Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur Programmplanung der Kloster Bentlage gGmbH für das Jahr 2016 zur Kenntnis.
Begründung:
2016
ist ein mehrfaches Jubiläumsjahr im Kloster Bentlage. Im April feiern die
Kloster Bentlage gGmbH und das Museum Kloster Bentlage ihr jeweils 20 jähriges
Bestehen, im Juni begeht dann die Europäische Märchengesellschaft ihren Sechzigsten.
Macht zusammen hundert Jahre - oder sinnvoller ausgedrückt: jede Menge Kunst-
und Kulturereignisse, die nicht nur in Rheine, sondern weit über die Region
hinaus ein großes Publikum begeistert haben.
Wir
werden uns jedoch nicht zu sehr mit der Rückschau aufhalten, sondern Bentlage
als das präsentieren, was es ist: Ein lebendiger Kulturort mit langer
Geschichte, der die nächsten zwanzig oder mehr Jahre in den Blick nimmt. Die
hervorragende Zusammenarbeit mit den Aktiven im Kloster Bentlage, allen voran
mit den ehrenamtlichen Initiativen, ist dabei gerade im Jubiläumsjahr von
entscheidender Bedeutung und weitet diese "vorausschauende"
Perspektive.
Das
Kloster Bentlage wird sich zum Jubiläum mit einem Festwochenende von seiner
besten Seite zeigen (22.-24.04.). Im Rahmen des offiziellen Festaktes startet
eine exzellent besetzte Vortragsreihe, die unter dem Titel "Kulturelles
Erbe und Avantgarde" das Spannungsfeld auslotet, aus dem Bentlage seinen
Reiz entwickelt: die denkmalgeschützte Anlage, Jahrhunderte alte
Kulturgeschichte und die Präsentation zeitgenössischer Künste.
Das
spiegelt sich selbstverständlich im gesamten Jahresprogramm mit einer Vielzahl
von Ausstellungen, Konzerten und Bühnenprojekten wider. Dabei werden neue
Projekte initiiert wie auch profilgebende Formate und Schwerpunkte weiterentwickelt.
Kooperationen mit Institutionen und Partnern aus der Region und ganz Europa
eröffnen hier immer wieder neue Chancen für die Gestaltung eines
anspruchsvollen Programms, das den Vergleich mit den sogenannten
Kulturmetropolen nicht scheuen muss.
Gleichzeitig
gilt auch der Anspruch, das Publikum vor Ort nicht aus den Augen zu verlieren.
Ausstellungen und Veranstaltungen mit Partnern aus Rheine unterstreichen, dass
Bentlage nicht nur ein wundervolles Naherholungsziel sondern auch eine
kulturelle Begegnungsstätte im besten Wortsinne sein möchte. Neue Wege der
Kunstvermittlung, Schulprojekte, Familiensonntage und Events wie das
Salinenfest und die Zusammenarbeit mit Kunst- und Kulturakteuren aus dem
Nahbereich unterstreichen dies.
Ausstellungen:
Den
Anfang machen ein dutzend Künstlerinnen und Künstler sowie eine Handvoll Illustratoren,
die im großen Ausstellungsraum auf der Ökonomie von Kloster Bentlage ihre Künstlerbücher aufschlagen und diesen
in eine bildstarke Bibliothek verwandeln (7.2.-3.4.). Dabei reicht die
Bandbreite vom klassischen Buchformat oder übergroßen Leporello bis hin zu
Installationen, in denen das Buch eigentlich nur noch in einem übertragenen
Sinne zu erkennen ist - viel Raum um auch "Zwischen
den Zeilen" zu lesen.
Das
weitläufige Gelände rund um das Kloster mit seiner teilweise denkmalgeschützten
Kulturlandschaft soll mit einem ambitionierten Ausstellungsprojekt in den
nächsten Jahren wieder stärker in den Fokus genommen werden. Der Arbeitstitel "Moving sculpture" beschreibt
das Vorhaben schon sehr treffend. Es geht nicht darum, einen weiteren
Skulpturenpark einzurichten, nicht um die Möblierung einer wundervollen
Landschaft. Die Ausstellung präsentiert Installationen/Objekte/Skulpturen
internationaler Künstler, die zwar von Dauer sind, aber nicht dauerhaft an
einem Ort bleiben. Sie interagieren mit dem Raum, integrieren sich in ihn bzw.
setzen bestimmte Phänomene und Details in Szene. Den Anfang macht der
niederländische Künstler und Shootingstar Rob
Sweere mit einer Ausstellung auf der Ökonomie (3.7.-21.8.) und mehreren
Großskulpturen, welche er ausdrücklich für Bentlage entwirft. Sie nehmen im
Wortsinne den Betrachter auf und eröffnen ihm neue Perspektiven auf den Raum.
Gleichzeitig entwickeln sie als vorwiegend weiße, harmonisch geformte Objekte
auch aus der Distanz eine so anmutige wie verwundernde Wirkung.
Ein
besonderes Highlight für viele Rheinenser ist sicherlich die Ausstellung mit Matthias Weischer (16.9.-13.11.).
Anknüpfend an seinen Aufenthalt in der Druckwerkstatt von Kloster Bentlage im
vergangenen Jahr zeigt er aktuelle Arbeiten "in und auf Papier", wie
auch der Ausstellungstitel lauten wird. In der Druckwerkstatt hatte er auf von
Ihm handgeschöpftem farbigem Papier in vier Wochen eine aufwändige Siebdruckedition
geschaffen. Zurzeit arbeitet er an weiteren Papierarbeiten, die dann in
Bentlage erstmals präsentiert werden. Im Rahmen der Ausstellung wird zudem eine
Filmdokumentation über den gebürtigen Rheinenser laufen, die die Kloster
Bentlage GmbH anlässlich seines Arbeitsaufenthaltes produziert hat.
Der
Schwerpunkt Druckgrafik, den das Kloster Bentlage mit der Druckvereinigung Bentlage
seit einigen Jahren erfolgreich profiliert, bestimmt schließlich die letzte
Ausstellung des Jahres. Als Kooperation mit dem Städtischen Kunstmuseum in
Reutlingen ist auf der Ökonomie die hochkarätige Verbundausstellung "druckreif" der internationalen
Holzschnittvereinigung Xylon zu sehen (20.11.16 - Jan. 2017). Ergänzt wird
diese Ausstellung durch die Präsentation des Totentanzyklus' von HAP Grieshaber, der nach wie vor zu den
namhaftesten Vertretern des Holzschnitts zählt. Geschaffen hat Grieshaber
dieses umfangreiche Werk vor fünfzig Jahren, 1966 - das heißt, dass Bentlage
hier ein weiteres Jubiläum feiert und zugleich an die 2014 begonnene
Ausstellungsreihe zum Thema Totentanz und Bentlager Reliquiengärten anknüpft.
Weitere
Ausstellungen zeigen u.a. in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Kloster/Schloß
Bentlage die Osnabrücker Künstlerin Hiltrud Schäfer, in Kooperation mit dem
evangelischen Kirchenkreis werden in Ausstellungen und Workshops
zeitgenössische Künstler aus Namibia, Simbabwe und den Philippinen vorgestellt
und die Ausstellung "Altes Stroh zu neuem Gold" des
Künstlerinnenforums Münsterland verbindet über das Thema Märchen als
Ausstellungsreihe das Kloster Bentlage und die Europäische Märchengesellschaft
mit der Burg Hülshoff und dem Textilwerk in Bocholt.
Bühne:
Bentlager Welttheater - Wer zum Kloster
Bentlage kommt, macht zuvor eine Reise durch das sogenannte Barocke
Welttheater, das auf sehr eindrückliche Weise den Lebensweg des Menschen
versinnbildlicht. Das Barock hat das Theater geliebt und mit William
Shakespeare einen unsterblichen Dramatiker hervorgebracht. Die Anlage von
Kloster Bentlage wiederum ist auch jenseits barocker Architektur eine
großartige Bühne. Diese wird nun am letzten Augustwochenende von einer Gruppe
von vier professionellen Schauspieler mit Shakespeares Komödie "Was ihr
wollt" geentert, die mit den Besuchern kleine Bühnen und großartige
Kulissen rund um das Kloster entdecken. Ein im Wortsinne bewegender
Theaterabend der etwas anderen Art, der mitreißt und bestimmt für allerlei
Überraschungen sorgt.
Mit
dem PoetrySalon "Gut + Böse"
(17.3. und 27.10.) setzt das Kloster Bentlage seine Lesereihe fort, die jeweils
drei hervorragende Literaten der deutschen Poetry-Szene präsentiert.
Veranstaltet wird die Reihe gemeinsam mit der Europäischen Märchengesellschaft,
die damit auch den inhaltlichen Akzent setzt: mindestens einer der vorgetragenen
Texte muss etwas mit Märchen zu tun haben. Ansonsten ist das Programm vor allem
gut und ab und an schön böse.
Weitere
Lesungen und Begegnungen mit alten Bekannten wie Usch Hollmann, den Adventslesungen
der literarischen Bühne und Erzählabenden der Märchengesellschaft runden das
Bühnenprogramm im Kloster Bentlage ab.
Musik:
Das
Musikprogramm im Kloster Bentlage soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut
werden. Eine gute Mischung aus Angeboten der lokalen/regionalen Szene, die Zusammenarbeit
mit der Musikschule und Ensembles und Chören aus Rheine und die Beteiligung an
(über-)regionalen Kooperationsprojekten, die auch hochklassige Konzerte im
Kloster Bentlage möglich machen, sorgt dafür, dass mit dem Programm ein breites
Publikum angesprochen wird.
Das
Jazzfest zu Pfingsten (15./16.5.), Jazz
am Schloss, feiert nächstes Jahr sein inzwischen dreißigjähriges Bestehen.
Die Organisatoren des Fördervereins Kloster/Schloß Bentlage werden dazu ein
entsprechend hochkarätiges Programm zusammenstellen.
Das
von der GWK organisierte, münsterlandweite Musikfestival "summerwinds" macht am 15. Juli 2016 auch in Bentlage mit
einem modernen Klezmer-Ensemble Station. Eine weitere regionale Kooperation
gibt es anlässlich des Festwochenendes zum zwanzigjährigen Jubiläum von Kloster
Bentlage. Markus Stockhausen,
international äußerst erfolgreicher Komponist und Musiker und selbst inzwischen
ein Fan von Bentlage, wird am 23. April das Kloster Bentlage mit einem bisher
"unerhöhrten" Konzertereignis bespielen: Stockhausen und drei weitere
Musiker bringen den Nord- und Ostflügel des Klosters zum Klingen, während das
Publikum von den Kreuzgängen her verfolgt, wie sich die Musik und die Musiker
allmählich begegnen. Eingebettet wird dieses Konzert in die Veranstaltungsreihe
"soundseeing", die an
besonderen Orten des Münsterlandes Klangkunst unterschiedlichster Art
präsentiert.
Musikalisch
eröffnet wird das Jahr 2016 am 30. Januar mit "Platt'n'Blech" - ein musikalisches Experiment der Band
Strauhspier und dem Blechbläserensemble Rheine, die 2015 zum ersten Mal
gemeinsam auf der Ökonomie konzertierten - und so gut waren, dass das
Experiment fortgesetzt wird. Weitere kleinere und größere Konzerte verteilen
sich musikalisch-locker über das Jahr.
Kunst- und Kulturvermittlung:
Mit verschiedenen Projekten wurde in den
letzten zwei Jahren die Kooperation mit den Schulen in Rheine deutlich
intensiviert. Angebote wie das streetart-Projekt oder eine Videoproduktion im
Rahmen des Kulturrucksacks versuchen neben Führungen und Schulbesuchen neue
Wege zu gehen. Der gläserne Schauraum im Bahnhof Rheine hat sich als
Klein-Galerie für Schulprojekte, die in Verbindung zum Ausstellungsprogramm in
Bentlage stehen, etabliert. - Mit den kulinarischen "Kunststücken",
ein Frühstücks- und Gesprächsangebot in den Ausstellungen auf der Ökonomie,
wird ein neues Vermittlungsprojekt gestartet, das bei älteren Besuchern und
auch bei Familien und der 40+ Generation noch mehr Lust an der Kunst wecken
soll. Unterhaltsame Eröffnungen, Veranstaltungen wie Konzerte in den
Ausstellungsräumen und ausstellungsbegleitende Kreativangebote wie die
beliebten Familiensonntage sorgen außerdem für erlebnisreiche Besuche, die
nicht nur das klassische Kulturpublikum, sondern wirklich alle Bürger erreichen
sollen.