Betreff
Kloster Bentlage - Programmvorschau 2016
Vorlage
386/15
Aktenzeichen
II-1.30-dy
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur Programmplanung der Kloster Bentlage gGmbH für das Jahr 2016 zur Kenntnis.


Begründung:

 

2016 ist ein mehrfaches Jubiläumsjahr im Kloster Bentlage. Im April feiern die Kloster Bentlage gGmbH und das Museum Kloster Bentlage ihr jeweils 20 jähriges Bestehen, im Juni begeht dann die Europäische Märchengesellschaft ihren Sechzigsten. Macht zusammen hundert Jahre - oder sinnvoller ausgedrückt: jede Menge Kunst- und Kulturereignisse, die nicht nur in Rheine, sondern weit über die Region hinaus ein großes Publikum begeistert haben.

 

Wir werden uns jedoch nicht zu sehr mit der Rückschau aufhalten, sondern Bentlage als das präsentieren, was es ist: Ein lebendiger Kulturort mit langer Geschichte, der die nächsten zwanzig oder mehr Jahre in den Blick nimmt. Die hervorragende Zusammenarbeit mit den Aktiven im Kloster Bentlage, allen voran mit den ehrenamtlichen Initiativen, ist dabei gerade im Jubiläumsjahr von entscheidender Bedeutung und weitet diese "vorausschauende" Perspektive.

 

Das Kloster Bentlage wird sich zum Jubiläum mit einem Festwochenende von seiner besten Seite zeigen (22.-24.04.). Im Rahmen des offiziellen Festaktes startet eine exzellent besetzte Vortragsreihe, die unter dem Titel "Kulturelles Erbe und Avantgarde" das Spannungsfeld auslotet, aus dem Bentlage seinen Reiz entwickelt: die denkmalgeschützte Anlage, Jahrhunderte alte Kulturgeschichte und die Präsentation zeitgenössischer Künste.

 

Das spiegelt sich selbstverständlich im gesamten Jahresprogramm mit einer Vielzahl von Ausstellungen, Konzerten und Bühnenprojekten wider. Dabei werden neue Projekte initiiert wie auch profilgebende Formate und Schwerpunkte weiterentwickelt. Kooperationen mit Institutionen und Partnern aus der Region und ganz Europa eröffnen hier immer wieder neue Chancen für die Gestaltung eines anspruchsvollen Programms, das den Vergleich mit den sogenannten Kulturmetropolen nicht scheuen muss.

 

Gleichzeitig gilt auch der Anspruch, das Publikum vor Ort nicht aus den Augen zu verlieren. Ausstellungen und Veranstaltungen mit Partnern aus Rheine unterstreichen, dass Bentlage nicht nur ein wundervolles Naherholungsziel sondern auch eine kulturelle Begegnungsstätte im besten Wortsinne sein möchte. Neue Wege der Kunstvermittlung, Schulprojekte, Familiensonntage und Events wie das Salinenfest und die Zusammenarbeit mit Kunst- und Kulturakteuren aus dem Nahbereich unterstreichen dies.

 

Ausstellungen:

Den Anfang machen ein dutzend Künstlerinnen und Künstler sowie eine Handvoll Illustratoren, die im großen Ausstellungsraum auf der Ökonomie von Kloster Bentlage ihre Künstlerbücher aufschlagen und diesen in eine bildstarke Bibliothek verwandeln (7.2.-3.4.). Dabei reicht die Bandbreite vom klassischen Buchformat oder übergroßen Leporello bis hin zu Installationen, in denen das Buch eigentlich nur noch in einem übertragenen Sinne zu erkennen ist - viel Raum um auch "Zwischen den Zeilen" zu lesen.

 

Das weitläufige Gelände rund um das Kloster mit seiner teilweise denkmalgeschützten Kulturlandschaft soll mit einem ambitionierten Ausstellungsprojekt in den nächsten Jahren wieder stärker in den Fokus genommen werden. Der Arbeitstitel "Moving sculpture" beschreibt das Vorhaben schon sehr treffend. Es geht nicht darum, einen weiteren Skulpturenpark einzurichten, nicht um die Möblierung einer wundervollen Landschaft. Die Ausstellung präsentiert Installationen/Objekte/Skulpturen internationaler Künstler, die zwar von Dauer sind, aber nicht dauerhaft an einem Ort bleiben. Sie interagieren mit dem Raum, integrieren sich in ihn bzw. setzen bestimmte Phänomene und Details in Szene. Den Anfang macht der niederländische Künstler und Shootingstar Rob Sweere mit einer Ausstellung auf der Ökonomie (3.7.-21.8.) und mehreren Großskulpturen, welche er ausdrücklich für Bentlage entwirft. Sie nehmen im Wortsinne den Betrachter auf und eröffnen ihm neue Perspektiven auf den Raum. Gleichzeitig entwickeln sie als vorwiegend weiße, harmonisch geformte Objekte auch aus der Distanz eine so anmutige wie verwundernde Wirkung.

 

Ein besonderes Highlight für viele Rheinenser ist sicherlich die Ausstellung mit Matthias Weischer (16.9.-13.11.). Anknüpfend an seinen Aufenthalt in der Druckwerkstatt von Kloster Bentlage im vergangenen Jahr zeigt er aktuelle Arbeiten "in und auf Papier", wie auch der Ausstellungstitel lauten wird. In der Druckwerkstatt hatte er auf von Ihm handgeschöpftem farbigem Papier in vier Wochen eine aufwändige Siebdruckedition geschaffen. Zurzeit arbeitet er an weiteren Papierarbeiten, die dann in Bentlage erstmals präsentiert werden. Im Rahmen der Ausstellung wird zudem eine Filmdokumentation über den gebürtigen Rheinenser laufen, die die Kloster Bentlage GmbH anlässlich seines Arbeitsaufenthaltes produziert hat.

 

Der Schwerpunkt Druckgrafik, den das Kloster Bentlage mit der Druckvereinigung Bentlage seit einigen Jahren erfolgreich profiliert, bestimmt schließlich die letzte Ausstellung des Jahres. Als Kooperation mit dem Städtischen Kunstmuseum in Reutlingen ist auf der Ökonomie die hochkarätige Verbundausstellung "druckreif" der internationalen Holzschnittvereinigung Xylon zu sehen (20.11.16 - Jan. 2017). Ergänzt wird diese Ausstellung durch die Präsentation des Totentanzyklus' von HAP Grieshaber, der nach wie vor zu den namhaftesten Vertretern des Holzschnitts zählt. Geschaffen hat Grieshaber dieses umfangreiche Werk vor fünfzig Jahren, 1966 - das heißt, dass Bentlage hier ein weiteres Jubiläum feiert und zugleich an die 2014 begonnene Ausstellungsreihe zum Thema Totentanz und Bentlager Reliquiengärten anknüpft.

 

Weitere Ausstellungen zeigen u.a. in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Kloster/Schloß Bentlage die Osnabrücker Künstlerin Hiltrud Schäfer, in Kooperation mit dem evangelischen Kirchenkreis werden in Ausstellungen und Workshops zeitgenössische Künstler aus Namibia, Simbabwe und den Philippinen vorgestellt und die Ausstellung "Altes Stroh zu neuem Gold" des Künstlerinnenforums Münsterland verbindet über das Thema Märchen als Ausstellungsreihe das Kloster Bentlage und die Europäische Märchengesellschaft mit der Burg Hülshoff und dem Textilwerk in Bocholt.

 

Bühne:

Bentlager Welttheater - Wer zum Kloster Bentlage kommt, macht zuvor eine Reise durch das sogenannte Barocke Welttheater, das auf sehr eindrückliche Weise den Lebensweg des Menschen versinnbildlicht. Das Barock hat das Theater geliebt und mit William Shakespeare einen unsterblichen Dramatiker hervorgebracht. Die Anlage von Kloster Bentlage wiederum ist auch jenseits barocker Architektur eine großartige Bühne. Diese wird nun am letzten Augustwochenende von einer Gruppe von vier professionellen Schauspieler mit Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" geentert, die mit den Besuchern kleine Bühnen und großartige Kulissen rund um das Kloster entdecken. Ein im Wortsinne bewegender Theaterabend der etwas anderen Art, der mitreißt und bestimmt für allerlei Überraschungen sorgt.

 

Mit dem PoetrySalon "Gut + Böse" (17.3. und 27.10.) setzt das Kloster Bentlage seine Lesereihe fort, die jeweils drei hervorragende Literaten der deutschen Poetry-Szene präsentiert. Veranstaltet wird die Reihe gemeinsam mit der Europäischen Märchengesellschaft, die damit auch den inhaltlichen Akzent setzt: mindestens einer der vorgetragenen Texte muss etwas mit Märchen zu tun haben. Ansonsten ist das Programm vor allem gut und ab und an schön böse.

Weitere Lesungen und Begegnungen mit alten Bekannten wie Usch Hollmann, den Adventslesungen der literarischen Bühne und Erzählabenden der Märchengesellschaft runden das Bühnenprogramm im Kloster Bentlage ab.

 

Musik:

Das Musikprogramm im Kloster Bentlage soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Eine gute Mischung aus Angeboten der lokalen/regionalen Szene, die Zusammenarbeit mit der Musikschule und Ensembles und Chören aus Rheine und die Beteiligung an (über-)regionalen Kooperationsprojekten, die auch hochklassige Konzerte im Kloster Bentlage möglich machen, sorgt dafür, dass mit dem Programm ein breites Publikum angesprochen wird.

 

Das Jazzfest zu Pfingsten (15./16.5.), Jazz am Schloss, feiert nächstes Jahr sein inzwischen dreißigjähriges Bestehen. Die Organisatoren des Fördervereins Kloster/Schloß Bentlage werden dazu ein entsprechend hochkarätiges Programm zusammenstellen.

Das von der GWK organisierte, münsterlandweite Musikfestival "summerwinds" macht am 15. Juli 2016 auch in Bentlage mit einem modernen Klezmer-Ensemble Station. Eine weitere regionale Kooperation gibt es anlässlich des Festwochenendes zum zwanzigjährigen Jubiläum von Kloster Bentlage. Markus Stockhausen, international äußerst erfolgreicher Komponist und Musiker und selbst inzwischen ein Fan von Bentlage, wird am 23. April das Kloster Bentlage mit einem bisher "unerhöhrten" Konzertereignis bespielen: Stockhausen und drei weitere Musiker bringen den Nord- und Ostflügel des Klosters zum Klingen, während das Publikum von den Kreuzgängen her verfolgt, wie sich die Musik und die Musiker allmählich begegnen. Eingebettet wird dieses Konzert in die Veranstaltungsreihe "soundseeing", die an besonderen Orten des Münsterlandes Klangkunst unterschiedlichster Art präsentiert.

 

Musikalisch eröffnet wird das Jahr 2016 am 30. Januar mit "Platt'n'Blech" - ein musikalisches Experiment der Band Strauhspier und dem Blechbläserensemble Rheine, die 2015 zum ersten Mal gemeinsam auf der Ökonomie konzertierten - und so gut waren, dass das Experiment fortgesetzt wird. Weitere kleinere und größere Konzerte verteilen sich musikalisch-locker über das Jahr.

 

Kunst- und Kulturvermittlung:

Mit verschiedenen Projekten wurde in den letzten zwei Jahren die Kooperation mit den Schulen in Rheine deutlich intensiviert. Angebote wie das streetart-Projekt oder eine Videoproduktion im Rahmen des Kulturrucksacks versuchen neben Führungen und Schulbesuchen neue Wege zu gehen. Der gläserne Schauraum im Bahnhof Rheine hat sich als Klein-Galerie für Schulprojekte, die in Verbindung zum Ausstellungsprogramm in Bentlage stehen, etabliert. - Mit den kulinarischen "Kunststücken", ein Frühstücks- und Gesprächsangebot in den Ausstellungen auf der Ökonomie, wird ein neues Vermittlungsprojekt gestartet, das bei älteren Besuchern und auch bei Familien und der 40+ Generation noch mehr Lust an der Kunst wecken soll. Unterhaltsame Eröffnungen, Veranstaltungen wie Konzerte in den Ausstellungsräumen und ausstellungsbegleitende Kreativangebote wie die beliebten Familiensonntage sorgen außerdem für erlebnisreiche Besuche, die nicht nur das klassische Kulturpublikum, sondern wirklich alle Bürger erreichen sollen.