Betreff
Arbeitsbericht 2022 und Planungen 2023 der Jugendkunstschule der Stadt Rheine
Vorlage
428/22
Aktenzeichen
BdB-06021-4
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag/Empfehlung:

Der Kulturausschuss nimmt den Bericht über die Arbeit der Jugendkunstschule im Jahr 2022 und die Planungen für das Jahr 2023 zur Kenntnis.

 


Begründung:

 

1.    Allgemeines zur Jugendkunstschule Rheine

2019 wurde der Prozess zum Aufbau der Jugendkunstschule Rheine als Ergebnis der Kulturentwicklungsplanung begonnen. Bereits im Jahr 2020 öffnete sie mit ihrem ersten Programm in der Kulturwerkstatt Hohle Stiege ihre Tore. Seit Mitte 2021 ist die Jugendkunstschule gemeinsam mit dem Projektlabor Berufskolleg Rheine als Gemeinschaftsprojekt Dritter Ort / ARTandTECH.space (ATS) in der Lindenstraße 11 beheimatet.

 

Die Jugendkunstschule (JKS) gehört als Einrichtung der kulturellen Bildung zum Kulturservice der Stadt Rheine und ist Teil des Produktes 0602/Kulturförderung und Stadthalle. Das Kernteam der JKS umfasst derzeit (Stand Okt. 2022) 2 feste Mitarbeiterinnen. Eine künstlerisch-pädagogische Leitung (30 Std./W) und eine Verwaltungsangestellte (ebenfalls 30 Std./W) sowie 10 Honorarkräfte.

 

2.    Rückblick

2.1  Das Programm des 1. Halbjahres 2022 startete am 07.02.2022 mit 10 Kursen, 4 Projekten, 4 Besondersangeboten und 1 Herbstferienangebot.

 

Zur Erklärung:

Kurse= wöchentlich, im regelmäßigen Abstand mit Laufzeit von mind. 2 Monaten.

Projekte= Temporäre Termine (einzeln oder zusammenhängend)

Sonderangebote= Spezielle Angebote, für die Teilnehmenden kostenlos

Ferienangebote= Tages- oder Wochenangebote möglich

 

Nachfolgend wird dargestellt, wie sich die Teilnehmer/innen in diesem Halbjahr zusammensetzten.

 

 

2.2  2. Halbjahr 2022

Mit dem Einstieg in das 2. Halbjahr erfolgte ein Wechsel in der künstlerisch-pädagogischen Leitung. Nachdem die bisherige Stelleninhaberin Frau Wolff ihr Arbeitsverhältnis auf eigenen Wunsch zum 01.07.2022 beendete, konnte ab dem 01.08.2022 Frau Borgel als neue Leiterin gewonnen werden. Die Kursinhalte blieben weitestgehend gleich, da diese bereits im 1. Halbjahr geplant wurden. Hinzu kam in dieser Zeit aber eine Ausweitung des Förderprogramms „Sonderprojekte mit jungen Geflüchteten in NRW“. Es handelt sich hierbei um eine 100%-Förderung für kulturelle Angebote mit und für junge Menschen mit Fluchterfahrungen. Insgesamt konnten 6 Projekte realisiert werde die ohne Ausnahme sehr gut angenommen wurden. Die Gesamtfördersumme beläuft sich auf 34.255,87 €, von denen 9.723,87 € an Kooperationspartner weitergeleitet wurden bzw. werden. Fördergeber waren u.a. die LKD und die Kulturstiftung der Länder. Umgesetzt wurden dies Angebote in Zusammenarbeit mit dem Jugend- und Familiendienst, dem Katholischen Jugendwerk sowie dem Sozialdienst der ZUE.

 

2.3  Vergleich 1. HJ 2022 zu 2. HJ 2022

Das Kursangebot konnte im Laufe des Jahres weiter ausgebaut werden. So steigerte sich die Anzahl der angebotenen Kurse von 22 im 1. Halbjahr auf 27 im 2 Halbjahr. Damit verbunden stieg natürlich auch Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese beträgt (Stand Oktober) insgesamt 348 von denen 159 die Kurse des 1. Halbjahres und 189 die Kurse des 2 Halbjahres besuchten. Dies spiegelt sich allerdings nicht in einem Anstieg der Teilnehmerentgelte wieder, da gerade die Sonderprojekte niedrigschwellig und möglichst kostenfrei für die Jugendlichen realisiert wurden.

 

 

3.   Ausblick 2023

Erst einmal fokussieren wir uns auf das Kernziel der JKS Kinder und Jugendliche in Rheine von Kunst und Kultur zu begeistern und ihnen die immense Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen.

 

Dafür haben wir nachfolgende Etappenziele definiert

 

3.1  Ausbau der Programminhalte (Inhalt und Umfang)

Für das 1. Halbjahr 2023 haben wir das Programm bereits um 9 zusätzliche Angebote aufgestockt. Besonders hervorzuheben sind die beiden Kurse in der für die JKS neuen Sparte (Film und Foto).

Zudem startet in diesem Halbjahr ein erstes regelmäßiges Gemeinschaftsprojekt des ARTandTECH.space. Am Ausbau des Bereichs „Kunst trifft Technik“ ist allen Beteiligten sehr gelegen. Hier können die Synergieeffekte genutzt werden, die durch diesen einzigartigen und innovativen Dritten Ort entstehen.

 

Alles in Allem ist die Jugendkunstschule gut für das 1. Halbjahr 23 aufgestellt. Allerdings gibt es durchaus Sparten, die bislang nicht oder nur in geringem Umfang angeboten wurden. Wir planen, diese im 2. HJ besonders in den Fokus zu rücken.

Zum Beispiel:

-          Medienkompetenz (Film und Foto)

-          Literatur (Bsp. Poetry Slam)

-          Theater (als offene Gruppe)

 

Tatsächlich stellt uns das Jahr 2023 aber auch vor Herausforderungen jenseits von Corona und Energiekrise. 2023 müssen die Umbaumaßnahmen des ATS durchgeführt werden, um die Förderung von Dritte Orte nicht zu gefährden.

Was bedeutet das für uns als Jugendkunstschule?

In erster Linie einen Unsicherheitsfaktor, was die räumliche Nutzbarkeit betrifft, da der Umbau im laufenden Betrieb stattfinden soll und muss. In zweiter Linie bündelt das durchaus gewünschte Partizipationsverfahren viele personelle Ressourcen. Dennoch bietet ein Umbau die außerordentliche Chance die JKS und den ATS attraktiver, einladender und größer werden zu lassen. Zwischen all den Unwägbarkeiten, die 2023 für uns bereithält, ist diese Herausforderung eine spannende, heißerwartete und schöne!

 

3.2  Einstieg in den OGS Bereich

Da sich die Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen verändert hat, bedarf es auch einer Anpassung unserer Struktur. Mittlerweile verbringen ca. 43,7 % der Kinder und Jugendlichen, laut einer Analyse im Rahmen des Kinder- und Jugendförderplan 2021 – 2026, zwischen 36 – 40 Stunden die Woche in der Schule, 26,7 % zwischen 31 – 35 Stunden und 14 % sogar mehr als 40 Stunden.

Hinzukommen noch langjährige und konstante Freizeitaktivitäten wie Sport/Vereinsmitgliedschaften etc. Das heißt das Zeitfenster in welchem die Kinder und Jugendlichen erreichbar sind, ist sehr eingeschränkt.

Mit diesem Wissen und mit dem Augenmerk auf das obengenannte Kernziel wird klar, dass die Jugendkunstschule auch dahingehen muss, wo sich die Kinder aufhalten um den Einstieg so barrierefrei wie möglich zu gestalten. Da der Bereich OGS bereits von aktiven und etablierten Vereinen bzw. Institutionen bespielt wird, sollte sich die JKS nicht in eine Konkurrenzsituation begeben, sondern sich in Kommunikation mit den ansässigen Beteiligten eine Nische suchen. Raum scheint es genug zu geben.

 

Ein anderer Ansatz sich in das bestehende Schulsystem zu integrieren ist, ein attraktives Programm für die Schulen zu schaffen, welches für Projekttage und Schulausflüge genutzt werden kann. Hier hat die Jugendkunstschule die räumliche Möglichkeit, die Materialien und die Kompetenz eine Schulklasse an einem außerschulischen Lernort willkommen zu heißen.

 

3.3  Stadtteilarbeit „KreativMobil“

Auch hier dreht sich alles darum, Kinder und Jugendliche da abzuholen, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben; in ihrem Quartier. Ziel ist es hier, auch die Kinder und Jugendliche zu erreichen, die nicht von Haus aus mit Kunst in Berührung kommen. Uns ist bewusst, dass dies ein Projekt ist, welches nur auf lange Zeit und durch Kontinuität Erfolg haben kann. Durch die Kommunikation mit anderen Jugendkunstschulen können, für die Konzeption einer stadtteilorientierten mobilen Kulturarbeit, bereits bestehende Erfahrungen mit einfließen, denn obwohl sich Lebensräume deutlich voneinander abheben, können doch einzelne grundlegende Erfahrungen aus anderen Städten übernommen werden.

 

Ganz im Zeichen der Kooperationen sollen auch in diesem Bereich die dort ansässigen Kinder- und Jugendhilfeinstitutionen mit ins Boot geholt werden.

 

4.      Struktureller Ausblick

Mit Blick auf die steigenden Betriebskosten, die stetige Erweiterung des Programms und unsere gesetzten Ziele ist es wünschenswert die Berechnung der Kurs- und Projektgebühren neu zu definieren. Derzeit gilt noch der Grundsatz, dass für eine Stunde eine Kursgebühr von einem Euro erhoben wird. Dieser Betrag ermöglicht zwar auf einem finanziell niedrigschwelligen Niveau die Angebote der JKS anzubieten, bedeutet aber auch, dass im Haushaltsjahr 2022 Teilnehmerentgelte in Höhe von voraussichtlich 4.600 € erwirtschaftet werden.

 

Es sollte deshalb auch als Ziel formuliert sein, dass sich jeder Kurs, was die Materialkosten und das Dozentenhonorar betrifft, durch Teilnehmerentgelte und Fördermittel selbst trägt. Hieran gilt es zu arbeiten.

Ziel ist es nicht Gewinne zu erwirtschaften, dennoch sollte auf lange Sicht das Ziel sein, als JKS nahezu selbsterhaltend arbeiten zu können.

In diesem Sinne freuen wir uns auf ein spannendes, kreatives und ereignisreiches Jahr 2023