Beschlussvorschlag/Empfehlung:
Der Bau- und Mobilitätsausschuss nimmt die
Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu den Vari-anten Vorplanung Staelscher Hof
zur Kenntnis und beschließt, dass die durch das Büro GREENBOX erstellte
Variante „Grüner Hof“ in der dieser Vorlage als Anlage 3 beigefügten Fassung
Grundlage der weiteren Planung und Entwicklung ist.
Die Verwaltung wird beauftragt, gemäß dieser Vorgabe
eine Entwurfsplanung zu erstellen und dem Ausschuss zur Erörterung und weiteren
Beschlussfassung vorzulegen.
Begründung:
A. Grundlagen und Hintergründe
Der Rahmenplan Innenstadt hat den Bereich Staelscher Hof bzw. das Umfeld rund um ehemals Hertie entsprechend als Maßnahme im Handlungsfeld A „Besondere Orte in der Innenstadt“ aufgeführt. Durch die Umnutzung des ehemaligen Modehauses Mensing im Rathauszentrum II sowie die Neuentwicklung der Hertie-Flächen als Stadthotel ist zu erwarten, dass der Staelsche Hof sowie die umliegenden Geschäfte stärker genutzt und frequentiert werden. Auch der seit der Schließung der Hertie-Filiale weniger genutzte Spielort soll für verschiedene Nutzergruppen attraktiver gestaltet werden.
Für eine Antragstellung auf Städtebaufördermittel wird eine abgestimmte, politisch beschlossene Entwurfsplanung samt Kostenberechnung benötigt. Aufgrund der starken Verknüpfung zu den Projekten „Neuentwicklung des Standortes ehemals Karstadt / Hertie“ und der „Funktionserweiterung, Neustrukturierung des Rathauszentrums einschließlich neuem Multifunktionssaal und Stadtbibliothek“ ist eine frühzeitige Planung sinnvoll.
Bei der Planung sind wichtige Aspekte:
- die Neugestaltung und Aufwertung der bestehenden Spielmöglichkeiten und eine Erweiterung durch neue Elemente und Angebote,
- die Entwicklung von Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten inkl. Grüngestaltung unter Beachtung der funktionalen Erfordernisse (u. a. Radverkehr, Radabstellplätze), sowie
-
die Berücksichtigung der baulichen Entwicklungen
im Umfeld (Hertie und Rathauszentrum II), insbesondere die Entstehung der
Fuge als Durchgang bzw. Stadteingang von der Matthiasstraße
Im Mai 2020
wurde das Büro GREENBOX, Köln, mit der Entwicklung einer Vorentwurfsplanung
beauftragt. Unterstützt wird das Büro GREENBOX durch das Büro Reicher Haase
Assoziierte, Dortmund, die hauptsächlich die Vorbereitung und Durchführung der
Bürgerbeteiligungen bearbeiten werden.
B. 1. Phase der Bürgerbeteiligung
Aufgrund der
aktuellen Situation bezüglich der Corona-Pandemie war die Planung und
Durchführung einer Bürgerwerkstatt in der Stadthalle nicht möglich. Daher wurde
von der Verwaltung ein alternatives Beteiligungskonzept erarbeitet.
Das
Beteiligungskonzept bestand aus drei Komponenten. Vom 27. Juli 2020 bis
zum 28. August 2020 fand eine Online-Befragung auf der
Internetseite der Stadt Rheine statt. In dieser wurden die Anregungen der
Bürger zu folgenden Themenfeldern abgefragt:
- Veranstaltungen, Freizeit und Spiel,
- Gestaltung, Aufenthaltsqualitäten und Wegebeziehungen,
- Umwelt, Grün und Klimaschutz sowie
- Einkaufen, Gastronomie und Dienstleistungen.
Außerdem
wurden Postkarten an die Innenstadtakteure und die Anlieger rund um den
Staelschen Hof versandt sowie in einigen Geschäften, dem Rathaus und der
Stadtbibliothek ausgelegt. Auf der Rückseite der Postkarte hatten die
Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen einzuzeichnen oder zu
verschriftlichen.
Anfang August
2020 fanden zusätzlich Vor-Ort-Begehungen in Kleingruppen auf dem Staelschen
Hof statt. An zwei Abenden hatten die Bürgerinnen und Bürger in Kleingruppen
die Möglichkeit, sich über die Maßnahme zu informieren, Fragen zu stellen und
ihre Anregungen in die weitere Planung einzubringen. Ein Bestandteil der
Vor-Ort-Beteiligung war die Partizipation der Kinder und Jugendlichen, die über
die Stadt-Schülervertretung sowie den Kinderbeirat gesondert zu diesem Termin
eingeladen wurden.
Die im Rahmen
der Bürgerbeteiligung eingegangenen Anregungen wurden von der Verwaltung
gesichtet und ausgewertet.
Die
Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und ihre Dokumentation sind gemäß Beschluss
des Bauausschusses vom 29.10.2020 (Vorlage Nr. 337/20) Bestandteil des Inputs
für den weiteren Entwicklungsprozess rund um den Staelschen Hof.
C. Variantenplanung
Unter
Berücksichtigung der Anregungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der parallel
laufenden Planungen zum Rathauszentrum und der Umnutzung der ehemaligen
Hertie-Immobilie hat das Büro GREENBOX verschiedene Varianten einer Vorplanung
(siehe Anlage 2) erarbeitet.
C.I Konzept
01 – GRÜNDYNAMIK | Spielen, Leben und Erleben
Das Konzept
01 – GRÜNDYNAMIK konzentriert sich auf Aufenthalts- und Spielräume im
öffentlichen Raum. Die Standorte der Bestandsbäume des Staelschen Hofs bleiben
dabei erhalten, werden durch weitere Gehölze ergänzt und von geschlossenen
Grünflächen umsäumt. Entlang der Grünflächen verlaufen durch Material und Farbe
abgesetzte Bereiche, die eine mögliche Bewegungsrichtung vorgeben. Entlang
dieser Bereiche befinden sich durch die Bäume verschattete Verweilzonen und
Treffpunkte, aber auch Spielbereiche, sodass der Platz vielfältige
Nutzungsmöglichkeiten bietet.
Im
nordöstlichen Bereich wird das vorhandene Wasserspiel aufgewertet und durch
weitere Kinderspielgeräte ergänzt. Durch schattenspendende Gehölze und die
Verdunstungskälte wird ein kühlender Bereich geschaffen, der eine hohe
Aufenthaltsqualität für verschiedene Nutzergruppen bietet.
Im Zentrum
des Platzes bleibt ein Teilbereich frei von Möblierung und
Gehölzneupflanzungen, sodass dieser für Markstände oder kleinere
Veranstaltungen, wie sie bislang auf dem Staelschen Hof stattgefunden haben,
genutzt werden kann.
Die linearen
Grünstrukturen werden ebenso in den Zugangsbereichen des Platzes aufgegriffen
und sorgen für einen harmonischen Übergang in Richtung Staelscher Hof. Dieser
wird dadurch an die Innenstadt und den Borneplatz angeschlossen.
C.II Konzept 02 – Klima Oasen | Aufenthalt, Ruhe und
Kühle
Das Konzept 02 – KLIMA OASEN bindet die vorhandenen Gehölze sowie das
kreisförmige Baumbeet und das Wasserspiel im nordöstlichen Bereich des
Staelschen Hofs ebenfalls mit ein. Die Formen der Bestandselemente werden im
Konzeptentwurf aufgenommen, so weisen Spiel-, Grün- und Aufenthaltsflächen
kreisrunde Formen auf. Dadurch wird der Oasen-Charakter des Konzeptes
wiedergespiegelt. Im Vordergrund steht bei dem Konzept der Klima Oasen die
Kühlung des Stadtraumes, der als Aufenthaltsraum – auch im Hochsommer - genutzt
werden soll.
Der Kinderspielbereich rund um das bestehende Baumbeet wird durch weitere
großzügige und beschattete Spielflächen aufgewertet. Ergänzend dazu erhöhen
Wasserspiele und leicht erhöhte Holzdecks und Platzintarsien die
Aufenthaltsqualität des Staelschen Hofs an verteilten Standorten.
Die
Raumkanten des Platzes werden durch lineare Strukturen eingefasst und
verstärken den Oasen-Charakter des zentralen Platzbereiches. So bleiben die
gebäudenahen Bereiche in ihrer Funktion und Nutzung erhalten und werden den
angrenzenden Gebäuden zugeordnet (z. B. Außengastronomie).
Das Konzept
weist eine Vielzahl von Verweilmöglichkeiten auf, die die Passanten zur
Erholung mitten in der Stadt einladen. Der Versiegelungsgrad wird im Vergleich
zum jetzigen Bestand deutlich reduziert, die bekannten und bewährten
Wegebeziehungen bleiben aber überwiegend unberührt.
C.III Konzept 03 – Grüner Hof | Maximaler Grünanteil
Das Konzept
03 – GRÜNER HOF wird durch den maximierten Anteil an Grünstrukturen geprägt.
Der Anteil der Grünflächen an der Gesamtfläche des Betrachtungsraumes liegt
somit bei etwa 22%. Die Gestaltung des Platzes greift bestehende Gebäudekanten
auf, sodass eine Gliederung des Staelschen Hofs durch die Freiraumelemente und
der umgebenden Bebauung stattfindet. Eine Zonierung des Stadtplatzes wird
besonders im zentralen Bereich durch Belagswechsel und den damit verbundenen
Nutzungszuweisungen umgesetzt.
Der
Gehölzbestand bleibt erhalten und zusätzlich ergänzt, was zur Verbesserung des
Stadtklimas beiträgt. In Kombination mit dem hohen Grünflächenanteil dieser
Variante wird ein Stadtraum geschaffen, der klare Zonierungen aufweist, die
Aufenthaltsqualität erhöht und sich in den Bestand und an das neue Stadthotel
anpasst.
Die bereits
bestehenden Wegebeziehungen werden gestärkt. Außerdem wird die neu entstehende
Fuge zwischen Rathauszentrum und Stadthotel zu einem weiteren Aufenthaltsort.
In der Klosterstraße werden die dortigen Lüftungsanlagen des Rathauszentrums in
Grünflächen integriert und schaffen eine Öffnung und thematische Verbindung des
Staelschen Hofs in Richtung Borneplatz. Das Thema Wasser und Spiel findet sich
vor allem im Bereich des beibehaltenen Wasserspiels wieder. Die bestehenden
Angebote werden durch zusätzliche, beschattete Spielgeräte ergänzt.
D. 2. Phase der Bürgerbeteiligung
Im Rahmen
einer weiteren Bürgerbeteiligung wurden den Bürgerinnen und Bürgern die drei
Varianten vorgestellt. Für diese bestand die Möglichkeit, sich vom 18. Mai
2021 bis zum 8. Juni 2021 zu beteiligen und Ideen, Anregungen oder
Vorschläge einzubringen. Die Beteiligungsphase startete mit einem digitalen
Live-Auftakt, in dem das Planungsbüro via Videokonferenz die Planungen
vorstellte und Rückfragen hierzu beantwortete.
Anschließend
hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, einen Online-Fragebogen
auszufüllen und ihren Favoriten der drei Varianten zu benennen. Außerdem konnte
der Fragebogen analog bei der Verwaltung angefordert werden, um alle
Altersgruppen ansprechen zu können.
Die
Auswertung der Bürgerbeteiligung (siehe Anlage 2) wurde von dem Büro Reicher
Haase Assoziierte durchgeführt.
Insgesamt
haben an der Umfrage 136 Bürgerinnen und Bürger teilgenommen. Die wichtigsten
Aspekte unter den Teilnehmenden sind ein hoher Grünanteil, Entsiegelung und
eine Anpassung der Fläche an die Belange des Klimawandels. Die Pflege und
Unterhaltung einer stark begrünten Fläche wird aber kritisch gesehen. Gewünscht
sind eine Vielzahl an Sitzelementen, der Erhalt bzw. eine Erweiterung des
Wasserspiels und den Erhalt der Platanen. Außerdem weisen die Bürgerinnen und
Bürger auf den Fahrradverkehr, die Barrierefreiheit und Inklusion sowie auf
eine Belebung des Platzes hin.
Als Favoriten
werden am häufigsten die Varianten 2 „Klima Oasen“ und 3 „Grüner Hof“ genannt.
Die Variante 2 überzeugt dabei v.a. durch die Gestaltung und Formensprache,
wird aber in Bezug auf Unterhaltung, Pflege, Aufwand und Kosten kritisch
gesehen. Keine Rolle in der Bürgerbeteiligung spielte dabei die mögliche
Verbindung der innerstädtischen Platzsituationen durch die runden
Gestaltungselemente (ähnliches Konzept in der Vorplanung Bernburgplatz).
Die Variante
3 erhielt im Vergleich zur Variante 2 mehr Zuspruch. Hervorgehoben wird der
parkähnliche Charakter des Staelschen Hofes und der hohe Grünanteil.
E. Prüfung durch die Verwaltung
In enger
Abstimmung mit dem Planungsbüro hat die Verwaltung die beiden von den
Bürgerinnen und Bürgern favorisierten Varianten geprüft. Beide Varianten
erscheinen zielführend und umsetzbar und könnten, was einzelne Elemente und
Details betrifft, im Zuge einer Entwurfsplanung weiter optimiert werden.
Im Ergebnis
empfiehlt die Verwaltung aufgrund der Aspekte Grünanteil, Aufenthaltsqualität
und dauerhafte Unterhaltung der Flächen die Variante 3 „Grüner Hof“ als
Grundlage für die Entwurfsplanung.
Neben den
stattgefundenen Abstimmungen mit den betroffenen Fachämtern wurden auch die
Erkenntnisse der parallel stattfindenden Abstimmungen bzgl. der angrenzenden
Planungen Rathauszentrum und Stadthotel in die Planung und die Prüfung
aufgenommen und berücksichtigt.
Das Büro hat
auf Grundlage der Vorzugsvariante eine erste Kostenschätzung (siehe
Anlage 4) erstellt. Diese liegt bei ca. 1.477.260 EUR.
Die
bestehenden Haushaltsansätze sind im Haushaltsplanentwurf 2022 entsprechend
angepasst worden.
F. Weiteres Vorgehen
Die durch den
Bau- und Mobilitätsausschuss zu beschließende Variante der Vorplanung bildet
dann die Grundlage für die anstehende Entwurfsplanung (Leistungsphase 3). In
enger Abstimmung mit den voranschreitenden Planungen am Rathauszentrum und dem
Stadthotel wird diese durch das Büro GREENBOX erstellt.
Eine erneute
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist im Rahmen einer Offenlegung der
Entwurfsplanung vorgesehen.
Anschließend
wird die Entwurfsplanung inkl. möglicher Abwägungsinhalte dem Bau- und Mobilitätsausschuss
erneut zum Beschluss vorgelegt.
In
Abhängigkeit von den Zeit-Ziel-Planungen
für Stadthotel und Rathauszentrum ist auf dieser Grundlage mit dem
Fördermittelgeber (vertreten durch die Bezirksregierung Münster) abzustimmen,
zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang ein entsprechender Förderantrag zu
stellen ist. Hierüber wird im Zusammenhang mit der Vorlage der Entwurfsplanung
berichtet.
G. Auswirkungen auf den kommunalen Klimaschutz
Die drei
bisher erarbeiteten Varianten und aufgrund des maximalen Grünanteils
insbesondere die Variante „Grüner Hof“ wirken sich durch die Entsiegelung der
Flächen sowie durch die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und –strukturen
im Ergebnis positiv auf den kommunalen Klimaschutz und das Mikroklima im
Bereich aus.
Anlagen:
Anlage 1: Auswertung der Bürgerbeteiligung
Anlage 2: Varianten der Vorplanung
Anlage 3: Vorzugsvariante „Grüner Hof“
Anlage 4: Kostenschätzung zur Vorzugsvariante