Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Kulturausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.
Begründung:
Jahresbericht der Stadtbibliothek für
das Jahr 2014
Arbeitsplanung für das Jahr 2015
„Der Zugang zum Benötigten ist wichtiger als Besitz …
Wettbewerb weicht der Zusammenarbeit“
aus: Rifkin, Jeremy:
Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft: das Internet der Dinge, kollaboratives
Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus, Frankfurt: 2014.
Carsharing ist in
Großstädten kaum noch wegzudenken; Leihfahrräder findet man an vielen Bahnhöfen
und anderen Orten in der Stadt; Wohnungen werden geteilt ebenso wie
Fähigkeiten. Das Zusammenführen von Interessen und Interessenten ist dank des
Internets sehr einfach geworden.
Für die Bibliotheken
gilt die oben genannte Maxime schon sehr lange. Die exklusiven
Fürstenbibliotheken waren noch Ausdruck der Macht; die Bürgerbibliotheken der
Städte boten Wissen und Literatur für die Honoratioren. Die heutigen
Bibliotheken sind Stätten des Freigeists. Bücher, Information und Bildung steht
allen zur Verfügung. Das Wissen wird geteilt, Bibliotheken arbeiten Hand in
Hand, um den größtmöglichen Nutzen für alle zu ermöglichen.
Wie das geschieht
und welche Leistungen die Stadtbibliothek 2014 für die Bürgerinnen und Bürger
erbracht hat, wird im Jahresbericht dargestellt.
Die Aufgabe der Bibliothek
wird im Haushaltsplan in der Produktdefinition beschrieben:
Die Stadtbibliothek ist eine Einrichtung, die das Lebenslange Lernen
unterstützt durch:
1. Informationsversorgung für Aus-, Fort- und
Weiterbildung, Beruf und Freizeitgestaltung
2. Bereitstellen
und Erschließen von Literatur und anderen Medien
3. Vermitteln von Literatur und anderen Medien
zur Ausleihe, zur Nutzung im Haus oder zur digitalen Nutzung
4. Beschaffung
von Literatur aus anderen Bibliotheken (Fernleihe)
5. Schaffen
von Aufenthaltsqualität, die Lernen und Lesen ermöglicht
Konkrete Umsetzung
1. Informationsversorgung für
Aus-, Fort- und Weiterbildung, Beruf und Freizeitgestaltung
Die Stadtbibliothek
bietet einen Medienbestand von fast 100.000 Büchern, Zeitschriften, Hörbüchern,
Filmen und mehr an. 35 % des Bestandes besteht aus Sachbüchern zur Aus-, Fort-
und Weiterbildung, 25 % des Bestandes machen Kinderbücher aus, die zur
Leseförderung beitragen. Bei weiteren 25 % des Bestands handelt es sich um
audio-visuelle Medien, die sowohl im Erwachsenen- als auch im Kinderbestand
verfügbar sind; ca. 10 % des Bestandes ist der Belletristik zuzurechnen; die
letzten 5 % machen Zeitschriftenhefte und Karten aus.
Neben dem materiellen
Bestand an Medien bietet die Stadtbibliothek ihren Kunden auch digitale Medien
zum Ausleihen an. Diese Dienstleistung wird im Verbund mit 12 weiteren
Bibliotheken des Münsterlands realisiert. Insgesamt stehen etwa 18.000
elektronische Medien zur Ausleihe zur Verfügung.
Die Datenbank
„Munzinger Archiv“, die zitierfähige Länderinformationen, Biografien,
Wörterbücher und Lexika bietet, ist mit Unterstützung durch Landesmitteln lizensiert
worden; über den Katalog der Bibliothek besteht eine direkte
Download-Möglichkeit.
2. Bereitstellen
und Erschließen von Literatur und anderen Medien
Das Internet macht
es möglich, Informationen in fast jedes Haus zu tragen. Im vergangenen Jahr
wurde der Internetkatalog der Bibliothek aktualisiert, sodass das Bibliotheksangebot
rund um die Uhr und unabhängig von Öffnungszeiten einsehbar ist (www.rheine-bibliothek.de).
Die Bibliothek informiert schon während des Bestellvorgangs darüber, welche
Medien in der Bibliothek zu finden sein werden. Eine Vormerkung auf Gewünschtes
ist vom Interessenten selbst direkt umsetzbar.
Die Erschließung
geht inzwischen über den realen Bestand der Bibliothek hinaus. Früher lagen
Broschüren von staatlichen Stellen zu aktuellen Themen aus; heute sind im
Katalog Links zu den entsprechenden Internetquellen zu finden.
Kataloganreicherung
besteht auch darin, direkt bei einer Titelangabe auf Lesungen hinzuweisen, die
in Rheine stattfinden.
In der Bibliothek
selbst geschieht Erschließung durch Regalpräsentation und Medienausstellungen
im Ausstellungsbereich „Unter der Rolltreppe“. Zwei besondere Ausstellungen
fanden 2014 statt – im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe „1914, 1939
Kriegsbeginn“ und im Zusammenhang mit dem Thema der Buchmesse „Finnland“ wurden
jeweils Medien präsentiert. Gleichzeitig wurde eine Medienliste im Internet
hinterlegt, die auch jetzt noch auf die thematische Medienauswahl hinweist.
3. Vermitteln von Literatur und anderen Medien zur
Ausleihe, zur Nutzung im Haus oder zur digitalen Nutzung
Trotz aller technischen
Möglichkeiten ist die persönliche Vermittlung von Information und Literatur
nach wie vor von großer Bedeutung. Mitarbeiter von Kindergärten und Schulen
lassen sich über den Einsatz von Büchern für die Bildungsarbeit beraten und
Medien zusammenstellen; Schüler der Sekundarstufe II bekommen Hilfestellungen
bei der Recherche und Literaturbeschaffung für ihre Facharbeiten. Zur Festigung
der Zusammenarbeit mit Schulen wurde 2014 mit der Sekundarschule Rheine die
fünfte Bildungspartnerschaft mit einer Schule vertraglich vereinbart.
Vermittelt wird
Literatur auch im Sommerleseclub, der Schülerinnen und Schüler anspricht, in
den Ferien zu lesen. 395 Kinder haben sich 214 beteiligt.
Vermittelt werden
muss auch die Kompetenz, digitale Medien zu nutzen. Seit 2014 bietet die Stadt
zweimal im Monat eine offene ebook-Sprechstunde an.
Auch Einzelpersonen benötigen
und bekommen Hilfestellung bei der Suche nach Informationen und Literatur – häufig,
wenn besondere Lebenslagen bewältigt werden müssen.
4. Beschaffung von
Literatur aus anderen Bibliotheken (Fernleihe)
Eine
Mittelstadtbibliothek hat nicht alle Bücher und Informationen im eigenen Haus,
die für bestimmte Fragestellungen benötigt werden. Hier zeigt sich die
Bedeutung Satzes „Der Zugang zum Benötigten ist wichtiger als Besitz …“
besonders deutlich. Die organisierte Zusammenarbeit der Bibliotheken in
Deutschland macht es möglich, fast alles, was in Bibliotheken vorhanden ist,
auch in Rheine ausleihen zu können.
5. Schaffen von
Aufenthaltsqualität, die Lernen und Lesen ermöglicht.
Die Bibliothek
bietet einen geschützten Ort, der zum zwanglosen Verweilen einlädt, der
Kommunikation ermöglicht. Darüber hinaus wird die Bibliothek verstärkt genutzt,
um gemeinsam zu lernen. Schülergruppen treffen sich, um gemeinsam zu arbeiten –
Tische und Stühle reichen bei starkem Andrang oft nicht aus.
Zur
Aufenthaltsqualität gehört der Zugang zum Internet auf den eigenen Endgeräten –
seit Ende 2014 ist die Bibliothek mit einem WLAN-Netz ausgestattet.
Aufenthaltsqualität
bietet die Stadtbibliothek für Erwachsene, die in Ruhe und ohne Konsumzwang die
Zeitung oder eine Zeitschrift lesen wollen – der Lesebereich ist immer gut
genutzt. Für die Kinder gibt es einen Vorlesebereich mit besonderem Charme.
Wenn hier an jedem Mittwochnachmittag die ehrenamtlichen Vorleserinnen und
Vorleser loslegen, platzt der Raum fast aus den Nähten. Ein Bericht über das
Vorleseprojekt in Rheine wurde in der Fachzeitschrift PROLibris (Anlage 2)
veröffentlicht.
Nebenaufgaben – Nebenleistungen
In der
Produktdefinition des Haushaltsplans sind die originären Aufgaben der Bibliothek
beschrieben.
Die Bibliothek
bietet mit der Erfüllung dieser originären Aufgaben einen wichtigen Standortfaktor
für die Innenstadt. Im Jahr 2014 sind insgesamt fast 190.000 Besucher in der
Stadtbibliothek gezählt worden – junge Leute, alte Menschen, Rheinenser,
Auswärtige, Männer, Frauen. Hier im Rathauszentrum ist Leben und Bewegung durch
das Kommen und Gehen der vielen Menschen. Das lässt diesen Ort freundlich bleiben
und nicht trist und öde, wie andernorts, wo mit langem Leerstand von zentralen Gebäudekomplexen
zu leben ist.
Weil die Bibliothek
viele Menschen anzieht und Öffnungszeiten hat, die sich an Geschäftsöffnungszeiten
orientieren, ist das Dienstleistungsangebot erweitert worden. In der Bibliothek
werden auch Theaterkarten und der RheineGutschein verkauft – das sind Produkte
anderer städtischer Dienstleister.
Fazit für das Jahr 2014
Die Bibliothek hat
ihre Aufgaben erfüllt, 485.000 Entleihungen ermöglicht, an jedem Öffnungstag
sechs neue Bibliothekskunden gewonnen, 79 Veranstaltungen für Kinder in
Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Vorlesepaten oder dem Jugendamt organisiert
und dabei 3.000 Gäste begrüßt, 50 Klassenführungen durchgeführt, die
Bildungspartnerschaft mit der Sekundarschule vertraglich geregelt.
Die Bibliothek ist
wie ein dickes Buch: sehr vielseitig. Die Aufzählung aller Seiten wäre
ermüdend. Kurzum, die Bibliothek beackert alle Felder, die ihr zugewiesen sind
mit Liebe, Geduld und Zielstrebigkeit. Die Nutzer wissen es zu schätzen.
Arbeits- und Projektplan für die
Stadtbibliothek 2015
Das Jahr 2015 wird
bestimmt sein durch Fragen zur Haushaltskonsolidierung. In diesem Zusammenhang
wird ein Kulturentwicklungsplan erarbeitet werden. Die Stadtbibliothek wird
sich hier einbringen.
Medienbestand: E-Books werden im Verbund mit anderen
Bibliotheken angeboten. Mit Unterstützung der Klimastelle werden verstärkt
Medien zum Thema Klimaschutz bereitgestellt.
Besucher: Zahl stabil halten –
Servicequalität verbessern
Entleihungen: Entleihungen gehen leicht zurück, Nutzung
von eMedien steigt stark an – medialer Wandel wird sichtbar
Informationskompetenz: regelmäßige offene eBook-Sprechstunden
Zusammenarbeit mit Bildungspartnern und
anderen Bildungseinrichtungen:
·
Schulung
zur Informationskompetenz für die Sekundarstufe II für alle weiterführenden
Schulen
·
Bildungspartnerschaften
zwischen Bibliothek und Schulen ausbauen
Laufende Projekte:
Zusammenarbeit mit den Bibliotheken des Münsterlandes:
Muensterload und Digib – Zugang zu
elektronischen Angeboten wird inzwischen von 13 Bibliotheken getragen
Leseförderung: - Vorlesestunden
für Kinder – durchgeführt von Ehrenamt-
lichen – regelmäßig jeden Mittwoch,
darüber hinaus zu besonderen Anlässen.
- SommerLeseClub und JuniorSommerLeseClub - vom
Kultursekretariat Gütersloh unterstützt
- Kindermatinee am Sonntagmorgen in Zusammenarbeit
mit dem Jugendamt
- Aktionen der Stiftung Lesen „Lesestart“ und
„Deutscher Vorlesetag“ werden begleitet
- „Netzwerk
Bibliothek“ – Teilnahme an der bundesweiten Aktion im Herbst 2015.
„Nacht der Bibliotheken“: NRW-weite Aktion am 6. März 2015. Die
Bibliotheken laden in diesem Jahr unter dem Motto „eMotion“ ein. In der
Stadtbibliothek Rheine wird das weite Spektrum der Möglichkeiten gezeigt, ein
Kinderliedermacher wird da sein, unsere ehrenamtlichen Vorleserinnen und
Vorleser beteiligen sich, Autoren und Musiker aus Rheine stellen sich vor, und
lernen kann man auch was, denn wie das mit den E-Medien so funktioniert, wird
ganz genau erklärt.
Sonstige Dienstleistungen:
Verkauf von Eintrittskarten für
städtische Veranstaltungen
Verkauf von RheineGutscheinen für das
Wirtschaftsförderungsamt
Projekte 2015:
Bestandsrevision: Allgemeine Systematik für Bibliotheken wurde
zentral überarbeitet. Die Sachgruppen K, M, S, V, W stehen zur Aktualisierung
an.
Internetkatalog: Neuer Internetauftritt der Stadtbibliothek
– weitere Funktionen werden frei geschaltet.
Web 2.0- Funktionen sollen eingebunden
werden.
Unzulänglichkeiten:
Platzmangel - Regalfläche
fehlt im Romanbereich und in der Kinderabteilung
-
Platz
für Gruppenangebote und Lernumgebung für Einzelne nicht ausreichend
-
Aufenthaltsqualität
für Jugendliche ist nicht gegeben
Evaluation: Teilnahme am BIX – Bibliotheksindex
Kulturausschuss 2015 -
Tagesordnungspunkte der Stadtbibliothek
18. März 2015 -
Jahresbericht 2014, Arbeitsplanung 2015
17. Juni 2015 -
Besichtigung der Stadtbibliothek Bielefeld
16. September 2015 -
Ergebnisse des Bibliotheksvergleichs BIX
Anlagen:
1. Produktplan mit Kennzahlen 2014
2. PROLibris 4/14: Wigger, Elsbeth: Gelingende Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen am Beispiel des Vorleseprojekts in Rheine, S. 152 - 157