Betreff
Städtische Museen - Jahresbericht 2006 und Planungen 2007
Vorlage
050/07
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt den Tätigkeitsbericht 2006 zur Kenntnis und stimmt den Planungen für 2007 zu.


Begründung:

 

I. Bericht der Städtischen Museen Rheine für das Jahr 2006

 

Der Bericht behandelt in 7 Punkten die Haupttätigkeitsbereiche der Städtischen Museen:

 

1. Sonderprojekte

1.1. Einrichtung Falkenhof

1.2. Zehn Jahre Museum Kloster Bentlage

1.3. Gründung einer Museumsstiftung

 

2. Sammeln

2.1. Neuerwerbungen

 

3. Bewahren

3.1. Aufbereitung der archäologischen Funde am Falkenhof

3.2. Schimmelbefall im Magazin

3.3. Konservierungsmaßnahmen

 

4. Forschen

          4.1. Krautwald-Projekt

          4.2. Veröffentlichungen

          4.3. Vorträge

 

5. Vermitteln

5.1. Ausstellungen 2006

5.2. Museumspädagogik am Falkenhof und im Museum Kloster Bentlage

5.3. Museumspädagogik im Salinenpark

5.4. Beratung der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Druckvereinigung e.V.

5.5. Fortbildung für den Museumspädagogischen Dienst und die Gästeführer im Bentlager Dreiklang – Verkehrsverein Rheine e.V.

 

6. Fördermittel

 

7. Fazit

 

8. Besucherstatistik

 


1. Sonderprojekte

 

1.1. Einrichtung Falkenhof

 

Bereits bei der Förderbewilligung der Einrichtungsmaße „Falkenhof als Stadtmuseum“  durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Jahre 2004 wurde aufgrund der angespannten Finanzsituation der Kommunen und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein Stufenplan für die Einrichtungsmaßnahme entwickelt, dem der Rat der Stadt Rheine zugestimmt hat.

 

Dieser Stufenplan sieht vor, das Stadtmuseum im September 2004 mit einer Grundausstattung zu eröffnen, für die etwas mehr als die Hälfte der Einrichtungsmittel aufzuwenden war. Damit ist das Museum aber noch nicht komplett eingerichtet. Die Präsentation wird nach der Eröffnung in einer zweiten Stufe vervollständigt. Aus fördertechnischen Gründen erstreckt sich diese zweite Stufe über zwei Jahre. Intern wurde daher die Einrichtungsmaßnahme in mehrere Phasen aufgeteilt. Phase 1 bezeichnet die Arbeiten im Jahr 2004, Phase 2 die Arbeiten im Jahr 2005, Phase 3 die Arbeiten im Jahr 2006, Phase 4 die Arbeiten in 2007 usw.

 

Die dritte Einrichtungsphase im Jahr 2006 diente der Verbesserung der Objektpräsentation. So wurde in allen Vitrinen an der Nordwand des Gewölbekellers Beleuchtung eingebaut, so dass die dort ausgestellten Funde aus dem unterirdischen Kanalsystem jetzt ihrer Bedeutung entsprechend angemessen präsentiert werden können.

Ein Film über die Restaurierungsarbeiten an den Glasfunden des Tunnels wurde erstellt und auf den Monitor im Gewölbekeller installiert. Stimmungsvoll führt er den Besucher in die diffizile Restaurierungsarbeit an den kostbaren Objekten des Falkenhofes ein. In der Waffenkammer wurde das Lichtsystem erweitert. Ein ergänzend installiertes, differenziertes Lichtfasersystem, das mit dem gesprochenen Text verknüpft wurde, ermöglicht es dem Besucher jetzt, die Erläuterungen des Sprechers zu den einzelnen Objekten präzise nachzuvollziehen.

 

Wegen der Sanierungsarbeiten am Dach des Mittelbaus des Falkenhofes, die erst im November 2006 beendet wurden, und der davon abhängigen Einrichtung der Magazinräume konnten die für das Jahr 2006 anstehenden Projekte nicht vollständig umgesetzt werden. Die dringend erforderliche Verbesserung der Magazinsituation, eine Optimierung des Besucherrundganges durch das Museum und die Ausstattung der Wechselausstellungsbereiche kann erst im nächsten Jahr erfolgen.

 

Mit dem Westfälischen Museumsamt wurde dieses Vorgehen abgestimmt. Nach Vorlage des Verwendungsnachweises wurde der Zuwendungsbetrag in Höhe von 30% der förderungsfähigen Aufwendungen von 51.911,52 € = 15.573,46 € überwiesen. Auf Antrag der Stadt Rheine wird das Westfälische Museumsamt im Rahmen des Jahresabschlusses die Übertragung der restlichen Mittel von 151.762,57 € in das Haushaltsjahr 2007 beim Kämmerer des LWL in die Wege leiten.

 

 

 

 

 

1.2. Zehn Jahre Museum Kloster Bentlage – Eine Erfolgeschichte

 

Das Jubiläum bot den Anlass, erstmals nach 10 Jahren Bilanz zu ziehen:

Wie bekannt, konnte nach Abschluss einer Aufsehen erregenden Renovierung am 26. April 1996 das Museum Kloster Bentlage im Ostflügel des einstigen gotischen Kreuzherrenklosters Bentlage seiner Bestimmung übergeben werden.

 

Alt und neu treffen hier – nicht nur in der Architektur - erfolgreich aufeinander. Die einzigartigen spätmittelalterlichen Bentlager Reliquiengärten, die beeindruckenden Lettnerfiguren Heinrich Brabenders, die den Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit markieren, haben einen ihrer Bedeutung angemessenen Platz gefunden.

Unter den gewaltigen Dachbalken des Dormitoriums und in den kargen, historischen Mönchszellen präsentiert sich heute die „Westfälische Galerie“ im Museum Kloster Bentlage. Diese Sammlung zur Malerei der frühen Moderne in Westfalen ist eine Leihgabe des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster. In ihr sind so namhafte Künstler wie Modersohn, Pankok, Morgner, Rohlfs, Böckstiegel, Schumacher und Winter vertreten.

 

Jährliche Sonderausstellungen vertiefen einzelne Aspekte der Sammlung und Künstler wie Pablo Picasso, Blinky Palermo, Peter August Böckstiegel und August Macke erwiesen sich als Publikumsmagneten.

 

Das Museum Kloster Bentlage kann in seinem Jubiläumsjahr erfolgreich Bilanz ziehen. Die politische Intention, mit dem Kloster Bentlage ein Leuchtturmprojekt im Münsterland zu installieren, wurde erfüllt. Das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte unterstrich diese Bedeutung, indem es für die Jubiläumsfeierlichkeiten eine Sonderausstellung mit Zeichnungen, Aquarellen und Skizzenbüchern des international bedeutsamen Künstlers August Macke zur Verfügung stellte, die vom 7. Mai bis zum 2. Juli im Dormitorium von Kloster Bentlage zu sehen war. Um sich bei Förderern, Leihgebern, Wegbegleitern und Kooperationspartnern für die gute und dauerhafte Zusammenarbeit zu bedanken, luden die Städtischen Museen und die Kloster Bentlage gGmbH zu einer Preview dieser Ausstellung ein. Der Einladung folgten rund 200 Gäste, die in kleinen Gruppen durch die Ausstellung geführt wurden und so einen exklusiven Blick auf die spektakulären Tunisreise-Aquarelle werfen konnten. Unter dem Motto „Gestatten, August Macke“ nahmen im Verlauf der Ausstellung rund achthundert Schüler am museumspädagogischen Programm teil.

 

1.3. Gründung einer Museumsstiftung

Am 12. Dezember 2006 hat der Rat der Stadt Rheine die Verwaltung beauftragt, das Anerkennungsverfahren der „Museumsstiftung Rheine“ bei der Bezirksregierung Münster einzuleiten. Damit verfolgt er das Ziel, das historische Bewusstsein, das Engagement für das kulturelle Leben und die Identifikation der Bürgerschaft mit Rheine zu fördern. In die Stiftung eingebracht wurden der Nachlass von Frau Gerte Paeßens-Wenzel und der Kapitalstock der Assaulenko-Stiftung. So wurde der Stiftungswillen von Frau Gerte Paeßens-Wenzel und Frau Katharina Assaulenko erfüllt, die den künstlerischen Nachlass ihres Vaters bzw. ihres Ehemannes der Stadt Rheine hinterließen, um sie als geschlossene Sammlung bei der Stadt Rheine für die Nachwelt zu erhalten. Ziel der Stiftung ist es, zu gewährleisten, dass die Ziele und Aufgabenstellungen der Städtischen Museen Rheine möglichst optimal umgesetzt werden können. Deshalb unterstützt die „Museumsstiftung Rheine“ die Städtischen Museen Rheine insbesondere bei ihren vier klassischen Aufgaben: Sammeln, bewahren, forschen und vermitteln. Das Anerkennungsverfahren bei der Bezirksregierung in Münster wurde im Dezember 2006 eingeleitet. Das Stiftungsgeschäft soll Anfang des Jahres 2007 notariell beurkundet werden.

 

2. Sammeln

 

2.1. Neuerwerbungen

 

°        Archäologie            - Tüllenbeil aus der Bronzezeit

 

°        Stadtgeschichte     - Zinnteller mit Rheiner Stadtmarke

- Historische Feuerzeuge

- Lithographie mit einem Plan des Grubenbaus der Saline Gottesgabe in Rheine, 1856

 

°        Joseph Krautwald   - Die Muße

                                      - Der gute Hirte

- Leuchterengel, Frühwerk, J. Krautwald zugeschrieben

- umfangreiches Konvolut Zeichnungen und Originalfotographien von Joseph Krautwald

- Fotoalben und historisches Dokumentationsmaterial aus dem Nachlass Joseph Krautwalds und aus dem Besitz seines Bruders Paul Krautwald

 

°        Georg Hacker      - Taubenbrunnen am Falkenhof, Aquarell

 

°        Gisela Heermann    - Komposition in Braun und Türkis, 2006

 

Alle Neuerwerbungen stehen in enger Verbindung mit dem Sammlungsaufbau des Stadtmuseums und den Ausstellungen des Museums. Das archäologische Fundstück wurde auf dem Friedhof Königsesch gefunden und bereichert die Sammlung bronzezeitlicher Objekte, in der bislang kein Vergleichsbeispiel gezeigt werden konnte. Besonders selten sind Fundstücke dieser Art, weil sie bei Beschädigung normalerweise eingeschmolzen wurden, da das Material in der Entstehungszeit zu wertvoll war, um es zu entsorgen. Die Zinnteller aus dem frühen 19. Jahrhundert, die in ihrer Größe sehr selten sind, ergänzen die Zinnsammlung des Falkenhofes. Die Lithographie zur Saline Gottesgabe ist ein überraschender Fund, da bisher keine graphischen Darstellungen der unterirdischen Teile der Salinenanlage bekannt waren. Die Schenkungen aus dem Nachlass Joseph Krautwalds sind ein Resultat des Forschungsprojektes, das unter Punkt 4.1. näher erläutert wird. Das Aquarell des Taubenbrunnens ist eine Dauerleihgabe der Gesellschaft Verein, die im ehemaligen, inzwischen abgerissenen  Vereinslokal aufgehängt war. Das Gemälde von Gisela Heermann wurde aus der Ausstellung „Und leise rührt dich an ein alter Stein…“ angekauft.

 

 

 

3. Bewahren

 

3.1. Aufbereitung der archäologischen Funde am Falkenhof

 

Die sehr aufwendigen Restaurierungsarbeiten der Holz- und Metallfunde aus dem unterirdischen Gangsystem am Falkenhof konnten erfolgreich beendet werden. Damit wurde die Restaurierungsmaßnahme des gesamten Fundkomplexes mit insgesamt 4.014 Objekten abgeschlossen.

 

Von April bis Oktober fand zweimal wöchentlich eine Fotodokumentation der Funde statt. Die digitalen Daten wurden sowohl für die dringend notwendige Inventarisierung als auch für eine geplante Veröffentlichung angelegt.

 

Objekte, die aufgrund ihrer nicht zusammenpassenden Scherben ungeeignet für eine fotografische Dokumentation waren, konnten zeichnerisch zu einem Gefäß ergänzt und so anschaulich belegt werden.

 

Um einen schnellen und gezielten Zugriff auf einzelne Objekte des sehr umfangreichen Fundkomplexes zu gewährleisten, wurde ein Konzept für eine Magazinierung entwickelt, das auch die notwendigen konservatorischen Bedingungen für einen dauerhaften Erhalt berücksichtigt.

 

Nach der Einführung einer neuen Software und mit dem erfolgreichen Abschluss der Fotoarbeiten konnte mit den Vorbereitungen für die computergestützte Inventarisierung der Funde begonnen werden.

 

3.2. Schimmelbefall im Magazin

 

Beim Einbringen der Gemälde aus dem Nachlass Paeßens-Wenzel in den Tresor der ehemaligen Landeszentralbank wurde Schimmelbefall auf den dort eingelagerten Gemälden und deren Verpackungen festgestellt. Offensichtlich war das Klima im Tresor seit der letzten Begehung so feucht geworden, dass vorhandene Schimmelsporen erblühten und sich als Schimmelbefall auf den Objekten manifestierten.

 

Es wurde eine Sofortmaßnahme eingeleitet, die folgende Punkte umfasste: Sichtung der befallenen Objekte durch eine Restaurierungsfirma, Auslagerung der befallenen Objekte in die Halle vor dem Tresor sowie erste grobe Reinigungsmaßnahmen. Zeitgleich wurde die Restaurierungsfirma mit der Kostenermittlung für die Schadensbeseitigung beauftragt.

 

Die Kostenermittlung hat ergeben, dass die Kosten für eine Gefährdungsanalyse, die Mietkosten für eine Absauganlage für die Schadensbeseitigung und die Reinigung der Gemälde rund 12.500 € betragen. Die Kosten können finanziert werden, wenn das Westfälische Museumsamt  die Maßnahme mit einem Fördersatz von 30 % fördert. Hierfür müssen natürlich die Prioritäten im Restaurierungsplan Stadtmuseum geändert werden und die Schimmelbeseitigung oberste Priorität erhalten.

 

Während die Schadensbeseitigung also bei entsprechender Prioritätenänderung zügig durchgeführt werden kann, bereitet die anschließend notwendige Magazinierung der Objekte große Probleme. Die Gemälde können nicht in den Tresor zurückgebracht werden, da der Raum klimatechnisch nicht entsprechend aufgerüstet werden kann (dicke Betonwände, zu kleines Raumvolumen usw.). Gefunden werden muss daher eine andere Einlagermöglichkeit.

 

Die Verwaltung prüft zur Zeit in Zusammenarbeit mit der Gebäudewirtschaft interne und externe Möglichkeiten der Einlagerung. Benötigt werden Lagerflächen, in denen aus Kosten- und Platzspargründen die Gemälde in einem kompakten Hängesystem einzulagern sind. Sobald konkrete Ergebnisse vorliegen, wird die Verwaltung dem Kulturausschuss entsprechend berichten.

 

3.3. Konservierungsmaßnahmen

 

Für die Ausleihen des Museums mussten Konservierungsmaßnahmen (Rückseitenschutz, Retouchen am Rahmen usw.) durchgeführt werden. Folgende Ausleihen wurden für 2007 vorbereitet:

 

-      Leo Pütz, Die sieben Raben

Ausstellung im Edwin-Scharff-Museum in Neu-Ulm im Frühjahr 2007

 

-      Albert Baur, Porträt Ferdinand Brütts

Retrospektive des Werkes von Ferdinand Brütt im Museum Giersch in Frankfurt am Main im Frühjahr 2007

 

Für die Ausleihe von mittelalterlichen Waffen für die Ausstellung „Helme, Schwert und Rüstungen“, die im Sommer 2006 als Beitrag zum Kulturprogramm „Ferne Welten“ der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Museum Adlerturm in Dortmund gezeigt wurde, mussten keine besonderen konservatorischen Maßnahmen ergriffen werden. Der Leihvertrag wurde bis Dezember 2008 verlängert, ein Zeitpunkt, zu dem die Neukonzeption des Museums Adlerturm abgeschlossen sein wird.

 

4. Forschen

 

4.1. Das Krautwald-Projekt

 

Am 13. Januar 2003 ist der renommierte Bildhauer Joseph Krautwald im Alter von 88 Jahren in Rheine verstorben. Er hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk, das er seinem Bruder Ernst als alleinigem Erben hinterließ. Zur Sicherung seines künstlerischen Nachlasses hat die Stadt Rheine mit seinem Erben Ernst Krautwald einen Grundlagenvertrag abgeschlossen, in dem u. a. vereinbart wurde, das Werk Joseph Krautwalds im Jahre 2005 durch eine Volontärin der Städtischen Museen inventarisieren zu lassen. Die Inventarisierungsaufgabe wurde Frau Britta Groll M.A. übertragen, die seit dem 1. November 2004 als wissenschaftliche Volontärin für zwei Jahre bei den Städtischen Museen angestellt war. Nach einer Einweisung durch das Westfälische Museumsamt über die regional abgestimmten Methoden der Inventarisierung von Skulpturen wurde das Projekt im Januar 2005 begonnen.

Die Inventarisierung begann mit einer Bestandsaufnahme. Nach vorbereitenden Arbeiten gründete sich im Sommer 2005 ein Arbeitskreis, dem neben Ernst Krautwald die Sammler Dr. Josef Timmers und Dr. Winfrid Ashoff, Altbürgermeister Ludger Meier sowie seitens des Museums die wissenschaftliche Volontärin Britta Groll M.A. und die Museumsleiterin Dr. Mechthild Beilmann-Schöner angehörten. Dieser Arbeitskreis hat es sich zum Ziel gesetzt, das Werk Joseph Krautwalds zu inventarisieren, zu dokumentieren und zu würdigen.

 

Dabei galt es folgende Probleme zu bewältigen: Joseph Krautwald hat kein Verzeichnis seiner Werke erstellt. Auch ein Werkverzeichnis anderer Hand existiert nicht. Dieser Mangel wurde größtenteils ausgeglichen, als man ein Konvolut Zeichnungen und eine Fülle von großformatigen Fotos entdeckte, in denen Krautwald selbst die künstlerischen Aspekte seiner Arbeiten für die Nachwelt festgehalten hat. Leider waren Zeichnungen und Fotos nur selten beschriftet. Der Arbeitsumfang des Projektes wuchs daher mit jedem neuen Fund enorm an.

 

Schnell stellte sich heraus, dass es angesichts der Fülle der erhaltenen Arbeiten unmöglich war, das gesamte Krautwaldsche Oeuvre in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erfassen. Die Arbeitsgruppe ging daher zweigleisig vor. Zum einen konzentrierte sie sich darauf, repräsentative Werkkomplexe zu erfassen. Zum anderen veröffentlichte sie einen Aufruf in den Kirchenzeitungen der Bistümer Münster, Osnabrück und Hildesheim, in denen sie um Informationen über Kunstwerke Joseph Krautwalds in Privatbesitz bat. Das Ergebnis war überwältigend und führte dazu, dass weder das Inventarisierungs- noch das Dokumentationsprojekt abgeschlossen werden konnte. Hier besteht auch zukünftig noch Handlungsbedarf.

 

Möglich war es jedoch, ein Zwischenergebnis zu präsentieren. Am 22. Oktober 2006 wurde mit sehr großer Publikumsresonanz die Ausstellung „Joseph Krautwald. Ein Bildhauer aus Rheine“ im Falkenhof Museum eröffnet. Dank der Unterstützung der Redaktionsleitung konnten erste Forschungsergebnisse in der Zeitschrift „Rheine gestern, heute, morgen“ veröffentlicht werden. Diese Ausgabe wird als Ausstellungskatalog verkauft und ist bei den Ausstellungsbesuchern sehr begehrt.

 

 

4. 2. Veröffentlichungen

 

Christiane Kerrutt, Von der Inspektorenwohnung zum Museum. Eine neue Nutzung für das Geburtshaus des Schriftstellers Josef Winckler. In Rheine – gestern, heute, morgen, 56. Ausgabe, Heft 1/2006, S. 66-71.

 

Wolfgang Delseit und Christiane Kerrutt, „Ein Haus voller Geschichten“. Das Josef-Winckler-Haus im Salinenpark Rheine. In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung Bd. 8, 2006, S. 391-402.

 

Werner Overesch, Die Flucht, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 6.

 

Mechthild Beilmann-Schöner, Der Bildhauer Joseph Krautwald – Ein Dokumentations- und Ausstellungsprojekt der Städtischen Museen Rheine,  Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 29-32.

 

Winfrid Ashoff, Joseph Krautwald – Ein Porträt, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 33-46.

 

Hildegard Kappenstein, Reisen mit Joseph Krautwald, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 47-58.

 

Ludger Meier, Zeichnungen – Modell – Plastik. Zum Ablauf von Gestaltungsprozessen in der Arbeit des Bildhauers Joseph Krautwald, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 59 – 75.

 

Josef Timmers, Wirken und Wesen von Joseph Krautwald. Ein Sammler erzählt, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 76-84.

 

Britta Groll, Die Kunst Joseph Krautwalds, in: Rheine gestern, heute, morgen, 2/2006, 95-113.

 

4.3. Vorträge

Mechthild Beilmann-Schöner, Rembrandt – Der Erzähler. Vortrag im Haus der Niederlande der Westfälischen Wilhelms Universität Münster am 20. September 2006.

 

 

5. Vermitteln

 

5.1. Ausstellungen 2006

 

° Cees Andriessen: „Verschwiegene Zeit“

    11. 12. 2005 – 12. 02. 2006: 986 Besucher

Präsentation einer bibliophilen Edition mit Holzschnitten von Cees Andriessen und Gedichten von Andreas Altmann

 

Die Verbundenheit des international renommierten, zeitgenössischen Grafikers Cees Andriessen zur Stadt Rheine zeigt sich u.a. in seinen „Cahier Bentlage“ und den „Bentlager Zeichnungen“, die die Städtischen Museen 2002 erwerben konnten. Mit dieser Ausstellung im Jahr 2006 wurden erstmalig Arbeiten dieses niederländischen Künstlers im Graphikkabinett des Falkenhof Museums gezeigt. Anlass der Präsentation war der Ankauf der schnell vergriffenen, bibliophilen Edition „Verschwiegene Zeit“ von Cees Andriessen und Andreas Altmann. Dabei handelt es sich um eine Folge von sieben Holzschnitten zu denen sich Andriessen durch Gedichte von Andreas Altmann (Berlin) inspirieren ließ.

Die Holzschnittfolge wurde zusammen mit einer künstlerisch gedruckten Ausgabe der Gedichte im neuen Graphikkabinett des Falkenhofes präsentiert.

Zur Eröffnung am 11. 12. 2006 waren beide Künstler anwesend und lernten sich erstmals in Rheine persönlich kennen. Andreas Altmann las mit großem Erfolg aus seinen Werken und führte die Eröffnungsgäste auf diese Weise sensibel in die Ausstellung ein.

 

Mit der Präsentation der zarten und zugleich kraftvollen Holzschnitte und Gedichtblätter unter der mächtigen historischen Dacharchitektur des Falkenhofes konnten die Städtischen Museen auch erstmalig die Wirkung zeitgenössischer abstrakter Kunst in dem historischen Ambiente des neu geschaffenen Graphikkabinetts erproben. Ein Experiment, das ausgezeichnet gelang und Erfolg für die geplante große Retrospektive im Jahr 2010 zum 70. Geburtstag von Cees Andriesen verspricht.

 

 

° „Und leise rührt dich an ein alter Stein…“ Bilder und Texte zu den archäologischen Funden am Falkenhof

12.03. – 30. 04. 2006: 853 Besucher

 

Mit dieser Ausstellung konnte während des laufenden Forschungs- und Dokumentationsprojektes über die archäologischen Funde am Falkenhof eine Zwischenpräsentation vorgestellt werden. Die Malerin Gisela Heermann aus Rheine, Mitglied des Künstlerkreises Spektrum 88 e.V., hat sich von den archäologischen Funden zu neuen Werken anregen lassen, in denen sie Farben, Formen oder Strukturen der historischen Objekte aufgriff. Zu diesen Arbeiten wählte Monika Koch Texte aus, die die Empfindungen beim Betrachten der über 300 Jahre alten Gläser, Keramiken und Lederstücke thematisieren. Fundstücke, Gemälde und Texte wurden für die Ausstellung so arrangiert, dass ihre Aussagen sich gegenseitig ergänzten und so die Faszination unterstrichen, die die Funde auf die Vorstellungskraft der Betrachter ausüben.

 

° „Gemälde von Jens Weineck“

11.06. – 23.07.: 967 Besucher

 

Der früh verstorbene Filmemacher, Kameramann, Maler und Autor Jens Weineck aus Rheine (1960-2001) wurde mit dieser Ausstellung seiner Gemälde erstmals im musealen Kontext gewürdigt. Von besonderem Interesse waren dabei zahlreiche expressive Stadtansichten von Rheine und Landschaftsbilder aus der näheren Umgebung, in denen er sich mit zuvor noch nicht künstlerisch dargestellten Motiven auseinandergesetzt hat (Soldatenbrücke, Bahnhof, Berninghoffallee, Mitteldamm, Emsköppken).

 

° „August Macke.  Aquarelle und Zeichnungen aus dem Westfälischen Landesmuseum Münster“

07. 05. – 02. 07. 2006: 6.818 Besucher

 

10 Jahre Museum Kloster Bentlage (1996-2006) bedeuten auch 10 Jahre einer intensiven und äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Westfälischen Landesmuseum Münster und den Städtischen Museen Rheine. Immer wieder öffnet das Landesmuseum seine Depots und ermöglicht bedeutende Sonderausstellungen im Museum Kloster Bentlage. Einen Höhepunkt in dieser Kooperation stellt die Jubiläumsausstellung 2006 dar, die dem zeichnerischen Werk August Mackes gewidmet war. Vom 7. Mai bis zum 2. Juli 2006 zeigte das Museum Kloster Bentlage knapp siebzig Handzeichnungen und sechs Skizzenbücher, mit denen sich der bereits 1914 verstorbene Künstler als ein Meister der Handzeichnung erweist.

Zu den absoluten Höhepunkten dieser Ausstellung im Museum Kloster Bentlage gehörten die vier Aquarelle der „Tunisreise“, die August Macke 1914 schuf. Diese Werke gehören zu den bedeutendsten Arbeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Aufgrund der extremen Empfindlichkeit der hauchdünnen Farben dieser Aquarelle können sie nur höchst selten vom Westfälischen Landesmuseum entliehen werden.

 

Ausstellungsbegleitend wurde ein museumspädagogisches Schulprogramm „Gestatten – August Macke“ sowie Sonderführungen von den Städtischen Museen erarbeitet und durchgeführt. Am 21. 05. 2006 hielt Dr. Erich Franz vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster im mehr als ausverkauften Festsaal von Kloster Bentlage einen Vortrag mit dem Titel: „August Macke –Schaffen von Formen heißt Leben“.

 

° „Joseph Krautwald. Ein Bildhauer aus Rheine“

22. 08. 2006 – 17. 03. 2007

 

Mehr als fünfzig Jahre war der gebürtige Schlesier Joseph Krautwald in Rheine als Bildhauer tätig. Mit erstaunlicher Schaffenskraft entstanden hier vielfältige Werke für den öffentlichen Raum, für private Haushalte sowie für Kirchen und Kapellen in den Bistümern Münster, Essen, Hildesheim und andernorts. Die Sonderausstellung im Falkenhof Museum bietet einen neuen Blick auf den Künstler und sein Werk. Sie gibt Einblicke in Werdegang und Arbeitsweisen des Bildhauers, die durch Skizzen und Modelle erfahrbar werden und ermöglicht so „einen Blick in die Werkstatt“. Fotografien der monumentalen Werke Krautwalds runden die Schau der Originalwerke aus Holz, Bronze oder Stein ab.

 

 

5.2. Museumspädagogik am Falkenhof und im Museum Kloster Bentlage

 

Insgesamt haben 3.350 Besucher an den museumspädagogischen Programmen des Falkenhof Museums und des Museums Kloster Bentlage teilgenommen.

 

Neben öffentlichen Sonntagsführungen in beiden Museen und Beteiligungen an den Familiensonntagen und dem Klosterfest in Bentlage, dem Kinderferienparadies und der Kreiskulturnacht zogen besonders neue Museumsprogramme die Besucher an:

 

  • Mit einem Workshop zur Herstellung von Glasperlen wurde der besondere Werkstoff Glas den Teilnehmern näher gebracht. Glas wurde in großer Menge in dem unterirdischen Kanalsystem am Falkenhof geborgen.
  • Der Museumsgeist CERBUS treibt für Familien mit Kindern zwischen 6 und 10 Jahren sein Unwesen im Falkenhof. Während der Suche nach diesem gruseligen Bewohner des historischen Gebäudes lernen die kleinen und großen Gäste auf unterhaltsame Art das Stadtmuseum kennen.
  • Am 50-jährigen Jubiläum der Europäischen Märchengesellschaft beteiligten sich die Städtischen Museen mit einem 14-tägigen Schulprogramm. Mit einer Theaterpädagogin und einer Spielpädagogin aus Berlin wurden die Kellergewölbe im Ostflügel des Falkenhofes in eine bunte und geheimnisvolle Märchenwelt verwandelt. Insgesamt 574 Schüler bargen den Schatz im „Berg Simeli“, befreiten die „7 Raben“ oder versuchten mit „König Drosselbart“ den richtigen Bräutigam für seine Tochter zu finden.
  • Zur Ausstellung „August Macke – Aquarelle und Zeichnungen aus dem Westfälischen Landesmuseum“ wurde ein spezielles Schulprogramm entwickelt, an dem 795 Schüler, bzw. 32 Schulklassen teilnahmen. In der Ausstellung begaben sie sich auf  Spurensuche durch das Leben des Künstlers, lernten seine Familie kennen und nahmen als Höhepunkt an der berühmten Reise nach Tunesien teil. Angeregt durch das besondere Licht, die Formen und Farben in den Bildern August Mackes wurden die Schüler anschließend selber künstlerisch tätig.

 

Mit den „Lebenden Bildern“ im Falkenhof Museum konnten viele Besucher die Porträtsammlung des Museums auf unterhaltsame und ungewöhnliche Weise kennen lernen. Dabei fielen einige Schauspieler „aus dem Rahmen“ und verwandelten sich in Personen, die vor langer Zeit in Öl dargestellt wurden.

 

Die jährlich am Kloster Bentlage stattfindende romantische Abendführung im Fackelschein erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Besucher reisen inzwischen auch aus dem weiteren Umkreis für diese Veranstaltung an. Für das Programm „Bruder Heinrich…es brechen neue Zeiten an“ konnten in diesem Jahr erstmalig nicht alle Kartenwünsche erfüllt werden. Die Geschichte des Klosters wurde mit der Niederdeutschen Bühne in Theaterszenen im Innen- und Außenbereich des Klosters dargestellt.

 

5.3. Museumspädagogik im Salinenpark

 

Insgesamt haben 3.889 Besucher an den museumspädagogischen Angeboten der Salzwerkstatt und des Josef-Winckler-Hauses teilgenommen.

 

Ein besonderes Highlight stellte in diesem Jahr die Veranstaltungsreihe zum 125. Geburtstag des in Rheine geborenen Schriftstellers dar. Das erst im November des Vorjahres eröffnete Josef-Winckler-Haus konnte sich so der Öffentlichkeit als ein Ort präsentieren, der viele verschiedene Möglichkeiten bietet, Literatur zu erfahren und sich Josef Wincklers umfangreichem Werk anzunähern.

 

Den Auftakt bildete ein Ferienworkshop für Kinder, die sich jeweils an einem Vormittag mit Josef Wincklers Geschichte „Pfannkuchen und Pumpernickel“ beschäftigten und dabei selbst als Autoren, Buchgestalter und Pfannkuchenbäcker aktiv wurden.

 

Besonders großen Anklang fand die vom Duo ReciTour initiierte Lesung unter der historischen Tanzlinde, bei der die Zuschauer und die Rezitatoren in stimmungsvoller Atmosphäre unter dem grünen Blätterdach Platz nahmen. Die Veranstaltungsreihe fand nach einem Filmabend und einer Radtour auf Josef Wincklers Spuren von Rheine nach Hopsten mit dem ersten Salinenfest ihren Abschluss.

 

Den Schwerpunkt der museumspädagogischen Arbeit stellten wie im ersten Jahr die Schulklassenprogramme der Salzwerkstatt für die Jahrgänge 1-2 und 3-6 dar. Der Besuch dieses außerschulischen Lernortes erfreut sich sowohl bei Schulklassen aus Rheine als auch bei auswärtigen Klassen sehr großer Beliebtheit.

 

Der Aufbau zielgruppenorientierter museumspädagogischer Angebote in der Salzwerkstatt wurde im vergangenen Jahr fortgesetzt. Nach und nach soll ein umfassendes Angebot entwickelt werden, bei dem Besuchergruppen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen durch die Mitmachprogramme an der Saline Gottesgabe Erfahrungen über die historischen Lebensverhältnisse in Rheine sammeln, die Besonderheiten dieses Ortes erkennen und gleichzeitig Lernen mit Spaß erleben.

 

Für das Ferienprogramm und für die Bentlager Familiensonntage wurden eine Reihe neuer Programmelemente ausgearbeitet, die dieser Zielsetzung dienen. Beispielhaft sei hier das beim Salinenfest erstmalig durchgeführte Flechten von Salzkorbmodellen genannt. Eltern und Kinder widmeten sich dieser zeitaufwendigen Aufgabe mit erstaunlicher Geduld und erlebten, dass früher nicht die Zeitersparnis im Vordergrund stand, sondern im Gegenteil viel Zeit investiert wurde, um Dinge selbst herzustellen und so Geld zu sparen. Das Resultat ihrer Arbeit konnten sie hinterher – ebenso wie das selbst gesiedete Salz - mit nach Hause nehmen.

 

Durch die Kooperation mit den Gästeführern des Bentlager Dreiklang, die bei mehreren Familiensonntagen den Bereich der historischen Siedepfannen, Feuerungsstätten und Salzlager betreuten, konnte auch der große Publikumsandrang an den Nachmittagen sehr gut bewältigt werden.

 

 

5.4. Beratung der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Druckvereinigung e.V.

 

In diesem Jahr wurden mit der Druckvereinigung Bentlage e.V. und dem Förderverein Kloster/Schloß Bentlage e.V. Ideen entwickelt, wie die Druckwerkstatt als außerschulischer Lernort genutzt werden kann. Darauf aufbauend werden im Jahr 2007 in der Druckwerkstatt erstmalig zwei Veranstaltungen zu diesem Thema durchgeführt. Die Druckvereinigung wird eine mehrtägige Lehrerfortbildung in druckgrafischen Techniken anbieten, das Museum bietet einen Workshop zur Ausstellung „Natur im Blick“ an, bei dem Kinder nach dem Ausstellungsbesuch zwei verschiedene Drucktechniken erproben. Die Kooperation wird u. a. durch die gemeinsame Bewerbung in einem Flyer über die außerschulischen Lernorte fortgesetzt, der federführend von den Städtischen Museen erstellt wird.

 

5.5. Fortbildung für den Museumspädagogischen Dienst und die Gästeführer im Bentlager Dreiklang – Verkehrsverein Rheine e.V.

 

Um im Josef-Winckler-Haus einen funktionierenden und für die Besucher attraktiven Museumsbetrieb aufzubauen, wurde in diesem Jahr eine Schulung für Museumsführer durchgeführt, die den Besuchergruppen vor Ort ausgewählte Informationen über Leben und Werk Josef Wincklers vermitteln. Die Schulung umfasste eine detaillierte Einführung in Josef Wincklers Biografie und Werkentwicklung sowie in das neue Museumskonzept.

 

Die Museumsführer/Innen des Falkenhof Museums und des Museums Kloster Bentlage wurden regelmäßig in die Themen der jeweiligen Wechselausstellungen eingeführt. Für die Gästeführer des Bentlager Dreiklang auf der Kulturroute, Salzroute und Naturroute wurde außerdem ein Fortbildungsprogramm für das Winterhalbjahr konzipiert, das diesmal die Didaktik-Schulung als besonderen Schwerpunkt aufweist. Bei der Zusammenstellung des Ausbildungsplans für die neu zu schulenden Stadtführer des Verkehrsvereins Rheine waren die Städtischen Museen beratend tätig.

 

 

6. Fördermittel

 

Insgesamt wurden Fördermittel in Höhe von 33.089,82 € für die Städtischen Museen Rheine überwiesen. Im Einzelnen betraf dies folgende Fachaufgaben:

 

- Restaurierung archäologischer Funde

4.230,00 € = Zuschuss LWL, Westfälisches Museumsamt für die Restaurierung der Funde aus dem unterirdischen Gangsystem am Falkenhof (Schlussverwendungsnachweis)

 

- Fotodokumentation archäologischer Funde

8.324,23 € = Zuschuss LWL, Westfälisches Museumsamt für digitale Fotodokumentation der Funde aus dem unterirdischen Gangsystem

 

- Einrichtung Falkenhof

15.573,46 € = Zuschuss LWL, Westfälisches Museumsamt für die Einrichtung des Falkenhof-Museums (Phase 2)

 

- Einrichtung Josef-Winckler-Haus

456,13 € = Zuschuss LWL, Westfälisches Museumsamt für die Einrichtung des Josef-Winckler-Hauses (Phase 2)

 

- Pilotprojekt Offene Ganztagsschule

1.200,00 € = Zuschuss Kultursekretariat Gütersloh für die Malschule im Projekt Schule und Kultur

 

- EDV-gestützte Inventarisierung

3.306,00 € = Zuschuss LWL, Westfälisches Museumsamt für die Datenbank-Software des Museums-Inventarisierungsprogrammes „museum plus“

 

7. Fazit

 

Im Jahr 2006 ist es gelungen, die Besucherzahlen für die Städtischen Museen zu steigern. Die museumspädagogischen Programme hatten dabei einen wichtigen Anteil. Mit der Bündelung der Kräfte für die klassischen Aufgabe „vermitteln“ leisteten die Städtischen Museen erneut einen substantiellen Beitrag zur jugendkulturellen Bildung. Mehr als tausend Schüler nutzten das ergänzende Angebot zum Erziehungsangebot der Schulen. Das Bestreben, die Städtischen Museen als außerschulischen Lernort zu etablieren, ist damit erfolgreich umgesetzt worden.

 


8. Besucherstatistik

 

°Besucherentwicklung:

Jahr

Besucher

Falkenhof

Besucher

Museum Kloster Bentlage

Besucher

Josef-Winckler-Haus

Besucher

Salz-werkstatt

Besucher

Insgesamt

Anmerkungen

1995

9.160

 

 

 

9.160

 

1996

14.500

20.019

 

 

34.519

Eröffnung

Museum Bentlage

(April)

1997

8.209

10.832

 

 

19.041

 

1998

10.417

6.379

 

 

16.796

 

1999

9.374

13.061

 

 

22.435

Eröffnung Nordflügel Bentlage

500 Jahre

Schädelschrein

 

2000

 

7.966

 

15.092

 

 

 

23.058

Eröffnung Gesamtanlage

Kloster Bentlage

2001

10.253

16.940

 

 

27.193

Picasso-Ausstellung im Museum Kloster Bentlage und Murdfield-Ausstellung im Falkenhof

2002

6.781

10.715

 

 

17.496

 

2003

1.694

11.057

 

 

12.751

Falkenhof ab März 2003 wegen Umbau geschlossen

2004

18.946

13.469

 

 

32.415

REGIONALE:

Falkenhof bis 12.09.2004 wegen Umbau geschlossen aber:

Funde, Baustellenführung, Kulturprogramm Umfeld Falkenhof

2005

11.405

9.773

593

3.720

25.491

Eröffnung Salzwerkstatt (Mai), Josef-Winckler-Haus (Nov.)

2006

8.083

11.980

3.762

3.708

27.533

August Macke

Joseph Krautwald

 

 


 

II. Planungen für das Jahr 2007

 

  1. Sonderprojekte

 

1.1.      Einrichten Falkenhof

Schwerpunkt der Einrichtungsmaßnahme werden die Einrichtung der Magazine und die Wiedereinlagerung der Objekte aus den Notmagazinen sein. Diese sehr umfangreichen Arbeiten werden erhebliche Zeit- und Arbeitskapazitäten aller Mitarbeiter binden, da die vorzunehmenden Arbeiten so ausgerichtet sein müssen, dass ein langfristig tragfähiges Magazinierungssystem entsteht.

 

1.2.      Aufbau der Arbeit der Museumsstiftung

Die neue Stiftung muß beurkundet, das Anerkennungsverfahren eingeleitet und die Vorstandsarbeit aufgenommen werden. Sobald der Vorstand offiziell eingesetzt ist, können erste Projekte initiiert werden.

 

  1. Archäologie-Projekt

 

Die Inventarisierung der Funde wird begonnen. Es werden zunächst die Funde berücksichtigt, die in einem 2009 erscheinenden Katalog publiziert werden sollen. Es handelt sich hierbei um rund 1.100 Objekte. Die Inventarisierung wird sich auch in den folgenden Jahren bis 2009 fortsetzen.

 

Die Konzeption des Katalogs bezüglich Gestaltung des Abbildungsteils wird in 2007 notwendig werden, um die Reihenfolge der zu inventarisierenden Objekte zu bestimmen. Mehrere Aufsätze zu den unterschiedlichen Fundgattungen und den baulichen Befunden des Gangsystems sollen den Fundkatalog sinnvoll ergänzen.

 

Für die zukünftige Unterbringung des gesamten Fundkomplexes soll ein Depot eingerichtet werden. In einem zusätzlichen Schaudepot sollen besondere Fundstücke gelagert und öffentlich zugänglich gezeigt werden.

 

Kulturhistorische Recherchen werden notwendig, um die geplante Ausstellung zum Thema „Archäologie – Funde am Falkenhof“ in einem kulturhistorischen Kontext präsentieren zu können.

 

  1. Buchprojekt Krautwald

Völlig unerwartet sind im Nachlass des Bildhauers Joseph Krautwald Fotografien zum Vorschein gekommen, mit denen der Künstler selbst sein Werk dokumentiert hat. Ihre hohe ästhetische Qualität bewog den Heimatverein Rheine, einen Bildband zu veröffentlichen, in dem erstmalig eine prägnante Auswahl dieser Fotografien vorgestellt wird. Damit wird zugleich ein besonderer Blick auf das künstlerische Schaffen des Bildhauers ermöglicht, dessen Werke seit Jahrzehnten in vielen deutschen Bistümern präsent sind. Das Projekt basiert auf den Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe Krautwald (vgl. Punkt I. 4.1.) und wird in großzügiger Weise von der Kulturstiftung der Stadtsparkasse Rheine unterstützt. Um die Nachfrage und damit die Auflagenhöhe einschätzen zu können, wurde das Buch zur Subskription ausgeschrieben und die Subskriptionskarten in der Ausstellung ausgelegt. Vor Weihnachten 2006 sind bereits über 200 Bestellungen beim Heimatverein eingegangen.

 

  1. Nachhaltige Nutzung des Salinenparks

 

4.1. Josef-Winckler-Haus

 

Im Unterschied zum vergangenen Jahr, in dem sich die museumspädagogischen Aktivitäten auf die Josef-Winckler-Festwoche konzentrierten, sollen nun, über das gesamte Jahr verteilt, die Besucher mit speziellen Angeboten eingeladen werden, sich eingehender mit dem Leben und Werk von Josef Winckler zu beschäftigen. Dazu sind geplant:

 

-Öffentliche Führungen im Januar, April, Juli (zum Salinenfest) und November

-Ferienprogramm in den Osterferien für Kinder von 8-11 Jahren

-Lesung mit dem Duo ReciTour unter der historischen Tanzlinde

-Exkursion vom Josef-Winckler-Haus zum Westfälischen Literaturmuseum Haus Nottbeck bei Oelde

 

 

4.2. Salzwerkstatt

 

Zusätzlich zu den Schulklassenprogrammen für Schüler und Schülerinnen im Alter von 6-11 Jahren (Klassen 1-6), wird mit Beginnn des Jahres 2007 – aufgrund der konkreten Nachfrage von Schulen - ein neues Program für die Jahrgangsstufen 7 und 8 eingeführt. Es ist davon auszugehen, dass dieses Programm besonders bei Projekttagen, Wandertagen etc. gefragt ist, je nach Stundenplan aber auch in den normalen Unterricht integriert werden kann. 

 

Darüber hinaus sind folgende Veranstaltungen vorgesehen:

-      Beteiligung an allen 6 Bentlager Familiensonntagen mit unterschiedlichen Angeboten

-      Ferienprogramm im Rahmen des „Kinderferienparadies“

-      Frei buchbare Programme für Kindergruppen, Familien und Erwachsene

-      Fortsetzung der Kooperation mit dem Naturzoo Rheine

-      Erstellung eines Flyers über die Salzwerkstatt

 

  1. Museumspädagogik Falkenhof und Museum Kloster Bentlage

Das Jahresthema „Farben der Natur“ ist auch ein Motto für die Museumspädagogischen Angebote der Städtischen Museen 2007.

 

Es werden drei Schulprogramme angeboten.

  • Die „Mittelalterliche Schreibwerkstatt“ im Falkenhof findet im Frühjahr 2007 statt und war Mitte Dezember 2006 schon fast ausgebucht. Über eine Verlängerung wird bereits nachgedacht. Mit farbige Papieren, der Buchmalerei und Tinten aus natürlichen Farben wird das Jahresthema in diesem Programm aufgegriffen.
  • In einem Programm zur Steinzeit werden die Ausstellungsobjekte des Falkenhofes aus diesem Abschnitt der Stadtgeschichte eine große Rolle spielen. In einem praktischen Teil wird u. a. entsprechend dem Jahresthema mit pflanzengefärbter Schafswolle gearbeitet. Das Programm findet vom 4. – 19. Juni am Falkenhof  Museum statt.
  • Im Museum Kloster Bentlage wird die Geschichte des Klosters mit dem Programm „Haben die Kreuzherren auch Pizza gegessen?“ vom 11. – 21. September spielerisch erarbeitet. In kurzen Rollenspielen können die Schüler das Leben der Kreuzherren zur Klosterzeit und die repräsentativen Aufgaben der Fürsten in dem späteren Schloss erfahren.

 

Mit Workshops zur Herstellung von Glasperlen und dem Buchbinden in mittelalterlichen Techniken werden bewährte Programme auch in 2007 wieder angeboten.

 

Bewährt haben sich auch die Programme mit schauspielerischen Elementen. Die „Lebenden Bilder“ am Falkenhof und die romantische Abendführung im Fackelschein „Bruder Heinrich…“ am Kloster Bentlage werden wieder ins Programm aufgenommen.

 

An den beiden Museumsstandorten Kloster Bentlage und Falkenhof sollen die speziellen Kinderführungen mit der Museumsraupe JULIUS und dem Falkenhofgeist CERBUS als öffentliche Angebote das Jahresprogramm bereichern aber auch für Kindergärten, Schulklassen und Kindergeburtstage frei buchbar sein.

 

Die Städtischen Museen beteiligen sich auch in diesem Jahr wieder an Aktionen anderer Veranstalter:

  • In Rahmen des Kinderferienparadieses der Stadt können  Kinder am Falkenhof Museum an einer 3-tägigen Papierwerkstatt ihr eigenes Buch herstellen.
  • An den Familiensonntagen in Bentlage werden Führungen durch das Museum, Papierschöpfen und ein Mitmachprogramm in der Westfälischen Galerie angeboten. Die Bentlage Rallye wird mit einer Station im Museum kurze Einblicke in das Klosterleben geben.
  • Zur Kreiskulturnacht am 18. August haben Besucher bis Mitternacht die Möglichkeit mit speziellen Führungen eine nächtliche Museumsatmosphäre zu genießen. Zusätzlich werden am Falkenhof Museum in nächtlicher Stunde einige Bilder wieder zum Leben erweckt und mit schauspielerischen Mitteln den Besuchern eine andere Betrachtungsweise ermöglichen.

 

  1. Ausstellungen

 

Folgende Sonderausstellungen sind im Falkenhof Museum und im Museum Kloster Bentlage geplant:

 

Die Ausstellung „Joseph Krautwald (1914-2003) – ein Bildhauer aus Rheine“ kann dank der guten Zusammenarbeit mit den Leihgebern bis zum 11. März im Wechselausstellungsbereich des Falkenhofs gezeigt werden.

 

Durch die eigene Ausstellungstätigkeit der Kloster Bentlage gGmbH wurde die Raumbelegung im Kloster neu organisiert, so dass die alljährlich stattfindende Ausstellung in Kooperation mit dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im kommenden Jahr erstmals im Sommer gezeigt wird.

 

Unter dem Titel „Natur im Blick. Künstler sehen die Natur. Von Otto Modersohn bis Rosemarie Trockel“ werden vom 1. Juli bis 26. August  Werke von 15 namhaften Künstlern mit Bezug zu Westfalen präsentiert, die sich in ihren Arbeiten auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Begriff Natur und mit den Formen der Naturdarstellung beschäftigt haben. Die Besonderheit besteht darin, dass das gemeinsame Thema über einen Zeitraum von 100 Jahren verfolgt wird: beginnend mit der Freilichtmalerei um 1900 (Otto Modersohn) über den Expressionismus (Rohlfs, Böckstiegel, Viegener, Morgner) und die abstrakte Kunst bis hin zu großformatigen Fotoarbeiten aus den 1990er Jahren.  

 

Mit diesem speziellen Ausstellungsprojekt, das in engem Bezug zur Schausammlung in der Westfälischen Galerie steht, und mit den geplanten zeitgenössischen Druckgrafik-Ausstellungen der Kloster Bentlage gGmbH ab Mitte Juli könnte es gelingen, auch in den Sommerferien viele interessierte Besucher in Bentlage anzuziehen und so schrittweise den Ausbau zu einem ganzjährig attraktiven Kulturbetrieb weiterzuentwickeln.

 

Eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Guy Charlier. Geheimnis und Beharrlichkeit“ ist dem in Trier ansässigen Bildhauer gewidmet, der zurzeit an den Skulpturen der 4 Kardinaltugenden für den neu gestalteten Schulhof des Gymnasiums Dionysianum arbeitet. Dieses Beispiel der Kunst im öffentlichen Raum wird dauerhaft in der Stadt Rheine präsent sein. Die Ausstellung setzt sich zum Ziel, ergänzend dazu einen Überblick über das Oeuvre Charliers zu geben, der neben seiner Tätigkeit als Zeichner und Bildhauer aktuell mit dem Material Glas experimentiert.

Diese Ausstellung wird in Kooperation mit der Kloster Bentlage gGmbH und dem Verein Alter Dionysianer vorbereitet und vom 2. September bis 30. September 2007 gezeigt.


 

Ausstellungsplanung 2007-2011

 

          2007

 

Bis 11. März

Joseph Krautwald – ein Bildhauer aus Rheine

 

1. Juli

bis 26. August

Natur im Blick - Künstler sehen die Natur.

Von Otto Modersohn bis Rosemarie Trockel

2. September bis 30. September

Guy Charlier

 

2008

 

27. Januar

bis 9. März

Matthias Weischer

23. März

bis 4. Mai

Emil Schumacher

 

6. Juli

bis 24. August

Manfred Hoinka

 

Noch offen

Christian Rohlffs

 

 

2009

 

5. April

bis 31. Mai

Ludger Hinse

Das Kreuz mit dem Kreuz

30. August

bis 25. Oktober

Wilhelm Morgner

Kooperation mit dem Landesmuseum

Adventszeit

bis Ostern

Archäologie-

Projektabschluß

 

2010

 

20. März

bis 20. Mai

Cees Andriessen

Retrospektive zum 70. Geburtstag des Künstlers

Sept/Okt

 

Kunst der Kreuzherren. Internationales Kooperationsprojekt zum 800-jährigen Ordensjubiläum

Sept/Okt

 

Kunst der Kreuzherren – aktueller Bezug

 

2011

 

Mai/Juni

Geburtstag = 13. Mai

Carlo Mense - Ausstellung zum 125. Geburtstag des in Rheine geborenen Künstlers

 


Anlagen:

 

Anlage 1: Produktbeschreibung Museen (1305)