Betreff
Stadtbücherei - Jahresbericht 2006 und Planungen 2007
Vorlage
171/07
Aktenzeichen
FB1-wi
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Kulturausschuss nimmt den Jahresbericht der Stadtbücherei zur Kenntnis und stimmt dem Arbeitsplan 2007 zu.


Begründung:

 

 

Die Stadtbücherei Rheine im Jahr 2006

 

Jahresbericht und Ausblick auf das Jahr 2007

 

 

Auf dem Weg zur Stadtbibliothek

 

Kultur und Bildung sind Voraussetzungen für das soziale Miteinander und die wirtschaftliche Kraft einer Stadt. Die Stadtbücherei bereichert das kulturelle Bild der Stadt. Sie

 

-         fördert die Schlüsselqualifikation Lesen

-         erreicht Bürgerinnen und Bürger aller Alters- und Sozialschichten

-         fördert berufliche Qualifizierung, kulturelle Partizipation und sinnvolle Freizeitgestaltung

 

Gemäß ihrer Aufgabe hat die Stadtbücherei auch im Jahr 2006

 

-         einen differenzierten Medienbestand bereitgestellt und erschlossen

-         weiterführende Literatur aus anderen Bibliotheken beschafft

-         bei der Literaturauswahl beraten

-         durch Klassen- und Gruppenführungen die Benutzung der Stadtbücherei erläutert

-         mittels Veranstaltungen den Zugang zu Literatur und Lesen ermöglicht

-         mit thematischen Bestandslisten zur Vertiefung aktueller Themen angeregt.

 

 

Arbeitsziele 2006 - Anspruch und Wirklichkeit

 

Im Jahresbericht des Vorjahres wurden die Aufgabenbereiche und Ziele für das Jahr 2006 formuliert. Schwerpunkte der Arbeit sollten sein:

 

          Konkrete Umbauplanung und Neukonzeption für die Stadtbibliothek

Leseförderung für Kinder und Jugendliche

Störungsfreier Betrieb trotz Zusatzbelastung

 

 

Besonders die ersten beiden Punkte haben das Jahr nachhaltig bestimmt und viel Arbeitszeit gebunden. Dennoch ist es gelungen, die normale Bibliotheksarbeit für die Bürgerinnen und Bürger weitestgehend störungsfrei zu leisten.

 

 

Umbauplanung und Neukonzeption

 

Das beherrschende Thema war die neue Bibliothek. Vierzehntägig hat sich die Planungsgruppe Stadtbibliothek, bestehend aus Architekten und Fachplanern getroffen, um die Details der Umbauplanung  zu konkretisieren. Eine wichtige Aufgabe, die der Gruppe aufgegeben wurde, bestand darin, die Kosten in den vom Rat vorgegeben Rahmen zu bringen. Die Gruppe kann ihre Arbeit mit gutem Erfolg abschließen. Wenn auch qualitative Einschränkungen hingenommen werden mussten, so konnten doch die funktionalen Anforderungen der Bibliothek  umgesetzt werden.

Monatlich wurde die Planungsrunde um Ratsmitglieder erweitert, so dass immer eine direkte Einbeziehung des Rates in den Planungsablauf gewährleistet war.

 

Inzwischen sind die ersten Ausschreibungen für die Umbauphase erfolgt, die Vorarbeiten für die Ausschreibungen der Inneneinrichtung sind fast abgeschlossen.

 

In der Bücherei selbst wurde am bibliothekarischen Konzept gefeilt und erste Umsetzungen für die neue Bibliothek durchgeführt. Zwei Bestandsgruppen sind so zusammengefasst, wie sie demnächst präsentiert werden sollen. Die Bereiche "Lernen" und "Beruf und Karriere" zeigen schon einmal, was unter benutzerorientierte Aufstellung gemeint ist. Hier werden Medien, die in einer bestimmten Lebenssituation gebraucht werden, zusammengestellt. Einmal werden die Schülerinnen und Schüler angesprochen, die sich auf Klausuren und Prüfungen vorbereiten wollen, beim zweiten Themenfeld stehen die Menschen im Mittelpunkt, die sich mit ihrer beruflichen Situation beschäftigen, sei es die Berufswahl, die Bewerbung oder die Karriereplanung.

 

Der Bestand der Bibliothek wird demnächst über RFID-Chips verbucht, nicht mehr über den bekannten Barcode. Damit wirklich nur solche Medien neu etikettiert werden, die auch aktuell und unbeschädigt sind, wurden bereits viele Medienbereiche durchforstet und von Ballast befreit. Diese Aufgabe ist noch nicht abgeschlossen.

 

Die Hardwareausstattung für die Internetzugänge konnte 2006 erneuert werden, so dass jetzt auch die Informationsbeschaffung aus dem Netz in der Stadtbücherei wieder einwandfrei funktioniert.

 

Um die organisatorischen Abläufe in der neuen Bibliothek von Anfang an gut gestalten zu können, wurde in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich 7, Interner Service, eine Arbeitsanalyse durchgeführt. Diese bietet die Grundlage für die Errechnung des Stellenplans der Bibliothek.

 

Obwohl die planenden und vorbereitenden Arbeiten viel Zeit und Kraft gebunden hat, wurde dem zweiten Arbeitsschwerpunkt

 

Leseförderung

ebenfalls große Aufmerksamkeit gewidmet.

 

Zum zweiten Mal wurde der "Sommerleseclub" durchgeführt. Viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Vorjahres hatten sich schon auf den Start gefreut, insgesamt nahmen mit 254 Kindern 11 % mehr teil, als im Jahr zuvor. Die Jugendlichen, die sich zum Club angemeldet hatten, fanden einen speziell ausgesuchten Medienbestand vor, aus dem sie mindestens drei Bücher lesen  und dies durch Beantwortung von Fragen auch beweisen mussten. Wer das Ziel erreichte – viele lasen weitaus mehr als nur 3 Bücher - bekam ein Zertifikat, das die Schule auf dem folgenden Zeugnis erwähnt. Die Jugendlichen sind von dieser sehr persönlichen Form der Leseförderung sehr angetan. Sie finden Bestätigung für ihre Leseleistung außerhalb strenger (schulischer) Bewertung, ihre Meinung wird erfragt und ernst genommen. Kein Wunder, dass nur einer der Befragten nach der Aktion nicht der Meinung war, dass die Stadtbücherei "gut" bzw. "sehr gut" sei. Während der Abschlussfeier wurden nicht nur Zertifikate verteilt, es konnten auch drei Buchpakete an die anwesenden Lehrerinnen für die jeweiligen Schulbüchereien verlost werden.

Diese Aktion konnte die Stadtbücherei mit Unterstützung verschiedener Rheiner Firmen realisieren. Insgesamt wurden 2.450 € Sponsorengelder eingeworben, die vor allem für den Kauf der Bücher verwendet wurden. Hilfreich war auch die Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat Gütersloh, das für professionelle Gestaltung der Materialien sorgte.

 

Die Stadtbücherei unterstützt das Projekt "Antolin". Insbesondere Grundschulen arbeiten mit diesem lesefördernden Internetportal. Dabei werden Kinder zu gelesenen Büchern befragt und können für richtige Antworten Punkte sammeln. Viele Schulen haben Lizenzen für dieses Internetportal erworben und arbeiten im Unterricht damit. Die Stadtbücherei hat über 1.000 Buchtitel aus dem Antolin-Portal und ergänzt den Bestand laufend. Alle Titel sind im Katalog gekennzeichnet und mit Aufklebern direkt am Buch kenntlich gemacht. So fällt den Kindern die Suche nach diesen Büchern ganz leicht. Die Internetzugänge der Stadtbücherei stehen den Kindern zur Beantwortung der Antolin-Fragen zur  Verfügung, die zu Hause nicht die Möglichkeit haben, ihre Antworten in den PC einzugeben.

 

 

Zur Förderung von Lese- und Informationskompetenz gehört es auch, dass Schulklassen durch Einführungen in die Nutzung der Bücherei geschult werden. Die Nachfrage der Schulen nach dieser wichtigen Veranstaltungsform steigt und wurde auch 2006 von der Stadtbücherei beantwortet. Insgesamt wurden 49 Klassen mit insgesamt 1.109 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Stadtbücherei begrüßt. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 40 % und hat die Personalkapazitäten der Stadtbücherei an Grenzen geführt. Die Arbeits- und Projektplanung für das Jahr 2006 sah wegen der engen Personalsituation eine Beschränkung auf 30 Klassenführungen vor. Die Stadtbücherei hat sich aber bemüht, keine Absagen zu erteilen, um die wichtige Zusammenarbeit mit den Schulen im Bemühen um die Leseförderung zu unterstützen.

 

Literarische Veranstaltungen für Kinder stehen auch unter dem Gesichtspunkt der Leseförderung, 14 wurden durchgeführt. Hier ist besonders auf die Veranstaltungen der Kindermatinee hinzuweisen, die seit mehr als 20 Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in der Stadtbücherei stattfinden. Vorschulkinder lernen mit dem Besuch einer Kindertheaterveranstaltung die Bücherei  kennen. 2006 musste auf literarischen Veranstaltungen für Erwachsene verzichtet werden, zugunsten der Planungsaufgaben für den Umzug.

 

 

Das Alltagsgeschäft

 

Trotz aller konzeptionellen und vorbereitenden Arbeiten hat die Bücherei wieder eine neue Rekordmarke bei den Ausleihzahlen erreicht. Erstmals wurden mehr als 300.000 Medien entliehen, nämlich 303.891.

 

Die Bewältigung der damit verbundenen Arbeiten führte an Grenzen.

2001wurden noch 38.900 Entleihungen je Mitarbeiterin bewältigt, 2006 liegt die Zahl nun bei 45.000 Entleihungen je Mitarbeiterin; 2001 wurden täglich 1.037 Medien ausgegeben, im Berichtsjahr sind es 1.201 Medien.

 

Zum Alltagsgeschäft gehört auch die Beschaffung von Medien aus anderen Bibliotheken, es wurden 490 Bücher oder Zeitschriftenaufsätze aus wissenschaftlichen Bibliotheken zur Ausleihe in Rheine bereitgestellt. Die Fernleihbeschaffung kann inzwischen dank moderner Technik sehr schnell erfolgen. Zeitschriftenaufsätze sind innerhalb von 1 bis 3 Tagen beim Besteller.

 

50 Medientipps wurden an die Zeitung gegeben, die regelmäßig über neue, interessante  Bücher in der Stadtbücherei berichtet.

32-mal wurden auf spezielle Anfragen Medienkisten für Kindergärten und Schulen zusammengestellt, so dass der Unterricht durch anregendes Material gestaltet werden konnte.

 

Zum Alltagsgeschäft gehört der Umgang mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, bei fast 100.000 Besuchern kommt es zu vielen Kontakten. Ein besonders erfreulicher Kontakt verdient es, im Jahresbericht erwähnt zu werden. Ein treuer Kunde der Stadtbücherei überraschte die Mitarbeiterinnen, als er einen Scheck übergab. Er hatte sich anlässlich seines 70. Geburtstages keine Geschenke gewünscht, stattdessen die Stadtbücherei mit Geld bedacht, damit hier das Medienangebot erweitert werden kann.

 

Zum Alltag der Bürgerinnen und Bürger, die die Stadtbücherei nutzen, gehört längst die Information über die Stadtbücherei per Internet. Allein im zweiten Halbjahr 2006 (seither ist ein neues System im Einsatz) wurden 38.109 Zugriffe auf die Seiten der Stadtbücherei unter rheine.de registriert (zum Vergleich, der Veranstaltungskalender wurde in diesem Zeitraum 18.119-mal angeklickt).

Interessierte können sich über diese Seite über das aktuelle Angebot der Bibliothek informieren, ihren Büchereikontostand abfragen, verlängern und vorbestellen, sich Bilder über den Baufortschritt ansehen und vieles mehr.

 

Ebenfalls zum Alltagsgeschäft gehört die ordnungsgemäße Abwicklung der Verwaltungsaufgaben. Im Jahr 2006 durften wir hier viel Neues lernen, wurde doch das Haushaltsrecht auf die doppische Buchführung umgestellt und die Bearbeitung von Verwaltungsvorlagen durch ein neues EDV-Programm unterstützt. Auch die Bewältigung dieser zusätzlichen Lernaufgabe wurde von den Mitarbeiterinnen bewältigt.

 

 

Kooperation und Vergleichsring

 

Die Stadtbücherei kooperiert auf vielen Feldern mit Institutionen, damit eine höchst mögliche Leistung erbracht werden kann.

So hat die Stadtbücherei die Veranstaltungsreihe "ZeitZukunftsZiele – Rheine 2020" unterstützt und eine Medienliste zum Thema erstellt. Diese Liste wurde bei allen Veranstaltungen ausgegeben und wird in der Stadtbücherei ständig ergänzt, so dass eine nachhaltige Nutzung und Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht wird.

Auch zum Theaterprogramm der Stadt Rheine erstellt die Stadtbücherei regelmäßig ein Medienverzeichnis, das zur Vor- oder Nachbereitung des Theatergenusses anregen soll.

Alle Bestandslisten der Stadtbücherei sind über die Homepage abrufbar. Hier werden ggf. auch aktualisierte Listen eingestellt.

Regional arbeitet die Stadtbücherei mit den Bibliotheken des Kreises Steinfurt zusammen. Der fachliche Austausch führt zu innovativen Erneuerungen wie z.B. dem gemeinsamen Internetkatalog muensterland-bibliotheken.de, der einen Zugang zum eigenen Katalog aber auch zu den Katalogen der anderen Bibliotheken schafft.

Die Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat Gütersloh führte 2006 dazu, dass auf die schrecklichen Ereignisse in Emsdetten direkt reagiert werden konnte. Die Bibliotheken in Emsdetten, Ibbenbüren und Rheine haben auf Initiative der Stadtbücherei Rheine eine Förderung zum Kauf je einer Medienbox zum Thema "Gewalt" erhalten.

 

Bundesweit arbeiten Bibliotheken im Vergleichsring BIX (Bibliotheksindex für Bibliotheken) zusammen. Die Stadtbücherei Rheine ist seit vielen Jahren dabei und konnte von positiven Modellen anderer lernen. Die Büchereileiterin ist stellvertretend für die Bibliotheken der Mittelstädte im Steuerungsgremium des BIX vertreten. Die gleiche Aufgabe nimmt sie im Steuerungsgremium für die Deutsche Bibliotheksstatistik wahr.

 

 

Ausblick  und Arbeitsplan 2007

 

 

War schon 2006 das beherrschende Thema der Umzug und die Erweiterung der Bibliothek, so gilt das erst recht für 2007.

 

Konzeptionelle und vorbereitende Arbeiten:

·         Umsetzen der benutzerorientierten Aufstellung: "Elternwerden", "Alt und Aktiv", "Leben und Erzählen".

·         Aussondern veralteter Medien, Dauerflohmarkt

·         Einarbeiten der neuen Verbuchungsträger (RFID)

 

Einrichtungsplanung

·         Ausschreibung und Bestellung der Möbel

·         Ãœberarbeitung des EDV-Konzeptes

·         Feinplanung der Raumgestaltung

 

Umzug und Wiedereröffnung

·         Zeitraum September/Oktober 2007 mit dem Ziel, die Schließzeit so gering wie möglich zu halten.

·         Wiedereröffnung um den Tag des Buches (24. Oktober 2007) und der Nacht der Bibliotheken (26. Oktober 2007)

 

Leseförderung

·         In den Sommerferien "Sommerleseclub"

·         Kindermatinee

·         Klassenführungen im Rahmen des Möglichen

 

Das Alltagsgeschäft

·         möglichst lange störungsfrei durchführen

 

 

Ausblick auf die Zukunft

 

Das Jahr 2007 – die Bücherei besteht dann seit 70 Jahren – ist ein Jahr des Übergangs. Die neue Bibliothek ist das zentrale Thema, sie wird von allen, den Bürgern, den Nutzern, dem Bibliothekspersonal, gespannt erwartet.

 

Es wird eine Einrichtung entstehen,

die

·         ein größeres und differenzierteres Medienangebot (im Laufe der Zeit),

·         mit großzügigeren Öffnungszeiten und ausreichendem Beratungsangebot,

·         in einladenden, zentral gelegenen Räumlichkeiten mit Zonen zum Stöbern, Schmökern, Lernen und Unterhalten bietet,

 

die

·         intensive Programmarbeit für Kinder in Zusammenarbeit mit dem Jugend- und Kulturamt u. a. Partnern,

·         intensive Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmen des Landesprojekts "Schule und Bibliothek",

·         interessante Veranstaltungsangebote für Erwachsene in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ermöglicht,

 

die

·         die Veränderungen der Medienlandschaft beobachtet und für die Bevölkerung nutzbar macht (z. B. elektronische Medien, E-Books),

·         die Innenstadt belebt und Rheine lebenswert erhält.


Anlagen:

 

Anlage 1:     Teil-Plan 2007 – Produkt 1303 - Stadtbücherei