Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der
Sozialausschuss nimmt den Jahresbericht zur Ankommensberatung des Teams
Beratung und Begleitung von Zuwanderern zur Kenntnis.
Begründung:
Berichtszeitraum:
Dieser Jahresbericht umfasst den Erhebungszeitraum Oktober 2021 bis September 2022.
(Erhebungszeitraum Mitte 2018 bis September 2021 vgl. Vorlagen 334/20 und 529/21)
„Alte“ und „neue“ Zielgruppen
Jährlich gibt es eine
Zuwanderung nach Rheine von mehreren hundert Menschen aus dem
Ausland/EU-Ländern. (siehe unten: Statistik der Zuzüge).
Ein nicht unerheblicher Teil
kam in den letzten Jahren über die EU-Freizügigkeitsregelungen als
Arbeitsmigranten oder den Familiennachzug nach Rheine.
Das Team Beratung und
Begleitung von Zuwanderern hat im Jahr 2018 ein Konzept der Ankommensberatung
für diese Zielgruppe erstellt, um die neuen Bürger/innen über kommunale
Unterstützungsangebote zu informieren, aktiv zu Integrationsangeboten
einzuladen (z. B. Sprachkurse) und auch um Wünsche und Lebenssituationen
abzufragen bzw. mehr darüber zu erfahren.
Im Berichtszeitraum war die
Umsetzung des Konzepts der Ankommensberatung für neu Zugewanderte im qualitativ
und quantitativ definierten Umfang nicht möglich. Wie schon im Jahr 2021
berichtet, war ein aufsuchender aktiver Kontakt mit den neuen Zuwanderern wegen
der Pandemie erst einmal ausgeschlossen, es wurden die Willkommensbroschüren
und Kontaktdaten von Beratungsstellen zugeschickt. Angepasst an die
Coronaschutzvorgaben wurden die Zuwanderer dann zu Infogesprächen in die
Stadtteilbüros eingeladen. Etwa jeder 10. Angeschriebene suchte die
Beratungsstelle auf, und zwar immer mit einem konkreten Anliegen
(Antragsbearbeitung, Kita- oder Schulplatz finden…). Niemand kam, um sich „nur“
informieren zu lassen. Die Auswertung zeigt, dass die aufsuchende
Arbeit/Hausbesuche – ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Konzeptes
Ankommensberatung ist.
Der Berichtszeitraum wurde ab
dem 24. Februar 2022 durch den Ukraine-Krieg geprägt und überschattet. Die
Aufgabenschwerpunkte des Teams
Beratung und Begleitung von Zuwanderern verlagerten sich. Die
Unterbringung und Betreuung der ukrainischen Geflüchteten wurde aufgrund des
hohen Zustroms priorisiert und nahezu zur alleinigen Pflichtaufgabe des Teams
Beratung und Begleitung von Zuwanderern.
Im März 2022 schoss die Zahl
der Zuzüge in Rheine von jeweils 90 im Januar und Februar auf 563. Von den 563
Zuzügen kamen 420 allein aus der Ukraine. 348 der zumeist Frauen und Kinder
lebten in einem Familienverbund, 72 Menschen wurden als Alleinreisende in dem
Monat registriert. Das Team
Beratung und Begleitung von Zuwanderern ist aufgrund der Verdoppelung der
Bewohner/innen in städtischen Flüchtlingsunterkünften personell und inhaltlich
mit der Betreuung dieser Bewohner/innen mehr als ausgelastet, so dass das
Konzept der Ankommensberatung erneut angepasst werden musste.
Dazu konnte auf die strukturelle Erweiterung des Beratungsangebotes in
der Stadt Rheine durch den Förderbaustein „Case Management“ aus dem Programm
Kommunales Integrationsmanagement (KIM) zurückgegriffen werden. Dieser Baustein
wurde zum Herbst 2022 seitens des Landes ausgebaut. Die entsprechenden
Fördermittel fließen lt. Zuwendungsbestimmungen an den Kreis Steinfurt, der
nach einem Interessensbekundungsverfahren die Träger Lernen fördern e.V. und
Caritasverband Rheine e.V. mit 1,8 bzw. 1,7 Stellenanteilen mit der
Aufgabenwahrnehmung für Rheine beauftragt hat. Ziel des Case Managements soll sein,
diejenigen Zuwanderer zu unterstützen, die bisher keinen Zugang zu
Beratungsangeboten haben. Das trifft auf die Zielgruppe der Migranten in der
Ankommensberatung zu.
Das Case Management wurde in Zuständigkeiten rechts und links der Ems
unterteilt. Die Willkommensmappen der Ankommensberatung werden mit den
Kontaktdaten der neuen Berater*innen (siehe Anlage Flyer) an die zugezogenen
Menschen verschickt.
Verändert hat sich in Bezug auf das Konzept der Ankommensberatung zwar,
dass keine aufsuchende Arbeit geleistet werden kann, jedoch kann auch dieser
Zielgruppe zumindest ein Beratungsangebot gemacht werden.
Statistik der Zuzüge:
In der Statistik wurden alle
Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund aufgelistet, die aus dem In-
und Ausland mit ausländischem Pass nach Rheine zugezogen sind. Herausgefiltert
wurden Personen, die der Zentralen Erstunterbringung (ZUE – Damloup-Kaserne)
zugewiesen wurden und Personen, die in städtische Unterkünfte durch Zuweisungen
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oder nach einer Wohnsitzauflage nach §12a
AufenthG eingezogen sind.
In der folgenden Tabelle kann die Unterteilung in Alleinstehende, (Ehe-)
Paare und Familien, die vorwiegend als Arbeitsmigranten eingereist sind,
eingesehen werden.
(Eine Besonderheit
ist der Zuzug der ukrainischen Geflüchteten, die nicht als Arbeitsmigranten
einzustufen sind.)
|
Gesamt |
Familienmitglieder |
Paare |
Alleinstehende |
Aug.-Dez. 2018 |
490 |
116 |
63 |
311 |
2019 |
1303 |
343 |
159 |
801 |
2020 |
1013 |
247 |
146 |
620 |
2021 |
970 |
315 |
114 |
541 |
Jan.-Sept. 2022 |
1906 |
864 |
187 |
855 |
Unterteilt
sind Zuzüge der Familien/Familiennachzüge
aus dem In- und dem Ausland.
Zuzüge |
Inland |
Ausland |
Summe |
2018 (5 Monate) |
19 |
14 |
33 |
2019 (12 Monate) |
60 |
69 |
129 |
2020 (12 Monate) |
48 |
51 |
99 |
2021 (12 Monate) |
55 |
57 |
112 |
2022 (9 Monate) |
45 |
264 |
309 |
Folgende Tabelle weist die größten Gruppen der Zuwanderer ab 2018 aus.
Es fehlen in der Auflistung die eingereisten Nationalitäten mit geringer
Personenanzahl. Im Zeitraum von 2018 – 2022 sind die größten Zuwanderergruppen
die Rumänen und die Bulgaren. Die Ukrainer sind gesondert zu betrachten.
|
Zeitraum
08.-12.2018 |
Zeitraum 2019 |
Zeitraum 2020 |
Zeitraum 2021 |
Zeitraum 01.-09.2022 |
Gesamt |
Syrer |
44 |
121 |
132 |
98 |
92 |
487 |
Polen |
58 |
124 |
127 |
67 |
66 |
442 |
Rumänen |
89 |
363 |
361 |
224 |
308 |
1345 |
Serben |
18 |
41 |
37 |
31 |
17 |
144 |
Bulgaren |
87 |
183 |
255 |
132 |
185 |
842 |
Mazedonier |
|
66 |
33 |
47 |
39 |
185 |
Ukrainer |
|
|
|
|
849 |
849 |
Gesamt |
296 |
898 |
945 |
599 |
1556 |
|
Aus untenstehender Tabelle geht hervor, dass auch im Jahr 2022 bis zum September
die Rumänen und Bulgaren die größte Gruppe der Zuwanderer stellten.
Die Zuzüge der Menschen aus der Ukraine sind nicht zu berücksichtigen,
da der Einreisehintergrund ein anderer ist. Der hellblaue Balken verdeutlicht
den überproportionalen Zuzug.
Unten: Verdeutlichung des Zuzugs in 2022
Fazit:
Es wird deutlich, dass die Stadt Rheine ihre personellen Ressourcen in
der Unterbringung und Beratung kurzfristig auf die von hohen Unwägbarkeiten
geprägten Fluchtbewegungen reagieren muss. In dieser Priorisierung musste die
Ankommensberatung im Berichtszeitraum qualitativ und quantitativ angepasst
werden. Auf der Basis der neuen Förderstrukturen des Landes NRW mit dem
Kommunalen Integrationsmanagement kann das Konzept der Ankommensberatung
zumindest zum Teil weitergeführt werden. Fachlich muss jedoch festgehalten
werden, dass für die größte Zielgruppe der Ankommensberatung, der
EU-Arbeitsmigranten, die aufsuchende Arbeit ein deutlich größerer Erfolgsfaktor
ist als der Verweis auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines
Beratungsangebotes.
Anlage:
Flyer „Zuständigkeit Case Management in der Migrationsberatung in Rheine“