Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Kulturausschuss nimmt den Jahresbericht der Stadtbücherei zur Kenntnis und stimmt dem Arbeitsplan 2007 zu.
Begründung:
Die
Stadtbücherei Rheine im Jahr 2006
Jahresbericht
und Ausblick auf das Jahr 2007
Auf dem Weg zur Stadtbibliothek
Kultur und Bildung sind Voraussetzungen für das soziale Miteinander und
die wirtschaftliche Kraft einer Stadt. Die Stadtbücherei bereichert das
kulturelle Bild der Stadt. Sie
-
fördert
die Schlüsselqualifikation Lesen
-
erreicht
Bürgerinnen und Bürger aller Alters- und Sozialschichten
-
fördert
berufliche Qualifizierung, kulturelle Partizipation und sinnvolle Freizeitgestaltung
Gemäß ihrer Aufgabe hat die Stadtbücherei auch im Jahr 2006
-
einen
differenzierten Medienbestand bereitgestellt und erschlossen
-
weiterführende
Literatur aus anderen Bibliotheken beschafft
-
bei der
Literaturauswahl beraten
-
durch
Klassen- und Gruppenführungen die Benutzung der Stadtbücherei erläutert
-
mittels
Veranstaltungen den Zugang zu Literatur und Lesen ermöglicht
-
mit
thematischen Bestandslisten zur Vertiefung aktueller Themen angeregt.
Arbeitsziele 2006 - Anspruch und
Wirklichkeit
Im Jahresbericht des Vorjahres wurden die Aufgabenbereiche
und Ziele für das Jahr 2006 formuliert. Schwerpunkte der Arbeit sollten sein:
         Konkrete
Umbauplanung und Neukonzeption für die Stadtbibliothek
Leseförderung für Kinder und
Jugendliche
Störungsfreier Betrieb trotz
Zusatzbelastung
Besonders die ersten beiden Punkte haben das Jahr
nachhaltig bestimmt und viel Arbeitszeit gebunden. Dennoch ist es gelungen, die
normale Bibliotheksarbeit für die Bürgerinnen und Bürger weitestgehend
störungsfrei zu leisten.
Umbauplanung
und Neukonzeption
Das beherrschende Thema war die neue Bibliothek.
Vierzehntägig hat sich die Planungsgruppe Stadtbibliothek, bestehend aus Architekten
und Fachplanern getroffen, um die Details der Umbauplanung zu konkretisieren. Eine wichtige Aufgabe, die
der Gruppe aufgegeben wurde, bestand darin, die Kosten in den vom Rat vorgegeben
Rahmen zu bringen. Die Gruppe kann ihre Arbeit mit gutem Erfolg abschließen.
Wenn auch qualitative Einschränkungen hingenommen werden mussten, so konnten
doch die funktionalen Anforderungen der Bibliothek umgesetzt werden.
Monatlich wurde die Planungsrunde um Ratsmitglieder
erweitert, so dass immer eine direkte Einbeziehung des Rates in den Planungsablauf
gewährleistet war.
Inzwischen sind die ersten Ausschreibungen für die
Umbauphase erfolgt, die Vorarbeiten für die Ausschreibungen der Inneneinrichtung
sind fast abgeschlossen.
In der Bücherei selbst wurde am bibliothekarischen Konzept
gefeilt und erste Umsetzungen für die neue Bibliothek durchgeführt. Zwei
Bestandsgruppen sind so zusammengefasst, wie sie demnächst präsentiert werden
sollen. Die Bereiche "Lernen" und "Beruf und Karriere" zeigen
schon einmal, was unter benutzerorientierte Aufstellung gemeint ist. Hier
werden Medien, die in einer bestimmten Lebenssituation gebraucht werden,
zusammengestellt. Einmal werden die Schülerinnen und Schüler angesprochen, die
sich auf Klausuren und Prüfungen vorbereiten wollen, beim zweiten Themenfeld
stehen die Menschen im Mittelpunkt, die sich mit ihrer beruflichen Situation
beschäftigen, sei es die Berufswahl, die Bewerbung oder die Karriereplanung.
Der Bestand der Bibliothek wird demnächst über RFID-Chips
verbucht, nicht mehr über den bekannten Barcode. Damit wirklich nur solche
Medien neu etikettiert werden, die auch aktuell und unbeschädigt sind, wurden
bereits viele Medienbereiche durchforstet und von Ballast befreit. Diese
Aufgabe ist noch nicht abgeschlossen.
Die Hardwareausstattung für die Internetzugänge konnte
2006 erneuert werden, so dass jetzt auch die Informationsbeschaffung aus dem
Netz in der Stadtbücherei wieder einwandfrei funktioniert.
Um die organisatorischen Abläufe in der neuen Bibliothek
von Anfang an gut gestalten zu können, wurde in Zusammenarbeit mit dem
Fachbereich 7, Interner Service, eine Arbeitsanalyse durchgeführt. Diese bietet
die Grundlage für die Errechnung des Stellenplans der Bibliothek.
Obwohl die planenden und vorbereitenden Arbeiten viel Zeit
und Kraft gebunden hat, wurde dem zweiten Arbeitsschwerpunkt
Leseförderung
ebenfalls große Aufmerksamkeit gewidmet.
Zum zweiten Mal wurde der
"Sommerleseclub" durchgeführt. Viele der Teilnehmer und
Teilnehmerinnen des Vorjahres hatten sich schon auf den Start gefreut, insgesamt
nahmen mit 254 Kindern 11 % mehr teil, als im Jahr zuvor. Die Jugendlichen, die
sich zum Club angemeldet hatten, fanden einen speziell ausgesuchten Medienbestand
vor, aus dem sie mindestens drei Bücher lesenÂ
und dies durch Beantwortung von Fragen auch beweisen mussten. Wer das
Ziel erreichte – viele lasen weitaus mehr als nur 3 Bücher - bekam ein
Zertifikat, das die Schule auf dem folgenden Zeugnis erwähnt. Die Jugendlichen
sind von dieser sehr persönlichen Form der Leseförderung sehr angetan. Sie
finden Bestätigung für ihre Leseleistung außerhalb strenger (schulischer)
Bewertung, ihre Meinung wird erfragt und ernst genommen. Kein Wunder, dass nur
einer der Befragten nach der Aktion nicht der Meinung war, dass die
Stadtbücherei "gut" bzw. "sehr gut" sei. Während der
Abschlussfeier wurden nicht nur Zertifikate verteilt, es konnten auch drei Buchpakete
an die anwesenden Lehrerinnen für die jeweiligen Schulbüchereien verlost
werden.
Diese Aktion konnte die
Stadtbücherei mit Unterstützung verschiedener Rheiner Firmen realisieren.
Insgesamt wurden 2.450 € Sponsorengelder eingeworben, die vor allem für den
Kauf der Bücher verwendet wurden. Hilfreich war auch die Zusammenarbeit mit dem
Kultursekretariat Gütersloh, das für professionelle Gestaltung der Materialien
sorgte.
Die Stadtbücherei unterstützt das Projekt "Antolin".
Insbesondere Grundschulen arbeiten mit diesem lesefördernden Internetportal.
Dabei werden Kinder zu gelesenen Büchern befragt und können für richtige
Antworten Punkte sammeln. Viele Schulen haben Lizenzen für dieses
Internetportal erworben und arbeiten im Unterricht damit. Die Stadtbücherei hat
über 1.000 Buchtitel aus dem Antolin-Portal und ergänzt den Bestand laufend.
Alle Titel sind im Katalog gekennzeichnet und mit Aufklebern direkt am Buch
kenntlich gemacht. So fällt den Kindern die Suche nach diesen Büchern ganz
leicht. Die Internetzugänge der Stadtbücherei stehen den Kindern zur
Beantwortung der Antolin-Fragen zurÂ
Verfügung, die zu Hause nicht die Möglichkeit haben, ihre Antworten in
den PC einzugeben.
Zur Förderung von Lese- und
Informationskompetenz gehört es auch, dass Schulklassen durch Einführungen in
die Nutzung der Bücherei geschult werden. Die Nachfrage der Schulen nach dieser
wichtigen Veranstaltungsform steigt und wurde auch 2006 von der Stadtbücherei
beantwortet. Insgesamt wurden 49 Klassen mit insgesamt 1.109 Teilnehmerinnen
und Teilnehmern in der Stadtbücherei begrüßt. Das ist eine Steigerung gegenüber
dem Vorjahr von 40 % und hat die Personalkapazitäten der Stadtbücherei an
Grenzen geführt. Die Arbeits- und Projektplanung für das Jahr 2006 sah wegen
der engen Personalsituation eine Beschränkung auf 30 Klassenführungen vor. Die
Stadtbücherei hat sich aber bemüht, keine Absagen zu erteilen, um die wichtige
Zusammenarbeit mit den Schulen im Bemühen um die Leseförderung zu unterstützen.
Literarische Veranstaltungen für
Kinder stehen auch unter dem Gesichtspunkt der Leseförderung, 14 wurden
durchgeführt. Hier ist besonders auf die Veranstaltungen der Kindermatinee
hinzuweisen, die seit mehr als 20 Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem
Jugendamt in der Stadtbücherei stattfinden. Vorschulkinder lernen mit dem
Besuch einer Kindertheaterveranstaltung die Bücherei kennen. 2006 musste auf literarischen
Veranstaltungen für Erwachsene verzichtet werden, zugunsten der
Planungsaufgaben für den Umzug.
Das Alltagsgeschäft
Trotz aller konzeptionellen und
vorbereitenden Arbeiten hat die Bücherei wieder eine neue Rekordmarke bei den
Ausleihzahlen erreicht. Erstmals wurden mehr als 300.000 Medien entliehen, nämlich
303.891.
Die Bewältigung der damit
verbundenen Arbeiten führte an Grenzen.
2001wurden noch 38.900 Entleihungen je Mitarbeiterin
bewältigt, 2006 liegt die Zahl nun bei 45.000 Entleihungen je Mitarbeiterin;
2001 wurden täglich 1.037 Medien ausgegeben, im Berichtsjahr sind es 1.201
Medien.
Zum
Alltagsgeschäft gehört auch die Beschaffung von Medien aus anderen Bibliotheken,
es wurden 490 Bücher oder Zeitschriftenaufsätze aus wissenschaftlichen
Bibliotheken zur Ausleihe in Rheine bereitgestellt. Die Fernleihbeschaffung
kann inzwischen dank moderner Technik sehr schnell erfolgen. Zeitschriftenaufsätze
sind innerhalb von 1 bis 3 Tagen beim Besteller.
50
Medientipps wurden an die Zeitung gegeben, die regelmäßig über neue, interessante Bücher in der Stadtbücherei berichtet.
32-mal
wurden auf spezielle Anfragen Medienkisten für Kindergärten und Schulen
zusammengestellt, so dass der Unterricht durch anregendes Material gestaltet werden
konnte.
Zum
Alltagsgeschäft gehört der Umgang mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, bei fast
100.000 Besuchern kommt es zu vielen Kontakten. Ein besonders erfreulicher
Kontakt verdient es, im Jahresbericht erwähnt zu werden. Ein treuer Kunde der
Stadtbücherei überraschte die Mitarbeiterinnen, als er einen Scheck übergab. Er
hatte sich anlässlich seines 70. Geburtstages keine Geschenke gewünscht,
stattdessen die Stadtbücherei mit Geld bedacht, damit hier das Medienangebot
erweitert werden kann.
Zum
Alltag der Bürgerinnen und Bürger, die die Stadtbücherei nutzen, gehört längst
die Information über die Stadtbücherei per Internet. Allein im zweiten Halbjahr
2006 (seither ist ein neues System im Einsatz) wurden 38.109 Zugriffe auf die
Seiten der Stadtbücherei unter rheine.de registriert (zum Vergleich, der
Veranstaltungskalender wurde in diesem Zeitraum 18.119-mal angeklickt).
Interessierte
können sich über diese Seite über das aktuelle Angebot der Bibliothek
informieren, ihren Büchereikontostand abfragen, verlängern und vorbestellen,
sich Bilder über den Baufortschritt ansehen und vieles mehr.
Ebenfalls
zum Alltagsgeschäft gehört die ordnungsgemäße Abwicklung der Verwaltungsaufgaben.
Im Jahr 2006 durften wir hier viel Neues lernen, wurde doch das Haushaltsrecht
auf die doppische Buchführung umgestellt und die Bearbeitung von
Verwaltungsvorlagen durch ein neues EDV-Programm unterstützt. Auch die Bewältigung
dieser zusätzlichen Lernaufgabe wurde von den Mitarbeiterinnen bewältigt.
Kooperation und Vergleichsring
Die
Stadtbücherei kooperiert auf vielen Feldern mit Institutionen, damit eine
höchst mögliche Leistung erbracht werden kann.
So hat die Stadtbücherei die Veranstaltungsreihe "ZeitZukunftsZiele
– Rheine 2020" unterstützt und eine Medienliste zum Thema erstellt. Diese
Liste wurde bei allen Veranstaltungen ausgegeben und wird in der Stadtbücherei
ständig ergänzt, so dass eine nachhaltige Nutzung und Beschäftigung mit dem
Thema ermöglicht wird.
Auch zum Theaterprogramm der Stadt Rheine erstellt die
Stadtbücherei regelmäßig ein Medienverzeichnis, das zur Vor- oder Nachbereitung
des Theatergenusses anregen soll.
Alle Bestandslisten der Stadtbücherei sind über die Homepage
abrufbar. Hier werden ggf. auch aktualisierte Listen eingestellt.
Regional arbeitet die Stadtbücherei mit den Bibliotheken
des Kreises Steinfurt zusammen. Der fachliche Austausch führt zu innovativen
Erneuerungen wie z.B. dem gemeinsamen Internetkatalog
muensterland-bibliotheken.de, der einen Zugang zum eigenen Katalog aber auch zu
den Katalogen der anderen Bibliotheken schafft.
Die Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat Gütersloh
führte 2006 dazu, dass auf die schrecklichen Ereignisse in Emsdetten direkt
reagiert werden konnte. Die Bibliotheken in Emsdetten, Ibbenbüren und Rheine
haben auf Initiative der Stadtbücherei Rheine eine Förderung zum Kauf je einer
Medienbox zum Thema "Gewalt" erhalten.
Bundesweit arbeiten Bibliotheken im Vergleichsring BIX
(Bibliotheksindex für Bibliotheken) zusammen. Die Stadtbücherei Rheine ist seit
vielen Jahren dabei und konnte von positiven Modellen anderer lernen. Die Büchereileiterin
ist stellvertretend für die Bibliotheken der Mittelstädte im Steuerungsgremium
des BIX vertreten. Die gleiche Aufgabe nimmt sie im Steuerungsgremium für die
Deutsche Bibliotheksstatistik wahr.
Ausblick und
Arbeitsplan 2007
War schon 2006 das beherrschende Thema der Umzug und die
Erweiterung der Bibliothek, so gilt das erst recht für 2007.
Konzeptionelle und vorbereitende Arbeiten:
·
Umsetzen
der benutzerorientierten Aufstellung: "Elternwerden", "Alt und
Aktiv", "Leben und Erzählen".
·
Aussondern
veralteter Medien, Dauerflohmarkt
·
Einarbeiten
der neuen Verbuchungsträger (RFID)
Einrichtungsplanung
·
Ausschreibung
und Bestellung der Möbel
·
Ãœberarbeitung
des EDV-Konzeptes
·
Feinplanung
der Raumgestaltung
Umzug und
Wiedereröffnung
·
Zeitraum
September/Oktober 2007 mit dem Ziel, die Schließzeit so gering wie möglich zu
halten.
·
Wiedereröffnung
um den Tag des Buches (
Leseförderung
·
In den
Sommerferien "Sommerleseclub"
·
Kindermatinee
·
Klassenführungen
im Rahmen des Möglichen
Das Alltagsgeschäft
·
möglichst
lange störungsfrei durchführen
Ausblick auf die Zukunft
Das
Jahr 2007 – die Bücherei besteht dann seit 70 Jahren – ist ein Jahr des Übergangs.
Die neue Bibliothek ist das zentrale Thema, sie wird von allen, den Bürgern,
den Nutzern, dem Bibliothekspersonal, gespannt erwartet.
Es wird eine Einrichtung entstehen,
die
·
ein
größeres und differenzierteres Medienangebot (im Laufe der Zeit),
·
mit
großzügigeren Öffnungszeiten und ausreichendem Beratungsangebot,
·
in
einladenden, zentral gelegenen Räumlichkeiten mit Zonen zum Stöbern, Schmökern,
Lernen und Unterhalten bietet,
die
·
intensive
Programmarbeit für Kinder in Zusammenarbeit mit dem Jugend- und Kulturamt u. a.
Partnern,
·
intensive
Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmen des Landesprojekts "Schule und
Bibliothek",
·
interessante
Veranstaltungsangebote für Erwachsene in Zusammenarbeit mit
Kooperationspartnern ermöglicht,
die
·
die
Veränderungen der Medienlandschaft beobachtet und für die Bevölkerung nutzbar
macht (z. B. elektronische Medien, E-Books),
·
die
Innenstadt belebt und Rheine lebenswert erhält.
Anlagen:
Anlage 1:    Teil-Plan 2007 – Produkt 1303 - Stadtbücherei