Betreff
Weiterentwicklung von Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren
Vorlage
197/07
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

 

Der Jugendhilfeausschuss beschließt, dem Ministerium für Generationen, Familie Frauen und Integration des Landes NRW im Rahmen der 2. Ausbaustufe zur Schaffung von Familienzentren die 3 nachstehend genannten Bewerber zu melden:

 

1.                 Ev. Kindergarten Jakobi, Mittelstraße 105           als Einzelbewerber

 

2.                 Caritas-Kindertagesstätte Ellinghorst,

Freiherr-von-Beust-Straße 20,                          als Einzelbewerber

 

3.                 Kath. Kindergarten St. Marien,                           )

Osnabrücker Straße 339,                                  )  als Verbundbe-

Haus der Kinder St. Martin,                                )  werbung

Osningstraße 136,                                             )

 


Begründung:

 

Allgemeines:

 

Die Landesregierung NRW hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2012 landesweit 3000 Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren weiterzuentwickeln. Ziel ist es dabei, die kinder- und familienorientierten Leistungen zu bündeln, qualitativ weiter zu entwickeln und den Familien ein ganzheitliches Angebot über die Tageseinrichtungen für Kinder „aus einer Hand“ anzubieten. Das Angebot soll niedrigschwellig und umfassend angelegt werden und gut zugänglich – auch für Familien mit Zuwanderungsgeschichte – sein.

 

Als Planungsgrundlage für den weiteren Ausbau bis zum Jahr 2012 dient ein Schlüssel auf der Basis der Anzahl der Kinder im Alter von 0 – 6 Jahren. Nach diesem Schlüssel sollen im Endausbaustadium im Jahre 2012 in Rheine 12 Familienzentren entstehen. Für die am 01. 08. 2007 beginnende 2. Ausbaustufe wurden der Stadt Rheine neben der bereits arbeitenden Piloteinrichtung 3 weitere Familienzentren zugeteilt.

 

Nachdem die teilnehmenden Einrichtungen für die Pilotphase im Jahre 2006 direkt vom zuständigen Ministerium in Düsseldorf ausgewählt worden sind, soll die Auswahl der Einrichtungen, die in der 2. Ausbaustufe an den Start gehen können, durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe erfolgen. Bei der Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren sollen bestehende sozialräumliche Bedingungen Berücksichtigung finden. Da die Gestaltung der örtlichen Infrastruktur der kommunalen Jugendhilfeplanung obliegt und die sozialraumbezogenen Kenntnisse der Jugendämter für den weiteren Ausbau der Familienzentren in die Fläche unverzichtbar sind, soll die Auswahl der Familienzentren künftig maßgeblich durch die Jugendämter erfolgen. Aus diesem Grunde ist die Auswahl der entsprechenden Einrichtungen durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe vorzunehmen.

 

Die ausgewählten Einrichtungen erhalten ab dem 01. 08. 2007 eine mtl. Förderung des Landes in Höhe von 1.000,00 € und werden zugleich zur Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen. Die Zertifizierung muss binnen eines Jahres erfolgen. Gelingt die Zertifizierung nicht im ersten Durchgang, erhalten die Einrichtungen ein zweites gefördertes Entwicklungsjahr. Bei weiterem negativem Ausgang läuft die finanzielle Förderung aus.

 

Um das Auswahlverfahren für die 2. Ausbaustufe zu starten, hat die Verwaltung am 28. 02. 2007 alle Träger der Tageseinrichtungen für Kinder und die Einrichtungen selbst über den aktuellen Sachstand informiert mit der Bitte, sich bei bestehendem Interesse bis zum 13. 04. 2007 bei der Verwaltung für die 2. Ausbaustufe zu bewerben. In diesem Anschreiben wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Kriterien für ein Familienzentrum sich insbesondere an folgenden Punkten messen lassen müssen:

 

1.                Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien

2.                Familienbildung und Erziehungspartnerschaft

3.                Kindertagespflege

4.                Vereinbarkeit von Familie und Beruf

5.                Sozialraumbezug

6.                Kooperation und Organisation

7.                Kommunikation

8.                Leistungsentwicklung und Selbstevaluation

 

Diese Kriterien sind auch die Grundlage für die Zertifizierung.

 

Folgende Bewerbungen sind bei der Verwaltung eingegangen:

 

Planungsbezirk

Einrichtung

Bemerkungen

links der Ems

Kath. KiGa St. Michael

 

Einzelbewerbung

links der Ems

Caritas KiTa Ellinghorst

 

Einzelbewerbung

links der Ems

Ev. KiGa Jakobi

 

Einzelbewerbung

links der Ems

Janusz Korczak-KiGa

 

Einzelbewerbung

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

Kath. KiGa St. Marien,

Eschendorf

Kath. KiGa Haus der Kinder St. Martin

Verbundlösung

Eschendorf

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

Ev. KiGa Johannes

 

Einzelbewerbung

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

Kinderland-Kindergarten

Einzelbewerbung

Südraum

Kath. KiGa St. Marien,

Mesum

Kath. KiGa St. Josef, Mesum

Verbundlösung

Mesum

Südraum

Lummerland-KiGa, Mesum

Einzelbewerbung

 

 

 

Eschendorf, Gellendorf, Rodde

Einrichtungen der Kath. Kirchengemeinde Herz-Jesu/St. Konrad

Absichtserklärung vom 10.04.2007 mit dem Inhalt, bis 2012 ein Familienzentrum als Verbundlösung anzubieten.

 

Bei der Auswahl der Einrichtungen für die 2. Ausbaustufe sind eine angemessene regionale Verteilung sowie die Sicherstellung der Trägervielfalt vor Ort zu gewährleisten.

 

Auswahlverfahren:

 

Zunächst ist festzustellen, dass alle eingegangenen Bewerbungen inhaltlich ein hohes fachliches Niveau aufweisen und die Auswahlkriterien allesamt erfüllt wurden. Somit waren erhöhte Anforderungen an die Auswahl der 3 zu berücksichtigenden Bewerbungen gestellt.

 

Die Auswahl der 3 im Beschlussvorschlag genannten Bewerber erfolgte unter Berücksichtigung folgender Kriterien:

 

Ø       gleichmäßige örtliche Verteilung

Ø       Trägervielfalt und insbesondere

Ø       sozio-strukturelle Faktoren

 

Insbesondere die sozio-strukturellen Faktoren werden nachstehend näher erläutert.

 

Verteilung der Einwohner in Rheine

 

Planungsbezirk

0<6

Gesamt Einwohner nur 1. Wohnsitz

Rheine links der Ems

34,23%

34,29%

Schotthock/Altenrheine

20,99%

21,80%

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

22,70%

23,60%

Südraum

22,07%

20,31%

Rheine gesamt

100,00%

100,00%

 

 

Gut ein Drittel aller Einwohner und der Kinder unter 6 Jahren wohnen im Planbereich „links der Ems“. Die Anteile für die übrigen Stadtbereiche machen etwa je 1/5 bis ¼ aus.


 

 

Profile der Planbezirke

Soziale Indikatoren

Planungsbezirk

Ausländer-anteil

Einwohner/ qkm

Anteile SGB II Empfänger an der Gesamtbe-völkerung

Anteile SGB II-Empfänger 0<18 Jahre in % der altersgl. Bevölkerung

Anteile SGB II-Empfänger 0<6 Jahre in % der altersgl. Bevölkerung

Sozialwohnungen/ Anzahl Haushalte in %

Anteile Erziehungshilfen 0<18 Jahre /pro 100 Einwohner der altersgl. Bevölkerung

Rheine links der Ems

5,55%

1075

11,87%

16,61%

21,54%

5,56%

2,35%

Schotthock/Altenrheine

7,88%

805

13,52%

18,83%

24,58%

6,25%

2,29%

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

5,78%

581

12,26%

15,06%

21,18%

6,41%

2,07%

Südraum

2,02%

223

5,43%

8,23%

10,72%

3,21%

0,83%

Rheine gesamt

5,39%

525

11,01%

14,77%

19,71%

5,50%

1,92%

 

Für die Beschreibung der Planbereiche stehen folgende Indikatoren zur Verfügung:

 

  • Ausländeranteil in %,
  • Einwohnerdichte = Einwohner pro qkm,
  • Anteil der SGB II Empfänger an der Gesamtbevölkerung,
  • Anteil der SGB II Empfänger unter 18 Jahren in % der altersgleichen Bevölkerungsgruppe,
  • Anteil der SGB II Empfänger unter 6 Jahren in % der altersgleichen Bevölkerungsgruppe,
  • Anteil der öffentlich geförderten Mietwohnungen in % der im Planbereich wohnenden Haushalte und
  • Anteil der Erziehungshilfen pro Einwohner unter 18 Jahren

 

Bis auf die Einwohnerdichte sind die höchsten Werte im Planbereich Schotthock/Altenrheine feststellbar. In diesem Planungsbezirk ist bereits ein Familienzentrum in Betrieb (St. Antonius).

 

Die Werte der Planungsbezirke „Eschendorf/Gellendorf/Rodde“ und „links der Ems“ sind annähernd gleich. Im Planbereich „links der Ems“ sind allerdings ca. 8.000 Menschen mehr beheimatet als in „Eschendorf/Gellendorf/Rodde“. Ausserdem ist hier die Erziehungshilfequote am höchsten, was darauf hinweist, dass hier hinsichtlich der Unterstützung in Erziehungsfragen der höchste Bedarf bestehen wird.

 

Auffallend niedrige Werte finden sich im Südraum wieder.

 

 

 

Standardpunktzahl Rheine = 0

 

Skalierter Wert der Indikatoren aus der Tabelle Indikatoren in %

 

Die Prozentwerte aus der Tabelle „Profile der Planbereiche Soziale Indikatoren“ werden auf einer Skala 0-100 skaliert. Der Wert für die Stadt Rheine insgesamt wird auf 0 gesetzt. Auf diese Weise lässt sich optisch deutlich darstellen, wie weit die Werte der unterschiedlichen Faktoren voneinander entfernt liegen. Abweichungen nach unten erscheinen als Minuswerte, Abweichungen nach oben als Pluswerte.

 

Deutlich wird, dass die Belastungsfaktoren des Südraumes im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet bis zu 80 Punkten nach unten abweichen.

 

Planungsbezirk

Ausländer-anteil

Einwohner/ qkm

Anteile SGB II Empfänger an der Gesamtbevölkerung

Anteil der SGB II-bezieher 0<18 Jahre in %der altersgl. Bevölkerung

SGB II-bezieher 0<6 Jahre

Sozialwohnungen/ Anzahl Haushalte in %

Anteil der Erziehungs-hilfen 0<18 Jahre /pro 100 Einwohner der altersgl. Bevölkerung

Rheine links der Ems

3

65

11

17

13

2

28

Schotthock/Altenrheine

42

33

31

38

35

24

24

Eschendorf/Gellendorf/Rodde

7

7

15

3

11

28

10

Südraum

-58

-35

-69

-62

-65

-72

-72

Rheine gesamt

0

0

0

0

0

0

0

 


 

 


 

 

Zusammenfassung:

 

  • Der Planungsbezirk links der Ems ist der bevölkerungsreichste und der dichtest besiedelte Planungsbereich in Rheine. Es ist ein Stadtteil, der sich gerade in einem Umbruch befindet, gekennzeichnet durch ein großes Neubaugebiet einerseits und durch recht alte Wohnungsbestände andererseits, die teilweise nun saniert bzw. abgebrochen und wieder neu gebaut werden. Außerdem ist bekannt, dass sich hier viele Aussiedler niedergelassen haben.

 

Auch die erhobenen Indikatoren weisen dieses Stadtgebiet neben dem Schotthock als Stadtgebiet aus, welches erhöhte Aufmerksamkeit bedarf. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, hier zwei Familienzentren einzu-richten und zwar im Jakobi-Kindergarten und, um in diesem Gebiet ei-

ne flächendeckende Verteilung zu gewährleisten, in der Caritas-Kindertagesstätte Ellinghorst.

 

Eine Berücksichtigung der Bewerbung des Michael-Kindergartens kommt nach Auffassung der Verwaltung wegen der Randlage der Einrichtung im Bereich Dorenkamp nicht in Betracht. Hier liegt der Jakobi-Kindergarten wesentlich zentraler. Ferner ist zu berücksichtigen, dass der Ev. Jakobi-Kindergarten auf Grund der Größe der Einrichtung einen größeren Adressatenkreis erreicht.

 

Der Janusz-Korczak-Kindergarten kommt für die anlaufende 2. Ausbaustufe unter Berücksichtigung der sozio-strukturellen Faktoren nicht in Frage. Eine kleinräumige Auswertung der Belastungsfaktoren hat dazu geführt, dass im Bereich Wadelheim innerhalb des Planungsbezirkes links der Ems die Belastungsfaktoren am geringsten sind.

 

  • Für den Planungsbezirk Eschendorf/Gellendorf/Rodde schlägt die Verwaltung die Verbundlösung für Eschendorf mit dem Kindergarten St. Marien/Eschendorf und dem Haus der Kinder St. Martin vor. Der Vorschlag wird auch deshalb so unterbreitet, weil durch die Verbundlösung ein wesentlich größerer Adressatenkreis erreicht wird.

 

Mitbewerber aus diesem Planungsbereich sind die Ev. Kindertagesstätte Johannes und der Kinderland-Kindergarten. Da bereits der Ev. Kindergarten Jakobi als Familienzentrum vorgeschlagen ist, würde ein Vorschlag zugunsten der Ev. Kindertagesstätte Johannes dazu führen, dass die 2 in Rheine vorhandenen Evangelischen Kirchengemeinden über je ein Familienzentrum verfügen würden. Dieses kollidiert zumindest zum jetzigen Zeitpunkt mit der angestrebten Trägervielfalt.

 

Der Kinderland-Kindergarten kann nach Auffassung der Verwaltung bei der Vergabe für die 2. Ausbaustufe nicht berücksichtigt werden, da die Entfernung zum Antonius-Kindergarten, der bereits seit einem ¾ Jahr als Familienzentrum arbeitet, lediglich 1 km ausmacht. Hier wäre dann der Grundsatz der gleichmäßigen örtlichen Verteilung verletzt.

 

 

  • Der Planungsbereich Südraum Rheine erweist sich nach den erhobenen Indikatoren als vergleichsweise unauffälliges Wohngebiet, dessen Belastungsfaktoren erheblich unter dem städtischen Durchschnitt liegen. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, in diesem Planungsbezirk für die 2. Ausbaustufe noch kein Familienzentrum vorzusehen.

 

 

Ausblick:

 

Bis zum Jahre 2012 wird es weitere Ausbaustufen geben. Im Rahmen dieser Ausbaustufen werden zusätzliche Tageseinrichtungen zu Familienzentren ausgebaut. Unter Berücksichtigung der gleichmäßigen örtlichen Verteilung wird dann der Südraum von Rheine oberste Priorität haben. Bei der weiteren Auswahl der entsprechenden Tageseinrichtungen werden insbesondere vor dem Hintergrund der Trägervielfalt auch die nichtkonfessionellen Träger Berücksichtigung finden müssen.