Beschlussvorschlag/Empfehlung:
1. Der
Rat der Stadt Rheine beschließt die probeweise Einführung eines verbilligten
Jahrestickets für den städtischen ÖPNV zunächst befristet auf zwei Jahre und
die Einplanung der erforderlichen Haushaltsmittel im Haushaltsplan 2020.
Die
Verwaltung wird beauftragt, die Einführung zum nächstmöglichen Zeitpunkt
tarifsicher umzusetzen.
2. Die
Verwaltung wird beauftragt, zu prüfen, ob die kostenlose Nutzung des ÖPNV an
Samstagen rechtssicher umgesetzt werden kann.
Begründung:
Zu 1.:
Die SPD-Fraktion
hat am 6.4.2019 die Einführung eines verbilligten Jahrestickets für den
städtischen ÖPNV in Anlehnung an das in Ibbenbüren beschlossene „IBB-Ticket“
beantragt (siehe Anlage1). Der Antrag war zunächst wegen des laufenden
europaweiten eigenwirtschaftlichen Genehmigungswettbewerbes zurückgestellt
worden (siehe Vorlage-Nr. 207/19).
Einführung des „Rheine-Jahresticket“:
I. Rahmenbedingungen:
·
Das
„Rheine-Jahresticket“ wird auf Antrag an die Stadt für ein Jahr zum Preis von
360,- € ausgegeben (monatliche oder jährliche Zahlungsweise); der Abo-Kunde ist
ausschließlich Kunde und Vertragspartner der Stadt.
·
Der
Kunde erhält nach wie vor „Die Blaue“, allerdings zwingend für ein Jahr, somit
bleibt „Die Blaue“ Teil des Tarifsystems der Tarifgemeinschaft Münsterland und
im Tarifverbund des Westfalen Tarif (WT).
·
Die
Stadt erstattet der VSR den Unterschiedsbetrag zwischen dem Preis für „Die
Blaue“ und dem „Rheine-Jahresticket“, damit wird das „Rheine-Jahresticket“
nicht Teil des Tarifsystems der Tarifgemeinschaft Münsterland und auch nicht
eigenständige Abo-Karte im Tarifverbund des WestfalenTarif (WT) (gleiche
Vorgehensweise wie in Ibbenbüren).
·
Das
„Rheine-Jahresticket“ unterliegt nicht der Einnahmeaufteilung (EAV) der
Tarifgemeinschaft, hier bringt die VSR „Die Blaue“ / „9-Uhr-Blaue“ ein.
·
Schülerkarten
und das Sozialticket werden daher durch das „Rheine-Jahresticket“ nicht
beeinträchtigt.
·
Die
Stadt schließt mit der Verkehrsgesellschaft der Stadt Rheine mbH (VSR) einen
Vertrag, welcher u.a. die Verfahrensweise regelt und die Fahrgeldeinnahmen für
die VSR auf der Basis „Die Blaue“ und „9-Uhr-Blaue“ sicherstellt.
·
Die
Stadt muss vom Grundsatz her einen eigenen Vertrieb für das
„Rheine-Jahresticket“ aufbauen, inklusive Abrechnung, Forderungsmanagement,
Info-Service und Verkauf. Ob die Ausgestaltung des Vertriebsweges über die VSR ggf. im Rahmen eines
Dienstleistungsauftrages möglich ist, muss tarif- und rechtssicher geprüft und
dann geregelt werden.
II. Finanzierung
Die Stadt
trägt insgesamt den Differenzbetrag je beantragtem „Rheine-Jahresticket“ und
dem Preis für „Die Blaue“ bzw. „9-Uhr-Blaue“. Dieser beträgt auf der Basis der
Kundenstatistik des Kalenderjahres 2017 mit der letzten Tarifanpassung vom
1.8.2019:
1. Produkt/Fahrkarte |
Preis 01.08.2019 |
Anzahl „Die Blaue“ in 2017 |
Fahrgeldeinnahme pro Jahr |
Differenz Fahrgeldeinnahmen |
Die
Blaue |
42 € = 504
€ |
10.964
Karten in 12 Monaten |
460.488 € |
|
Das
„Rheine-Jahresticket“ |
30 € = 360
€ |
mit 10.964
Karten |
328.920 € |
131.568 € |
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Die 9-Uhr Blaue |
33 € = 396
€ |
3.714
Karten in 12 Monaten |
122.562 € |
|
Das „Rheine
Jahresticket“ |
30 € = 360
€ |
mit 3.714
Karten |
111.420 € |
11.142 € |
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Gesamtdifferenz: |
142.710 € |
Weitere Kosten
ergeben sich für den eigenen Vertrieb durch die Stadt oder den Vertrieb über
die VSR im Rahmen eines Dienstleistungsauftrages.
Die Gesamtausgaben
von 150.000 € sind im Haushaltsplan 2020 bereitzustellen.
III. Umsetzung
Im Hinblick
auf die Prüfung der tarif- und rechtssicheren Umsetzung, der damit verbundenen
vertraglichen Ausgestaltung und der erforderlichen Genehmigung und Rechtskraft
des Haushaltsplanes 2020 (vsl. Ende Februar 2020) kann die Einführung des
„Rheine-Jahresticket“ frühestens zum 1.4.2020 erfolgen.
Zu 2.:
Die SPD-Fraktion
hat in ihrem Antrag vom 10.11.2019 (siehe Anlage 2) bezogen auf
Fahrpreisanpassungen unter Pkt. 2 die kostenlose Nutzung des Stadtbus Rheine an
Samstagen beantragt.
Die Stadt Bocholt
wird ab Januar 2020 die kostenlose Beförderung an Samstagen einführen. Noch vor
der Einführung haben sich jetzt rechtliche Bedenken ergeben. Nach Ankündigung
des zukünftigen Angebotes haben sich Bürger und Interessengruppen aus Bocholt bei
dem Verkehrsunternehmen gemeldet, die von ihren Abo-Karten in 2020 den
entsprechenden Anteil der 52 Samstage erstattet bekommen, bzw. das jeweilige
Abo günstiger beziehen möchten. Zusätzlich möchte man den entgangenen Mehrwert
der Abo-Karten an Wochenenden (Mitnahme von Partnern, Kindern oder
Enkelkindern) bemessen und ebenso erstattet bekommen.
Die hieraus
entstehenden wirtschaftlichen Auswirkungen sind, aufgrund der Vielzahl
verschiedener Abo-Karten – auch im Umgang mit der Tarifgemeinschaft Münsterland-Ruhr-Lippe
bei der Einnahmeaufteilung der Abo-Karten – noch nicht absehbar und können
dementsprechend nicht bemessen werden. Zusätzlich entspricht die kostenlose
Beförderung nicht den gültigen Tarifbedingungen.
Aus den
vorgenannten Gründen sollte die rechtssichere Umsetzung der ganzjährigen,
kostenlosen Nutzung des Stadtbus Rheine an Samstagen umfassend geprüft werden
und parallel das Einverständnis oder die Voraussetzungen für das Einverständnis
zur Einführung bei der Tarifgemeinschaft Münsterland Ruhr Lippe beantragt bzw.
angefragt werden.
Auswirkungen auf den kommunalen Klimaschutz
Das
„Rheine-Jahresticket“ trägt zur Förderung des ÖPNV in Rheine bei. Es ist davon
auszugehen, dass aufgrund des verminderten Fahrpreises mehr Personen den ÖPNV
in Rheine nutzen und auf Fahrten mit dem Pkw verzichten. Dieses führt zu einer
Verringerung des CO2-Ausstosses und damit zur Förderung des
Klimaschutzes insgesamt.
Anlagen:
Anlage 1: Antrag der SPD-Fraktion vom 6.4.2019
Anlage 2: Antrag der SPD-Fraktion vom 10.11.2019