Begründung:
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Die Stadt Rheine hat am 18. März 2010 in Zusammenarbeit mit
dem Institut für Bildung und Kultur, Remscheid (IBK) eine Fachtagung zum Thema
„Kultur im demografischen Wandel“ durchgeführt. Die Auswirkungen des demografischen
Wandels in der Gesellschaft berühren alle Lebensbereiche und damit auch die
Kultur. Mehr freie Zeit verbunden mit einem längeren und gesünderen Alter geben
den Menschen mehr Möglichkeiten, im Anschluss an das Arbeitsleben kulturell und
künstlerisch aktiv zu werden. Darüber hinaus äußern Menschen, die nicht mehr
mobil sind, weiterhin den Wunsch nach Teilhabe an der Kultur. Dies stellt auch
die Kultureinrichtungen vor neue Herausforderungen, da es hier eine Gruppe von
Menschen gibt, die kulturelle Angebote erleben wollen, dies aber nicht können,
da Ihnen oftmals die hierfür notwendige Mobilität oder soziale Vernetzung fehlt
Die Teilhabe an Kunst und Kultur ist ein Schlüssel zur
Lebensqualität und ermöglicht die Partizipation am öffentlichen Leben. Viele
ältere Menschen entfalten ihre Potenziale durch die Auseinandersetzung mit
Kunst und Kultur insbesondere dann, wenn die beruflichen und familiären
Verpflichtungen nicht mehr im Vordergrund stehen.
Diesen neuen Anforderungen muss sich auch die städtische
Kulturarbeit stellen. Deshalb hat sich Frau Möller aus dem Kulturservice in einem berufsbegleitenden Projekt
der Fachhochschule Münster und des IBK zur Kulturgeragogin weitergebildet. Als
Teilnehmerin der bundesweit ersten Fortbildung dieser Art gehört Frau Möller
damit zu den ersten fünfzehn zertifizierten Kulturgeragogen in Deutschland. In
der einjährigen Weiterbildung haben sich die Teilnehmenden für die Kulturarbeit
mit älteren Menschen weitergebildet und den berufsbegleitenden Zertifikatskurs
Kulturgeragogik erfolgreich absolviert. Hinter den Absolventen liegt ein
intensives Weiterbildungsjahr mit acht mehrtägigen Präsenzveranstaltungen.
Studienbegleitend führten die Teilnehmenden ein eigenes Praxisprojekt durch.
Hier sind ideenreiche, qualitativ hochwertige Kulturprojekte für Ältere
entstanden. Die Ideen reichen von Konzepten zu mobilen Kulturangeboten, über
Kunstworkshops für Alt (und Jung), der Erarbeitung einer Revue mit einer
Seniorentheatergruppe bis hin zu einem mediengeragogischen Workshop. Eine
Dokumentation, die die entstandenen Praxisprojekte porträtiert, ist in
Vorbereitung.
Das Projekt Kulturbegleitung war die im Rahmen der
Fortbildung zu fertigende Abschlussarbeit von Frau Möller, die sich dabei von
der Erfahrung aus der täglichen Arbeit im Kulturservice
anregen ließ. Im Tagesgeschäft des Kulturservices gab es immer wieder die Situation,
dass beide Plätze eines Abonnements gekündigt wurden, wenn einer der Abonnenten
verstarb oder die Autofahrt in der Dunkelheit scheute. Die Freunde oder Kinder
haben oft nicht die gleichen Interessen und: Wer geht schon gerne alleine aus? Hier
setzt die Idee der Kulturbegleitung an. Angesprochen werden Menschen, die sich
gerne ehrenamtlich engagieren möchten, die Spaß an der Kultur haben und selber
mobil sind. Durch ihre kostenlose Begleitung sollen ältere Menschen oder
Menschen mit körperlichen Einschränkungen wieder aktiv am kulturellen Leben
teilhaben. Möglichst viele Kulturanbieter in Rheine sollen unter einen Hut
gebracht werden und das Projekt durch freien Eintritt für die Kulturbegleiter
unterstützen. Die Vermittlung der ehrenamtlichen Kulturbegleiter erfolgt über
die Aktion Von Mensch zu Mensch. Ein
erster Aufruf in der Presse führte bereits dazu, dass sich neunzehn Bürgerinnen
und Bürger gemeldet haben, die sich bereit erklärt haben, sich als
Kulturbegleiter zu engagieren. Da die kulturellen Angebote an
unterschiedlichsten Orten präsentiert werden, verschaffen Ortsbesichtigungen
mit fachkundigen Führern den Begleitern eine bessere Orientierung. So erhalten
alle Begleiter Kenntnis über die Örtlichkeiten und die kulturellen Angebote,
die bei einer möglichen Begleitung nützlich sind und Sicherheit geben.
Auch auf der Seite der Kulturanbieter hat dieses Projekt
positive Resonanz ausgelöst. Bereits bei der ersten Kontaktaufnahme neun
Einrichtungen und Unternehmen bereit erklärt, das Projekt Kulturbegleitung zu
unterstützen, in dem sie den Begleitern freien Eintritt gewähren, wenn sie
Menschen beim Besuch ihrer Veranstaltungen und Angebote begeleiten.
Weitere Informationen
können der Projektarbeit von Frau Möller sowie dem beigefügten Flyer
Kulturbegleitung entnommen werden.