Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Sozialausschuss nimmt die Ausführungen zum „Modellprojekt
Einwanderung gestalten – NRW“ zur Kenntnis und unterstützt die Zielsetzung des
aus Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes
Nordrhein-Westfalen (NRW) geförderten Projektes und die dazu erarbeiteten
Umsetzungsideen der Stadt Rheine.
Begründung:
- Modellprojekt Einwanderung gestalten – NRW
Das Land NRW fördert in 12 Modellkommunen ein Projekt zum Thema „Einwanderung
gestalten – NRW“. Die Laufzeit der Modellprojekte beträgt bis zu zwei Jahren.
Die Förderung umfasst die projektbezogenen Ausgaben, die im Rahmen der wirtschaftlichen
und sparsamen Mittelverwendung zur Erreichung des Zuwendungszweckes
erforderlich sind. Als personelle Ausstattung stehen jeder Modellkommune für
den Auf- und Ausbau der fachbereichs- und dezernatsübergreifenden Zusammenarbeit,
die Etablierung von Case Management und für die Koordination insgesamt 1,5
Stellen sowie eine halbe Stelle für Administration zur Verfügung.
Mit dem Förderaufruf verfolgt die nordrhein-westfälische Landesregierung
das Ziel, die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zur Integration von allen
zugewanderten Menschen in den Kommunen zu fördern. So soll ein systematisiertes
und koordiniertes Vorgehen zwischen den kommunalen Behörden installiert werden,
in dessen Mittelpunkt der zugewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und
individuellen Bedarfen steht. Es sollen Unterstützungssysteme für Zugewanderte
auf der Grundlage vorhandener lokaler Strukturen und Akteure konzipiert,
vernetzt und umgesetzt werden.
Die Modellprojekte werden wissenschaftlich begleitet und es erfolgt eine
Evaluation des Gesamtprojektes.
Die Stadt Rheine hat ihr Interesse bis zum Stichtag 20. Dezember 2016
eingereicht und mit 11 weiteren Kommunen den Zuschlag für das Modellprojekt
erhalten (vgl. Information der Verwaltung im Sozialausschuss am 14. März 2017).
Folgende 12 Kommunen wurden aus den insgesamt 26 Bewerbungen ausgewählt:
Kreise: Kreis Lippe, Rheinisch-Bergischer-Kreis
Kreisangehörige Städte: Dormagen, Moers und Rheine
Kreisfreie Städte: Bielefeld, Dortmund, Hamm, Köln, Mühlheim an der
Ruhr, Münster und Wuppertal
2.
Projektvorhaben
der Fachstelle Migration und Integration der Stadt Rheine
Die Fachstelle Migration und Integration will mit der Teilnahme am
Modellprojekt insbesondere das Augenmerk auf die Handlungsfelder
Sprachförderung, Qualifikation, Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration der
zugewanderten Menschen legen. Hintergrund dafür ist, dass gerade in diesen
Themenfeldern besondere Herausforderungen und Bedarfe gesehen werden, denn nach
bisherigen Erfahrungen ist das Niveau bereits erworbener beruflicher Qualifikationen
von zugewanderten Menschen vielschichtig und nicht mit dem Qualifikationsniveau
in Deutschland vergleichbar. Der Weg für Zuwanderer in Ausbildung und Arbeit
ist lang und nicht selten von der Erkenntnis geprägt, nicht im gleichen
Berufsfeld tätig werden zu können wie in der früheren Heimat.
Feststellbar ist eine hohe Bereitschaft aller Akteure
(Arbeitsagentur/Integration Point, Jobcenter, Beratungsstellen,
Integrationsagentur, Schulen, Berufskollegs, Kreishandwerkerschaft,
Unternehmen, Ehrenamtliche), zugewanderte Menschen zu qualifizieren und in
Ausbildung, Studium und Arbeit zu bringen.
Was fehlt ist ein systemübergreifendes Management einer Zielperspektive
für die Arbeitsmarktintegration eines Zuwanderers. Derzeit erheben viele
Akteure parallel Kompetenzen und planen Maßnahmen. Erfolgt dann die rechtliche
Anerkennung des Asylbewerbers beginnt die Planung der Arbeitsvermittler beim
Jobcenter nicht selten im Regelfall von vorn. Auch im Vorfeld verläuft nicht
immer alles passgenau. So finden sich beispielsweise Menschen in
Qualifizierungsmaßnahmen wieder, die eigentlich noch einen
Alphabetisierungskurs machen müssten. Wenn Anforderungen und eigene Fähigkeiten
nicht übereinstimmen, sind die Personen frustriert, enttäuscht und bleiben im
schlimmsten Fall ganz fern.
Ressourcen werden somit nicht zielgerichtet eingesetzt und im
persönlichen Integrationspuzzle des Zuwanderers fehlen wesentliche Teile.
Auf der anderen Seite sind in allen Institutionen hoch engagierte und
qualifizierte Menschen anzutreffen, die den Integrationsweg mit dem Zuwanderer
gestalten wollen. Durch unterschiedlichste Zuständigkeiten und Ansprechpartner
wird jedoch viel Ressource für Abstimmungsprozesse gebunden. Das Potenzial der
Multiprofessionalität in den unterschiedlichsten Institutionen könnte besser
genutzt werden.
Die Stadt Rheine verfolgt im Rahmen des Modellprojektes „Einwanderung
gestalten – NRW“ das Ziel, die im Rahmen der Fortschreibung des Migrations- und
Integrationskonzeptes bereits initiierten strukturellen Voraussetzungen für
eine Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen weiterzuentwickeln und zu
verstetigen. Ziel ist eine system- und rechtskreisübergreifende Kooperation
zugunsten der Entwicklung bedarfsorientierter Integrationsperspektiven von
Zuwanderern. Das Projekt „Einwanderung gestalten – NRW“ wird in Rheine an die
bereits bestehenden Netzwerke und Initiativkreise, die im Rahmen der
Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes initiiert wurden oder
noch zu initiieren sind, angedockt.
Es ist vorgesehen, anhand von typischen Fallkonstellationen
fachbereichs- und ämterübergreifend eine gemeinsame Einschätzung der Problem-
und Bedarfslagen der Zielgruppe der neuzugewanderten Menschen zu erarbeiten und
gemeinsam mögliche Lösungsstrategien – insbesondere in Bezug auf die
Themenfelder Sprache, Qualifikation, Ausbildungs- und Arbeitsmarktzugang – für
eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zu etablieren und zu verstetigen.
Die Koordination des Modellprojektes wurde der Fachstelle Migration und
Integration übertragen.
Personelle Ausstattung:
0,5 Stelle: Frau Christa Heufes, als stellv. Leitung der Fachstelle
Migration und Integration, bisherige Produktverantwortliche für die Bereiche
Beratung und Begleitung von Asylbewerbern und Migranten sowie Leistungen nach
dem AsylbLG
Ø verantwortlich für die Projektsteuerung und
Kommunikation (Planungs- und Umsetzungs-verantwortung)
0,8 Stelle: Frau Martina Sendtko, Dipl.-Sozialarbeiterin, bisher: Beratung
und Begleitung von Migranten, Quartier Innenstadt; verantwortlich für das
Handlungsfeld Ausbildung, Arbeitsmarktzugang, Wirtschaft
Ø verantwortlich für die inhaltliche
Ausgestaltung des Projektes, Bindeglied zur Zielgruppe Migranten (Inhaltliche
Verantwortung)
Die im Modellprojekt gebundenen Stellenanteile der Koordinatorinnen
werden durch interne bzw. externe Ausschreibung kurzfristig befristet nachbesetzt.
Eine Änderung des Stellenplans ist dafür nicht erforderlich.
0,5 Stelle: Frau Birgit Gall, Bachelor of Arts, neu: administrative
Unterstützung der Projektkoordination, Finanzen, Controlling,
Öffentlichkeitsarbeit. Die Stelle ist neu besetzt worden.
Die zwei zuständigen Koordinatorinnen Frau Heufes und Frau Sendtko
nehmen im Rahmen des Modellprojektes regelmäßig an Fortbildungen zu Netzwerk-
und Beteiligtenanalysen, Dienstleistungsketten und Moderation sowie Zielsysteme
und Netzwerkregeln teil. Darüber hinaus erfolgt eine wissenschaftliche
Begleitung des Modellprojektes durch Herrn Dr. Borchers vom Institut für
Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover.
Erste Umsetzungsschritte in Rheine:
Die Koordinatorinnen nutzen aktuell die zum Teil aus den
Handlungsfeldern der Fortschreibung des Migrations- und Integrationskonzeptes
gegründeten Netzwerke bzw. Initiativkreise Sprachförderung und Ausbildungs- und
Arbeitsmarktzugang und Wirtschaft, um erste Erkenntnisse über Strukturen,
Bedarfe, Anforderungen, Fallverläufe usw. zu erhalten.
Es wird auf der operativen Ebene fachbereichs- und ämterübergreifende
Arbeitskreise (AK) geben, die sich „typische Fallverläufe“ anschauen, um anhand
dieser Fallverläufe notwendige Lösungsstrategien für eine kooperative
rechtskreisübergreifende Beratungskette zu erarbeiten.
Ergänzend wird es eine Lenkungsgruppe geben, die sich am 23. Juni 2017
konstituieren wird. Aufgabe der Lenkungsgruppe wird es sein, die von den fachbereichs-
und ämterübergreifenden Arbeitskreisen (operative Ebene) herausgearbeiteten Lösungsstrategien
zu beraten, zu prüfen und im Rahmen von Kooperationen organisatorische Bedarfe
und mögliche Strukturänderungen mitzutragen, um diese in ihren jeweiligen
Organisationseinheiten (Rechtskreisen) ggf. auch im Rahmen von Erprobungsphasen
zu beurteilen und umzusetzen (vgl. hierzu auch die Anlagen 1 bis 3 ein möglicher
Fallverlauf, ein idealer Fallverlauf und Zusammensetzung der Lenkungsgruppe).
Die Fachstelle Migration und Integration wird den Sozialausschuss als
zuständigen Fachausschuss regelmäßig über die weitere Entwicklung des
Modellprojektes informieren.
Anlagen:
Anlage 1: möglicher Fallverlauf
Anlage 2: idealer Fallverlauf
Anlage 3: Zusammensetzung der Lenkungsgruppe