Beschlussvorschlag/Empfehlung:
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Der Kulturausschuss/Jugendhilfeausschuss
stimmt den Planungen zur jugendkulturellen Bildung zu.
Begründung:
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Kulturelle Bildung
ist ein wichtiger Baustein in einem ganzheitlichen Bildungskonzept. Im
Folgenden werden die Planungen der Verwaltung dargelegt, die Koordination der
kulturellen Bildung in den kommenden Jahren fortzusetzen.
Folgende
prinzipielle Ãœberlegungen liegen der Planung zugrunde:
Wir bilden Kinder
und Jugendliche für eine Zukunft aus, die wir nicht kennen.
In zunehmender
Geschwindigkeit verändern sich die technischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Bedingungen. Die Kinder und Jugendlichen werden zur Bewältigung
ihrer zukünftigen Aufgaben Fähigkeiten und Kenntnisse brauchen, die wir heute
nicht einmal exakt benennen können.
Ein ganzheitliches
Bildungskonzept ist daher erforderlich. Dazu gehört die schulische Bildung, die
selbstverständlich über die Vermittlung fachlicher Inhalte hinausgeht, dazu
gehören die kulturelle Bildung an den außerschulischen Lernorten und die
sportliche Bildung.
Die
Weiterentwicklung und Umsetzung dieses ganzheitlichen Bildungskonzepts, das in
Rheine seit Jahren verfolgt wird, ist eine langfristige Aufgabe, auch in Zeiten
knapper Kassen.
Diese
Zukunftsaufgabe kann dann erfolgreich bewältigt werden, wenn sich freie und
städtische Träger, private und öffentliche Einrichtungen, professionelle und
ehrenamtliche Anbieter, schulische und außerschulische Aktivitäten sinnvoll ergänzen.
Die Zusammenarbeit aller Beteiligten soll daher vertieft und ausgebaut werden.
Beispielhaft
geschieht dies in zweijährigem Turnus mit der Stadtkonferenz für kulturelle
Bildung.
In der ersten Jugendkulturkonferenz im April
2010 wurden in verschiedenen Workshops Kritik, Ideen, Wünsche und Vorschläge
von Jugendlichen zum kulturellen Angebot in der Stadt Rheine vorgetragen und
dokumentiert.
Dabei zeigte sich tendenziell, dass vor allem
im Feld der Konsumangebote (Konzerte und Events) der größte Fehlbedarf in
Rheine gesehen wird. Wenig Bedeutung wurde dem traditionellen
„Erwachsenenangebot“ beigemessen. Dies ist nicht überraschend, wenn man den
Stellenwert der Jugendkultur aus der Sicht der Zielgruppe betrachtet:Â Â Â
Im Unterschied zur Kinderkultur, in der
überwiegend die Eltern über die Auswahl der kulturellen Angebote ihrer Kinder
entscheiden haben kulturelle Aktivitäten für Jugendliche eine wichtige
Bedeutung im Sozialisierungsprozess:
„Als Jugendkultur werden die kulturellen
Aktivitäten und Stile von Jugendlichen innerhalb einer gemeinsamen Kulturszene bezeichnet. Der Kern einer
Jugendkultur ist die Etablierung einer eigenen Subkultur
innerhalb einer bestehenden Kultur der Erwachsenen, da diese den
Heranwachsenden keine sie befriedigenden Ausdrucksmöglichkeiten für ihr als neu
empfundenes Lebensgefühl anbietet. Eine Jugendsubkultur im weitesten Sinne gibt
es in jeder neuen Generation, aber nicht jedes Mal wird die Gesamtkultur
stilistisch stark von ihr beeinflusst. Auf Grund der Komplexität der Vorgänge
innerhalb einer Jugendbewegung und ihrer Interaktion mit bestehenden
gesellschaftlichen, politischen aber auch ästhetischen Elementen der Erwachsenenkultur,
werden die Bedeutung und der Einfluss der Jugendkultur auf eine Gesellschaft
oft kontrovers diskutiert.
Die Inhalte einer Jugendkultur stehen
meistens dem Mainstream der Erwachsenenwelt oder konkret ihrer
Elterngeneration und auch angepasster Peers
entgegen oder ironisiert diese.“ (Zitiert aus Wikipedia)
Auch ist das Spektrum der Aktivitäten, die
zur Jugendkultur gehören weiter als traditionelle Vorstellungen von Kultur: so
gehören zum Beispiel auch Skater zur jugendkulturellen Szene.
Damit wird deutlich,
dass es nicht primäres Ziel ist, Jugendliche mit geeigneten Mitteln an die
„Erwachsenenkultur“ heran zu führen, sondern insbesondere ihnen die notwendige
Unterstützung zu geben, ihre eigenen kulturellen Vorstellungen in einem
durchaus konträr zur „Erwachsenenkultur“ stehenden Diskurs zu fördern.
Angebote und
Aktionen aus dem Bereich Jugend, Familie und Soziales sind:
Im
Veranstaltungsbereich:
Als Ergebnis der
Jugendkulturkonferenz:
- Hip-Hop-Contest im Rahmen der Aktion „Ab
in die Mitte“
- Regelmäßige Disco-Veranstaltungen für
Teenys in der Diskothek Roxy
- 2 Jugendveranstaltungen während der
Straßenparty 2011
Im Rahmen der
Unterstützung der Jugendarbeit:
- Unterstützung Open-Air St. Marien
- Unterstützung Trosse-Kult
- Skate-Contest auf der Skate-Anlage beim
TV-Jahn
Im
Infrastrukturellen Bereich:
- Bereitstellung der Proberäume für Bands
im Keller der Elisabethschule
- Bereitstellung der legalen
Sprayer-Flächen im Bereich der Ludgerusbrücke
- Finanzierung und Unterstützung der
offenen Jugendarbeit in der Stadt Rheine
2012 soll sich die
nächste Stadtkonferenz dem interkulturellen Dialog widmen. In einem interkulturellen
Forum sollen alle Akteure zusammengeführt werden, die sich in unserer Stadt mit
dem Themenkreis „Migration - Integration und Kultur“ befassen.
Dazu ist geplant,
die Stadtkonferenz gemeinsam mit dem Kunterbunt-Festival durchzuführen, das der
Integrationsrat mit dem Fachdienst Migration, den Kulturvereinen und
Familienzentren organisiert. Der gegenseitige Austausch und die Präsentation
gelungener Initiativen, die die kulturelle Vielfalt in Rheine dokumentieren,
werden dabei im Mittelpunkt stehen. Vertiefte Kenntnisse über die bislang
unabhängig voneinander agierenden Einrichtungen, neue Kooperationen und ein
verbesserter Informationsfluss werden angestrebt.
Die weitere Planung
sieht vor, 2014 eine Stadtkonferenz für kulturelle Bildung durchzuführen, bei
der die bis dahin erfolgten Projekte und Maßnahmen gemeinsam mit den
Beteiligten evaluiert und auf einen aktuellen Stand gebracht werden.
Als erfolgreiches
Netzwerkprojekt für Schulen, Kulturanbieter, Schüler im Grundschulalter und
ihre Eltern soll das Projekt Kinder Kulturpass Rheine ebenfalls in den nächsten
Jahren fortgesetzt werden.
Täglich gelebt wird
kulturelle Bildung in den Kultureinrichtungen unserer Stadt. Hier werden die
vielfältigen qualifizierten Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
entwickelt. Kompetenz und Engagement der Mitarbeiter sowie die personelle und
materielle Ausstattung der Kultureinrichtungen bleiben daher die wichtigsten
Voraussetzungen für erfolgreiche Programme der kulturellen Bildung.
Aus der Sicht der
Verwaltung sind folgende Punkte als Schwachstellen erkennbar:
- Es fehlt ein Verantwortlicher
(„Kümmerer“) für die Interessen der Jugendkultur in der Stadt Rheine.Â
- Es gibt außer den Zuschüssen an Vereine
nach den Richtlinien für die Jugendarbeit im Budget und den
Sonderbeihilfen im Budget des Fachbereiches Bildung, Kultur und Sport
keine Finanzmittel für jugendkulturelle Angebote. Mit den zur Verfügung stehenden
Veranstaltungsmitteln des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales ist
nur noch das Kinderkulturprogramm finanzierbar. In Einzelfällen ist es
zwar möglich, Drittmittel für punktuelle Angebote einzuwerben. Damit ist
jedoch keine langfristig planbare Förderung möglich.
- Wegen des oben dargestellten
Identifikationscharakters der Jugendkultur und der damit einhergehenden
Abgrenzung gegenüber anderen kulturellen Aktivitäten ist es noch
schwieriger als in der Erwachsenenkultur, Kooperationen zu initiieren.
Unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen kann jedoch nur eine
verstärkte Kooperation aller Beteiligten zu einer Verbesserung der
Angebotsstruktur führen.
- Zur Problematik der von Jugendlichen als
Defizit empfundenen fehlenden Großveranstaltungen mit überregional
bekannten Künstlern der Musikszene ist festzuhalten, dass die finanziellen
Dimensionen solcher Events nur von professionellen Veranstaltern gestemmt
werden können, die aber aus Erfahrung neue Standorte „in der Provinz“
meiden und auf etablierte Formate wie beispielsweise bekannte Festivals
bevorzugen.Â