Betreff
Jahresbericht 2013 und Arbeitsplanung 2014 der Stadtbibliothek
Vorlage
173/14
Aktenzeichen
FB 1/SB-wi
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


 

Stadtbibliothek Rheine

Jahresbericht 2013 – Arbeitsplanung 2014

 

 

"Die neuen Bibliotheken sind öffentliche Stadtzentren. …
Es gibt kaum einen demokratischeren Ort,
in der Bibliothek treffen sich Menschen aller Schichten und Generationen,

Villenbewohner wie Obdachlose, … Hauptschüler und Akademiker“

 

Susanne Kippenberger, Tagesspiegel vom 15.12.2013

 

 

Einleitung

 

Überall entdeckt man die Bibliotheken als lebendigen Knotenpunkt der Kommune. Nicht nur in Rheine bereichert die Stadtbibliothek die Innenstadt. Beeindruckende neue Bibliotheken sind seit 2010 in Stuttgart, Bielefeld, Koblenz gestaltet worden. In Amsterdam, Stockholm und Birmingham wurden imponierende neue Bibliotheken geschaffen; Oslo wird 2016, Helsinki 2017, Berlin 2021 eine neue Stadtbibliothek eröffnen. Alle erneuerten Bibliotheken in den Zentren der Städte zeichnen sich durch einen überwältigenden Zuspruch in der Bevölkerung aus.

 

In der Stadtbibliothek Rheine stellen wir im siebten Jahr im neuen Haus fest, dass

 

ð   die Nutzung der klassischen Bibliotheksdienstleistungen auf hohem
Niveau stagniert - die Nachfrage nach bibliothekarischer Beratung allerdings steigt,

ð   die Nutzung internetbasierter Dienstleistungen boomt,

digitale Medien sich etabliert haben.

 

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

 

 

zum Vorjahr

zum Jahr 2008

  497.798    Entleihungen

+/- 0

+ 23 %

  196.488    Besuche

+/- 0

+ 30 %

      1.917    Öffnungsstunden

+/- 0

+ 36 %

    12.948    E-Book-Downloads

+ 98 %

seit 2010 möglich

    82.702    Zugriffe Homepage

+ 5 %

+ 65 %

      2.203    Newsletter-Abonnenten

+ 8 %

+ 67 %

 

 

Bibliothek und demografischer Wandel

 

Kein Kind bleibt zurück – ein auffälliger Spruch auf einem Wahlplakat. Die Bibliothek leistet ihren Beitrag dazu, dass der Spruch Wirklichkeit werden kann. Leseförderung ist ein wichtiger Aufgabenbereich der Stadtbibliothek, der in Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen, Jugendamt und der Stiftung Lesen geleistet und durch bibliothekseigene Angebote ergänzt wird.

 

In der Kooperation mit vorschulischen und schulischen Bildungsträgern lässt sich das Ziel, kein Kind zurückzulassen, am besten erfüllen. Über die Bildungseinrichtungen können alle Kinder eines Jahrgangs angesprochen werden, unabhängig davon ob das Elternhaus kulturelle Bildung fördert oder nicht. Für die Arbeit mit Kindergartengruppen und Schulklassen stehen Medienkisten zum Einsatz im Unterricht bereit. Sowohl Schulklassen als auch Kindergartengruppen sind eingeladen, gemeinsam die Bibliothek zu besuchen und die Freude am Lesen zu entdecken. Den älteren Schülern wird erklärt, wie Informationen gesucht und in der Bibliothek oder im Internet gefunden werden können. Besonders wichtig ist das für Schülerinnen und Schüler, die sich auf ihre Facharbeit in der Sekundarstufe II vorbereiten.

 

Die Stiftung Lesen hat ein Projekt zur Leseförderung von der Geburt an ins Leben gerufen. Schon bei der ersten Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt erhalten Eltern neben generellen Informationen über die Bedeutung des Lesens auch einen Gutschein. Wenn die Kinder drei Jahre alt werden, können sie diesen Gutschein in der Bibliothek einlösen und bekommen dort ein Lesepaket – und die Information, wo gute Literatur vom Bilderbuch bis zum Erziehungsratgeber zu bekommen ist.

 

Zur Leseförderung gehört es, Freude am Lesen zu wecken. Die Bibliothek kann wöchentlich zur Vorlesestunde für Kleinste und monatlich zusätzlich zur Vorlesestunde für etwas ältere Kinder einladen. Viele ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser gestalten diese Stunden. Darüber hinaus bieten die Vorlesepaten in den Sommerferien, an den Adventssamstagen und zum Tag des Lesens Sondervorlesestunden an. Die Besucherströme nehmen ständig zu, so dass man sicher sein kann, an jedem Mittwochnachmittag eine lebhafte Bibliothek mit vielen Kindern zu erleben.

 

Regelmäßig wird den Kleinsten Kindertheater angeboten. Die Kindermatinee in der Stadtbibliothek hat eine lange Tradition und lebt von der kollegialen Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.

 

Im Sommer bietet die Stadtbibliothek den Sommerleseclub an. Schülerinnen und Schüler, die mindestens drei Bücher aus der Bibliothek gelesen haben und den Inhalt wiedergeben können, erhalten ein Zertifikat. Die Kinder haben große Freude an diesem Angebot und sind stolz, wenn sie das Zertifikat nach den Ferien in der Schule vorweisen können.

 

Wir werden älter – das sehen wir, wenn wir mit offenen Augen durch die Straßen gehen. Die Stadtbibliothek registriert einen steigenden Anteil älterer Menschen als Besucher und Entleiher. Der Anteil erwachsener Entleiher liegt seit Jahren bei 60%; die Zahl von Entleihern über 60 Jahre ist gegenüber dem Vorjahr um 8 % gestiegen. Das Angebot der Stadtbibliothek ist dieser Entwicklung angepasst worden. Zwei eigene Bereiche für etwas ältere Semester sind entstanden: „Aktiv bleiben“ umfasst verschiedenste Medien, die Anregungen geben für ein erfülltes Leben nach der Berufsphase; „Angehörige betreuen“ richtet sich an die Menschen, die für andere da sind – mit Materialien zur Rechtsberatung, zum psychologischen Umgang, mit praktischen Fragen zur Pflege und mehr.

 

Besonders geschätzt wird von den älteren Besuchern der Lesebereich. Hier finden sie Muße bei Kaffee oder Tee in Zeitungen und aktuellen Zeitschriften zu lesen - dabei wird das unverbindliche Zusammensein mit anderen Lesefreunden sehr geschätzt.

 

Wir werden bunter – ein Phänomen, das in der Stadtbibliothek gut zu sehen ist. Die Besucher des Hauses stammen aus unterschiedlichsten Nationen, die Zahl der Entleiher mit ausländischem Pass ist gegenüber 2008 um 20% gestiegen.

 

In der Bibliothek sind zwei zentrale Abteilungen zum Thema Sprache geschaffen worden. Im Erwachsenenbereich werden Medien zum Spracherwerb und Medien in Fremdsprachen gemeinsam angeboten, im Kinderbereich gilt das gleiche in der Abteilung „International“. Diese Bestände werden häufig genutzt, die kundenfreundliche Präsentation wird geschätzt. Über den Bibliothekskatalog sind Filme in verschiedensten Sprachen auffindbar, alle Sprachspulen von DVD und BluRay wurden ausgewertet. So ist es möglich, Filme in türkischer, arabischer englischer und vielen weiteren Sprachen zu finden.

 

 

Bibliothek und vernetzte Welt

 

Durch Zusammenarbeit können Ergebnisse erzielt werden, die einzeln nicht zu erreichen wären. Die Stadtbibliothek setzt auf Vernetzung.

 

Reale Welt - Nur durch den Zusammenschluss von Bibliotheken des Münsterlandes konnte 2010 muensterload.de, das E-Medien-Angebot der Bibliotheken, geschaffen werden. Im Jahr 2013 sind drei weitere Bibliotheken dem Verbund beigetreten. Das führt zu einem breiteren Angebot und damit zu einer Verbesserung für alle. Die Nutzung dieses Angebotes steigt von Jahr zu Jahr. Auch Menschen, die lange nicht mehr gelesen haben, entdecken über die E-Medien die Bedeutung des geschriebenen Wortes neu.

 

Die Zusammenarbeit mit Jugendamt und Migrationsstelle der Stadt erleichtern es, passgenaue Angebote für besondere Benutzergruppen zu schaffen und in geeigneter Weise anzubieten.

 

Rheine ist eine der NRW-Klimakommunen. Die Bibliothek hat es übernommen, Energiemessgeräte zu verleihen und damit zum privaten Energiesparen beizutragen – ein Baustein im Masterplan Klimaschutz.

 

Die Stadtbibliothek nimmt teil an der Bildungspartnerschaft Bibliothek und Schule. Inzwischen sind schon vier Kooperationsverträge mit Schulen geschlossen worden; das sind Gertrudenschule, Paul-Gerhardt-Schule, Ludgerusschule Schotthock und Südeschschule.

 

In Zusammenarbeit mit dem Kulturservice ist es möglich, den Vorverkauf für Theaterkarten in der Stadtbibliothek anzubieten – ein Service der sehr gut in Anspruch genommen wird, fast 900 Karten werden jährlich verkauft.

 

Für die Wirtschaftsförderung übernimmt es die Stadtbibliothek, den RheineGutschein zu verkaufen. Hier gehen mit steigender Tendenz Gutscheine über die Theke, 2013 waren es fast 400 Stück.

 

Gemeinnützige Organisationen haben die Möglichkeit, ihr Aufgabenspektrum in der Bibliothek vorzustellen – 2013 war die Telefonseelsorge Münster zu Gast. Parallel stellte die Stadtbibliothek ihr Medienangebot zum Thema Lebenskrisen - Lebenschancen vor.

 

Virtuelle Welt – und Vernetzung, das gehört ganz fest zusammen. Wir leben heute vernetzt, haben Zugriff auf Informationen wo und wann wir wollen. Da ist es selbstverständlich, dass auch die Bibliotheksangebote jederzeit abrufbar sind. Sowohl über den Medienbestand der Bibliothek als auch über das eigene Bibliothekskonto besteht von überall und jederzeit Zugriff.

 

Ein wichtiges Projekt 2013 war die grundlegende Modernisierung des Internetkatalogs - umgesetzt mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW. Im neuen Bibliothekskatalog sind nicht nur die Medien der Stadtbibliothek zu finden. Links zu Broschüren und ausgewählten Internetseiten sind in den Katalog integriert worden. Zusätzlich sind die Artikel des redaktionell bearbeiteten Nachrichtendienstes „Munzinger-Archiv“ im Katalog nachgewiesen. Ein Klick führt somit über den Bestand der Bibliothek hinaus zu gesicherten Informationen. Der Klick vom Bibliothekskatalog zu muensterload.de mit der E-Book-Ausleihe ist schon länger realisiert. Um auf die vielfältigen Möglichkeiten im Internet aufmerksam zu machen, wurde im Rahmen des Landesprojekts ein Flyer entwickelt, der die virtuelle Bibliothekswelt vorstellt.

 

Die Zusammenarbeit mit dem Hochschulbibliothekszentrum NRW ermöglicht es, im Internet den Zugang auf die Kataloge wissenschaftlicher Bibliotheken und Datenbanken zu ermöglichen. Jeder Kunde der Bibliothek kann von jedem Rechner selbständig Fachliteratur aus anderen Bibliotheken zur Ausleihe anfordern. So wird wissenschaftliches Arbeiten auch fern der Hochschule möglich.

 

 

Bibliothek und „Lebendige Innenstadt“

 

Die Stadtbibliothek belebt die Innenstadt im wahrsten Sinne des Wortes. Über das Jahr wurden 196.488 Besuche registriert. Da die Stadtbibliothek von Montag bis Samstag geöffnet ist, ist im Rathauszentrum immer was los. Über die normalen Öffnungszeiten hinaus finden an Sonntagvormittagen die Kindermatinee statt, es gibt einige Abendveranstaltungen – und wenn die Kaufmannschaft Sonderöffnungszeiten anbietet bleibt zumindest das Licht in der Bibliothek an, um den öffentlichen Raum zu erhellen.

 

 


2014 – Arbeits- und Projektplanung

 

Aufgabenschwerpunkte für das Jahr 2014 liegen im Bereich E-Medien und Kooperation.

 

Die Bibliothek wird

 

ð  regelmäßig E-Book-Sprechstunden anbieten. Elektronische Medien werden vor allem von älteren Menschen in Anspruch genommen. Anleitungen für die ersten Schritte in die digitale Welt sind oft nötig, damit das Bibliotheksangebot muensterload.de genutzt werden kann.

 

ð  In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich 1 wird die Bibliothek sich der Gedenktage zum Kriegsbeginn Erster und Zweiter Weltkrieg annehmen. Der neue Internetkatalog bietet die Möglichkeit, themenbezogene Bestandsverzeichnisse zu präsentieren. Ein Klick recht aus, um relevante Literatur zum Thema zu finden. Eine Ausstellung der Medien wird ebenfalls vorbereitet.

 

ð  In Zusammenarbeit mit dem Falkenhof-Museum wird es eine begleitende Präsentation von Medien zur Morrien-Ausstellung geben. Die Medienabteilung Kunst soll im Laufe des Jahres einen deutlicheren Bezug zu Rheine erhalten.

 

 

Schluss

 

In den Niederlanden ist eine Studie zur Entwicklung der Bibliotheken erstellt worden. Die Quintessenz der Untersuchung wurde zusammengefasst in: "Van collectie tot connectie" und benennt die Aufgaben der Bibliotheken:

 

ð   Verbindungen zwischen Menschen fördern: Die Bibliothek als Plattform

 

ð   Verbindungen mit und innerhalb der Gemeinschaft stimulieren:
Die Bibliothek als Herz der Gesellschaft

 

ð   Informationsquellen miteinander verbinden:
Die Bibliothek als Generator informationeller Mehrwerte

 

Die Stadtbibliothek ist auf dem Weg, eine Bibliothek wie dort beschrieben für Rheine zu werden.


Anlagen

 

Anlage 1: Produktplan

Anlage 2: Flyer