke
  • Finanzierung und Unterstützung der offenen Jugendarbeit in der Stadt Rheine

 

2012 soll sich die nächste Stadtkonferenz dem interkulturellen Dialog widmen. In einem interkulturellen Forum sollen alle Akteure zusammengeführt werden, die sich in unserer Stadt mit dem Themenkreis „Migration - Integration und Kultur“ befassen.

 

Dazu ist geplant, die Stadtkonferenz gemeinsam mit dem Kunterbunt-Festival durchzuführen, das der Integrationsrat mit dem Fachdienst Migration, den Kulturvereinen und Familienzentren organisiert. Der gegenseitige Austausch und die Präsentation gelungener Initiativen, die die kulturelle Vielfalt in Rheine dokumentieren, werden dabei im Mittelpunkt stehen. Vertiefte Kenntnisse über die bislang unabhängig voneinander agierenden Einrichtungen, neue Kooperationen und ein verbesserter Informationsfluss werden angestrebt.

 

Die weitere Planung sieht vor, 2014 eine Stadtkonferenz für kulturelle Bildung durchzuführen, bei der die bis dahin erfolgten Projekte und Maßnahmen gemeinsam mit den Beteiligten evaluiert und auf einen aktuellen Stand gebracht werden.

 

Als erfolgreiches Netzwerkprojekt für Schulen, Kulturanbieter, Schüler im Grundschulalter und ihre Eltern soll das Projekt Kinder Kulturpass Rheine ebenfalls in den nächsten Jahren fortgesetzt werden.

 

Täglich gelebt wird kulturelle Bildung in den Kultureinrichtungen unserer Stadt. Hier werden die vielfältigen qualifizierten Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene entwickelt. Kompetenz und Engagement der Mitarbeiter sowie die personelle und materielle Ausstattung der Kultureinrichtungen bleiben daher die wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiche Programme der kulturellen Bildung.

 

Aus der Sicht der Verwaltung sind folgende Punkte als Schwachstellen erkennbar:

 

  • Es fehlt ein Verantwortlicher („Kümmerer“) für die Interessen der Jugendkultur in der Stadt Rheine. 

 

  • Es gibt außer den Zuschüssen an Vereine nach den Richtlinien für die Jugendarbeit im Budget und den Sonderbeihilfen im Budget des Fachbereiches Bildung, Kultur und Sport keine Finanzmittel für jugendkulturelle Angebote.  Mit den zur Verfügung stehenden Veranstaltungsmitteln des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales ist nur noch das Kinderkulturprogramm finanzierbar. In Einzelfällen ist es zwar möglich, Drittmittel für punktuelle Angebote einzuwerben. Damit ist jedoch keine langfristig planbare Förderung möglich.

 

  • Wegen des oben dargestellten Identifikationscharakters der Jugendkultur und der damit einhergehenden Abgrenzung gegenüber anderen kulturellen Aktivitäten ist es noch schwieriger als in der Erwachsenenkultur, Kooperationen zu initiieren. Unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen kann jedoch nur eine verstärkte Kooperation aller Beteiligten zu einer Verbesserung der Angebotsstruktur führen.

 

  • Zur Problematik der von Jugendlichen als Defizit empfundenen fehlenden Großveranstaltungen mit überregional bekannten Künstlern der Musikszene ist festzuhalten, dass die finanziellen Dimensionen solcher Events nur von professionellen Veranstaltern gestemmt werden können, die aber aus Erfahrung neue Standorte „in der Provinz“ meiden und auf etablierte Formate wie beispielsweise bekannte Festivals bevorzugen.Â