Betreff
Modellprojekt Einwanderung gestalten - NRW
Vorlage
199/17
Aktenzeichen
8.10-hf
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen zum „Modellprojekt Einwanderung gestalten – NRW“ zur Kenntnis und unterstützt die Zielsetzung des aus Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) geförderten Projektes und die dazu erarbeiteten Umsetzungsideen der Stadt Rheine.

 

 


Begründung:

 

  1. Modellprojekt Einwanderung gestalten – NRW

 

Das Land NRW fördert in 12 Modellkommunen ein Projekt zum Thema „Einwanderung gestalten – NRW“. Die Laufzeit der Modellprojekte beträgt bis zu zwei Jahren. Die Förderung umfasst die projektbezogenen Ausgaben, die im Rahmen der wirtschaftlichen und sparsamen Mittelverwendung zur Erreichung des Zuwendungszweckes erforderlich sind. Als personelle Ausstattung stehen jeder Modellkommune für den Auf- und Ausbau der fachbereichs- und dezernatsübergreifenden Zusammenarbeit, die Etablierung von Case Management und für die Koordination insgesamt 1,5 Stellen sowie eine halbe Stelle für Administration zur Verfügung.

 

Mit dem Förderaufruf verfolgt die nordrhein-westfälische Landesregierung das Ziel, die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zur Integration von allen zugewanderten Menschen in den Kommunen zu fördern. So soll ein systematisiertes und koordiniertes Vorgehen zwischen den kommunalen Behörden installiert werden, in dessen Mittelpunkt der zugewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und individuellen Bedarfen steht. Es sollen Unterstützungssysteme für Zugewanderte auf der Grundlage vorhandener lokaler Strukturen und Akteure konzipiert, vernetzt und umgesetzt werden.

 

Die Modellprojekte werden wissenschaftlich begleitet und es erfolgt eine Evaluation des Gesamtprojektes.

 

Die Stadt Rheine hat ihr Interesse bis zum Stichtag 20. Dezember 2016 eingereicht und mit 11 weiteren Kommunen den Zuschlag für das Modellprojekt erhalten (vgl. Information der Verwaltung im Sozialausschuss am 14. März 2017).

 

Folgende 12 Kommunen wurden aus den insgesamt 26 Bewerbungen ausgewählt:

 

Kreise: Kreis Lippe, Rheinisch-Bergischer-Kreis

Kreisangehörige Städte: Dormagen, Moers und Rheine

Kreisfreie Städte: Bielefeld, Dortmund, Hamm, Köln, Mühlheim an der Ruhr, Münster und Wuppertal

 

2.           Projektvorhaben der Fachstelle Migration und Integration der Stadt Rheine

 

Die Fachstelle Migration und Integration will mit der Teilnahme am Modellprojekt insbesondere das Augenmerk auf die Handlungsfelder Sprachförderung, Qualifikation, Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration der zugewanderten Menschen legen. Hintergrund dafür ist, dass gerade in diesen Themenfeldern besondere Herausforderungen und Bedarfe gesehen werden, denn nach bisherigen Erfahrungen ist das Niveau bereits erworbener beruflicher Qualifikationen von zugewanderten Menschen vielschichtig und nicht mit dem Qualifikationsniveau in Deutschland vergleichbar. Der Weg für Zuwanderer in Ausbildung und Arbeit ist lang und nicht selten von der Erkenntnis geprägt, nicht im gleichen Berufsfeld tätig werden zu können wie in der früheren Heimat.

 

Feststellbar ist eine hohe Bereitschaft aller Akteure (Arbeitsagentur/Integration Point, Jobcenter, Beratungsstellen, Integrationsagentur, Schulen, Berufskollegs, Kreishandwerkerschaft, Unternehmen, Ehrenamtliche), zugewanderte Menschen zu qualifizieren und in Ausbildung, Studium und Arbeit zu bringen.

 

Was fehlt ist ein systemübergreifendes Management einer Zielperspektive für die Arbeitsmarktintegration eines Zuwanderers. Derzeit erheben viele Akteure parallel Kompetenzen und planen Maßnahmen. Erfolgt dann die rechtliche Anerkennung des Asylbewerbers beginnt die Planung der Arbeitsvermittler beim Jobcenter nicht selten im Regelfall von vorn. Auch im Vorfeld verläuft nicht immer alles passgenau. So finden sich beispielsweise Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen wieder, die eigentlich noch einen Alphabetisierungskurs machen müssten. Wenn Anforderungen und eigene Fähigkeiten nicht übereinstimmen, sind die Personen frustriert, enttäuscht und bleiben im schlimmsten Fall ganz fern.

 

Ressourcen werden somit nicht zielgerichtet eingesetzt und im persönlichen Integrationspuzzle des Zuwanderers fehlen wesentliche Teile.

 

Auf der anderen Seite sind in allen Institutionen hoch engagierte und qualifizierte Menschen anzutreffen, die den Integrationsweg mit dem Zuwanderer gestalten wollen. Durch unterschiedlichste Zuständigkeiten und Ansprechpartner wird jedoch viel Ressource für Abstimmungsprozesse gebunden. Das Potenzial der Multiprofessionalität in den unterschiedlichsten Institutionen könnte besser genutzt werden.

 

Die Stadt Rheine verfolgt im Rahmen des Modellprojektes „Einwanderung gestalten – NRW“ das Ziel, die im Rahmen der Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes bereits initiierten strukturellen Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen weiterzuentwickeln und zu verstetigen. Ziel ist eine system- und rechtskreisübergreifende Kooperation zugunsten der Entwicklung bedarfsorientierter Integrationsperspektiven von Zuwanderern. Das Projekt „Einwanderung gestalten – NRW“ wird in Rheine an die bereits bestehenden Netzwerke und Initiativkreise, die im Rahmen der Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes initiiert wurden oder noch zu initiieren sind, angedockt.

 

Es ist vorgesehen, anhand von typischen Fallkonstellationen fachbereichs- und ämterübergreifend eine gemeinsame Einschätzung der Problem- und Bedarfslagen der Zielgruppe der neuzugewanderten Menschen zu erarbeiten und gemeinsam mögliche Lösungsstrategien – insbesondere in Bezug auf die Themenfelder Sprache, Qualifikation, Ausbildungs- und Arbeitsmarktzugang – für eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zu etablieren und zu verstetigen.

 

Die Koordination des Modellprojektes wurde der Fachstelle Migration und Integration übertragen.

 

Personelle Ausstattung:

 

0,5 Stelle: Frau Christa Heufes, als stellv. Leitung der Fachstelle Migration und Integration, bisherige Produktverantwortliche für die Bereiche Beratung und Begleitung von Asylbewerbern und Migranten sowie Leistungen nach dem AsylbLG

 

Ø  verantwortlich für die Projektsteuerung und Kommunikation (Planungs- und Umsetzungs-verantwortung)

 

0,8 Stelle: Frau Martina Sendtko, Dipl.-Sozialarbeiterin, bisher: Beratung und Begleitung von Migranten, Quartier Innenstadt; verantwortlich für das Handlungsfeld Ausbildung, Arbeitsmarktzugang, Wirtschaft

 

Ø  verantwortlich für die inhaltliche Ausgestaltung des Projektes, Bindeglied zur Zielgruppe Migranten (Inhaltliche Verantwortung)

 

Die im Modellprojekt gebundenen Stellenanteile der Koordinatorinnen werden durch interne bzw. externe Ausschreibung kurzfristig befristet nachbesetzt. Eine Änderung des Stellenplans ist dafür nicht erforderlich.

 

0,5 Stelle: Frau Birgit Gall, Bachelor of Arts, neu: administrative Unterstützung der Projektkoordination, Finanzen, Controlling, Öffentlichkeitsarbeit. Die Stelle ist neu besetzt worden.

 

Die zwei zuständigen Koordinatorinnen Frau Heufes und Frau Sendtko nehmen im Rahmen des Modellprojektes regelmäßig an Fortbildungen zu Netzwerk- und Beteiligtenanalysen, Dienstleistungsketten und Moderation sowie Zielsysteme und Netzwerkregeln teil. Darüber hinaus erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes durch Herrn Dr. Borchers vom Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover.

 

Erste Umsetzungsschritte in Rheine:

 

Die Koordinatorinnen nutzen aktuell die zum Teil aus den Handlungsfeldern der Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes gegründeten Netzwerke bzw. Initiativkreise Sprachförderung und Ausbildungs- und Arbeitsmarktzugang und Wirtschaft, um erste Erkenntnisse über Strukturen, Bedarfe, Anforderungen, Fallverläufe usw. zu erhalten.

 

Es wird auf der operativen Ebene fachbereichs- und ämterübergreifende Arbeitskreise (AK) geben, die sich „typische Fallverläufe“ anschauen, um anhand dieser Fallverläufe notwendige Lösungsstrategien für eine kooperative rechtskreisübergreifende Beratungskette zu erarbeiten.

 

Ergänzend wird es eine Lenkungsgruppe geben, die sich am 23. Juni 2017 konstituieren wird. Aufgabe der Lenkungsgruppe wird es sein, die von den fachbereichs- und ämterübergreifenden Arbeitskreisen (operative Ebene) herausgearbeiteten Lösungsstrategien zu beraten, zu prüfen und im Rahmen von Kooperationen organisatorische Bedarfe und mögliche Strukturänderungen mitzutragen, um diese in ihren jeweiligen Organisationseinheiten (Rechtskreisen) ggf. auch im Rahmen von Erprobungsphasen zu beurteilen und umzusetzen (vgl. hierzu auch die Anlagen 1 bis 3 ein möglicher Fallverlauf, ein idealer Fallverlauf und Zusammensetzung der Lenkungsgruppe).

 

Die Fachstelle Migration und Integration wird den Sozialausschuss als zuständigen Fachausschuss regelmäßig über die weitere Entwicklung des Modellprojektes informieren.

 


Anlagen:

 

Anlage 1: möglicher Fallverlauf

Anlage 2: idealer Fallverlauf

Anlage 3: Zusammensetzung der Lenkungsgruppe