Betreff
Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzepts (Zwischenbericht)
Vorlage
374/06
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Sozialausschuss nimmt den Zwischenbericht zustimmend zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

Der Sozialausschuss erteilte der Verwaltung (Projektgruppe Migration) in seiner Sitzung am 13.09.2005 den Auftrag, die Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzepts der Stadt Rheine in Angriff zu nehmen und folgende Schwerpunkte besonders zu berücksichtigen:

 

1.     Stärkung der vorschulischen und schulischen Förderung von Migrantenkindern und -jugendlichen,

2.     Beheimatung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern,

3.     Interreligiöser Dialog und

4.     Interkulturelle Öffnung der Institutionen.

 

Im Anschluss an die Beratung im Sozialausschuss wurde die Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzepts zunächst im Integrationsrat, sodann im Netzwerk Migration beraten.

 

Beide Gremien sahen, wie der Sozialausschuss, ebenfalls die Schwerpunkte einer Fortschreibung in den vorbezeichneten Themen. Das Netzwerk beschloss darüber hinaus die Aufnahme folgender Themen:

 

5.     Berufsausbildung und Arbeit,

6.     interkulturelle Begegnung und Zuwanderervereine,

7.     Drogen – Gewalt – Kriminalität,

8.     die Situation der zugewanderten Frauen und Mädchen,

9.     die Situation jugendlicher Zuwanderer,

10.            Evaluation des Migrations- und Integrationskonzepts der Stadt Rheine in seiner derzeit gültigen Fassung (vom April 2003).

 

Des weiteren beschloss das Netzwerk, die einzelnen Themenfelder in Arbeitsgruppen zu bearbeiten. Wo solche bereits bestehen, sollten diese damit betraut werden, in anderen Fällen bildet das Netzwerk neue Arbeitsgruppen.

 

 

Zu 1.) Eine Arbeitsgruppe Stärkung der vorschulischen und schulischen Förderung von Migrantenkindern und –jugendlichen wurde neu eingerichtet. Teilnehmer sind zurzeit verschiedene Kindergärten und Grundschulen mit hohem Anteil von Zuwandererkindern, aber auch die Schulverwaltung und das Jugendamt. Zu den nächsten Sitzungen werden weitere bzw. andere Teilnehmer aus den Förderschulen und den weiterführenden Schulen zur Mitarbeit eingeladen.

 

Herausgestellt wurde bisher die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit der Institutionen an den Übergängen Kindergarten -> Grundschule -> weiterführende Schule -> Beruf. Grundlegende Probleme ergeben sich aus Sprachdefiziten im Kindergartenbereich, die aber nicht überbetont werden dürfen. Bei entsprechender Förderung sind sie schnell in den Griff zu bekommen. Die zahlreichen Deutschkurse im Vorschulbereich haben sich hier äußerst positiv ausgewirkt. Sie müssen intensiviert und institutionalisiert werden. Darüber hinaus gewinnt die Elternarbeit im Zusammenhang mit Migration eine besondere Bedeutung. Zuwandererkinder bekommen häufig nicht das nötige positive “Feedback” von ihren Eltern, da diese andere oder keine eigenen Schulerfahrungen haben.

 

Wegen der auffällig hohen Zahlen von Zuwanderern im Förderschulbereich und der geringen Zahlen im Realschul- und Gymnasialbereich, will sich die AG in den folgenden Sitzungen intensiv mit der Frage befassen, wie hier Änderungen herbeizuführen sind und nach wirksamen Mechanismen, Strategien und Projekten forschen.

 


Zu 2.) Ebenfalls neu gebildet wurde eine Arbeitsgruppe Beheimatung von Aussiedlern. Durch die Teilnahme von Aussiedlerinnen (Vertreterinnen der Vereine, Sozialarbeiterinnen, Kindergärtnerinnen) und anderen Fachkräften wurde ein breiter Wissensquerschnitt erreicht. Im ersten Ansatz ergab sich, dass die Integration von Aussiedlern in den Augen der Betroffenen schon weit fortgeschritten ist. Sie empfinden kaum ein Manko. Trotzdem bleibt bei vielen Bürgern der Eindruck, dass die Aussiedler immer noch in weiten Bereichen am Rande stehen. Um ein objektives Bild zu erhalten, sollen möglichst viele Aussiedler/-innen Rheines befragt werden. Die Arbeitsgruppe wird die Inhalte in seinen nächsten Sitzungen erarbeiten. Es geht im Wesentlichen um die Bereiche

-          Einbindung in Bildung, Erwachsenenbildung, Berufsausbildung, Beruf,

-          Wohnen, Nachbarschaft, Ehrenamt,

-          Teilhabe an Kulturveranstaltungen, Vereinsleben, Sport,

-          Teilhabe der Kinder und Jugendlichen an öffentlichen Angeboten,

-          politische Partizipation .

 

Das Ergebnis der Befragung wird die Situation objektivieren und die Interventionsnotwendigkeiten offenlegen.

 

 

Zu 3.) Um sich dem Thema Interreligiöser Dialog zu nähern, wurden zunächst die Moscheen und die christlichen Kirchen zur Mitarbeit im Netzwerk Migration eingeladen. Sie folgten der Einladung. Auf der Ebene der persönlichen Begegnung der Gläubigen z. B. durch Besuche von Schulklassen, Kindergarten- und anderen Gruppen in den Moscheen, Veranstaltungen wie dem interreligiösen Friedensgebet der Michaelgemeinde, interreligiösen Kindergartenprojekten, Informationsveranstaltungen, einem Gesprächskreis des Migrationsbeauftragten mit verschiedenen Religionsvertretern usw. wird derzeit eine Tagung vorbereitet, die das Thema Interreligiöser Dialog speziell für die Stadt Rheine umfassend darstellen und Strategien und Maßnahmen für die Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeps erarbeiten soll.

 

 

Zu  4.) Das Thema Interkulturelle Öffnung wird das Netzwerk Migration selbst intensiv bearbeiten. Einen Auftakt bildete ein Vortrag von Frau Prof. Dr. Fischer von der Fachhochschule Düsseldorf. Frau Dr. Fischer machte deutlich, dass Interkulturelle Öffnung in Zeiten, in denen ein immer größerer Prozentsatz der “Kunden” von Institutionen Migrationshintergrund haben, unumgänglich ist. Alle Bereiche von Verwaltung, Beratung, Dienstleistung usw. müssen sich hierauf rechtzeitig einstellen.

Eine Verlagerung der Aufgabenerledigung für Zuwanderer von den Spezialdiensten in die Regeldienste fordert aber eine hohe interkulturelle Kompetenz, die durch eine entsprechende Schulung der Angestellten aber auch durch Hineinnahme von entsprechend ausgebildeten Migranten in die Institutionen erlangt werden muss. Das Gewinnen und Ausbilden von Zuwanderern für Verwaltungs- und Beratungsberufe wird eine wichtige Aufgabe der Zukunft sein.

 

Interkulturelle Öffnung schließt aber auch eine Teilhabe der Zuwanderer an Entscheidungsprozessen in Politik, Verwaltung usw. ein.

 

 

Zu 5.) Zu Berufsausbildung und Arbeit hat sich bislang noch keine Arbeitsgruppe gebildet.

 

 

Zu 6.) Mit dem Thema interkulturelle Begegnung und Zuwanderervereine befasst sich das “Forum Migration”, in dem sich auf Anregung des Migrations- und Integrationskonzepts über 10 Migrantenvereine zusammengeschlossen haben.

 

 

Zu 7.) Die Problematik des Verhältnisses von Zuwanderern zu Drogen – Gewalt – Kriminalität wurde dem seit langem bestehenden Arbeitskreis “Migranten als Opfer und Täter” des Kriminalpräventiven Rates der Stadt Rheine zur Bearbeitung übertragen. Der Arbeitskreis wird die aktuellen Zahlen der Täter und Opfer zusammenstellen und auch die bereits bestehenden Interventionsmöglichkeiten aufzählen. Auch geht der Arbeitskreis der Frage nach, inwieweit Abweichendes Verhalten migrations- oder eher sozial- und schichtenbedingt ist und welche Präventionsmaßnahmen einzurichten sind.

 

 

Zu 8.) Mit der Situation der zugewanderten Frauen und Mädchen wird sich der bestehende “Arbeitskreis Mädchen- und Frauenarbeit” in seiner Sitzung am 16.11.2006 befassen.

 

 

Zu 9.) Noch hat sich keine bestehende Arbeitsgruppe für den Bereich “jugendliche Zuwanderer” zuständig erklärt, und es wurde auch vom Netzwerk noch keine Arbeitsgruppe eingerichtet. Nach Vorliegen der Arbeitsergebnisse der übrigen Arbeitsgruppen und –kreise können diese aber auf ihre Jugendrelevanz geprüft und um neue Aspekte erweitert werden.

 

 

Zu 10.) Die Evaluation des Migrations- und Integrationskonzepts der Stadt Rheine in seiner derzeit gültigen Fassung wird von der “Kerngruppe” des Netzwerks erarbeitet.

 

 

Dieser Zwischenbericht macht deutlich, dass die Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes der Stadt Rheine viele Personen und Institutionen beteiligt und mit großer Sorgfalt geschieht. Durch die große Aufmerksamkeit, die das derzeit gültige Migrations- und Integrationskonzept in weiten Kreisen erhielt, fühlen sich die Autoren einer fundierten Qualität ihrer Arbeitsergebnisse verpflichtet.

 

Mit einer Fertigstellung der Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzepts der Stadt Rheine kann bis Mitte 2007 gerechnet werden.