Betreff
Sonderprogramm des Landes NRW "Hilfe im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen"
- Antrag zum Projekt "Einrichtung eines Stadtteilbüros in Kooperation mit der Ludgerusschule im Stadtteil Schotthock"
Vorlage
062/16
Aktenzeichen
5/FC-stu
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

1.   Der Rat der Stadt Rheine befürwortet grundsätzlich die Einrichtung eines Stadtteilbüros in Kooperation mit der Ludgerusschule im Stadtteil Schotthock und beauftragt die Verwaltung, über die Bezirksregierung Münster beim Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW einen vereinfachten Antrag auf Fördermittel aus dem Sonderprogramm des Landes NRW „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“ für das Projekt „Stadtteilbüro in Kooperation mit der Ludgerusschule im Stadtbezirk Schotthock“ zu stellen.

 

2.   Der Rat der Stadt Rheine beschließt, dass bei Bewilligung der Fördermittel neben dem Umbau der Ludgerusschule auch die Einrichtung des Stadtteilbüros entsprechend der Vorlage umgesetzt wird.

 


Begründung:

 

I.   Sonderprogramm

 

Siehe Erläuterungen in der Vorlage-Nr. 060/16

 

 

II. Stadtteilbüro in Kooperation mit der Ludgerusschule im Stadtteil Schotthock

 

Stadtteilprofil Schotthock

Der Stadtteil Schotthock liegt nord-östlich der Innenstadt von Rheine (Anlage 1). Zum Stichtag 31.12.2015 lebten 9.021 Einwohner/innen im Stadtteil. Dieser Stadtteil ist gekennzeichnet durch eine sozialräumliche heterogene, sozial schwächere Bevölkerungsstruktur mit einem überdurchschnittlichen hohen Zuwandereranteil.

Der Ausländeranteil beträgt in diesen Stadtteil 14%, während der Ausländeranteil stadtweit 9% beträgt. Berücksichtigt man den Anteil der Personen mit Migrationshintergrund so liegt dieser wesentlich höher als im gesamten Stadtgebiet (20%).

 

Schaut man sich hierzu die Kinderzahlen im Kindergartenalter an, wird dies deutlich:

Familienzentren (FZ)
in Schotthock

Anzahl Kinder (alle)

Anzahl Kinder mit Migration

Anteil Anzahl Kinder
mit Migration in %

EKI (Eltern-Kind-Initiative)

46

4

8,70%

St. Antonius

90

65

72,22%

St. Bonifatius

88

41

46,59%

St. Ludgerus

91

40

43,96%

AWO

65

59

90,77%

 

Im Stadtteil Schotthock häuft sich der Anteil der „preisgünstigen“ und großen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Aufgrund fehlender Investitionen in weiten Teilen des Stadtteils ist bei einem sehr hohen Anteil der Gebäude ein erheblicher Sanierungsstau festzustellen. Familien mit mehreren Kindern und niedrigem Einkommen finden meist in diesem Stadtteil Wohnraum.

 

 

Der Stadtteil Schotthock ist durch den relativ hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen ein eher junger Stadtteil.

Ortsteil

0-18 Jahre
 Deutsch

0-18 Jahre
Ausländer

Prozent

Schotthock

1.693

279

11,93%

Rheine gesamt

14.192

1.444

10,17%

 

 


Die Auswertung der Zahlen für den Stadtteil Schotthock zeigen hinsichtlich des Anteils SGB-II Empfänger, des Anteils SGB-II Bezieher unter 7 Jahre, der Anteile HZE-Fälle (Hilfen zur Erziehung), Anzeigen bezüglich Kindeswohlgefährdungen und der Sprachförderung in den Kitas überdurchschnittlich hohe Werte.

 

Statistische Bezirke Stadt Rheine

Anteil SGB II -Empfänger

-Arbeitslose-

Anteil SGB II-Bezieher 0<7 Jahre

Anteil HZE  0<18 Jahre

Anteil

8a Fälle seit 2012 (0<18 Jahre)

Anteil
Sprachförderung

 

2,2 Dorenkamp-Nord

11,1%

20,8%

6,6%

2,6%

19,4%

 

5,2 Schotthock-Ost

11,8%

23,6%

5,5%

1,3%

30,2%

 

5,1 Schotthock-West/

Baarentelgen

12,7%

27,4%

7,6%

2,6%

X1

 

7,1 Südesch

9,8%

11,9%

4,3%

2,1%

32,5%

 

1,1 Innenstadt-West

11,3%

6,7%

13,5%

1,0%

35,4%

 

1,2 Innenstadt-Ost

19,2%

32,0%

4,3%

1,0%

X1

 

2,3 Dorenkamp-Süd

13,8%

22,2%

6,7%

0,5%

12,3%

 

2,4 Hörstkamp

9,7%

27,3%

9,7%

0,4%

0,0%

 

4,1 Bentlage

12,8%

18,6%

3,6%

1,8%

10,6%

 

6,2 Eschendorf-Nord

9,7%

20,3%

4,0%

2,0%

18,7%

 

7,3 Gellendorf

5,9%

6,7%

4,9%

2,1%

19,2%

 

6,1 Stadtberg

4,1%

8,8%

5,0%

0,0%

5,1%

 

7,2 Eschendorf-Süd

5,7%

12,8%

3,8%

0,2%

30,6%

 

3,1 Wadelheim

0,8%

0,8%

1,8%

0,0%

58,0%

 

4,2 Wietesch

3,8%

6,7%

2,0%

1,4%

X1

 

9,1 Mesum-Dorf

3,2%

5,1%

2,9%

0,6%

31,5%

 

10,1 Hauenhorst

3,8%

7,5%

2,4%

0,5%

8,6%

 

10,2 Catenhorn

2,9%

2,7%

1,8%

0,0%

4,8%

 

2,1 Dutum

4,8%

6,7%

3,4%

0,2%

17,3%

 

3,2 Schleupe

5,8%

8,5%

1,9%

0,2%

X2

 

5,3 Altenrheine

2,5%

3,4%

0,5%

0,2%

12,5%

 

6,3 Rodde/Kanalh.

2,8%

1,9%

1,6%

0,3%

9,4%

 

8,1 Elte

1,9%

2,4%

2,4%

0,2%

11,9%

 

9,2 Mesum-Feld

3,9%

8,0%

3,9%

0,9%

8,3%

 

 Stadt Rheine Gesamt

7,5%

13,4%

4,1%

1,0%

17,6%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

X1= Die rot markierten Prozentwerte bedeuten, dass es in dem Bezirk keine Kindertageseinrichung gibt.

 

X2= Der blau markierten Prozentwert in Schleupe bezieht sich auf die Kindertageseinrichung Kinderland Isselstr.

 

Hier wurde der Sprachförderbedarf zum Zeitpunkt der Datenerhebung (März 2013) noch nicht erfasst.

 

 

Die Stadt Rheine plant mittelfristig, für den Stadtteil Schotthock einen Antrag auf Fördermittel aus dem Städtebauförderprogramm Soziale Stadt zu stellen, um mit Einzelmaßnahmen bedarfsorientiert agieren zu können. Hierfür muss zunächst ein Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept erstellt werden. Die Einrichtung des Stadtteilbüros könnte hier ein erster Impulsgeber sein.

 

 

Status Quo der Ludgerusschule

Die Ludgerusschule Schotthock ist eine zweizügige Gemeinschaftsgrundschule der Stadt Rheine im Stadtgebiet Schotthock. Bis zum Ende des ersten Schulhalbjahres 2015/2016 hatte die Ludgerusschule einen Nebenstandort im ehemaligen Gebäude der Antoniusschule. Da die Räumlichkeiten der Antoniusschule dringend als Unterkunft für Flüchtlinge benötigt wurden, wurde der Nebenstandort zum neuen Schulhalbjahr aufgelöst. Die Klassen sind an der Ludgerusschule aufgenommen worden.

 

Wie oben beschrieben spiegelt sich die heterogene, sozial schwächere Bevölkerungsstruktur überproportional in der Schülerschaft der Ludgerusschule wider.

Auch die Anzahl der Schülerschaft mit Migrationshintergrund prägt das Schulbild der Ludgerusschule.

Die Auflösung des Nebenstandortes im ehemaligen Gebäude der Antoniusschule hat die Situation in räumlicher und sozialer Hinsicht verschärft. Es werden derzeit 172 Schüler/innen in sieben Klassen unterrichtet. Von diesen 172 Schüler/innen sind 72 Schüler/innen Ausländer/innen. Insgesamt haben 145 Schüler/innen einen Migrationshintergrund. Dieses macht einen prozentualen Anteil von weit über 80 Prozent der Schülerschaft aus. Von den 145 Schüler/innen mit Migrationshintergrund, leben 124 Schüler/innen in Familien, in denen Deutsch nicht die Alltagssprache ist. Hinsichtlich der Konfessionszugehörigkeit ist die Schülerschaft völlig durchwachsen, wobei jedoch mit 98 Schüler/innen, mehr als die Hälfte dem islamischen Glauben angehören.

 

Die Entwicklung der Ludgerusschule zeigen die Zahlen aus dem Migrations- und Integrationsmonitoring. 2006 hatte die Ludgerusschule noch 224 Schüler/innen, davon waren 25,9 Prozent Ausländer/innen und 41,5 Prozent der Schüler/innen hatten einen Migrationshintergrund.

Seit über 10 Jahren mit stetig steigenden Teilnehmerzahlen bietet die Ludgerusschule Schotthock außerschulische Betreuungsangebote im Rahmen der offenen Ganztagsschule (OGS) an. Zurzeit nehmen 105 Schüler/innen regelmäßig täglich bis 16.30 Uhr am OGS-Betreuungsangebot der Schule teil. Aufgrund der hohen Nachfrage und des vorrangig integrationsbedingten Bedarfs wird kurzfristig eine weitere Aufstockung auf 120 Plätze angestrebt. Neben der Hausaufgabenbetreuung und den schülerspezifisch, insbesondere musisch, motorisch, sportlich und naturkundlich ausgerichteten OGS-Projekten und Schul-AGs erfolgen ebenfalls individuelle Sprachförderungen in den Bereichen DaZ (Deutsch als Zweitsprache) und herkunftssprachlichem Unterricht in Arabisch und Türkisch.

 

Der hohe Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund und bildungsfernen Familien machten es nötig die Schuleingangsphase mit einem Kurs zur Förderung der fehlenden Vorläuferfertigkeiten zu beginnen. Zudem ist der gesamte Unterricht auf die Festigung eines Grundwortschatzes in der deutschen Sprache ausgelegt. Zusätzliche DaZ-Stunden komplettieren die Förderung im Bereich Deutsch.

Für Seiteneinsteiger aus Flüchtlingsfamilien ohne Deutschkenntnisse wurde eine Auffanggruppe mit täglich einer Stunde eingerichtet.

Die Ludgerusschule Schotthock arbeitet mit einem Pool von ehrenamtlichen Sprachpaten zusammen. Die Sprachpaten unterstützen einzelne Schüler/innen oder Kleinstgruppen.

 

Deutsche Bildungseinrichtungen zählen fest auf die Mitarbeit und Unterstützung der Elternhäuser bei ihrer Erziehungs- und Bildungsarbeit. Diese Zusammenarbeit ist nicht universell vorauszusetzen. Gerade Zuwanderer kommen aus Gesellschaftsformen, in denen diese Arbeit staatlichen Stellen vorbehalten ist. Auch ausländische Eltern, die selbst nie oder nur kurz zur Schule gegangen sind, konnten für sich nie ein „inneres“ Bild von Schule entwickeln, Techniken wie pünktliches und regelmäßiges Besuchen der Schuleinrichtung und organisiertes, konzentriertes Lernen sind ihnen unbekannt. Die vielfältigen kulturellen Hintergründe und die damit verbundenen unterschiedlichen Erziehungsstile erfordern ein gemeinsames Wirken der am Bildungsprozess beteiligten Personen und Institutionen.

Durch die Kooperation des Stadtteilbüros mit der Ludgerusschule verspricht sich die Stadt Rheine daher Synergieeffekte im Sinne einer erfolgreichen Integration in die Gemeinschaft.

Die Zusammenarbeit mit den engagierten und in Integration erfahrenen Lehrer/innen der Ludgerusschule und mit dem Stadtteilbüro, als niedrigschwelliges Angebot für die Eltern der Schüler/innen der Ludgerusschule schafft hier neue Wege zur Integration. Durch gemeinsame Aktionen und Angebote entsteht sowohl für die Schule, für das Stadtteilbüro als auch für die Eltern und Schüler/innen eine Win-Win-Situation. Einer Bildungsbenachteiligung kann hier schnell und effektiv entgegengewirkt werden, weil die Eltern so früh wie möglich in die Bildungsbiografie ihres Kindes einbezogen werden. Durch die niedrigschwelligen Angebote im Rahmen von gemeinsamen Aktionen etc., haben auch die Eltern die Chance, sich in die Schule und die Gemeinschaft einzubringen.

 

Das Stadtteilbüro Schotthock wird in der Fachstelle Migrations- und Integrationsberatung angesiedelt werden. So kann von den Erfahrungen der letzten 25 Jahre profitiert werden. Es soll nachhaltig den Stadtteil Schotthock und die Ludgerusschule positiv beeinflussen. Unter anderem ist es auch Ziel, gemeinsam im Rahmen dieses Projektzeitraumes Ideen für ein Konzept der Schulsozialarbeit (Unterstützung bei Elterngesprächen und der Elternarbeit, Dolmetscher, Unterstützung bei sozial, emotional auffälligen Schülern usw.) an Grundschulen zu sammeln.

 

 

Aufgaben des Stadtteilbüros

 

Ø  Anlaufstelle für einheimische und zugewanderte Menschen

 

Ø  Offene Beratung / Clearingstelle

z. B. bei familiären oder persönlichen Problemlagen, Formularhilfe, Unterstützung bei Wohnungssuche, Bewerbungen, Aufenthaltsregelungen, Sozialhilfeangelegenheiten

 

Ø  Unterstützung und Begleitung der Flüchtlinge in den städtischen Übergangswohnungen im Stadtteil Schotthock

 

Ø  Integrations- und Bildungsdefizite der Zuwanderer erkennen und in enger Kooperation mit der Ludgerusschule Angebote entwickeln

 

Ø  Zuwanderer unterstützen, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen, zu artikulieren und umzusetzen, d.h. Zuwanderer werden zu Akteuren der Zivilgesellschaft

 

Ø  In Kooperation mit den Vereinen, Moscheen, Kirchen, der Schule, den Kindergärten und den beiden Familienzentren im Stadtteil Integrationsprojekte entwickeln und umsetzen:

z. B. Deutschkurse für spezielle Zielgruppen über die Sprachoffensive der Stadt Rheine, betreute Spielgruppen für Flüchtlingsfamilien, Informationsveranstaltungen für Eltern, Mütterberatung, Stadtteilfeste

 

Ø  Weitere Etablierung und Begleitung des ehrenamtlichen Engagements

 

Ø  Informationsstelle über Zuwanderung und interkulturelle Kompetenz

 

Ø  Mitarbeit bei der Fortschreibung des Migrations-und Integrationskonzeptes der Stadt Rheine, speziell in den Handlungsfeldern, die sich aus der Stadtteilarbeit ergeben haben.

 

Ø  Mitarbeit bei der Entwicklung eines Integrierten Handlungskonzeptes für den Stadtteil Schotthock

 

 

 

Einrichtung eines Verfügungsfonds

 

Das Sonderprogramm ermöglicht auch die Einrichtung eines Verfügungsfonds gem. Ziffer 17 der Förderrichtlinien Stadterneuerung 2008. Hierfür sollen 10.000 € zur Verfügung gestellt werden, die mit 70 % bezuschusst werden. Zuwendungsfähig sind Ausgaben für Mitmachaktionen im Stadtteil, Wettbewerbe zu Themenstellungen im Stadtteil, Imagekampagnen und andere geeignete Maßnahmen zur Aktivierung der Beteiligten im Stadtteil.

 

 

III. Finanzielle Auswirkungen

 

Der Schulausschuss hat in seiner Sitzung am 19.11.2014 festgestellt, dass in der Ludgerusschule Schotthock aufgrund der dauerhaft zu erwartenden Schließung der Antoniusschule zusätzlicher Raumbedarf besteht und die Verwaltung beauftragt, hierfür die Voraussetzungen zu schaffen (Vorlage-Nr. 456/14).

 

Die Mittel zum Umbau der Hausmeisterwohnung und zur Schaffung zusätzlicher Räumlichkeiten wurden im Haushaltsplan 2015 mit 250.000 € veranschlagt und stehen in 2016 als Ermächtigungsübertragung zur Verfügung. Zusätzlich sind für den Einbau einer Aufzugsanlage im Haushaltsplan 2016 100.000 € veranschlagt.

 

Mit der Förderung im Sonderprogramm können neben den baulichen Maßnahmen mit Ausgaben in Höhe von insgesamt 380.000 € auch zwei Sozialarbeiter/innen finanziert werden; für eine befristete Sozialarbeiterstelle waren bereits Mittel von 75.000 € im Haushaltsplan 2016 eingestellt. Darüber hinaus wird ein Verfügungsfonds in Höhe von 10.000 € zu 70 % bezuschusst. Wie aus der anliegenden Aufstellung (Anlage 2) ersichtlich, wirkt sich die Förderung finanziell positiv auf den Haushalt aus (Einsparung im Haushalt von rd. 170.000 €)

 

 


Anlagen:

 

Anlage 1      Lageplan Schotthock

Anlage 2      Aufstellung der Gesamtkosten und der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel