Betreff
Kulturpolitische Leitlinien für die Stadt Rheine
Vorlage
180/07
Aktenzeichen
VerwV-II/at
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag

 

Der Kulturausschuss beschließt als kulturpolitische Leitlinien für die Stadt Rheine folgende fünf Ziele:

 

1.     Die kulturelle Position von Rheine in der Region ausbauen.

2.     Die kulturellen Einrichtungen zum Glänzen bringen (Qualität! Qualität! Qualität!).

3.     Kultur für Familien erfahrbar machen (gemeinsam lernen, genießen,
erleben …).

4.     Kinder und Jugendliche bilden mit Kunst und Kultur.

5.     Vernetzung, Koordination und Vermarktung der Einrichtungen und Spielstätten optimieren.

 


Begründung:

In zwei Workshops zum Kulturprofil Rheines am 27. Oktober 2005 und am 26. April 2006, die sich zusammensetzten aus Politikerinnen und Politikern aller Fraktionen, Mitarbeitern der Verwaltung und der Kulturinstitute sowie Vertretern der „freien Szene“, wurden die o. g. Leitlinien im Konsens erarbeitet.

 

Der erste Workshop hatte die vordringliche Aufgabe, den Dialog über die Entwicklung und Profilierung der kulturellen Spielstätten in Rheine zu fördern. Dabei standen der offene Austausch und das Sammeln von Ideen und Anregungen im Vordergrund (siehe Anlage 1).

 

Der zweite Workshop sollte als Plattform dienen, auf der Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Sparten ihre Ergebnisse präsentieren; weiterhin sollte ein Entwurf für kulturpolitische Leitlinien diskutiert werden (siehe Anlage 2).

 

Profilierung der Spielstätten

 

Die Workshops flankierten einen Prozess in der Verwaltung und in den Kultureinrichtungen, dessen Auswirkungen auf die jeweiligen Einrichtungen im Folgenden kurz beschrieben wird:

 

1.     Die Stadthalle als wichtigster Spielort für das städtische Theaterprogramm und für Konzerte hat seit Ende 2006 einen neuen Pächter. Es wurde ein Pachtvertrag abgeschlossen, der soziokulturelle Veranstaltungen an 180 Tagen im Jahr ermöglicht, ohne dass die (kulturellen) Veranstalter hierfür bezahlen müssen. Ziel beim Abschluss des Pachtvertrages war eine Belebung der Stadthalle mit Musicals, Kabarett, Kleinkunst etc. und damit eine Steigerung der Besucherzahlen. Im Bereich Theater- und Konzertprogramme in der Stadthalle ist es gelungen, eine fruchtbare Kooperation aus Kulturservice und Ehrenamt (kultur.leben) zu etablieren. Die Verantwortlichen haben sich neben einer hohen Qualität des Programms und steigenden Besucherzahlen (siehe Vorlage 185/07) insbesondere die Einbindung von Schulen vorgenommen. So stiegen die Zahlen des Jugendabos von 37 auf 330. Und die unterrichtliche Einbindung von Theaterliteratur verfestigt sich.

Die Kooperation mit den Nachbarstädten und damit verbunden der Ausbau der kulturellen Position in der Region ist jetzt schon eine kleine Erfolgsgeschichte, die sich in weiteren Projekten (siehe Vorlage 185/07) fortsetzt. Der Stadthallenpächter plant im April/Mai 2007 sein Außencafé an der Ems zu eröffnen und wird somit zu einer Belebung des Emsufers beitragen. Die inhaltliche Ausrichtung der Stadthalle entspricht in allen Punkten den o. g. Leitlinien.

2.     Die Emsbühne wird zukünftig als „fliegender Bau“ durch die technischen Betriebe betrieben. Die Bespielung erfolgt mit Hilfe von Sponsoren über den Verkehrsverein. Inwiefern die Anforderungen der kulturpolitischen Leitlinien erfüllt werden, kann zurzeit nicht beurteilt werden.

3.     Der Falkenhof, im Zuge der REGIONALE 2004 zum stadtgeschichtlichen Museum umgebaut, wird 2008 fertiggestellt sein. Die sensationellen archäologischen Funde werden dann ebenfalls aufgearbeitet sein und 2009 in einer großen stadtgeschichtlichen Ausstellung präsentiert. Neben der ständigen Sammlung gibt es jährlich wechselnde Ausstellungen. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf Präsentationen mit stadtgeschichtlichem Bezug. Das Grafikkabinett entwickelt sich als ein wichtiger Ausstellungsort für das Gesamtkonzept „Grafikzentrum Westfalen“.

Mit den neuen Verbundkarten zum Besuch der Städtischen Museen und der sehr günstigen Familienkarte wird die starke Einbindung von Kindern, Jugendlichen und Familien gefördert. Die Angebote der Museumspädagogik (siehe Anlage 3) tragen erheblich zur zunehmend in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Bedeutung des Falkenhofs für die Stadt Rheine bei. Der Falkenhof erfüllt alle Anforderungen, die die kulturpolitischen Leitlinien an eine Einrichtung stellen.

4.     Kloster Bentlage und der vorgelagerte Salinenpark wurden als kulturelle Begegnungsstätte ausgebaut. Sie entwickelten sich zu einem wichtigen Leuchtturmprojekt in Nordrhein-Westfalen.

Die kulturellen Angebote, insbesondere in der Sparte Bildende Kunst, werden in der gesamten Region und weit darüber hinaus wahrgenommen. Die Zusammenführung der Aktivitäten in der Druckwerkstatt, im Kloster Bentlage und im Grafikkabinett des Falkenhofes zum Grafikzentrum Westfalens ist das erklärte Ziel der Beteiligten. Parallel dazu muss Bentlage als Initiativ- und Präsentationsstandort für zeitgenössische Kunst in regionaler und internationaler Kooperation gesichert und ausgebaut werden. Mit vielen tausend Besuchern im Jahr sind das Museum Kloster Bentlage mit der Westfälischen Galerie, die wechselnden Ausstellungen im Dormitorium, in den Kreuzgängen des Klosters und in der Scheune der Ökonomie Magnet für Kunstinteressierte von überall her.

Das Josef-Winckler-Haus mit den Ausstellungsstücken zu Winckler, die Lesungen unter der historischen Tanzlinde und weitere Veranstaltungen bringt zunehmend literaturbegeisterte Menschen nach Bentlage. Kultur- und gesellschaftspolitische Themen werden im „Bentlager Forum“ behandelt, ergänzt durch Lesungen der Europa-Brücke. Ganz wichtig für die Kinder- und Jugendarbeit und somit für die kulturelle Bildung bedeutend sind die Angebote in der Salzwerkstatt und die geplanten Angebote in der Druckwerkstatt sowie die immer gutbesuchten Familiensonntage und das Klosterfest. Alles in allem bildet Bentlage auch einen angemessenen Rahmen für Tagungen, Seminare, Hochzeiten und Feiern. Diese kommerzielle Seite bildet die finanzielle Grundlage, um dem angestrebten Ziel einer ganzjährigen Auslastung von Kloster Bentlage näher zu kommen. Ein Sponsoring- und Marketingkonzept wird zurzeit entwickelt.

5.     Die gemeinsame Unterbringung von Stadtbücherei, Stadtarchiv und Kulturservice im ehemaligen Volksbankgebäude wird im Oktober 2007 umgesetzt sein.

Die Stadtbücherei wird erheblich vergrößert und nach dem Umzug insbesondere verstärkt mit Schulklassen (Leseförderung) arbeiten. Aber auch das Theaterangebot für Kinder wird hier etabliert. Das Stadtarchiv kann dann, da die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, erstmalig mit Schülerinnen und Schülern arbeiten.

Im Erdgeschoss der Mall wird es den Eingangsbereich der Stadtbibliothek geben, und der Kulturservice wird hier alle kulturellen Angebote in Rheine präsentieren und umfassend informieren.

6.     Die Zusammenführung von Volkshochschule und Musikschule zum Ende des Jahres 2007 im Josef-Winckler-Zentrum ist der letzte Baustein, den es umzusetzen gilt. Ziel ist es hier, ein (Weiter-)Bildungszentrum zu etablieren. Die Konzeption wird nach der Sommerpause vorgelegt.

Noch ein Wort zu den Spielstätten:

Die oben aufgezählten Veranstaltungsorte zeigen, dass in Rheine kein zusätzlicher Bedarf an weiteren Veranstaltungsorten besteht. Vielmehr ist schon jetzt ein Wettbewerb der Spielstätten untereinander zu beobachten, der durch kluge Absprachen der Akteure untereinander zum steigenden Niveau der kulturellen Angebote beiträgt.

 

Die immer enger werdenden finanziellen Spielräume zwingen in besonderer Weise Prioritäten zu setzen. Deswegen wurden in Zusammenarbeit mit vielen Kulturakteuren in zwei Workshops die vorliegenden kulturpolitischen Leitlinien für Rheine in großer Übereinstimmung erarbeitet. Sie sind Grundlage für zukünftige Entscheidungen, um den Status Quo der kulturellen Grundversorgung mit den vorhandenen Spielstätten zu halten und um sich über das herausragende Angebot im (über-)regionalen Bereich zu profilieren.

Kulturaktivitäten der vergangenen Jahre


Die Verknüpfung von Kultur- und Bildungseinrichtungen ist der richtige Weg. Im Folgenden wird beispielhaft ausgeführt, was im Einzelnen in Rheine bereits erfolgreich durchgeführt wird.

1.    Die kulturelle Position von Rheine in der Region ausbauen.

Das (kulturelle) Mittelzentrum Rheine hat mit seinem hochwertigen Angebot die Chance, die kleineren umliegenden Gemeinden mit zu versorgen.

Ø    Die Leuchttürme Kloster Bentlage und Falkenhof zeigen Ausstellungen
       mit überregionaler Bedeutung. Gemeinsam etablieren sie sich als
       Grafikzentrum Westfalens. Bentlage profiliert sich weiterhin als
       kooperative Ideenschmiede und herausragender Ausstellungsstandort für
       zeitgenössische Kunst in regionaler und internationaler Kooperation.

Ø    Das Theaterprogramm in der Stadthalle zieht nicht nur Interessierte
       aus dem Kreis Steinfurt, sondern auch aus den niedersächsischen
       Nachbargemeinden nach Rheine.

Ø    Das Kammermusikangebot in Kooperation zwischen dem Falkenhof und
       dem Bagno profiliert die Standorte.

Ø    Die neue Stadtbibliothek wird künftig wieder eine herausragende
       Stellung als Mittelpunktbibliothek einnehmen.

2.    Die kulturellen Einrichtungen zum Glänzen bringen (Qualität!
Qualität! Qualität!).

Gerade in Zeiten finanzieller Krisen darf der Erfolg von Kultur nicht in erster Linie an die Besucherresonanz als Grundlage der finanziellen Ausstattung gekoppelt werden. Rheine hat kulturelle Marken, die es weiter zu entwickeln gilt.

Ø    Musikschulschüler konzertieren im Falkenhof
Ø    Stunde der Musik in Bentlage
Ø    Wir bewegen Kunst (in Bentlage)
Ø    Lesungen unter der Tanzlinde (am Josef-Winckler-Haus)
Ø    theater.leben in der Stadthalle
Ø    der Orgelsommer in den Rheiner Kirchen und in Kooperation mit dem
       Umland
Ø    Nacht der Museen in Rheine
Ø    Kleinkunstfestival

3.    Kultur für Familien erfahrbar machen (gemeinsam lernen, genießen,
erleben …).

Seit dem ersten Workshop im Oktober 2005 wird im Kulturdezernat darauf hingearbeitet, dass alle Kulturinstitute Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Familien etablieren. Dabei ist wichtig, dass die Angebote Qualität haben und bezahlbar für die Familien sind. Auch auf Angebote, die den interkulturellen Dialog fördern, wird großen Wert gelegt.

Ø    Familiensonntage in Bentlage
Ø    Familienkarte für die Städtischen Museen

4.    Kinder und Jugendliche bilden mit Kunst und Kultur.

Eine Stärkung der kulturellen Bildungsarbeit und der Weiterbildung schaffen das notwendige kulturelle Klima. Alle Kultur- und Bildungseinrichtungen in Rheine haben inzwischen Angebote für Kinder und Jugendliche im Programm.

Ø    Museumspädagogische Angebote im Falkenhof, in Kloster Bentlage und
       im Josef-Winckler-Haus
Ø    Jugendabo im Theater und für Konzerte
Ø    Leseförderung in der Stadtbibliothek
Ø    Kinder- und Jugenduni in der VHS (ab August 2007)

5.    Vernetzung, Koordination und Vermarktung der Einrichtungen und Spielstätten optimieren.

Die größtmögliche Zusammenarbeit aller Beteiligten in der Kultur mit dem Ziel eines optimalen Kulturmarketings wird angestrebt, denn der Wirtschaftsstandort Rheine wird auch an seinem Kulturangebot gemessen.

 Ø   Optimierung des Internetauftritts
 Ø   Ticketing
 Ø   touristisches Potential herausarbeiten

Die Ausführungen bis hierhin geben einen Überblick über die intensiven Kulturaktivitäten der vergangenen 2 Jahre.

Einige Aufgaben sind noch kurz- bis mittelfristig auf den Weg zu bringen:

Ø  Sponsoring- und Marketingkonzept Kloster Bentlage

Ø  Drucksymposium in Rheine (Kloster Bentlage und Falkenhof)

Ø  Kinder- und Jugenduni in der VHS (ab August 2007)

Ø  Vernetzung herausgehobener und besonderer Spielstätten und Veranstaltungen im Kreis Steinfurt und auch darüber hinaus. (Gemeinsame Veranstaltungsreihen wie „Open-Air Theater im Kreis Steinfurt“, Auftritt des Theaters Titanick im Münsterland, Zusammenarbeit im Konzertprogramm oder gemeinsame Präsentation der „kulturellen Leuchttürme“)

Ø  Erstellung eines Gesamtkonzeptes für kulturelle Bildung. (Dazu gehört u. a. ein kontinuierliches Angebot von Musik, Kunst, Leseförderung in der Offenen Ganztagsschule. Die außerschulischen Lernorte wie z. B. Salzwerkstatt, Zooschule, Druckwerkstatt, Imkereimuseum auf der Hoovesaat, Literatur im Josef-Winckler-Haus müssen bekannt gemacht und in die Aktivitäten der Schulen eingebunden werden. Das Land NRW hat eine Ausschreibung dazu veröffentlicht. Die Stadt Rheine wird sich mit allen Kulturinstituten und den Schulen bewerben.)

Ø  …………………….

Ø  …………………….


Anlagen:

- Anlage 1 – Workshop Kulturprofil 27.10.2005

- Anlage 2 – Workshop Kulturprofil 26.04.2006

- Anlage 3 – Flyer Jahresprogramm Museen